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Die vorstehende Abhandlung, die durch geneigte Vermittelung der Colonialabtheilung des Auswärtigen Amtes an das Museum für Völkerkunde überschickt wurde, ist dem Kaiserl. Vizegouverneur Dr. Hahl zu verdanken, dessen Mittheilungen nach den Aussagen eines bejahrten Insulaners niedergenommen worden sind, und dem bisher über die Insel Bekannten mancherlei Neues hinzufügen.

Obwohl auch in Mikronesien die alte Zeit im raschen Verschwinden begriffen ist, hat sich doch aus bisheriger Abgeschlossenheit ein Anflug von Originalität mehr noch erhalten, als in anderen Theilen Oceanien's*) und so bleibt es angezeigt, den jetzigen Beginn der Colonisation zu benutzen, um was noch vorhanden, baldigst in Sicherheit zu bringen.

Unter der durch die Lehre von den Elementargedanken vereinfachten Ueberschau fügt sich das Obige in die dadurch hergestellten Rubriken zwanglos hinein, so dass ein willkommener Beitrag geliefert ist, zur Mehrung der Belegstücke und deren Controlle.

Die Eintheilung der Verehrungsobjekte stellt sich der von Mariner, Anfang des vorigen Jahrhunderts, in Tonga aufgezeichneten zur Seite, unter den lokal bedingten Modificationen:

Unter den Hotooa (»supernatural intelligent beings «) werden aufgezählt: 1) >The original gods,« 2) >the souls of Nobles « (Egi), 3) »the souls of Matabooles << [einen Stufengrad niedriger, weshalb diesen das Pneuma fehlt, zur Inspiration, während den unteren Klassen (Mua und Tua) schon die Seele (in ihrer Vollkraft wenigstens) abgeht], 4) «the original attendants (servants) of the gods«, die tiefer stehen, als die beiden angegebenen Klassen; wie auf Rehua's Himmelsterrassen der Maori die Nga-Atua (»Götterdiener <<), mit den Nga-taura (als ihre Diener wieder) den » Menschenseelen << (in Autoia) untergeordnet sind (cf. V. S., S. 111), und so (s. Gill) ist Avaiki (auf Mangaia) »Aufenthalt der vornehmen und geringeren Götter« (cf. A. a. V. u. M., S. 85), 5) >the Hotooa Pow or mischievous gods<<, 6) »Moooi«, der die Erde tragende Gott (der, wenn von der Last ermüdet, im Erdbeben schüttelt).

Die Egi vertreten hier die der Erinnerung verbliebenen Gestalten der Abgeschiedenen, die da im Leben des socialen Kreises schon von

*) auf polynesischer Inselwelt, während in Melanesien noch manch' versteckter Winkel seiner Aufentdeckung harrt.

höherem Rang, zu höherem noch am Hofstaat des Heimathslandes Bolotu (zu dem sie wie die Itonama, Moxos, Bapairi u. A. m. — zurückgekehrt sind) aufsteigen mögen, und wenn bei ferner zurückweichender Vergangenheit, in undeutlichen Vorstellungen verschwimmend, hinübertreten in das Dunkel, aus dem (auf Tahiti) die »ursprünglichen « Götter hervorgeboren sind die Atua-fanau-po (oder »nachtgeborenen Götter «), unter den [an der (in des Patriarchen Traum) von der Erde zum Himmel reichenden Leiter] einander begegnenden Dämonen (b. Plotin), in dem, Menschliches und Göttliches vermittelnden » Dämonischen << (Plato's), wenn die Tamate (Seelen) sich in Vui (s. Codrington) wandeln (auf den Banks-Inseln), mit langer Reihe der Analogien (cf. M. C., S. 63 u. a. O.).

Diese hochgestellten Personalitäten pflegen sich um das irdische Thun und Treiben des Menschenvolkes wenig nur zu kümmern, wie es Eunius von den in römischen Gesichtskreis herübergenommenen Olympiern vermuthete (>eos non curare opinor, quid agat hominum genus«), um bei ihrem Schwelgen in den Seligkeiten der Intermundien (Epikur's) möglichst ungestört zu bleiben, und wenn sie bei Anrufung durch einen hinterbliebenen Geschlechtsgenossen zu seiner Inspiration herbeizukommen sich herablassen, so ist das Gefälligkeitssache, denn oft genug, wie erfahrungsmässig bekannt, bleibt solches Bitten und Beten unerhört und bei ihnen lässt sich das Verfahren des Angekok nicht zur Anwendung bringen, der, wenn auf Trommeln und Gesang sein Torngak sich nicht einstellt, die eigene Seele (wie der Paje die seinige) hinaussendet, um ihn herbeizuholen (ob willig oder nicht). Und bei solcher Indifferenz könnte sich das Menschenvolk vom (dóvos oder) »Neid der Götter« (b. Homer) unbehelligt fühlen dürfen.

Da nun aber im Jammerthal hienieden sich mancherlei Unbequemlichkeiten fühlbar machen, die, weil im jedesmaligen Specialfall auf ihre Ursächlichkeiten nicht rückführbar, auf übersinnliche hinausverlegt werden. müssen, so benöthigt sich neben jener aristokratischen Götterklasse, eine plebejischer applanirte in deren »Götterdienern«, auf den der Erde näheren Himmelsterrassen, als dortige Patrizier, da es um solche allein in göttlichen Dingen sich handelt; denn die Mua und Tua (denen insofern ihre Seele abgesprochen wird) sind in Bolotu von vornherein ausgeschlossen (und kommen also überhaupt nicht in Betracht).

In dieser den Hauptgöttern untergeordneten Kategorie (der Naturgötter oder Elementargeister) sind die »Einsitzer < einbegriffen, die Jnnuä (der Eskimo), die Oki (der Indianer), die Nui (der Papua) und Consorten [mit dem »Genius loci« (Stetigot) in jedem Dinge; dem Idem der Efik], und bei den über gleichmässigeren Kamm geschorenen Seelen (in Melanesien z. B.) können die durch Ausnutzung ihres » Mana‹ bevorzugten Ahnengeister darein

übergehen (als >> Vui« also), unter die » dii minuti« (b. Plautus) hinein gerathend oder minutissimi (der Indigetes); die dann wieder mit den Laurentiern zusammenkommen (aus latinischer Vorzeit) oder den (mit Hut der Menschen beauftragten) Dämonen des »goldenen Zeitalters« sich gleichstellen lassen, in (Hesiod's) Periodenwechsel (der Schöpfung). An sich sind sie indifferenten Naturell's aber eifersüchtig darauf bedacht, die ihnen auf ihr Eigenthum zustehenden Rechte zu wahren, so dass sie die Benutzung der zum Lebensunterhalt benöthigten Naturobjecte gegen entsprechende Sühnungen nur zulassen, zum Niessbrauch (bei den Athapaskern), und da sie jeden (wissentlichen oder unwissentlichen) Eingriff unfehlbar strafen (durch Störungen der Gesundheit besonders, in pathologischer Pein), kommen sie vorwiegend in einem Charakter zur Empfindung, der als ein böswilliger gedeutet werden kann, weil unter dem Innerterrirsök oder dem (im Luftkreis durchwaltenden) » Verbieter« (grönländisch): ein verbietender eben (und somit den Wünschen oft entgegen).

Durchschnittlich indess lassen die Wildlinge ihnen Gerechtigkeit widerfahren. Sie erkennen das auftreffende Leid als verdiente Bestrafung dehmuthsvoll an und beeifern sich, durch Anfragen bei Sachkundigen (Fiölkunnigr oder Spakona allerlei Art), das wieder gut zu machen, was gefehlt sein möchte.

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Da sie indess, trotz besten Willens und Wissens, sich gequält fühlen (durch Schädigungen bald so, bald so), ist dafür (um des Herzens Bedürfnissen und ihren Fragestellungen zu genügen) eine besondere Rubrik eingerichtet worden, in den »Hotooa pow« (auf Tonga), denen tückisches und neckisches Wesen in der Natur liegt (ursprünglich schon ein wohnt), und dieses Göttervolk läuft dann aus in die »Quälgeister (s. J. Grimm) oder »>Plagegeister« (Poltergeister), mit denen sich als Kobolde oder Follets« ein mehrweniger gemüthliches Abkommen treffen lässt, während sie unter den Gemeinbegriff der Wichtel oder »Wichte wieder auf das Gewimmel der Kleingötter überführen (mit volksthümlich geringschätziger Nebenbedeutung). Die brahmanischen Statistiker rechnen, im Total, dreiunddreissig Millionen Götter (von denen sich 33 »Selecti« in Indra's Palästen auf Tawatinsa zusammenfinden, wie eine Dodekokratie an olympischer Tafelrunde), die Hawaier 40 000 in ihrem Zahlensystem, die pythagoreische Tetpantós bevorzugend, und betreffs der Römer (s. Arnobius), »in rerum naturae potest forsitan fieri, ut deorum millia centum sint« (mit zugehörigem Indigitamenten). Nec eorum numerus nec nomina (der Penaten), liess sich in Erfahrung bringen. (zu Varro's Zeit) cf. Z. n. B. d. Ps. (S. 192).

Im Uebrigen schiebt sich skeptisch überall der Zweifel*) dazwischen, der dem >Cogito ergo sum< noch vorangeht (beim Kirchenvater). »Nec deos negavit nec tacuit« (Anaximenes). Ob Götter seien oder nicht, liess Protogoras in unentschiedener Schwebe (non liquet). Als eine derartige Frage an Finow gerichtet war, meinte er (s. Mariner), Götter dürfte es wohl geben, aber was die Priester von ihnen erzählten, sei Lug und Trug (auf Tonga).

Am übersichtlichsten ordnen sich diese Verhältnisse auf den Pelau zusammen, da die aus langjährigen Erfahrungen gewonnenen Mittheilungen Kubary's den Einblick erleichtern.

Voran, wie überall, steht (in dem dortigen Gottesdienste auch) die Religio Larum (oder Medawi Pitri), die von dem Familienhaupt vorgesehene Ehrung der θεοὶ γενέθλιοι μύχιοι oder Ερκειο) am häuslichen Heerde (des Oikos), das »Ingeside« oder »Husinga« (der Penaten) der >Blathek nämlich, auf den Pelau.

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>Apud majores omnes in domibus sepeliebantur« (s. Servius). Aber auch wenn nicht länger in der Hütte (am Tocantin) begraben [oder dort (zu Jauja) als Mumie bewahrt] umgeben die Abgeschiedenen, (als Ingomumen oder Hiusero alde burgo) oder (s. Grimm) » Lares« (mit gespenstiger Wandlung des »Lar« in »Larva«), eng noch immer den Kreis der Hinterbliebenen, in deren ehelichen Zeugungen sie früher oder später (gleich den »Abiku« in Yoruba) wiedergeboren**) zu werden haben, der Grossvater meist (regelrechterweis) im Enkel, weshalb dieser nach jenem benannt wurde (im hellenisch alten Brauch).

Ihnen wohnen naturgemäss die wohlwollenden Gefühle der »Oromatua< (Tahiti's) ein, obwohl zugleich sie scharf und streng die Einhaltung des altvererbten Brauchs (»Mos Majorum«) in guten Sitten überwachen und Vergehen dementsprechend strafen, nach Art der »Nitu« (bei den Alfuren).

Die jüngst abgeschiedenen » Ataros« sind erklärlicherweis am meisten gefürchtet (auf San Christobal), weil am lebendigsten noch gegenwärtig in der Erinnerung [oder (unter den Seelentheilungen der Papua) Nunuai], mit dem was sie, neben dem Guten auch, Böses vielleicht sinnen möchten; vornehmlich wenn aus eigenem Schuldbewusstsein etwaiger Rachegefühle verdächtig.

*) Neen! er is geen berg, geen zee, geen rivier, geen water, dat Alles is hier binnen mij (in mijne voorstelling schlechts), hört sich auf Java, (s. Poensen) in dortiger Vorstellungswelt. „Die Welt ist meine Vorstellung" (b. Schopenhauer). Deze mijne lippen hier, zijn Allah“ (argumentiren die Sectirer des Tijang pasek), wenn der Mensch seinen Gott sich schafft; anthropomorphisch, wie theriomorphisch Rinder und Pferde (nach Xenophanes' Ansicht) cf. L. B. I, (S. 37 u. a. O.).

**) Die phallischen Riten bei den Bestattungsfesten dienen, um solche Wiedergeburten zu erleichtern, (im Symbol des Lingam).

Wie in den separat gestellten Ahnenkapellen der Chinesen, wird auch den Blathek (der Pelauer) auf Brettchen (in der Minahasa) oder Schüsseln der »dii patellarii« (Schüsselgötter) - tägliche Speisung hingesetzt, die den >Heroen«, ehe dieselben zu ihren Verherrlichungen aufstiegen, unter den Tisch zugeworfen war (mit Credenzen des »Minnetranks<< daneben).

Für solche Liebesbeweise erweisen sie ihrerseits sich erkenntlich, so dass sie bei Krankheiten und sonstigen Unfällen sich befragen lassen, nach den Regeln der Wahrsagekunst (oder »Manglek« auf Pelau). Solchen >>Schüsselgöttern« wird gelegentlich geschmeichelt mit [dem »Napfhans< (von der Küchenfee) zugesteckten] Leckerbissen, wie dem »Küchengotte<< (China's), damit er ein gutes Zeugnis ausstelle, beim Aufsteigen zum Himmel am Neujahrstage (für Berichterstattung).

Wer durch Grossthaten eindrucksvoller im Gedächtnis verblieben ist, zum Lar familiaris (Husing) erhoben, mag seine besonderen Auszeichnungen erhalten, aber durchschnittlich reicht die Erinnerung über die dritte Generation nicht hinaus, mit den Tritopatores abschliessend (auf Tucopia).

Jenseits des, unterschiedlicher Verbildlichung gezogenen, Grenzstriches (über den peripherischen Horizont deutlicher Sehweite hinaus) verschwimmen die >>Imagines<< der Vorfahren in die (Vor- oder) Urzeit, als »Alles noch dunkel war,< mai ka po mai (auf Hawaii), unter Kreisen der >> Po« oder Mutternächte, »cycles of Po« (s. Taylor): in die australische Alcheringa, wo menschliche und thierische Bildungen noch durcheinanderliefen >the Man-Kangoroo« und »the Kangoroo-Man« (s. Spencer-Gillen), in die indianischen Maskereien, als (den Chimu ihr) Con oder »the GreatTransformer<< (s. Boas) umging (im Coyotl), ein Gott »Vertumnus, rerum vertendarum<; in die Schöpfungen also der (b. Aristoteles) x VUXTÒS Philosophirenden (der αρχαιοι ποιηταί und θεολόγοι); oder in Das, was (auf Pelau) Milgolk (»wo es noch dunkel war«) genannt wird, wo > alle Menschen noch Götter waren« (s. Kubary), die Menschen als Tischgenossen der Götter (wie Tantalus), an Abassi's Tischgedeck am Calabar (ehe die Himmelsleiter emporgezogen wurde) cf. D. F. (S. 94). Das ist das Pflanz- (oder Mist-) bett (-beet) für die (tahitischen) » Atua fanau po« (die nachtgeborenen Götter) oder [im Unterschied von den Te-aitu-tanata (auf Nukuor) die Tupua, als] >>Selbsterstandene<; und demgemäss heisst es von dem vergötterten Helden Kwolod, als »es helle wurde« (im vorzeitlichen Dunkel) als das > Ao« (Licht) hervorbrach (in hawaischer Kosmogonie) : da war er bereits ein Kalith« (s. Kubary), in Vergottung (apotheosirt).

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Für diese »Kalith« oder Götter findet sich nun allerlei praktische Verwendung, um sie aus eponymischen Heroen (der Phratrien) zu Schützern (als Schutzgottheiten) der Landschaften zu erheben (gleich Theseus): um

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