Erreichung des ewigen Lebens abirre, und die erforderlich sind, daß er den ewigen Qualen verfalle, als auch auf das Subjekt selbst, das eben von der Erlangung des ewigen Lebens abirrt und den ewigen Qualen anheimfällt. Mit Recht reiht man demnach das Ich des Verworfenen den Mitteln oder Wirkungen seiner Verwerfung ein 1). 29. Wenn aber der Verworfene mit allem, was er hat und was er ist und was ihn umgibt, von Ewigkeit her ohne vorausgehende Schuld, also von vorneherein, von der Glückseligkeit des Himmels positiv und wirksam ausgeschlossen ist, dürfte wohl die gewiß nicht unmotivirte Frage gestattet sein, wie doch nach diesen Ausführungen der durch die Glaubenslehre verbriefte Sah: Gott will, daß alle Menschen selig werden, seine Wahrheit geltend machen könne. Diese Frage beantworten die Vertreter der eben entwickelten Lehrmeinung wiederum in voller Ueber= einstimmung mit den übrigen Thomisten) in folgender Weise: Gott will das Heil aller Menschen nicht absolut, sondern nur bedingt. Fragen wir dann weiter, welches die Bedingung sei, von der Gott seinen Heilswillen abhängig mache, ob diese Bedingung das Verdienst oder Mißverdienst der Menschen sei, so zwar, daß 1) Sequitur (haec assertio) ex Angelico Doctore. praedestinatio est imperium efficax, quo deputantur homines ad aeternam beatitudinem, ita etiam reprobatio est imperium efficax, quo reprobi deputantur aeternis cruciatibus, et- aeternae carentiae visionis Dei. Ergo sicut praedestinatio extenditur ad substantiam praedestinati tanquam effectus illius, ita etiam reprobatio ad substantiam reprobi tanquam ad ejus effectum. Patet consequentia. Quia sicut proprium est praedestinationis extendi ut ad suum effectum tum ad media tum etiam ad id, quod per illa media dirigendum est in finem, nempe Subjectum praedestinatum, et propterea definitur per hoc, quod sit transmissio efficax creaturae rationalis in finem vitae aeternae, ita etiam proprium erit reprobationis respicere ut ejus effectum tum media conducentia ad hoc, ut reprobus deficiat a consecutione vitae aeternae propter relucentiam divinae justitiae, ac proinde media requisita ad hoc, ut deputetur aeternis cruciatibus, tum etiam Subjectum, quod defecturum est a tali consecutione quodque praedictis poenis deputandum est. Ergo. Salmantic. 1. c. §. 3. n. 91. p. 798. 2) Cf. Billuart, 1. c. diss. 7. a. 6. §. 1. p. 44. die Erfüllung jener Bedingung beim Menschen selbst stehe, erwiedert man uns, die Erfüllung dieser Bedingung stehe nicht beim Menschen und sei nicht von seiner Willensentscheidung abhängig1). Der gute Wille des Menschen könne deßhalb nicht die Bedingung bilden, unter welcher Gott ihn beseligen wolle, weil gerade dieser gute Wille eine Wirkung jenes göttlichen Willens ist, gewisse Menschen aus der massa perditionis zu befreien, eine Wirkung aber könne selbstverständlich nicht die Bedingung der sie hervorbringenden Ursache sein2). Welches ist denn also jene Bedingung? Der Thomismus antwortet: die Schönheit des Alls, das allgemeine Wohl! Mit andern Worten: Gott möchte allerdings das Heil aller Menschen wollen, wenn dies die Schönheit des Universums gestattete3). Dieser unwirksame Wille Gottes, der eigentlich nur ein metaphorischer Wille ist4), findet dem Gesagten gemäß seine Rechtfertigung darin, daß, falls alle Menschen selig würden, für die Vollkommenheit und Vollendung des Alls nicht in hinlänglicher Weise Vorsorge getroffen wäre 5). Jene Vollkommenheit und 1) Conditio, quae includitur in voluntate Dei antecedente, qua Deus vult omnes homines salvos fieri, non est ista: si voluerint aut per eos steterit. Alvarez, 1. c. disp. 34. n. 7. p. 362. 2) Ab efficaci ejus (Dei) gratia oritur, ut homines bonum operari et salvari velint; ut nempe bona hominum voluntas non sit proprie causa, cur Deus eos salvari velit, sed potius sit effectus illius divinae voluntatis, qua Deus eos a massa perditionis sua misericordia liberavit. Gazzaniga, l. c. diss. 2. h. 2. n. 18. p. 230. 3) Quarta conclusio: voluntas antecedens importat formaliter in Deo actum conditionatum, quo vellet salutem omnium, nisi ex hoc impediretur pulchritudo universi et bonum universale divinae justitiae et misericordiae. Nostram sententiam defendunt alii plures Thomistae. Alvarez, 1. c. disp. 34. n. 5. p. 261. Cf. Billuart, 1. c. diss. 7. a. 6. §. 1. p. 44. 4) Per ordinem ad consecutionem gloriae potest vocari voluntas metaphorica seu signi, et non voluntas proprie et formaliter. Xant. Marial. 1. c. controv. 15. c. 3. p. 304. Alvarez nennt daher diesen Willen eine velleitas; ebenso Xantes Mariales: per ordinem ad consecutionem finis ultimi, qui est gloria, potest dici velleitas. L. c. 5) Kardinal Franzelin bemerkt, es sei kaum glaublich, wie gewaltig diese Theologen die Schönheit des Weltalls betonen, die sie in der Verdammung unzähliger Menschen zu finden wähnen. Gott Vollendung fordert eben verschiedene Abstufungen der Geschöpfe und eine derartige Rangordnung, daß die einen die erste Stufe, andere die lehte einnehmen. Auch fordert dies die Verherrlichung der göttlichen Gerechtigkeit und die dadurch um so heller leuchtende göttliche Barmherzigkeit gegen die Auserwählten. Diese Güter` sind höher anzuschlagen, als das Heil eines Theiles der Menschheit1). 30. Dies die Reprobationslehre der ältern Thomistenschule. Die Widerlegung der grundlegenden Behauptungen dieser Richtung übernahm die jüngere Thomistenschule und zwar die weiter unten zu besprechende dritte Richtung dieser Schule2). Wir wollen also nunmehr die Thomisten gegen die Thomisten argumentiren lassen. Selbstverständlich beruft man sich hüben und drüben imzuversichtlichsten Tone auf Aussprüche des h. Thomas. Der älteren Schule ist nichts evidenter, als daß der h. Thomas vollständig ihre Ansicht theile; die thomistische Gegenpartei findet jedoch von jener Ansicht beim h. Thomas nicht die geringste Spur, vielmehr und zwar ausdrücklich die von ihr vertretene Anschauung3). Nach dieser Vorbemerkung lassen wir der jüngeren Schule das Wort. ノ will allerdings seine Verherrlichung, und weil er diese will, will er, daß alle Menschen selig werden und durch ihre Liebe und Glückseligkeit ihn verherrlichen; jene Verherrlichung aber, die ihm aus der Bestrafung der Sünder ersteht, kann er nur wollen unter Vorausseßung der Sünden der Menschen, keineswegs aber in einer Weise, wie sie jenen Theologen gefällt. Cf. de Deo uno, l. c. p. 548. 1) Si omnes universaliter salvarentur, impediretur bonum universale providentiae divinae ac perfectio universi, ad quam requiruntur diversi gradus in rebus et quod ex illis quaedam supremum, quae. dam infimum locum teneant; impediretur etiam manifestatio justitiae divinae et major splendor misericordiae ejus circa electos; quae bona sunt multo majora, quam salus aliquorum. Alvarez, 1. c. disp. 34. p. 261. — Demum id exigit pulchritudo universi, quae ex diversitate creaturarum et bonorum et malorum admixtione consurgit. Gonet, 1. c. disp. 5. a. 1. §. 1. n. 5. p. 66. 2) Die zweite Richtung stimmt, wie wir bald sehen werden, in der Hauptsache mit der ersten überein. 3) Alvarez behauptet, der h. Thomas stelle resolutorie die Lehre seiner Richtung auf (disp. 110. p. 716); Gonet hält dafür, der h. Thomas habe die von Alvarez vertretene Anschauung vorgetragen und bewiesen (et docuit et demonstravit, l. c. p. 69); nach Godoy 31. Zunächst belehrt uns die H. Schrift ganz unzweideutig, daß Gott den ewigen Untergang keines Menschen wolle. Es steht geschrieben: Also ist es nicht der Wille eures Vaters, der im Himmel ist, daß Eines von diesen Kleinen verloren gehe. Und wiederum: Dein eigen Verderben bist du (ist aus dir), Israel. Ueberdies bezeugt uns die h. Schrift, daß Gott vielmehr wolle, daß alle Menschen selig werden und das ewige Leben leben. So lesen wir: Gott will, daß alle Menschen hätte der h. Thomas in diesem Punkte gar nicht ausdrücklicher sprechen können (quo nihil expressius potuit pro nostra sententia proferri; disp. 69. p. 346); die Salmantizenser, die „das großartigste und vollendetste Werk der Thomistenschule" aufführten, entnehmen für ihre Behauptungen in der Regel die ratio fundamentalis aus dem h. Thomas. So die ältere Schule. Anders denkt die jüngere. Nach Goudin und Billuart findet sich beim h. Thomas nicht einmal eine Andeutung an diese Lehre (nusquam meminit illius; Goudin, l. c. q. 3. a. 1. concl. 3. p. 390; cujus ne vestigium reperimus in S. Thoma; Billuart, I. c. diss. 9. a. 9. §. 2. p. 466.). sie widerspricht der Lehre des h. Thomas (repugnat doctrinae S. Thomae; Goudin, p. 391.), das Gegentheil trägt der h. Thomas ausdrücklich (expresse, id. ib.) vor. Graveson versteht es nicht und vermag es gar nicht zu begreifen, wie jene Lehrmeinung mit der Doktrin des h. Thomas in Einklang und Zusammenhang gebracht werden könne (ut candide dicam, non video nec capere possum, quo pacto cum ista sanctissimi praeceptoris nostri doctrina cohaerere et conciliari possit doctrina illorum Theologorum etc., 1. c. ep. 9. p. 143); es ist für Graveson außer allen Zweifel gesezt, daß der h. Thomas die von seiner Richtung vertheidigte Theorie gelehrt habe (hanc esse S. Thomae doctrinam nullus dubito; ib.). Welche Beweiskraft einzelne aus dem ganzen Lehrsystem des h. Thomas herausgerissene Texte zu beanspruchen berechtigt sind, zeigt uns dieser Kampf der Thomisten auf das überzeugendste. So argumentirt beispielsweise Gonet (1. c. §. 5.) aus zwei Texten, in welchen sein Gegner Goudin (S. 390, 394) ausdrücklich seine, also, wie er glaubt, die ganz entgegenseßte Ansicht ausgesprochen sieht. Hierin liegt der Grund, warum ich früher behauptete und diese Behauptung auch jezt noch voll und ganz aufrecht halte, daß zu den Quellen, aus denen die zur Entscheidung dieser Streitfragen nöthigen Beweisgründe zu entnehmen seien, „keineswegs der h. Thomas zähle, da bekanntlich die Kontroverse sich auch um die diesbezügliche Lehre des h. Thomas stetig und gewiß nicht in letter Linie bewegte." (Jahrg. 1. dieser Zeitschr. S. 162). selig werden. Und abermals: Der Herr will nicht, daß Jemand verloren gehe, sondern daß sich alle zur Buße wenden. Und wiederum: Ich will nicht den Tod des Sünders, sondern daß sich der Gottlose bekehre und lebe. Endlich: Die Güte Gottes leitet dich zur Buße. Wenn nun aber Gott den Menschen, ehe er deffen Schuld vorhersah, positiv vom ewigen Leben ausschlösse, und zur Erreichung dieses Zweckes alle Mittel anordnete (conquireret), läge es denn nicht auf der Hand, daß Gott die betreffenden Menschen nicht nur nicht zum ewigen Leben habe gelangen lassen, sondern vielmehr vom ewigen Leben habe ausschließen und im ewigen Untergang belassen wollen?1) Es ist sodann unmöglich, daß Gott das Heil aller Menschen wahrhaft und aufrichtig wolle, und daß er dennoch einen Theil der Engel und Menschen ohne deren Schuld von der ewigen Glorie ausschließe. Diese Säge enthalten einen offenbaren Widerspruch2). 1) Probatur 1° iis Scripturae locis, in quibus apertissime dicitur, Deum, quantum est ex se, non solum neminem velle perire (Matth. 18. 14: Non est voluntas ante Patrem vestrum, nt pereat unus de pusillis istis, quo significatur, ut inquit ibidem S. Thomas, nullum voluntate Dei perire; Osee 13. 9: Perditio tua (ex te) Israel, i. e. nullo modo ex me; sed etiam velle, ut omnes salvi fiant et vivant vita aeterna: 1 Tim. 2. 4: Deus omnes homines vult salvos fieri; 2 Petri 3. 9: Non vult aliquos perire, sed omnes ad poenitentiam reverti. Ezech. 33. 11: Nolo mortem impii, sed ut convertatur et vivat. Ad Rom. 2. 5: Benignitas Dei ad poenitentiam te adducit, ubi Apostolus nominatim alloquitur eum, qui sibi thesaurizat Dei iram i. e. reprobum. Atqui si Deus ante omnem culpam ex parte reprobi praevisam, positive decrevisset, eum a vita aeterna excludere et ad id media conquireret tanquam ad finem a se intentum, palam est, quod, quantum est ex se, non modo non vellet, eum vivere vita aeterna, sed potius ab ea excludi et in aeternum manere in interitu. Ergo etc. Goudin, l. c. q. 3. de praedest. a. 1. concl. 3. p. 389. 2) Contendo, voluntatem consequentem, qua Deus vellet aliquos sive angelos sive homines excludere a gloria aeterna citra ullum eorum praevisum demeritum, nullo pacto stare posse cum vera et sincera voluntate antecedenti salvandi omnes omnino homines . . . Voluntatem Dei consequentem excludendi aliquos sive angelos sive homines citra eorumdem eritum a gloria aeterna, stare posse cum |