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rascher also vom Leibe abgezogen, um dasjenige übrig zu lassen, was überlebselt (in „survivals").

Der Unterschied liegt nun darin, dass dem Wildfang (oder Wildling) der Elementargedanke sein Eins und sein Alles, an dem mit Leib und Seele er klebt, weil von seinem Herzblut warm und erwärmend durchströmt. Solche Sättigung fehlt bei den in geschichtlichen Culturgebäuden einlogirten Halb- oder Ungebildeten, die ihren Elementargedanken mehrweniger misstrauen, halb und halb schon verdächtig sie anblicken, weil verspottet (oder gescholten gar) von ihren Bessern; die ihrerseits, unter dem Vielen, was sie hinzuzulernen hatten, den ursprünglichen Elementargedanken fast längst bereits vergessen haben, und dass er unverändert (gleich starr, wie einst) in ihnen steckt, selber nicht wissen (oder bestenfalls nicht an- erkennen wollen).

Das folkloristische Ueberlebsel artet leicht weiter aus, bis zu einer Tändelei des Zeitvertreibs (oder selbst in sinnloses Geplärr mitunter).

Der Wilde dagegen meint es streng und ernst mit seinem Elementargedanken, weil mit religiösen Sehnungen durchschwellt, die ihn desto mystisch gewaltsamer binden, je weniger er selber im Stande ist, sie sich zum Bewusstsein zu bringen; welches ganz noch übermannt ist von der Obmacht des ,,Unbekannten" ringsum (aus den Rätseln der Welt; die in der Cultur bis auf,,sieben“ gezählt, aber dadurch nicht gerade viel deutlicher geworden sind). Dieser in der Betrachtungsweise festzuhaltende Unterschied, macht keinen Unterschied für sie selber, da in wissenschaftlicher Bedeutung völlige Ebenwertigkeit gilt: das eine gleich wichtig ist wie das andere, das Grosse, wie das Kleine, und das letztere oftmals mehr als jenes (verhältnissmässig). In Anbetreff der Brauchbarkeit kommt es darauf nur an, dass der Erforschungsplan, im jedesmaligen Sonderfalle des vorliegenden Problem's, gediegen gründlich durchgeführt sei, nach exacter Methode (dem logischen Rechnen gemäss).

Durchschnittlich ist (auf primärem Niveau) der (ethnische) Elementargedanke mühelos leichter erledigt, weil vorwiegend (handgreiflich plumpes) Rohmaterial. Bei den folkloristischen Untersuchungen dagegen bedarf es vielerlei Cautelen, um nicht durch unbedacht rasches Abthun zu verletzen, was beim, späteren Besserwissen nachträglich wiederum (,,in integrum“) zu restauriren, schwierig sein mag. Es bedarf eines scharfen Kennerblickes, einer wohlgeschulten Beobachtungsgabe, um die transitorischen Nüancirungen, die aus einer mit ätherischen Ausverfeinerungen durchschwängerten Atmosphäre hie und da daran, haftend geblieben sind, unbeschädigt abzuheben, und als unverletztes Sammelstück dem Fachgelehrten zu überliefern (für weitere Erprobungen im Laboratorium). Als günstige Wendung (von Tyche's Steuerruder) ist es deshalb zu begrüssen, dass auf dem jüngsthin erst urbar gemachten Arbeitsfelde der „Folklore", so bald bereits eine Reihe wohlvorbereiteter Meister sich zusammengefunden hat, und ihren, in dem Artikel obiger Zeitschrift wiederholt genannten, Namen schliesst sich in erster Linie zugleich der des Herausgebers selber an (F. S. Krauss).

In den,,Beiträgen zur Geschichte des Niederrheins" (XIII) giebt Pauls (bei

Besprechung des ,,Zauberwesens und Hexenwahns am Niederrhein") eine Uebersicht über niederrheinische Hexen-Verfolgungen und -Processe für die Zeit von 1490-1738. Neben den obligaten Verbrennungen und Folterungen (bei welchen einer der Scharfrichter,,fünf ganze Wochen die Tortur an einem Stück abgewartet hat"; an vier,,Zauberinnen") findet sich darunter die Rechnung des Amtes Düren über das ,,Aufschneiden" (durch den Barbier) eines der Zauberei verdächtigen Mannes", in Gegenwart des Doctors von Jülich, eines Licentiaten, zweier Medici, des Bürgermeisters, der Schöffen und des Rathes", im Styl afrikanischer Bauchaufschneidereien, (um das Zaubermittel aufzustöbern). Die Schwarzen (im dunkeln Continent) lassen diesen Process vornehmlich ihren,,Regenmachern" angedeihen, den,,Wettermachern" (in Weisheit des Weissen) oder (b. Burchard),,Immissores tempestatis" (,,Blitzhexe" oder „,Zessenmacherin".) Die rohen Wilden erweisen sich dabei als elendige Stümper (in ihren Hexenprocessen), gegenüber demjenigen Raffinement*), das die Künste der Civilisation (auf den durch die Cultur gesegneten Fluren) zu Wege gebracht haben (und wird man dies den unwissend armen Naturkindern nicht allzu übel deuten wollen.)

Ihrer schlottrigen Buchführung schon könnte die hierorts sorgsame zum Muster aufgestellt werden. So findet sich in der Rechnung des Amtes Grevenbroich nicht nur der Lohn des mit seinen Knechten aus Jülich herberufenen Scharfrichters (der „die Frauen achtmal folterte") angesetzt, sondern auch was er an,,Wein und Brot" (Weggen) verzehrte, und daneben führt ein Posten die „Folterwerzeuge" auf (Seil, Kerzen, Klammern, Ketten, Haken u. s. w.), sowie die Ausgaben für das ,,trockene Holz", um den Scheiterhaufen lustiglich auflodern zu lassen, (,,in majorem Dei gloriam“).

Die blinden Heiden ermangelten einer Erleuchtung aus heiligen Texten, während die Frommen hier zu Lande sich an den, den ihrigen entnommenen, erbauen können, die,,über ein Dutzend" gezählt worden sind, wie die bestätigenden Erlasse des Infallibeln bis auf,,103 Bullen“ (s. Binz), mit dem unverwischbaren Denkmal (oder Schandpfahl) der ,,Summis desiderantes affectibus" im Mittelpunkt (europäischer Culturgeschichte). Der heilige Vater ein,,pater patriae" des Volkswitzes [wegen seiner zahlreichen (bis 16 summirten) Kinder] —, der dieses, über die,,Inkuben und Subkuben" handelnde, Schriftstück (verbrochen oder) inspirirt

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*) Bei dem mit pomphafter Pracht (für das Dreieinigkeitsfest) glänzend ausgestatteten Auto-da-fé zu Valladolid (1559) wurde von den Sanbenito's die (in 37 zu 31) überzählige Hälfte nachdem ihr der Vorzug zu Theil geworden war, an dem (in ihren lichterloh brennenden Mitgenossen) dem Publikum (gratis) aufgeführten Schauspiel gleichfalls mitgeniessen zu dürfen (zur Augenweide) ins Gefängniss zurückgeleitet, um (vom Mai bis October) für die Illumination bei den Empfangsfeierlichkeiten des Königs aufgespart zu werden, dessen Rückreise aus den Niederlanden sich verzögert hatte, wo ihn die Instructionen über dortige Ketzerverbrennungen damals noch beanspruchten; im Anschluss an die Verschärfung des (1550 erlassen),,Placats“ (zum „Blutedict“). In Spanien wurde das Verfahren sachgerecht geordnet, durch das aus Rom übermittelte „Directorium imquisitorium" (1578), während einen solchen Codex bei den Wildstämmen anzutreffen, kaum in Erwartung steht (schon weil sie das A B C davon nicht kennen; als Analphabeten).

erhalten hat, sandte die beiden Inquisitoren Heinrich Institor und Jakob Sprenger*) nach dem deutschen Land und die ersten Missionare den,,Völkern, die in Finsterniss sassen" (am Congo).

Die,,Zeitschrift des Vereins für Volkskunde", die mit jedem Heft die Reihe ihrer werthvollen Beiträge ausgiebigst vermehrt, bringt daneben auch (VIII, I) eine Notiz über „Professoren für Volkskunde" (in Norwegen, Dänemark, Finnland), während die für Völkerkunde noch ausstehen, trotz der aus practischen Interessen laut und lauter für sie redenden Stimmen, seit dieselben aus dem Gesammtumfang des Globus zurückzuhallen begonnen haben (auf das heimische Volksthum.). Darauf bezügliches wäre auch im „Centralblatt für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte" (IV, 4) nachzulesen (bei Erwähnung von Errichtung anthropologischer Professuren, in der Schweiz.) Doch wird, aus Rückwirkung auf die praktischen Interessen im Volksleben, die Völkerkunde von selbst sich jetzt einzustellen haben (mit Anerkennung der Ethnologie als Fachdisciplin.

In seiner,,Antrittsrede" (1898) bespricht Hettner die Abgrenzung zwischen Geographie und Völkerkunde, die beiden Theilen zu Gute zu kommen hat; obwohl aus den vielen Brüsten, woran die Naturwissenschaften saugen, die gemeinsame Mutter aller besonders (und vornehmlich) den Bewohner ihres Erdenhauses zu ernähren haben wird: in der „Lehre von den Geographischen Provinzen" (um,,eine Brücke zwischen den Natur- und Geisteswissenschaften herzustellen.")

Der „American Anthropologist", das Organ der „,Anthropological Society of Washington" zeigt (XI, 12) eine, durch Vereinbarung mit der ,,American Association" eingeleitete Erweiterung seines Programms an, und in dem Namen des,,Editorial Board" liegt der Erfolg garantirt (zu gedeihlicher Förderung der einschlägigen Studien).

Im „Journal of the Polynesian Society" (N. VII) giebt Frazer eine Fortsetzung seiner werth vollen Beiträge über Samoa (durch Pratt übersetzt, aus

*) Der Verfasser des Malleus Maleficarum (,,das verruchteste und zugleich läppischste, das verrückteste und dennoch unheilvollste Buch der Weltlitteratur");,,nur wenn man sich der Einsicht nicht verschliesst, dass der Hexenglaube von der gewaltigen Autorität der Kirche getragen war, verliert die Thatsache, dass ein solcher Wahnwitz Jahrhunderte hindurch auch die Gebildeten beherrschen konnte, ihren rätselhaften Character" (s. Riezler), und da er in seinen Ueberlebseln auch heutzutage noch fortspukt tagtäglich fast in der Tagesblätter zerstreuten Notizen), ist einem Wiederausbruch „psychischer Epidemien" (dieser oder anderer Art) bedachtsam vorzusorgen, kraft naturwissenschaftlich exacter Durchforschung der Psychologie (auf Grund der ethnisch angesammelten Thatsachen, und deren Aussagen).

Powell's Niederschriften). Der Schlaf der Nachtgöttin Salatea (,,during the days of Chaos and darkness") käme zu dem Brahma's in Beziehung für die (periodische) Erneuerung beim Erwachen (durch des Propheten Pule-le-i-ite's Sendung.)

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In der Revue de l'histoire des Religions" XXXVIII, 2" findet sich unter ihren (wie immer) reichhaltigen Abhandlungen die Leger's „Etudes de mythologie slave", worin, unter Rückbeziehung auf Procop, das Fatum zur Erwähnung kommt, in den Rodjenice oder Sudjenice (,,personnages mythiques, qui présidaient à la naissance et à la vie de l'homme"). Die Urisnici oder Orisnici (der Bulgaren) ,,determinent les destinées de l'enfant" (trois bonnes et trois mauvaises).

τρία φᾶτα

Die ihre Fata sprechenden Feen oder Moiren rà rpía çàra (b. Procop) oder tria Fata tres Charites (s. Ausonius) führen zurück auf die Nornir (Urdhr, Verdhandi und Skuld), als drei Schwestern oder Parzen (b. Burchard W.), in den (Messenden oder) Mettana (angelsächsisch) oder (in Baiern) Heilrätinnen; auch spinnend, gleich dem verwünschten Burgfräulein oder (in Prambanan's Tempelruinen) die Mutter der Kalang; deren herabfallende Spindel (oder Webespubl) die Veranlassung abgab zu ihrer Vermählung mit dem Hunde (auf Java). Das Herabfallen der Spindel der [im Himmel (Lumaka's) spinnenden] Jungfrau veranlasst ihr Herabkommen auf die Lotosblume, wie aus den Urwassern zuerst hervorspriessend (mit des Thatagata Zeichen).

Von den ,,Veröffentlichungen aus dem Küniglichen Museum für Völkerkunde" ist soeben erschienen: Bd. VI (2, Heft), enthaltend: E. Seler: Altmexicanische Studien (Erste Hälfte).

A. B.

Randglossen

zur Erörterung schwebender Fragen in der Mensch- und

Völkerkunde.

(Beilage zum ,,Ethnologischen Notizblatt" II, 1.)

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