Billeder på siden
PDF
ePub

Kokûzó, denn zô bedeutet nicht nur »Scheune«, sondern entspricht auch in buddhistischen Namen dem Sanskrit »garbha«.

Von den blossen Transscriptionen indischer Wörter, die im japanischen Gewande bis zur Unkenntlichkeit entstellt sind, erwähne ich hier nur das in No. 118 vorkommende »Hitsuri-Yuku« [lies: Hitsu-ri-yô-ku]. Dies Wort lautet in chinesischer Aussprache*): Pi-li-yang-k'ü und entspricht Sanskrit: Priyangu (sc. dvipa, wie überall statt »Provinz« zu übersetzen ist).

Und so wäre im Einzelnen viel zu erläutern, wofür sich in der Folgezeit hoffentlich Gelegenheit finden wird.

*) Vgl. die chinesische Beischrift zur Abbildung des Râhula im Butsuzôzui 4 p. 17.

F. W. K. Müller.

Der Paradiesgarten als Schnitzmotiv der

Payaguá-Indianer.

Das Museum für Völkerkunde besitzt drei eigenthümlich geschnitzte Medizinpfeifen der Payaguá-Indianer, der einst von allen anderen Stämmen. gefürchteten Flusspiraten des Paraguay, die 1740 und 1790 bei Asuncion angesiedelt worden und heute auf eine kleine Anzahl dort am Ufer wohnender Individuen zusammengeschmolzen sind. Zwei der Pfeifen A (Inv. Nr. V C. 28) und B (Inv. Nr. V C. 950) stellen lange Cylinder dar: A länger und dünner, 44,5 cm lang, 4 cm Dm., B kürzer und dicker, 30 cm lang und 4 cm Dm. Die kleine Pfeife C (Inv. Nr. V C. 29) ist flach und rund, nur 10 cm lang und misst 3,5 und 5,5 cm im Querschnitt. A und C entsprechen der Beschreibung von Azara am Ende des vorigen Jahrhunderts, nach der die ärztlichen Tabakpfeifen der Payaguá fusslange, faustdicke, der Länge nach durchbohrte Stäbe waren.

[ocr errors]

Die Pfeifen sind aus schwerem hellbraunem Holz und sind der Länge nach durchbohrt. Im Querschnitt des einen Endes befindet sich eine trichterförmige Vertiefung zur Aufnahme des Tabaks, am anderen Ende des Cylinders ist das Mundstück bei A in der Längsachse wie ein kurzer Pflock angeschnitzt und besteht bei B in einem eingeschobenen Bambusrohr. Bei C fehlt das Mundstück. Vgl. die Abbildungen A und C.

A ist an den beiden Enden mit einem Kranz von platten Messingnägeln verziert. Eine Anzahl Nägel sind auch über die Schnitzerei vertheilt. B dagegen zeigt in regelloser Vertheilung über dem Cylindermantel 14 eingelegte rechteckige Stückchen Spiegel.

Figürliches Schnitzwerk bedeckt die Pfeifen und hebt sich von dem hellbraunen Grunde sehr scharf ab, weil die festen und tiefen Schnitte durchgängig mit weissem Thon ausgefüllt sind.

In der Darstellung unterscheidet man Menschen und Thiere bekannter Art neben geschwänzten Menschen und fabelhaften Schlangen. Mir fiel vor allem die Wiedergabe von Bäumen auf. Wie soll der südamerikanische Indianer dazu kommen, Palmen abzubilden? Bei näherer Betrachtung bemerkte ich alsdann zu meiner Ueberraschung, dass

auf den Pfeifen das alttestamentliche Paradies dargestellt ist, allerdings in einer uns etwas seltsam berührenden Art und Weise.

Auf A erhebt sich als hohe Caranday-Palme der Baum der Erkenntniss mit zwei ovalen Früchten. Rechts sitzt Eva; sie greift mit der linken voll ausgespreizten Hand in der Richtung der Frucht, während sie die rechte essend zum Munde führt. Auch zwei Leguane wollen die Früchte verzehren. Wir bemerken andere Thiere des Paradieses; über den Leguanen links im Gipfel der Palme einen Kletteraffen mit Ringelschwanz, rechts der Palme entlang einen stattlichen Hirsch. Unter den Leguanen links erstreckt sich noch länger als der Hirsch ein riesiger Skorpion.

Vor allem aber sorgfältig behandelt ist die Gestalt der Schlange, die den ganzen Cylinder von oben bis unten in Windungen durchzieht. Sie ist deutlich als ein Fabelwesen aufgefasst. Der Kopf mit der vorgestreckten Zunge trägt einen Busch von Federn oder dergl., der Leib ist mit einem wechselnden Rauten- und Zickzackmuster bedeckt und läuft in eine gespaltene Schwanzflosse aus, oben unter dem Kopf sehen wir einen Arm mit drei Klauenfingern und symmetrisch dazu einen stark gefiederten Flügel. Ein hochbeiniger Vogel mit gehobenem Flügel und langem Schnabel hackt auf das Ungethüm ein. Er scheint eine Art Storch vorzustellen, erinnert aber im Habitus vor allem an Dolichocephalus cristatus, von dem Dobrizhoffer (I. 439) sagt: »Er ist von der Grösse eines Storches, ist ein geschworner Feind der Schlange, bringt sie mit seinem Schnabel um und frisst sie: bei den Spanern wird er fast zahm und kommt zu ihnen in die Gärten.<< Der Schnabel des fraglichen Dolichocephalus im Paradiesgarten erscheint aber zu lang. Als Gegenstück sehen wir auf der andern Seite des Schlangenkopfes einen langhalsigen und auch sehr langschnäbligen Strauss, dessen Identität durch den Vergleich mit den andern Pfeifen sicher wird.

Das Merkwürdigste ist die Darstellung Gott Vaters über dem Baum. Die im Knie rechtwinklig gebeugten Beine sind weit nach aussen gestellt; in der linken Hand hält er eine über dem Arm herabhängende Schlange hoch empor, mit der rechten Hand schwingt er eine zweite Schlange über seinem Haupt; Gott Vater ist der grosse Zauberer. >Zauberer«, sagt Dobrizhofer, II 378, »können alle Gattungen Schlangen unbeschädigt in die Hand nehmen«.

Es empfiehlt sich an dieser Stelle die kleine Pfeife Cheranzuziehen. Da sehen wir dasselbe Motiv in schönerer und noch verständlicherer Auffassung. Gott Vater tanzt und springt wild umher und wirbelt zwei Schlangen durch die Luft, während eine dritte am Boden liegt und anscheinend eine vierte sich über der nebenstehenden Gruppe windet.

[graphic][ocr errors][subsumed]

Tabakpfeife A der Payaguá. Mit Messingnägeln beschlagen. Aufgerollte Schnitzerei: Eva isst vom Baum im Paradiese.

Hier erkennen wir deutlich den Akt, auf den sich die Aufregung des Zauberers bezieht und die ihrer auch wohl werth ist: Eva ist soeben. geschaffen. Sie springt lustig empor von dem schlaff zurückliegenden Adam, der nebst der ganzen Situation durch vier scharf geschnittene, die zugekehrte Seite durchsetzende Rippen mit Sicherheit erkennbar wird. In der Lücke zwischen Gott Vater und Adam steht ein Strauss als Repräsentant der Paradiesthiere, ähnlich wie in A.

[graphic][graphic][subsumed]

Tabakpfeife C der Payapuá. Aufgerollte Schnitzerei: Erschaffung der Eva.

Es fragt sich, wie die übrigen Figuren auf der Pfeife A zu deuten sind. Die geschwänzte Menschengestalt mit dem Hirtenstab in der Rechten, kann nach der langen spitzen Zickzacklinie zu urtheilen, in die sich sein linker hochgeschwungener Arm verlängert, nur der Cherubim mit dem flammenden Schwert sein.

In dem kleinen Raum unter dem Palmenbaum und in dem halben Maassstabe der übrigen Figuren steht die Hände auf der Brust zusammengelegt, das Gesicht von einem strahlenden Federdiadem umgeben, mit einer Art Mantel behangen, eine menschliche Gestalt, die man wohl als Christus anzusprechen hat. Christus wird immer mit reichem Schmuck von den Indianern aufgefasst.

So bliebe für Adam nur die traurige Teufelsgestalt oberhalb der Eva übrig, die einen Schwan mit einer Pfeilspitze trägt, mit den beiden dreifingerigen Klauen zum Herrgott hinaufgreift und mit weit offenem Mund oder Maul zu ihm zu sprechen scheint. Der Adam ist also jedenfalls eine lebendige Illustration zu dem Bericht Dobrizhofers (II 112, 116), > dass die Abiponer den Teufel für ihren Grossvater halten«, und >>nicht bloss die Abiponer, sondern auch die benachbarten Mocobis, Tobas, Yapitalakas, Quaikurùs und andere berittene Nationen in Chaco rühmen sich Enkel des Teufels zu sein«.

« ForrigeFortsæt »