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Observatorium und gar eine Universität, die ganze Physiognomie der Stadt mit ihrem unaufhörlichen Rennen und Jagen aller Nationen, der raffinirte Lurus und die unglaublich wuchernde Pracht und Menge der Spielhäuser - Alles sagt uns auf den ersten Eindruck, daß wir in einer Haupt, in einer Weltstadt ganz neuen, universellen Styls umherirren. Alle Straßen sind mit Gas beleuchtet, das versteht sich, aber daß auch alle Zifferblätter der öffentlichen Uhren des Nachts wie Sonnen-Uhren leuchten, ist ein Vorzug, den Sydney wohl vor allen Weltstädten voraus hat. Nur die Bauten, obgleich zum Theil prächtiger, als sie der geschmacklose englische Styl erlaubt, sind häufig sehr geschmacklos und das Straßenpflaster oft schlimmer als kleinstädtisch. Doch denkt man felten daran, da Europäer, Chinesen, Malayen und Papuas immerwährend unwillkürlich die malerischsten, lebenden Bilder darstellen.

„Von mehreren Deutschen aufgesucht, die meinen Namen in den Zeitungen gefunden, freute ich mich über deren Aufmerksamkeit und Studirte unter deren Leitung die hauptsächlichsten Merkwürdigkeiten. Der Mittelpunkt der Stadt, Victoria Place, Hauptquartier der Civilisation, ist voller Buchhandlungen, Lesehallen, Kaffeehäuser, Hotels, Konditoreien, Gold- und Juwelierläden und aller Bedürfnisse des höchsten Lurus. Und welch ein Würfelspiel aller Zungen und Zonen! Hier der Engländer mit seiner eckigen Haltung und ausdrucks losen Gleichgültigkeit, dort der kalkulirende Amerikaner mit den scharfen Gesichtszügen, der verschämte Deutsche, grün“ und unbeholfen, kaum laut zu sprechen wagend, vorwizige Irländer, ganz zuhause in Australien, häßliche, entseglich häßliche Papuas, List und Blödsinn in ihren Gesichtern vereinigend, Chinesen, mit komischer Gravität umherlatschend und mit ihren schiefen, kleinen, zwinkernden Augen auf die Wunder Sydney's blickend — so verschieden, so bunt, so malerisch, aber alle vereinigt in einer Religion, der Teufel-Anbeterei des Mammon. „Money" und Mammon ist das Molochsbild, vor dem Alle skla visch anbetend niedersinken.

„Nachdem ich mir Sydney besehen, machte ich nicht eben in rofiger Laune meine Aufwartung bei den verschiedenen Redactionen (das Hauptgeschäft mancher Virtuosen und anderer reisenden Künstler), zuerst in einem prächtigen Palaste, der Redaction der Hauptzeitung. Unten ist die Druckerei, oben die Redaction hinter einem großen Flure voller Bekanntmachungen. Darunter unterrichtete mich eine, daß der Redacteur nur gegen Bezahlung seiner Zeit zu sprechen sei. Entrée für eine Stunde zehn Shilling, eine halbe sechs, eine viertel drei Shilling. Ich kaufte mir von dem australischen Neger in rother Uniform ein Stunden-Billet und ward von einem barschen, trägen Herrn mit folgenden Worten empfangen: Sie sind Künstler und kommen von Europa, hier Geld zu machen?" Ich erzählte ihm von Süd-Amerika, Kalifornien, Otaheiti und machte ihn dadurch etwas freundlicher, nichtsdestoweniger verstand er keine Diplomatie von Erkenntlichkeit hinterher. Ohne Umstände forderte er, ich möge eine bestimmte Summe zahlen, wenn ich nicht durchfallen wolle. Das war mir denn doch zu naiv. So sagte ich, ich wollte es mir überlegen, und verließ diesen schamlosen Preß-Haifisch, um die Erfahrung zu machen, daß die ande= ren sowohl freundlicher, als anständiger waren. Ich hatte fabelhafte Koften, aber die Entrées sind auch fabelhaft: eine Loge fünf Pfund, Parquetloge zwei Pfund, Parterre zehn Shilling. So kam es nur auf ein volles Haus an.“

Und es war endlich voll genug, aber unterweges ward er mit seinem schwarzen Leibrocke und weißen Handschuhen aus der Droschke in den Schmuß geworfen und mit einem Schlage konzertunfähig gemacht. Er lief und rief durch die Straßen: „Ein Königreich für einen Leibrock!" ein gutmüthiger deutscher Schneider verkaufte ihm aber einen blauen mit gelben Knöpfen für die Kleinigkeit von acht Pfund. Blau und gelb und ohne Handschuhe trat er heraus und ward von der ersten Nangloge mit einem Sturm von Gezisch und Geheul empfangen und angedonnert, er folle verschwinden. Er that es. Der vorgeforderte Direktor erzählte demüthig die blaue Leibrocksgeschichte ohne Handschuhe und bekam daun Erlaubniß, den Künstler wieder zuzulassen. Er machte mit der „,,Siciliana" einen Angriff auf die übercivilisirten Wilden, eroberte sie durch „Rule Britannia" mit Onslow's Variationen und endete als Triumphator.

Nord-Amerika.

Der Ocean und sein Leben.
(Fortseßung.)

„Wir besuchten das chinesische Quartier. Ich dachte, nicht wieder mit der Fähigkeit, zu hören, herauszukommen, so betäubend war hier der Skandal. Jongleurs, Tänzer, Tabuletkrämer, Hausirer, StraßenAusrufer überfüllen alle Straßen und überschreien einander fortwährend mit aller Macht ihrer höchsten Töne. Alle Minuten wird man ge= packt und mit Gewalt in deren Läden und zu deren Waaren geschleppt, wenn man die geringste Nachgiebigkeit merken läßt. Manchmal packen Konkurrenten ein- und daffelbe Opfer, das dann nicht selten gut davonkömmt, da sich die Konkurrenten gegenseitig bei den langen Kopfhaarschwänzen packen und sich zausen, daß sie vorn im gelben Gesichte roth und blau anlaufen und die Zähne fletschen vor Wuth und Schmerz, Aber troß dieses unablässigen Krieges find des Oceans Tiefen bis sie endlich merken, daß ihr Konkurrenzpunkt sich aus dem Staube dennoch kein Schauplaz der Dede und Verwüßtung. Im Gegentheil: gemacht. Ermüdet trat ich eines Abends in ein Kaffee- und Speise-,,das Meer, das so groß und weit ist, da wimmelt's ohne Zahl, beide haus, erfüllt mit lustiger, lärmender Gesellschaft, klappenden Billardbällen und knallenden Champagner-Pfropfen, Abenteurern und Goldjägern aller Art, Schwindlern, Doktoren, Spielern, Kaufleuten, Amerikanern, Chinesen, Deutschen, Juden und nur ausnahmsweise von einem wirklichen Engländer. Dicht daneben in brillanten Räumen die feierlichste Todtenstille unter Ruchlosigkeit, Verbrechen und Verzweiflung, die hier in stiller Wuth und Gier den eben so stillen Zufall der aufgedeckten Karten belauscht und hier Gold wirft, dort mit Gold beworfen wird. Sinnlichkeit und Rapazität (wir übersehen das Wort lieber nicht) haben hier ihre Hauptquartiere. Sie sind noch tonangebend in der von Dieben, Schwindlern und Verbrechern Englands zuerst bevölkerten Kolonie, die hier also die ältesten Stammbäume haben. Es ist nach meiner Ansicht Alles unnatürlich hier, am meisten die Bedingungen des Lebens. Unter vier Pfund täglich kann man gar nicht einigermaßen anständig existiren. Aber das ist den glücklichen Goldjägern nicht genug. Sie ernähren deshalb noch beinahe fünfhundert, zum Theil feenpalastartige Spielhäuser, in denen Tausende ihr Leben zu- und umbringen. Keine Lockung und kein Laster ist niedrig genug, welches nicht dazu diente,,,Grüne" und auch Reiche herbeizuziehen. Eines der pompöfesten Spielhäuser hier giebt wöchentlich zwei große Diners umsonst, zu welchen Feder mit schwarzem Leibrock und Zubehör Zutritt hat, mit völliger Freiheit, so viel Champagner zu trinken, als er Luft hat. Je mehr, desto besser geht er in die Falle, d. h. eine Einladung nach Tische an die Spieltafel. Mancher Fremde ist hier hineingegangen, um für Nichts einmal prächtig zu speisen, und herausgekommen total ausgebeutelt.

,,Der fashionabelste Plaz Sydney's, der botanische Garten, ist im Sommer (b. H. acht Monate) eine Staubwolkenfabrik und Heiratsbureau. Hier fißen herbstliche, längst über die Aequinoktial-Stürme hinaus gekommene Damen auf Bänken und Stühlen, um sich zum Heira. ten, wie zu einem Tanze, auffordern zu lassen. So häßlich und alt fie auch in der Regel sind, sie gehen weg, wie warme Semmel, da es an Auswahl fehlt, und der wüste Goldmacher mit seiner Aerndte gern plöglich in den Ehehimmel steigt. Dicht dabei sind Geschäfte, welche Roh-Gold kaufen und verkaufen und stets einen Lärm um sich verbreiten, als hätte hier die Hölle ein Loch bekommen.

groß und kleine Thiere." Es enthält namentlich in größter Mannigfaltigkeit und Fülle thierisches Leben, von den mikroskopischen Infusorien bis zu den kolossalen Formen, die, unbeschwert von der Riesenlaft ihres Leibes, frei und fröhlich in den Wogen weilen. Wo die Felsklippen Spißbergens und die ungaftlichen Küsten von Victoria-Land der ärmsten Flechte keine Nahrung bietet; wo kein Rennthier sich je sehen läßt und selbst der Polarbär keinen Unterhalt findet: da ist die See mit Fuken und Konferven bedeckt, und Myriaden Thierchen bevölkern die Leben spendenden Gewäffer. Von Natur ist das reinfte Quellwaffer nicht klarer, als das Meerwasser, denn es verschluckt alle Farben, außer dem Ultramarin, das ihm die mit der Himmelsbläue wetteifernde Azurtinte giebt. Allerdings wechselt es mit jedem Sonnenblick, mit jeder vorübergehenden Wolke und an seichten Stellen spiegelt es die Farbe seines Bettes wieder. Seine glänzendften Tinten, seine wunderbarsten Farben jedoch empfängt es von den Infusorien und Pfkanzen. In dem Nordpolmeer zieht sich ein dunkelgrüner Streifen durch das reine Ultramarin; und gegen die arabische Küste scheidet sich ein grüner Wasserstreif so scharf von dem anderen Waffer ab, daß ein Schiff in der blauen und grünen Fluth zumal gesehen worden. Das Rothe Meer von Kalifornien hat seinen Namen von der Farbe unzähliger Infusorien, und das Arabische Meer wechselt von zartem Blakroth zu tiefem Scharlach, je nachdem die winzigen Bewohner in dünneren oder dichteren Lagen sich bewegen. Andere Massen kleiner Geschöpfe färben das Wasser um die Malediven schwarz und das im Golf von Guinea weiß.

Capitain Roß brachte in dem Arktischen Meere mit dem Senkblei aus einer Tiefe von sechstausend Fuß noch immer lebendige Thierchen herauf; ja, selbst in einer Tiefe, die unsere höchsten Berge übertrifft, lebt es im Wasser von zahllosen Schaaren phosphorischer Thierchen, die, an die Oberfläche gelockt, jede Woge mit einer Lichtmähne schmücken und den weiten Ocean in ein Feuermeer wandeln. Das Wasser ist von diesen verwesten Thierchen so geschwängert, daß es den großen Meerbewohnern eine nahrhafte Kost gewährt. Sie sind aber an keinen bestimmten Ort dieses großen Vaterlandes der Tiefe gebunden. Sie machen ferne und große Reifen. Strömungen, von keines Menschen Auge gesehen, führen sie in dichten Schaaren vom Pol zum Aequator,

oft von Pol zu Pol. Der Wallfisch müß in lokomotiver Eil reisen, um die Medusen des Arktischen Meeres in der Antillensee einzuholen, wenn er nicht sein tägliches Brod entbehren will. Seltsame Jagd! Der Riese der Fluthen rennt in wüthender Haft hinter kaum sichtbaren, schwach gefärbten Gallertkügelchen her!

Auch zu anderen Zwecken ist ein unablässiges Arbeiten in des Oceans verborgenem Reich. Waffer ist das echte und eigene Element der Bewegung. Daher finden wir dort die raschesten Reisen, die unaufhörlichsten Ortsveränderungen von Zone zu Zone. Keine Thiergattung macht so viele und so regelmäßige Züge, wie der Fisch, und nirgends in dem großen Haushalte der Natur sehen wir so klar das enge Verhältniß zwischen den Bedürfnissen des Menschen und den von einer gütigen Vorsehung gespendeten Mitteln zu deren Befriedigung. Die ersten Heringe, die in den holländischen Gewässern sich zeigten, wur. den mit Gold aufgewogen, und ein japanesischer Edelmann gab taufend Dukaten für ein paar gemeine Fische, weil Se. japanesische Majestät tief im Winter, wo alle Fische die Küsten seines Landes verlaffen hatten, Verlangen nach einem Gericht Fische trug.

Bald vereinzelt, bald in Haufen sind die Fische in fortwährender Bewegung. Die köstliche Makrele zieht gen Süden; die zarte Sar delle des Mittelmeeres wandert im Frühling gen Westen und lehrt im Herbst nach Often zurück. Der Stör der Nordmeere segelt einsam die großen Flüsse des europäischen Festlandes hinauf; man hat ihn schon in Flüffen Deutschlands, in der Jll bei Straßburg, gefunden. Dreieckig gestaltete Züge von Lachsen dringen fast in alle Nordflüsse und sind zuweilen so zahlreich, so dicht gedrängt, daß sie die Strömung hemmen. Als Vorläufer der Lachse verlassen Milliarden Heringe die selben Gewäffer; ihre eigentliche Heimat ist aber noch nicht aufgefunden. In den Frühlingsmonaten erscheinen plöglich ungeheure Züge dieses merkwürdigen Fisches, zwei bis drei Meilen breit, zwanzig bis dreißig Meilen lang, und so dicht gedrängt und von solcher Tiefe find diefe Haufen, daß Lanzen, Harpunen, Sonden, die man aufs Gerathewohl in sie wirft, nicht sinken, sondern auf der Fläche dieser lebendig beweglichen Bank stecken bleiben. Wie viel von den Haifischen und Raubvögeln verschlungen, wie viel längs den Küsten gefangen werden, um die Felder damit zu düngen - übersteigt alle Berechnung, und doch werden, nach einem sicheren Ueberschlag, an die tausend Million alljährlich für den Winter eingesalzen!

Die Wallfische, von hundert und mehr Fuß Länge, sind die größten Geschöpfe auf Erden, fünfmal länger, als die Elephanten, die Riesen des Festlandes. Schildkröten von tausend Pfund finden sich in mehreren Seen. Die Fels-Eilande der füdlichen Polar-Gegend liefern jährlich eine Million Seelöwen, Wallrosse und Robben. Große Vögel steigen aus den schaumbedeckten Wellen, und ihre Heimat hat noch keines Menschen Auge gesehen, die Brutstätte ihrer Jungen ist uns unbekannt. Von dem bloßen Auswurf der Generationen kleinerer Vögel bilden sich Inseln, erheben sich Berge. Doch auch hier ist die Natur im Kleinsten am größten. Denn wie fein müssen z. B. das Sehnen- und Muskelgewebe, die Nerven- und Blutgefäße in Thierchen sein, die nimmer die Größe einer Erbse, ja, eines Nadelknopfes erreichen!

Der Ocean hat nicht blos seine Berge und Thäler, seine Torfmoore und Sandsteppen, feine Flüffe und seine süßen Quellen, die aus verborgenen Höhlen sprudeln und sich mitten durch das Salzwasser einen Weg bahnen — er hat auch seine hochgewipfelten Wälder, seine weitgestreckten Prairieen und seine blühenden Gärten: kurz, Landschaften, prachtvoller und herrlicher, als aller Glanz des Festlandes. Es ist wahr, daß nur zwei Pflanzengattungen, Algen und Fuken, auf dem Meeresgrunde gedeihen: jene sind gegliedert und fadenförmig, diese ungegliedert; diese beiden Gattungen umfaffen alle Arten, die in den unterseeischen Wäldern wachsen, oder, gleich grünen Wiesen, auf offener See schwimmen. Allein ihre Formen find so mannigfaltig, ihre Farben so glänzend, ihre Zahl und Größe so über alles Maß, daß sie die Tiefe in einen Feengarten verwandeln. Und wie Aft und Laub des festen, in der Erde wurzelnden Baumes sich wiegen auf den elaftischen Luftwellen, aber feufzend und flöhnend sich beugen vor des Sturmes Wuth: so schwingt das Meergras, das schleimige und dunkle, seine schmächtigen, braunen Arme und kämpft mit dem Ocean, der an seinen Wurzeln rüttelt und seine Blätter in Stücke reißt. Hin und wieder siegt der mächtige Gegner und entführt sie ihrem Boden, daß fie heimatlos nach fernen Gestaden wandern, wo fie, massenhaft ange häuft, so undurchdringlich werden, daß sie Fahrzeuge vom Schiffbruch und manches Menschenleben aus dem Rachen der hungrigen Wogen gerettet haben.

Diese verschiedenen Fukus-Arten wohnen in mancherlei Theilen des Oceans und haben ihre eigenen, wohl umhegten Gebiete. Manche klammern sich mit ihren handförmigen Wurzeln so fest an den felsigen Grund, daß, wenn starke Wellen den oberen Theil losreißen, sie oft ungeheure Steinblöcke in die Höhe bringen und sie wie ein Anker meilenweit mitschleppen. Die meisten jedoch lieben die Küste oder doch mindestens einen sicheren Meeresgrund und halten sich selten in einer

größeren Tiefe als vierzig Faden auf. Judeß finden sie fich in jedem Meere: die riesenartigsten, feltsam genug, in den beiden Polarseen, wo fie die enorme Länge von funfzehnhundert Fuß erreichen. Gelegentlich bedecken sie ansehnliche Strecken im Meere und bilden jene fabelhaften Wiesen, welche die alten Seefahrer mit Schrecken erfüllten. Die größte derfelben, die sogenannte Sargasso-See, zwischen den Azoren und Antillen, ist ein schwimmender Garten, der in seiner Ausdehnung, von Einer bis, dreihundert Meilen wechselnd, sich über fünfundzwanzig Grade der Breite streckt, so daß Columbus drei hoffnungslose, unendliche Wochen zubrachte, um durch dieses wunderliche Land der Meer-Prairieen zu kommen.

Nehmet diese Fuken hinweg aus ihrem salzigen Element, und sie zeigen Euch eben so grillenhafte, wie üppige Formen. Sie sind eigentlich nichts mehr denn formlose Gallertmaffen, mit einer Lederhaut überzogen; meist theilen sie sich in unregelmäßige Zweige, die bisweilen in kärgliche Büschel wirklicher Blätter enden. Der erste Stengel ist trocken und dünn; er stirbt schnell ab; die Pflanze wächst aber dennoch fort und, wie es scheint, ins Unbegränzte. Wenige sind eßbar. Bei Irland wächst das Karraghen-Moos, mit anmuthig gestalteten, krausen Blättern, das die Aerzte gegen Brustkrankheit verschreiben. Eine andere Art See-Fukus liefert den Schwalben des Indischen Meeres das Material zu den weltberühmten Nestern, die auf fürftlichen Tafeln als Leckerbissen erscheinen. Der Zucker-Fukus in der Nordsee, eine Hand breit, eine Linie dick, aber Meilen lang, giebt, wohlzubereitet, den sogenannten Marmazucker.

Die Süd-Polargegend ist die Heimat der riesenhaftesten Pflanzen dieser Gattung. Der Blasen-Fukus wächst zu einer Länge von tausend Fuß in dem nimmer aufthauenden Eisgewäffer, und seine langen, bunten Blätter schimmern in glänzendem Carmoisin oder in blendendem Purpur. Unter den Mittelrippen dieser prachtvollen Blätter sißen große Blasen, mittelst welcher die Pflanzen auf dem Waffer schwimmen. In der Gegend der Falklands-Inseln findet sich ein Fukus, der einem Apfelbaum ähnlich ist; er hat einen aufrechten Stamm, gabelförmige Zweige, grasähnliche Blätter und eine Fülle von Früchten. Wurzeln und Stamm klammern sich mittelst hakenförmiger Fibern an die Felsen über dem Wasserspiegel, schießen ihre Aeste hoch in die Luft, von denen die Blätter, wie bei der Trauerweide, in das Waffer herabhangen.

Außer den zahllosen Fukusvarietäten ist der Meeresgrund überwuchert von den krausen, tiefpurpurnen Blättern der Wolfsmilch, von den breiten, porösen Flechten, von den vielästigen, hohlen Algen, voll Leben und Weben, in ihren rosichten Bläschen, dicht befeßt mit stets regen zarten Armen.

Diese Pflanzen, in scheinbar gefeßloser Unordnung in einander wachsend, sich gegenseitig mit ihren Zweigen umschlingend, bilden den unterseeischen Wald, mit seinen Lauben und Gängen. Jeßt wuchert die Pflanzung in einer Ueppigkeit, daß dieses Dickicht undurchdringlich scheint, und dann lichtet sich wieder die Waldung und bietet schöne Rafenteppiche, aus zarten, blaßrothen Gräsern gewoben. Tausende von Farben und Tinten schimmern und glißern bei jedem Lichtwechsel. Die Futen besonders scheinen bei ihrem üppigen Wachsthum sich jeder Laune und Grille hinzugeben. Bald kriechen sie hart am Boden, bald ftrecken sie ihre langen, mit wehenden Federn geschmückten Arme hin, auf an das selige Himmelslicht und bilden hier blaßgrüne Schattengänge, durch die Mond und Sterne nicht zu sehen sind; bald erheben sie sich bis nahe an die Oberfläche, die dann in reichem Gewande von Grün, Gold und Purpur prangt. Und über diesen feenhaften Schauplaß, der in alle Farben des Regenbogens spielt, und tief unten in der hohlen, salzigen Fluth segeln und tummeln lustig hellfarbige Mollusken und funkelnde Fische. Schnecken von jeglicher Gestalt kriechen langsam an den Stämmen, und plumpe, grauhaarige Robben hängen mit ihren gewaltigen Fangzähnen an den Bäumen. Da ist der riesige Dugong (die Meermaid), die Sirene der Alten; da der quermäulige Hai mit seinen bleiernen Augen; da der dickbehaarte Seeleopard und die träge Schildkröte. Schau, wie diese feltsamen Mißgestalten, die ihren traumlosen Schlaf fern unten in der graufigen Tiefe schlafen, von Zeit zu Zeit sich regen! Schau, wie sie einander verjagen von den reichen Weiden, wie sie stürmisch hervorbrechen, Inseln gleich sich emporheben und zornig schnauben und schäumen! Vielleicht grasen fie eben friedlich in der Kühle des Meergrundes lich in der Kühle des Meergrundes siehe, da kömmt der hungrige Hai schleichend, still um jenen Wald herum; seine glasigten Augen schimmern gespensterartig in gelblichem Schein und suchen ihre Beute. Der Seehund zuerst gewahrt den furchtbaren Feind und flüchtet in den dichtesten Winkel des Fukenwaldes. Im Nu ist die Bühne verwandelt. Die Auster schließt klappend ihre Schale und wirft sich in die Tiefe hinab; die Schildkröte zieht Kopf und Füße unter die undurchdringliche Rüstung und senkt sich langsam zu Grunde; das muthwillige Fischlein versteckt sich unter die Zweige, und die Hummer unter die plumpgestalteten Wurzeln der Makrokystis. Das junge Wallroß allein wendet sich kühn um und bietet mit seinen scharfen spigen Zähnen dem Feinde die Stirn. Der Hai sucht dessen ungeschüßte Seite zu gewinnen. Der Kampf beginnt: beide eilen nach dem Walde; ihre

Finnen verwickeln sich in die dichtverfilzten Zweige; zuleßt gelingt es dem behenderen Hai, seinen Gegner in die Seite zu verwunden. Am Leben verzweifelnd, will das blutende Wallroß seinen Todeskampf im Walde verbergen; allein von Schmerz und Blut geblendet, rennt es sich selbst in die Zweige fest und wird dem Hai zum leichten Raub, der ihn gierig verzehrt. (Schluß folgt.)

Palästina.

Unterirdische Entdeckung in Jerusalem.

Die heilige Stadt am Fuße des Delberges, so reich an geschichtlichen Umwälzungen, Herrscherwechseln, Leiden und Erinnerungen, ist eben durch diesen Geschichts-Reichthum der geweihte Andachts-Ort aller Bekenntnisse des geoffenbarten Glaubens geworden, und die fromme Phantasie der Gläubigen duldet keine Beschränkung dieses so allseitig anerkannten Heiligthums des Ortes auf unsere sündige Erde bienieden, sondern sieht eine Stadt Jerusalem im Himmel der irdisch materiellen gegenüber. Aber das oberirdische und überirdische Jerusalem wird auch noch durch ein unterirdisches vermehrt. Bei einer Stadt, welche so vielen inneren und äußeren Kriegen preisge geben war, ist es natürlich, daß ihr Boden oft zu Angriff und zu Vertheidigung unterhöhlt werden mußte, und man weiß aus den Berichten des Josephus Flavius, mit welchem Geschick und mit welcher Ausdauer die jüdischen Vertheidiger Jerusalems gegen die Römermacht unter Titus den Kampf noch lange unter der Erde fortgesezt haben, als über ihnen schon in der dem Boden gleichgemachten Stadt die Legionen ihr Feldlager aufgeschlagen hatten, deren Wachen häufig genug von dem tapferen Johannes von Gischala, wie die Wachtposten durch den Geist Hamlet's, erschreckt werden mochten. Aber Jerusalem hatte noch mehr Bedingungen, wie z. B. Rom und Paris, zur Ausführung und Erhaltung unterirdischer Bauwerke: die südliche Sonnenhige und der Mangel an Wafferquellen drängten die Bevölkerung zur Erbauung von Souterrains und Bassins, vollends da kühlende Gartenund Baum-Anlagen zur Zeit der jüdischen Herrschaft verboten waren, und die felfige Beschaffenheit des Bodens erlaubte die lange Dauer der bewirkten Ausgrabungen. Die mannigfachen unterirdischen Aufenthalts- und Aufbewahrungs-Orte Jerusalems würden längst gefunden und untersucht sein, wären fie der Gegenstand einer systematischen Aufgrabung unter einer geregelten Verwaltung geworden, wie etwa die verschütteten Alterthümer von Pompeji und Herkulanum; bis jezt war es immer nur der Zufall, der zu einer Entdeckung geführt, und einem solchen hat man auch die Auffindung einer großen Höhlung in der neuesten Zeit zu verdanken. Einem Briefe im Jewish Intelligencer vom Juli v. J. entnehmen wir darüber Folgendes:

,,Vor einiger Zeit, nach einem schweren Regenwetter, fiel ein Theil der nördlichen Stadtmauer, ungefähr vierhundert Schritte öftlich vom Damaskus-Thore, ein, und die schweren Ruinmassen brachen beim heftigen Sturz durch das Dach einer damals für natürlich gehaltenen Höhle. Der Pascha ließ die Mauer wieder aufbauen und zugleich die eingebrochene Höhle mit Steinwerk schließen. Indeffen verbreiteten fich durch die Bauleute allerlei Gerüchte über die zufällig geöffnete und auf Befehl wieder vermauerte Höhle, und wir versuchten und erhielten endlich Zugang. Dieser merkwürdige Ort, welcher sich füdöftlich vom Berge Moriah in der Richtung der Moschee Omar aus. dehnt, ist offenbar als ungeheurer Steinbruch zu betrachten (?), und der bereits untersuchte Theil desselben reicht hin, die Materialien für den Bau des Tempels und die Stadtmauern geliefert zu haben. Indessen ist die Form und Ausdehnung ganz anders, als man von einem Steinbruche erwarten darf, und die Windungen und Abtheilungen sind so verwickelt und in einander laufend, daß wir häufig an unseren Ausgangspunkt zurückkamen, obgleich wir beim Vorrücken verschiedene Zeichen aufgestellt. Bald hatten wir einen Haufen von Steinsplittern zu übersteigen, bald hielt uns ein Berg von unbehauenen Felsenblöcken auf, bald kamen wir in einen hallenartigen Raum, groß genug für mehrere Tausend Bauleute (?), bald wieder durch kleinere mit einander verbundene Räume, als wir plöglich von einer Schrecken erregenden Deffnung im Dache über unseren Köpfen überrascht und dabei vom weiteren Vordringen durch Erdhaufen abgehalten wurden, welche offenbar durch die gebrochene Schichte von oben kommen. Das Dach der ungeheuren Höhle ist in Zwischenräumen von zwanzig, dreißig und vierzig Ellen, getragen durch thurmartige Säulen, aus dem natürlichen Felsen zusammengesezt, oder vielmehr stehen geblieben, nachdem rundum Alles weggehauen worden. Mehrere dieser Pfeiler find an ihrer Basis dem Fallen nahe, und es kann sehr bald der betreffende Theil des Daches stürzen, und das Grab der über ihm befindlichen Häuser und Menschen werden. Die der Einwirkung des Waffers ausgefeßten Seiten des ausgehauenen Felsens sind mit einer dicken Kruste von

Tropfstein überzogen, was von dem hohen Alter der Bearbeitung zeigt, dagegen sind Spuren des Meißels an den trockenen Stücken noch so frisch, als hätte der Steinmez eben seine Hand von ihnen zurückgezogen; nirgends wechselt der Gegensaß von Natur und MenschenArbeit mehr im Anblicke ab, als hier, denn während man in dem Einen den tiefen Eindruck des grauen Alterthums wahrnimmt, ist in dem Anderen Alles wie von gestern, obgleich der Schall des arbeitenden Hammers seit Tausenden von Jahren hier nicht gehört wurde, seit welcher Zeit so viele für menschliche Eitelkeit oder zur Verherrlichung Gottes aus diesen Steinbrüchen hervorgegangene Gebäude alle untergegangen find, und nichts ist von ihnen für den erstaunten Besucher übrig, als eine weite Leere, der Aufenthalt des gierigen Schakals und des wühlenden Maulwurfs.

„Nachdem wir hier die feinen Gewebe der Tropffteinbildung bewundert, die so schön waren, daß wir es für Sakrilegium gehalten haben würden, sie anzurühren, gingen wir weiter und stießen auf unserem Wege auf manche Erscheinungen, welche geeignet waren, die Neugierde zu ftacheln und Fragen wie folgende aufzuwerfen: Warum und zu welchem Zwecke sind hier tiefe Nischen ausgehauen, und was bedeuten die Treppenstufen dort? Zu welcher Klaffe von Thieren gehören diejenigen, über deren Löcher wir stolperten? Wie und wann find die menschlichen Skelette hier hergebracht, die auf jenem Felsstücke liegen? Alles dieses konnte die Aufmerksamkeit reizen; aber wir fanden nun einen noch anziehenderen fast rührenden Gegenstand. In einer abgelegenen Stelle war ein drei Fuß im Durchmesser haltendes Wafferbecken mit großer Regelmäßigkeit in dem harten Felsen ausgehöhlt, welches in seinen Busen die Wasser aufnahm, die von der Decke und den Seiten siekerten, und dabei lagen zerstreut Scherben irdener Trinfgefäße. Diese, von dem Waffer des sanft überfließenden Bassins fortwährend bespült, fahen so neu aus, als wären sie eben aus der Hand des Arbeiters gefallen, der hier hergeeilt, um seinen Durst zu löschen aus der Krystall-Quelle, welche ihm die Natur so bequem angelegt. Welche Menschen und welche Thätigkeit der Vorzeit spiegelt sich in diesem kleinen Wasserbecken!

"Eine düstere Großartigkeit spricht aus jedem Theile der wundervollen Katakombe, und die Vermuthung allein, daß aus ihr die Steine zum Tempel genommen wurden, macht sie schon zum Gegenstande der heiligen Theilnahme. Nur in einer Stadt, wie Jerusalem, deren rohe Eroberer und Herrscher so schnell sich erseßten, konnte das Dasein der einer kritischen Forschung so würdigen Unterwölbung bis jezt verborgen bleiben, verborgen und vergessen, bis ein Zufall fie ans Licht brachte.“ Wir zweifeln nicht, daß Archäologen von Fach dem Gegenstande bald Untersuchung und Beleuchtung für historisch-topographische Zwecke widmen werden.

Mannigfaltiges.

Kiepert's Karte der Türkei. Im Verlage von Dietrich Reimer in Berlin ist kürzlich eine von Dr. Heinrich Kiepert entworfene und bearbeitete Generalkarte des türkischen Reiches in Europa, Asien und Afrika, nebst den Donau-Ländern, Ungarn, dem füdlichen Italien, Süd-Rußland (mit Einschluß des gegenwärtigen KriegsSchauplages am Schwarzen Meere), den kaukasischen Ländern und West-Persien erschienen.") Verglichen mit anderen Karten, welche uns vorliegen, gewährt die des Herrn Kiepert, der gerade auf diesem Ländergebiete durch wiederholte kartographische Studien mehr als irgendwo heimisch ist, eine sowohl den Zeitungsleser, als den Gevgraphen befriedigende Uebersicht. Zu den Ländern in den drei Welttheilen, auf welche der Sultan Suzerainitäts-Ansprüche hat, gehört auch das Oschesirat ul Arab (Arabien); wir wundern uns daher, daß Herr Kiepert Hedschaz und Jemen, so wie das gesammte WahabitenLand, mit der Titelschrift bedeckt und diese nicht vielmehr in das blaue, Mittelländische Meer verlegt hat. Auch Afrika's Küfte müßte füglich nicht auf Aegypten und Taràbolus (Tripoli) beschränkt, sondern bis zur Regentschaft Tunis ausgedehnt sein, um die unter der Oberhoheit der Osmanlis befindlichen Länder zu vervollständigen. Oder meint der gelehrte Herausgeber vielleicht, daß Tunis über kurz oder lang den Geschicken Algeriens folgen und christlicher Herrschaft in Europa unterworfen werden wird? Im Jntereffe der Kultur-Ausbreitung könnten wir nur damit einverstanden sein. könnten wir nur damit einverstanden sein. Klein-Asien und die südliche Küfte des Schwarzen Meeres find dagegen mit der ganzen wissenschaftlichen Lokalkenntniß behandelt, die dem Bearbeiter eigenthümlich. Eben so vortrefflich ist die landschaftenreiche Völker-Wiege des Kaukasus ausgeführt, den uns manche Spezialfarte nicht so anschaulich macht, wie dieser Ueberblick des an den Eingangs-Pforten dreier Welttheile liegenden osmanischen Reiches.

*) In vier Blättern. Preis 2 Thlr.

Wöchentlich erscheinen 3 Nummern. Preis jährlich 3 Thlr. 10 Sgr., halbjährlich 1 Thlr. 20 Sgr, und vierteljährlich 25 Sgr., wofür das Blatt im Julande portofrei und in Berlin frei ins Haus geliefert wird.

No 135.

für die

Bestellungen werden von jeder deutschen Buchhandlung (in Berlin bei
Beit u. Comp., Jägerstr. Nr. 25, und beim Spediteur Neumann,
Niederwallstr. Kr.21), so wie von allen königl. Poft-Uemtern angenommen.

Literatur des Auslandes.

England.

Geist und Materie.

Berlin, Sonnabend den 10. November

Eine Stimme vom Auslande über den materialistischen
Empirismus in der Naturwissenschaft.")

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Geist und Körper!,,Kraft „Kraft und Stoff!" Gedanke und Gedärme! Musen und Magen! „Kalokagathon” und Kaldaune! Drganisch und unorganisch! „Stoffwechsel“ und Leben 's ist Alles derselbe Brei, und nur ein Narr, ein Philosoph, heckt Unterschiede aus. Wir auf der Höhe der Naturforschung stehenden ,,Knownothings" haben das Dogma diktirt, daß alle diese Unterschiede Hirngespinnste sind und sich die ganze Welt und Alles, was darin ist, war und sein wird, aus einem einzigen Topfe speist und sich immer wieder in diesen Topf ausleert, um sich immer wieder daraus zu machen und zu mästen. Unterschiede machen, urtheilen, wohl gar logisch denken und schließen ist veraltete Naturwissenschaft, ist Unsinn, ja, noch etwas Schlimmeres, nämlich Philosophie. Die moderne Naturwissenschaft erkennt nur noch Gedanken an, die, wie Schwefelhölzer, einen Kopf von Phosphor haben. Kein Gedanke ohne Phosphor."

Aber ich denke, Phosphor ist ein unzusammengeseßter Elementarstoff? Wo stiehlt er die Gedanken her, wenn er ins Gehirn steigt und dort vermittelst des feinsten Tau- und Flechtwerks die merkwürdige Thatsache eines Bewußtseins von einem „Ich“, einem,,Individuum" erzeugt und in diesem Ich die Ueberzeugung, daß 2 mal 2=4__ und 4 mal 8 noch viel mehr ist? Wie kömmt es, daß während der Herrschaft Hegel's Phosphor, Schwefel und Kali nicht bis zur Unbezahlbarkeit im Preise stiegen, sondern im Gegentheil fortwährend fielen? Ja, wie kömmt der Phosphor im Gehirn zu Gedanken? Nun, so ist es nicht gemeint, sagen die Kreisläufer und Kraftstoffler des menschlichen Lebens: Gedanke und Geist sind eine sehr komplizirte Combination materieller Stoffe mit blos ein Bischen Phosphor, ganz wie bei den Zündhölzchen, wo Phosphor materiell das Wenigste, aber doch die Hauptsache ist. Gut, aber wo nimmt der Phosphor im Gehirn die Gedanken her, und warum finde ich nicht jeden Morgen einige gute Gedanken in meiner Schwefelholzbüchse? Je nun, das Gehirn fabrizirt Gedanken aus dem hindurchlaufenden, sehr mannigfach zusammengefeßten Blute. Neues Räthsel. Wie man aus Blut Blutwurst macht, ist wohl nachzuweisen, aber Gedanken? Nehmen wir den allereinfachsten Fibelvers der Logik: Alle Menschen müssen sterben." Erste Hypothese. „Cajus ist ein Mensch." Zweite Hypothese. Synthesis oder Schluß daraus: „Folglich muß Cajus sterben." Notabene ift Cajus noch am Leben und befindet sich den Umständen nach ganz wohl. Beiläufig gesagt, ist Cajus ein Mensch, der wie die Gesundheit selbst aussieht, so daß man darauf schwören könnte, er wenigstens werde nie sterben können; gleichwohl unterliegt es unter Vorausseßung der beiden ersten Wahrheiten nicht dem geringften Zweifel, daß Cajus einmal sterben muß. Wie bringt es nun irgend eine Combination der sechzig und mehr Elementarstoffe vermit telft des Blutes und Gehirns (mit so viel Phosphor, als nur irgend verlangt wird, denn wir sind hier durchaus nicht knauferig) zu der ficheren Ueberzeugung, zu dem unumstößlichen Wissen, daß der berühmte Cajus (der schon zu Cicero's Zeiten zur Formation von Urtheil und Schluß diente), doch am Ende noch jämmerlich sterben muß, wie eine Fliege im Spätherbste? Die Naturwissenschaft hat es lediglich mit Thatsachen zu thun, mit Stoffen. Cajus aber lebt noch und steht immer noch Modell in Kompendien der Logik. Die positive Wahrheit seines unvermeidlichen Todes ist keine Thatsache und eine logische Kraft ohne Stoff. Wie fängt es nun der Stoff im Gehirn an, solche Wahrheiten zu entdecken, zu begreifen und fortzupflanzen?

*) Dieser Auffat_findet zunächst als eine Stimme vom Auslande in unserem,,Magazin" eine Stelle, aber nicht wesentlich aus diesem äußerlichen Grunde, sondern weil jedes öffentliche Organ jezt die Pflicht hat, die längst aus der Sphäre wissenschaftlichen Ernstes herabgesankene materialistische Richtung in der Naturwissenschaft in den Bereich verweisen zu helfen, wohin sie gehört.

1855.

Solche Wahrheiten sind, sind in des Wortes verwegenfter Bedeutung. Der Sauerstoff frißt am Ende Alles entzwei, und selbst Gold löst sich in Königswaffer bis zur Unsichtbarkeit auf, solche Wahrheiten (es sind noch keine höheren“) sind noch nie, weder von Sauerstoff, noch von konzentrirter Schwefelsäure, noch selbst im Knallgasgebläse angegriffen worden und kommen immer wieder frisch in den Köpfen der,,Füchse", welche collegium logicum hören, zum Vorschein und Bewußtsein. Also wie fängt es Cajus an, daß er immer wieder aus dem Blute und dem gefährlichen Phosphor in den Köpfen der Füchse mit heiler Haut davonkömmt, als wollte er just den Beweis, für welchen er speziell dient, Lügen strafen, wiewohl vergebens?

„Hätte ich mir nicht das Feuer vorbehalten, so hätte ich nichts Appartes für mich", sagt der Teufel. Ihr habt Euch speziell den Phosphor auserkoren. Nun, so beweist wenigstens, daß Ihr nicht blos die Schwefelholz-Fabrikanten in ihrem Gewerbe ftören wollt; beweist das Stoffliche des Gedankens im Phosphor oder den Phosphor im Gedanken, zeigt mir die Bestandtheile, die im Phosphor Gedanke sind, stofflich in der Flasche. Fangt ihn auf in einer umgestülpten, mit dem Kopfe ins Wasser gesteckten Flasche, und dann laßt uns kosten. Wir verlangen nicht, wie der Säufer in Auerbach's Keller, das Maul recht voll, um zu judiziren. Nein, nur ein kleines Pröbchen! Wie, es geht nicht? Aber was ist denn das? Ift in der Welt Alles stofflich, materiell, so muß doch auch jede Combination der Materie materiell, d. h. ficht-, fühl-, greif-, wäg-, meßbar sein. Habe ich doch neulich erst gelesen, wie ein Kraftstoffel als Beweis, daß Organisches und Unorganisches ganz gleich sei, triumphirend die Thatsache emporhielt, daß man auf der Höhe der Naturwissenschaft den - Harnstoff künstlich nachzumachen gelernt habe. (Großer Triumph der Kunst, die jeder unbewußte Säugling zum Leidwesen reinlicher Mütter und Ammen im Schlafe beffer versteht.) Ihr weißt die unorganischen Stoffe oder Atome in organischen Gebilden nach und sagt deshalb: sie sind gleich, obwohl dies dieselbe Logik ist, als die Identität eines Stücks Sackleinwand für einen Silbergroschen und eines eben so großen Battisttaschentuchs für zehn Thaler. Gut, so weist also auch in dem Gedanken, dem Geiste dieselben unorganischen und organischen Stoffe oder Atome nach, um die Identität von Geist und Materie, von Kraft und Stoff naturwissenschaftlich zu begründen. Voigt spricht von der Identität der Harn- und Gedankenbildung. Als auf dieser Höhe der Bildung schiffendem Steuermann der Wissenschaft muß ihm doch die künstliche Darstellung von Gedanken in Fläschchen, wohl gar ganzer Menschen oder homunculi, um so leichter sein, als gerade in künstlicher Darstellung des Harnstoffs ein großer Triumph der höchsten Naturwissenschaft nachgewiesen wird. Habt Ihr erst den Harn, kriegt Ihr auch den Menschen und die Gedanken dazu fertig, wie sich auch die Kuh ganz von selbst findet, wenn man erst den Strick hat, fie daran zu binden. Der Doktor der Kraft und des Stoffes" läßt ja die Menschheit kühn aus der sogenannten generatio aequivoca hervorgehen. Warum sollte die Chemie, welche sich rühmt, Alles zu können und zu kennen, diese Entwickelung des Menschengeschlechtes nicht künftlich nachmachen können? Man nimmt einen hellen, heißen Juni-Morgen, ein Glas voll guten Schlamms, läßt die Sonne hineinscheinen und so den neuesten Stammvater der Menschen in Form eines kopfund gliedlosen kleinen, armen Wurms ausbrüten. Das ist der Strick, die Kuh dazu entwickelt sich von selbst aus dem Stricke heraus. Sollte man meinen, daß solcher aus der Luft oder vielmehr aus einem demoralisirten Privatdozenten-Gehirn gegriffener Blödfinn noch auf einer Universität, sogar in einem Buche möglich wäre? Ja, und doch entwickelt dieser Herr Büchner, mit einem „Dr." davor, diese Abftammung der Menschheit im vollen Ernste und klagt zulezt sehr rührend über diesen,,Schmerz der Erkenntniß", der den eiteln, prahlenden Philosophen ganz unzugänglich sei. Was die Philosophie betrifft, so hat er sich wohl noch nie in das armseligste Kompendium der Logik hineingewagt, denn sein Buch froßt, außer von offenbarem Unsinn, von unzähligen Widersprüchen der gröbsten Art. Wir wollen nur auf den hierher gehörigen Unsinn aufmerksam machen. Die generatio aequivoca wird naturwissenschaftlich geleugnet, fie sagt „,omne vivum ex

ovo." Wenigstens ist Entstehungsweise von lebenden Organismen aus bloßer Materie, ohne Zeugung, ohne Ei, noch nie und nirgends wissenschaftlich nachgewiesen worden. Büchner nimmt sie aber an, weil früher Kraft und Stoff kräftiger gewesen sein müssen. Wo ist die größere Kraft hingekommen? I nun, sie hat sich abstrapazirt.") Gut, aber zugleich weiß er, daß Kraft und Stoff ewig, unvergänglich sind und kein einziges Atom von Kraft und Stoff vernichtet werden, verloren gehen kann. Gleichwohl ist, nach ihm, keine generatio aequivoca mehr möglich, sondern blos durch Zeugung, durch das Ei, weil die Kraft schwächer, der Stoff älter und imposant geworden. Wie ist das bei der Unvertilgbarkeit des Stoffes und der Kraft möglich? Stoff und Kraft find ewig, unverwüstlich, unsterblich, Geist ist auch Stoff und Kraft; aber gleichwohl ist es der Geist allein, der vernichtet wird, wenn der Mensch stirbt. Ist das Dein Schmerz der Erkenntniß? Ich glaube, es ist ein dumpfer Schmerz über unverschämten Unsinn. Es ist vielleicht eine dumpfe Scham über die frechte Sittenlosigkeit und moralische Versunkenheit, die sich je in einem Buche öffentlich in ihrer nackten Höflichkeit zu zeigen wagte. Hier hört der Spaß auf, und im Namen der Sittlichkeits-Substanz, die eben so ewiger, unverwüstlicher Stoff, ein eben so unvertilgbares Element ist, als irgend eines in der Chemie, vielleicht ein viel substantielleres (da die chemischen Elemente von der Chemie selbst noch weiter verfolgt und in einfachere zerlegt werden können) geben wir den Autor von „Kraft und Stoff" wegen seiner ekelhaften Betrachtungen über das Abtreiben des Fötus und dergleichen (das bei uns nur der Polizei und KriminalJustiz wegen nicht so üblich sei, wie bei den Türkinnen und römischen Damen der Kaiserzeit) der öffentlichen Verurtheilung preis. "Zugleich sprechen wir es als eine öffentliche Pflicht der ehrlichen, ernsten Männer der Naturwissenschaft aus, daß sie diese lüderliche, schamlose Ent. würdigung ihrer Forschungen, als ganz außerhalb der Sphäre der Wise senschaft fallend, von sich abweisen. Wäre der Mann auf irgend einem Wege der Wissenschaft zu seiner Demoralisation gekommen, so müssen sie und wir beschämt, im wirklichen „,,Schmerze der Erkenntniß“, schweigen. Aber der stupideste Wüftling spricht kaum solchen frechen Unsinn, wenn er eine schamlose Dirne mißbrauchen will, als dieser „Dr," Jn einer Kritik seines Buchs wurde diese seine Moral ,,Bierbank- Philosophie" genannt. Ich habe mein Lebtage auf allen möglichen Bierbänken mit gesessen und als Fuchs und Student ziemlich alle Flegeleien über müthiger Jugend mit erlebt; aber nicht die leiseste Erinnerung an Schamlosigkeiten der Art selbst Betrunkener und Wißereißer. Im Gegentheil ist mir ein klarer Total-Eindruck der Art geblieben, nach welchem jede Art solcher Kraft- und Stoff-Betrachtungen selbst nicht bei Betrunkenen geduldet worden und nicht möglich gewesen wäre. (Schluß folgt.)

Nord-Amerika.

Der Ocean und sein Leben. (Schluß.)

Wenige Meilen weiter hin bietet sich ein ganz anderes Schauspiel. Hier liegt ein weites, ungestörtes Austernbett treffender Ausdruck! ein Mittelpunkt ruhigen Glücks. Diese schlüpfrigen, zähen Geschöpfe scheinen in ihren undurchdringlichen Schalen zu schlafen, und doch führt jedes Einzelne das selige Leben des epikuräischen Got-, tes. Die Außenwelt mit ihren Schmerzen und Freuden, ihren Stürmen und Windstillen, ihren guten und schlimmen Eigenschaften-fie ist der sorglosen Aufter völlig gleichgültig. Ihre ganze Seele ist in sich selbst konzentrirt; ihr Körper ist durchzuckt von Leben und Genuß. Der mächtige Ocean dient ihren Freuden. Dem Menschenauge unfichtbar bewegen sich unablässig Laufende zitternder Wimpern rund um jegliche Fiber des befranzten Bartes. Die vollendeten Wogen bringen ihr frische, ausgesuchte Nahrung zu, ohne daß es ihrerseits einer Anstrengung bedarf. Jedes Waffer-Atom, das mit ihren zarten Bartläppchen in Berührung kömmt, läßt die eingefangene Luft frei, um des Geschöpfes durchsichtiges Blut zu erfrischen und zu erkräftigen. Hier ist die Heimat des seltsamsten der Naturgebilde, halb Pflanze, halb Thier: der Koralle. Aus dem baumgestaltigen Kalkstein sproßt der empfindungsbegabte Polypen-Arm; er wächst, nährt sich, erzeugt neue Polypen und wird wieder zu Stein, indem er sich in seinem eigenen Steinhause begräbt, auf welches neue Generationen neue Steinhäuser gründen.

So wächst der mannigfaltig gestaltete, langzweigige Korallenbaum, mit dem Unterschied, daß die Bäume der Oberwelt Blätter und Blüthen tragen und hier in der Tiefe aus dem Steine ein lebendiges, fühlendes Wesen keimt, gekleidet in die glänzenden Farben der Blu men und geschmückt mit dem Schimmer des Phosphor. Als wenn das

*),,Bum Teufel ist der Spiritus,

Polypenthier in dem Steine auf einen Augenblick aus dem Traume erwachte, um dann wieder traumgleich sich in Stein zu kryftallisiren. Und doch vermöchte irgend welcher Baum des Landes, in all seiner Kraft und Schönheit das nimmer zu thun, was von diesen wunderbaren Thierbäumen vollbracht wird. Sie bauen weiträumige, gewaltige Burgen, hohe, luftige Thürme, indem sie Stein auf Stein so fest an einander fügen, wie es kein Baumeister auf Erden vermag.

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Ein wunderlich, geheimnißvolles Geschlecht sind diese „Jungfrauen*) des Oceans", wie fie die alten Griechen zu nennen pflegen. Ihre Schönheit der Form und Farbe, ihr wunderbarer Haushalt, ihre Riefenbauten all das hat schon ehedem die Aufmerksamkeit auf sich gezogen und phantasiereichen Märchen, unterhaltenden Täuschungen Entstehung gegeben. Jahrhunderte hielt man sie für wirkliche Seepflanzen, die erst bei der Berührung mit der atmosphärischen Luft sich stracks in Stein verwandeln. Noch das jüngste Jahrhundert hielt feft an diesen Glauben, und erst wiederholten Forschungen und Nachweifungen gelang es, denselben ihre Stelle in dem Thierreich zu sichern. Charles Darwin in seinem bezaubernden Reisebericht räumt alle Frrthümer aus dem Wege und macht uns mit diesem wundervollsten aller Geschöpfe bekannt.

Was der Mensch mit aller Anstrengung, mit dem Aufgebot aller ihm dienenden Naturkräfte, ja, mit Hülfe des allgewaltigen Dampfes nicht vermochte: sich vor der Wuth des andringenden Oceans zu schüßen — das wirkt das winzige Polypenthierchen ruhig und still, mit bescheidenem Fleiß, in nimmer ausfeßenden Kampf gegen die mächtigen Wogen. Ja, ein Kampf ist es; denn niemals bauen fie in trü. bem oder stehendem Gewäffer; mitten in den heftigsten Brandungen errichten sie ihren Heerd, and so siegt die lebendige, obgleich so kleine Macht über die blinde, schreckliche Gewalt der rasenden Fluthen. So bauen sie Jahr für Jahr, Jahrhundert für Jahrhundert, bis ihre Infelringe weite Teiche mitten im Ocean einschließen, worin ein ewiger Frieden waltet, ungetrübt von Wetter und Wogen. Hat aber ihr Wunderbau die Oberfläche erreicht, dann steigt er nicht weiter; denn die Polypen find echte Kinder des Meeres; kaum von Sonne und Luft berührt, sterben sie.

Gleich den bezauberten Inseln, sønnen sich diese kreisförmigen Korallenriffe an dem glänzendsten Lichte der Tropen. Ein lichtgrüner Ring umschließt einen ruhigen Binnensee, und der seichte, weiße Grund wiederstrahlt von den Lichtfluthen, während draußen die dunklen Wellen, abgewehrt von einer Reihe Brandungen, die unabläffig in weißem Schaum gegen die Klippen tosen; darüber der ewig reine, tiefblaue Aether, und weit in der Ferne schmelzen der dunkle Ocean und die nebelige Luft harmonisch in einander. Besonders großartig und fast zauberhaft ist die Wirkung, wenn die Korallenringe unter Wasser find und die Brandungen ihre weißen Kämme mit rasender Gewalt in weiten Kreisen gegen das stille, ruhige Gewäffer stoßen, während kein Land, kein Fels über dem Wasserspiegel sichtbar ist.

Große Riffe, reich besezt mit schlanken Palmen, umgeben häufig von allen Seiten hohe Gebirge, an deren Fuß eine üppige, tropische Pflanzung wuchert. Innerhalb dieser Riffe ist das Waffer spiegelglatt, sich sonnend im warmen Licht; außerhalb ist ein ewiger Krieg: wüthende, schäumende Wogen schwellen und rennen mit wildem Anfaß gegen den festen Wall Jahr aus Jahr ein, Jahrhundert auf Jahrhundert. So schüßen die winzigen Polypen den stolzen Menschen auf seinem bedrohten Eiland gegen die zerstörende Fluth; Polypen stehen kühnlich dem unermeßlichen Ocean! Alle Völker der Erde vereint, könnten nicht das kleinste dieser Riffe bauen, und die Polypen bauen einen Theil der Kruste dieser großen Erde! Denn in der Südsee zählen diese PolypenInseln noch Lausende. Alle erheben sich nur wenige Fuß über den Meeresspiegel; alle sind sie ringförmig, einen ruhigen See einschließend; alle bestehen nur aus einem Stoff: der lebenvollen Koralle. Diese Eilande, von den fleißigen Polypen unter den Wellen erbaut, werden von denselben Wellen bepflanzt und bevölkert, durch die sie aus dem Grunde über die Oberfläche emporgehoben werden. Die Strömungen bringen Samen und treiben ausgewachsene, lebendige Bäume von den fernen Gestaden herbei; Eidechsen wohnen in den Wurzeln, Vögel nisten in den Zweigen, und unzählige Insekten, die auf ihm die Herreise gemacht, und die umherschwirrenden Wasservögel bringen bald Leben in diesen Fleck neugeschaffenen Landes:

So treffen in der Tiefe Pflanze und Thier zusammen; der bleiche, farblose Futus windet seine langen Arme um die glänzende, rothe Koralle, und durch ihre Zweige gleitet der Nautilus mit ausgespanntem Segel dahin. Jeder Lichtstrahl von oben verwandelt Farbe und Abschattung hier unten. Doch die Tiefe hat auch ihr eigenes Licht: da glisert der prächtige Fisch in seiner Schuppenrüftung von Gold und Silber; da schimmert der Phosphor von den milchweißen oder himmelblauen Glocken der Medusen, wenn sie dahinwallen durch die purpurnen Wipfel der hochragenden Fuken; da funkeln die lichten kleinen

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