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Lucret. I.

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Inhalt des ersten Buches.

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Anruf an Venus, als Mutter des römischen Geschlechts und Erzeugerin aller lebendigen Wesen, v. 1-45. Zueignung seinem Freunde Memmius, v. 46 - 49. Hauptinhalt des Gedichtes, v. 50-56. Die Natur der Götter, v. 57-62. Epikurus Lob, v. 65-8o. Vertheidigung gegen die Irreligiosität seines Gedichtes, v. 81– 84. Beispiel schrecklicher Wirkungen abergläubischer Volksreligion, v. 85-102. Warnung vor den Vorstellungen der Dichter, v. 103-117. Lob des Eunius, v. 118126. Anzeige der zu untersuchenden Materien, v. 127-134. Schwierigkeit dichterischer Behandlung derselben, v. 135-143. Empfehlung der Philosophie zum glücklichen Leben, v. 144-146. Erster Grundsatz: „Aus Nichts wird Nichts." v. 147155. Beweise hievon, v. 156-210. Entgegengesetzte Behauptung: Nichts von dem, was ist, wird vernichtet, V. 211 212. Beweise hievon, v. 213-261. Zweiter Grundsatz: „Es giebt Körper, die mit keinem Sinn empfunden werden, v. 262267. Beispiele aus der Erfahrung, v. 268-321. · Dritter Grundsatz: „Nicht alles ist Materie, sondern es giebt auch einen leeren Raum, v. 322-327. Beweise hievon, v. 328 409. Vierter Grundsatz: „Alles übrige ist blos Eigenschaft oder Wirkung und Folge dieser beiden Prinzipe, der Materie und des leeren Raums. v. 410-459. Nähere Betrachtung der Materie; der Körper des Urstoffs und der Aggregate daraus. Erstere sind dicht, mit Zwischenräumen versehen, v. 460-487. Beweise, v. 488-621. Widerlegung anderer Philosophen. Des Heraklitus, der das Feuer zum Grundstoff aller Dinge machte. Schilderung dieses Philosophen, v. 622-631. Gründe gegen seine Behauptung. v. 652-691. Philosophen die mehrere Elemente annahmen, v. 692-702. Empedokles. Lob dieses Philosophen und seines Vaterlandes, v. 703–721. Gründe zu seiner Widerlegung, v. 722-815. Anaxagoras, Erklä rung der Homöomerie desselben, v. 816-832. Widerlegung, v. 833-904. Pathetischer Uebergang zur folgenden Betrachtung, v. 905 - 934. Ueber die Unendlicht des Weltalls. Beweise. Erläuterung durch ein Beispiel, und Wegräumung eines Einwurfs, v. 935-1032. Im Weltall ist kein Mittelpunkt, v. 1033-1042. Es giebt auch keine Antipoden, v. 1043-1049. Widerlegung entgegengesetzter Behauptungen, v. 1050-1089. Schlufs des Buches, v. 1090-1094.

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Mutter der Aeneaden, o Wonne der Menschen und Götter,

Holde Venus! die, unter den gleitenden Lichtern des Himmels,
Du das beschiffete Meer und die Früchte gebärende Erde
Froh mit Leben erfüllst; denn alle lebendigen Wesen
Werden erzeuget durch dich, und schauen die Stralen der Sonne.
Wann du, Göttin, erscheinst, entfliehen die Winde, die Wolken
Weichen vor dir; dir treibt die buntgeschmückete Erde
Liebliche Blumen empor; dir lachen die Flächen des Meeres,
Und es zerfliefset in Glanz vor dir der beruhigte Himmel.
Denn sobald sich die Frühlingsgestalt des Tages enthüllt hat,
Und entfesselt der zeugende Hauch des Favonius auflebt,
Künden die Vögel der Luft dich zuerst an, Göttin, und deinen
Eintritt; deine Gewalt durchschüttert ihnen die Herzen.
Rüstige Heerden springen alsdann durch fröhliche Matten,
Setzen durch reifsende Ströme: so mächtig fesselt die Anmuth,
Und dein zaubrischer Reiz die Natur der Lebenden aller,
Dass mit Begier dir jegliches folgt, wohin du es anlockst.
Und so erregst du im Meer, auf Bergen, in reifsenden Flüssen,
Unter der Vögel belaubetem Haus, auf grünenden Auen,

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Allen tief in der Brust die schmeichelnde Liebe, wodurch sie

Sich fortpflanzen mit brünstiger Lust in Art und Geschlechtern.

Weil denn du nur allein die Natur der Dinge regierest,

Ohne dich nichts hervor an die Pforten des himmlischen Lichts tritt,
Nichts den fröhlichen Trieb noch liebliches Wesen gewinnet:
Wünsch' ich, o Göttliche, dich zur Gehülfin; zu schreiben die Verse,
Die von der Dinge Natur anjetzt ich zu bilden beginne
Unserm Memmiussohn: ihm, den du, Göttin, vor allen
Immer schmücken gewollt mit allen vortrefflichen Gaben.
Um so mehr nun verleihe den Worten ewigen Liebreiz:
Schaff' auch, dafs indessen das wilde Gewerbe des Krieges
Mög' überall entschlummern in allen Landen und Meeren.
Denn du kannst nur allein mit süssem Frieden erfreuen

Unser Menschengeschlecht; da die wilden Geschäfte des Krieges
Mavors, der waffenmächtige, lenkt; der sich oft in den Schoos dir
Hinwirft, niedergebeugt von ewiger Wunde der Liebe:

Und so schauend empor, mit zurückgebogenem Nacken,
Weidet mit Lieb' er den gierigen Blick, anlechzend dich, Göttin!
Und der Liegende schöpft aus deinem Munde den Odem.
Ruht er, Herrliche, nun auf deinem geheiligten Schoose,
Neige dich über ihn hin, und giesse die liebliche Rede
Nieder auf ihn, erflehend gefälligen Frieden den Römern.
Denn ich selber vermag diefs Werk mit geruhigem Geist nicht,
Unter des Vaterlandes Gefahr und Stürmen zu fördern;

Noch kann auch der herrliche Sprofs des Memmischen Stammes
Sich dem gemeinsamen Wohl bei solchen Dingen entziehen.

Aber, o Memmius, du, verléih' ein müssiges Ohr mit;
Lege die Sorgen zurück, und merk' auf die Lehre der Wahrheit:
Wirf das Geschenk, das ich dir mit treuem Fleisse bereitet,
Nicht verachtend hinweg, bevor du es gänzlich geprüft hast.
Denn von der himmlischen Dinge Natur, vom Wesen der Götter,
Will ich dir reden, und dir eröffnen die Kenntnifs der Stoffe;
Draus die Natur schafft jegliches Ding, es mehrt, und ernähret,
Und worein es dieselbe Natur auflöset im Tode.

Diese nennen wir auch in unserer Lehre den Grundstoff,
Allerzeugende Körper, die Samen und Stoffe der Dinge,
Auch ursprüngliche Körper, weil alles aus ihnen entstanden.
Aber die Götter müssen durch sich, und ihrer Natur nach,
In der seligsten Ruh' unsterbliches Leben geniefsen,
Weit von unserem Thun und unseren Sorgen entfernet.

Denn von jeglichem Schmerze befreit, und befreit von Gefahren,
Selbst sich in Fülle genug, nicht dürftig unseres Beistand's,
Rührt sie nicht unser Verdienst, noch reizet sie unser Vergehen.
Schmälichen Anblicks lag auf Erden das Leben der Menschen,
Unter der Religion gewaltsam niedergetreten;

Die vorstreckte das Haupt aus den himmlischen Regionen,
Mit entsetzlichem Blick herab auf die Sterblichen drohend:
Da trat auf ein grajischer Mann, und wagte zuerst es,
Aufzuheben dagegen das Aug', und entgegen zu streben:
Nicht der Götter Ruf, noch Blitze, noch drohende Donner
Schreckten ihn ab; sie reizten vielmehr nur schärfer des Geistes
Angestrengeten Muth, die Riegel niederzubrechen,

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