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Bilder auf die Sinne, v. 696-711. Wie die Seele Vorstellungen erhält durch die äufsern Sinne, vermittelst der Bilder. Phantastische Vorstellungen, v. 712-733. Die Bilder wirken auf die Einbildungskraft auf ähnliche Art, wie auf die Augen, v. 734747. Erklärung der Träume aus dieser Theorie, v. 748-769. Anwendung derselben zur Erklärung der Harmonie des Willens und der Vorstellungen, v. 770 - 791. Täuschung entsteht aus Mangel der Aufmerksamkeit auf die Bilder, und aus Verwechslung derselben, v. 792-810. Der Gebrauch, den wir von den Dingen machen, ist nicht Zweck, sondern Folge ihrer Einrichtung, v. 811-844. Woher der Nahrungstrieb entstehe, v. 845-863. Erklärung des Gehens aus der Bildertheorie, v. 864-893. Des Schlafes, v. 894-947. Der Träume, v. 948-1007. Anwendung der Bildertheorie auf die Wirkungen des sechsten Sinnes, v. 1008-1053. Schilderung des verliebten Unsinns, v. 1054-1098. Aeufsere nachtheilige Folgen, v. 1099-1131. Blindheit der Verliebten, v. 1132- 1248. Quellen vernünftiger Liebe, v. 1249-1258.

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Ungebahnte Gefilde der Pieriden durchwandr' ich,

Die kein Fals noch betrat; die ungekosteten Quellen

Will ich suchen und schöpfen, und neue Blumen mir brechen,

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Meiner Scheitel daraus den herrlichen Kranz zu bereiten,

Womit keinem zuvor die Muse die Schläfe verhüllt hat.
Denn ich belehre vorerst von erhabenen Dingen, und suche
Aus dem verstricketen Netz der Religionen die Seele
Loszuwinden; und dann verbreit' ich noch über das Dunkle
Lichten Gesang, mit dem Reitz der Musen alles besprengend;
Denn es scheinet auch diess nicht ganz entfernet von Gründen.
Sondern wie heilende Aerzte, wann Kindern sie widrigen Wermuth
Wagen zu reichen, zuvor den Rand des Bechers bestreichen

Mit dem gelblichen Safte des sülsen Honigs; damit sie
Täuschen den unvorsichtigen Sinn und die kindische Lippe;

Die indessen verschlucket den Trank des bitteren Wermuths, moy of
Und durch solches Benehmen getäuscht, und doch nicht betrogen,
Sondern vielmehr erquickt, Gesundheit und Leben empfänget.
Also nunmehr auch ich; da den meisten widrig und herb scheint
Diese Lehre, die nicht hinlänglich von ihnen erforscht ist;

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Und der Pöbel davor zurücke schaudert; so wollt' ich

Im süfsredenden Liede der Pierinnen die Gründe

Dir auslegen, und gleichsam besprengen mit Honig der Musen,
Ob es auf diese Weise vielleicht mir möge gelingen,

Fest dir zu halten den Geist in meinen Versen, bis ganz du
Schauest der Dinge Natur, und fühlest von diesem den Nutzen.

Und nachdem ich gelehrt, wie die Stoffe der Dinge beschaffen,
Wie sie, verschieden an Form und Gestalt, durch ewigen Antrieb
Frei umschwärmen im Leeren; auf welcherlei Weise die Dinget
Alle können aus ihnen geschaffen werden: nachdem ich
Weiter erklärt der Seele Natur; woraus sie bestehe,
Und mit dem Körper vereint in lebenden Kräften sich äuss're;
Und wie von ihm sie getrennt, in die Uranfänge zurückkehrt:
Mufs ich dir zeigen anjetzt, was noch in genauer Beziehung
Mit dem vorherigen steht, dass wirklich dergleichen es gebe,
Von uns benannt die Bilder der Dinge, die gleichsam wie Häutchen [
Abgestreifet vom obersten Rand der Flächen der Körper

Allenthalben in Lüften umher sich treiben und schwärmen:

Eben dieselben auch sind's, die oft im Wachen, in Träumen,

Uns erscheinen und schrecken, indem wir Gestalten vor uns sehn
Seltsamer Art, und Bilder der längst verblichenen Menschen;

Die vom ermatteten Schlaf zuweilen mit grausendem Schrecken bie
Uns erwecken: dafs nicht du wähnest, es könnten die Seelen

Aus dem Orkus entfloh'n, noch unter Lebendigen flattern

Hier als Schatten; auch nicht, dals irgend nur etwa ein Theil noch Könne zurücke bleiben von uns, nach unserem Tode;

Wann sich schon aufgelöst mit dem Körper der Seele Natur hat,

Und nun jedes zurück in die Urelemente gekehrt ist.

Also sag' ich, es senden die Oberflächen der Körper

Dünne Figuren von sich, die Ebenbilder der Dinge;

Häutchen möcht' ich sie nennen, und gleichsam die Hülsen von diesen;

Denn sie gleichen an Form und Gestalt dem nämlichen Körper,"

Dem entflossen umher sie die freien Lüfte durchschwärmen.

Und diess lässt sich auch leicht mit halben Sinnen begreifen. nodod
Sehen von Dingen wir nicht, die wir augenscheinlich erkennen,
Körper sich sondern, die theils sich aufgelösset zerstreuen;

Wie aus dem Holze der Rauch, aus dem Feuer die dünstende Wärme,
Theils auch dichter verwebt, und näher zusammengedrängt sind.
Wie, wann die holde Cicade das rundliche Röckchen im Sommer
Abwirft, oder das Kalb von dem Körper streifet die Häute

Bei der Geburt; auch noch, wenn an Dornen die schlüpfrige Schlange
Lässet ihr Kleid, dass den flatternden Raub an Büschen wir sehen.
Zeigt die Erfahrung uns diefs, so müssen auch dünnere Bilder
Senden die Dinge von sich, vom äussersten Rande derselben;
Denn auch der mindeste Grund ist nicht vorhanden zu glauben,
Jene löfs'ten sich leichter, als diese, die feiner gewebt sind.
Ins besondere noch, da winzige Theilchen in Menge
Liegen am äufsersten Rand der Körper, in voriger Ordnung
Hingeworfen zu werden, sich Form und Gestalt zu erhalten.
Schneller auch können sie das, weil minder sie Hindernifs finden;
Sie, die gering an Zahl, und gestellt zunächst an den Rand sind.
Manches sehen wir ja, das hinschiefst, oder auch aufsteigt,

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Nicht, wie wir sagten zuvor, aus dem Inneren selbst und dem Ganzen, Sondern vom äussersten Saum, und selbst von der Farbe der Dinge. Häufig bemerket man das an den gelblichen, röthlichen, blauen, Teppichen, welche gespannt hoch über das weite Theater

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Wogend schweben, allda verbreitet an Masten und Balken.
Denn der Versammlung unteren Raum, den herrlichen Schauplatz,
Sitze der Väter und Mütter, der Götter erhabene Bilder,
Tünchen sie an sie zwingend in ihrem Gefärbe zu schwanken.
Und sind enger umher des Theaters Wände verschlossen,
Dann lacht fröhlicher noch vom ergossenen Reitze der Umfang,
Wann genauer zusammengefasst der Schimmer des Tag's ist.h and
Lassen die Tücher demnach von der obersten Fläche die Schminke
Fahren; wie sollte denn nicht ein zartes Gebilde der Dinge
Jedes entlassen, da beides auf ähnliche Weise vom Rand schiefst?JA
Also giebt es gewifs bestimmte Spuren der Formen,
Welche schwärmen umher, vom dünnsten Faden gesponnen;
Einzeln jedoch und getrennt sind solche dem Auge nicht sichtbar.
Rauch und Dampf und Geruch, und ähnliche Dinge von diesen,.
Wallen in Menge zertheilt hervor aus den Dingen, und darum,
Weil, in dem Innern erzeugt, indem aus der Tiefe sie dringen,
Sie die Krümme des Weges zerreifst; es mangelt der Ausgang,
Wo sie geraden Wegs und unzertrennet entflössen.

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Wirft hingegen ein Schelfchen sich ab vom Rande der Färbung, Findet sich nichts, was zerreissen es könnt'; es liegt an der Fläche, Und an dem obersten Saum, wo es ungehindert davon eilt.

Ferner, Gebilde, die wir in dem Spiegel sehen, im Wasser,

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