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Ein Drama der Kaiserin Katharina II.

Die Kaiserin Katharina II. war bekanntlich auch dramatische Schriftstellerin und hat namentlich einige Lustspiele geschrieben, worin Cagliostro's Betrügereien und die Verschrobenheit seiner Anhänger verspottet werden. Diese Lustspiele sind in Beziehung auf ihren Zweck nur zu loben, ihr Inhalt, die Ausführung des Grundgedankens dagegen ist dürftig. Noch trockener und hölzerner find aber die sogenann ten Dramen nach Shakespeare's Manier", wie sie auf den Titel seßte, und worunter fie im Gegensaß zu den klassischen der Franzosen wohl nur verstehen konnte, daß sie nicht in Alexandrineru, sondern in Prosa und ohne Beobachtung der Einheit in Zeit und Raum geschrieben seien.

Von dem einen diefer Dramen ist in der letteren Zeit öfter die Rede gewesen, weil sich in demselben die Pläne Katharina's auf Konftantinopel einigermaßen abspiegeln. Wir würden es nicht wagen, die Aufmerksamkeit unserer Leser auf dieses Drama zu lenken, weil es eine geistlose Aneinanderreihung von Scenen ist, in welchen die Personen Geschichte erzählen, und von einer Handlung nicht die Rede ist, wenn nicht die Thatsache, daß ein solches Drama überhaupt von Katharina verfaßt wurde, eine geschichtliche Bedeutung hätte.

Dieses Drama heißt: Die ersten Regierungsjahre Oleg's" (Vormund des Großfürsten Igor). Es beginnt mit der Ankunft einiger Großen aus Kiew, an dem Orte, wo später Moskau erbaut wurde. Diese erzählen einigen Russen, warum sie kommen, und schicken dieser Erklärung folgende dramatisirte (!) Historie voraus:

Stemid. Die Slaven, welche am Dniepr leben, litten unter dem Drucke der Kosaren, welche Kiew und dessen Umgegend beherrschten. Diese hatten nämlich außer einem schweren Tribut noch mannig fache Frohndienste von den Ersteren gefordert. Da schickten sie ihre Häuptlinge an den Großfürsten (Rurik) und ließen ihn bitten, er möchte ihnen einen Sohn oder Verwandten schicken, um sie zu regieren. Dobrynin. Hierüber berichtete ich dem Großfürsten. Rurik sandte ihnen sofort seinen Stiefsohn Oskold an der Spige eines Heeres. Rulaw. Bei seinem Abzuge bat noch Oskold den Großfürsten um die Erlaubniß, einen Zug nach der Kaiserstadt (Zargrad, Konftantinopel) unternehmen zu dürfen. Nachdem er diese Erlaubniß erhalten hatte, fammelte er ein Heer und zog gen Mittag.

Cidul. So ist ́es. Oskold marschirte zuerst nach Smolensk und ging von hier zu Waffer nach Kiew, wo er die Kosaren bekriegte. Stemid. In Kiew verstärkte Oskold sein Heer durch Waräger und Slaven, die von Nowgorod herkamer. Jest bekriegte er die Polen und Drewlianen.

Dobrynin. Aber gegen Griechenland hatte er weniger Erfolg. Stemid. Er schiffte dahin auf dem Dniepr. Auf zweihundert Fahrzeugen fuhr er in das Schwarze Meer und nach der Kaiserstadt. Cidul. Er hatte hierzu die rechte Zeit gewählt, denn der griechische Kaiser war eben gegen die Sarazenen gezogen. Als Oskold in das Schwarze Meer rückte, ließ der Eparch dem Kaiser melden, daß die Russen die Hauptstadt bedrohten. Dieser kehrte eilig um. Stemid. Aber Oskold kam mit einem günstigen Winde in das Marmora-Meer und blokirte von da aus die Hauptstadt.

Cidul. Als der Kaiser zurückkehrte, vermochte er kaum in seine Stadt zu gelangen.

Stemid. Schon gaben die Griechen alle Hoffnung auf Rettung auf, da erhob sich am anderen Morgen plöglich ein Sturm, der unsere Schiffe gegen den Strand warf, so daß nur eine kleine Anzahl in die Heimat zurückkehrte.

Dies war also der erste Versuch der Ruffen auf Konstantinopel. In der dritten Scene wird Oskold beschuldigt, bei jener Gelegenheit sich vom alten Glauben abgewendet zu haben.

Stemid. Die von Kiew haben uns zu Dir gesandt, o Herr, um Dir fund zu thun, daß Fürst Oskold die alten Gewohnheiten ohne

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1855

Dein Wissen ändert. Das Volk hat ihn im Verdacht, daß er bei feinem Zuge gegen die Kaiserstadt den dortigen Sagungen und Bräuchen geneigt wurde.

Oleg. Wie hätte er diese kennen lernen sollen?

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Cidul. Wir hatten viele Griechen zu Gefangenen gemacht, mit denen er sich 'stets eifrig unterhielt. Als er nun nach Kiew zurückkehrte, besuchte er die heiligen Hügel und Tempel nicht mehr und mißachtete die Priester.

Es wird nun der Verdacht ausgesprochen, daß Oleg selbst hierbei betheiligt sei. Er erwiedert ganz im Geiste Katharina's:

Oleg. Von je her mußten die Regenten die Läfterreden der Leute geduldig hinnehmen. Ein Jeder urtheilt nach Gutdünken über mich, weil er mich nicht kennt. Ich kann und werde mich nicht gegen Alle rechtfertigen, aber ich werde die Nachwelt über mich urtheilen lassen.

Nachdem nun Oleg den Grundstein zu Moskau (!) gelegt hat, reift er mit seinem Mündel, dem Großfürsten Igor, nach Kiew, um Oskold zu richten. Dieser gesteht, daß er sich dem Christenglauben zugewendet habe. Er wird in Folge dessen verhaftet. Aber Oleg beschließt vor Allem, jene erste Unternehmung durch eine zweite gut zu machen.

Oleg. Nicht immer sind solche Unternehmungen von Glück gekrönt, doch das Unglück ist an und für sich schon etwas zu Trauriges, als daß man ihm (Osköld) die Schuld beimeffen sollte.

Igor. Es ist doch sehr zu beklagen, daß eine so mißlungene Unternehmung stattfand.

Oleg. Gewiß, und die Sache darf nicht bleiben, wie sie ist. Man muß sich bemühen, sie wieder gut zu machen.

Der nächste Akt behandelt die Hochzeitsfeierlichkeiten des Großfürsten in derselben langweiligen Weise. Jm vierten Akt stehen die Russen vor Konstantinopel.

Oleg. Der Feind hinderte uns durch eine dicke Eisenkette, durch den Bosporus zu laufen. Aber als er sah, daß wir unsere Krieger ausschifften und uns anschickten, auf Konftantinopel Sturm zu laufen, schickte er alsbald Unterhändler heraus.

Teofar. Unser Kaiser Leo schickt Dir durch uns Lebensmittel und läßt Dir seinen aufrichtigen Wunsch ausdrücken, Friede und Freundschaft zu schließen. Bis der Waffenstillstand im Reinen ist, bitten wir Dich, die Stadt und die unschuldigen Landbewohner, welche unter den Schrecken des Krieges leiden, zu schonen.

Oleg. Dankt Eurem Kaiser in meinem Namen. Der Lebensmittel bedarf ich noch nicht, nehmt sie wieder mit heim. Die belagerte Stadt wird sie nöthiger haben, als die Belagerer. Friedensunterhandlungen bin ich nicht abgeneigt. Es hängt nur von Euch selbst ab, daß die Stadt nicht länger durch mein Kriegsvolk belästigt werde. Bezahlt mir ein entsprechendes Lösegeld. Meine Forderung ift mäßig gebt mir zwanzig Dukaten für jeden Krieger. Ich habe zweitausend Schiffe und in jedem vierzig Mann.

Photius. Wir sind ermächtigt, auf eine Geldgabe einzugehen. Laß uns mit Deinen Großen in Unterhandlung treten.

Die Unterhandlungen werden gepflogen, und Oleg befiehlt, ihm das Resultat vorzutragen.

Rulaw. Erstens verpflichten sich die Griechen, für jeden Krieger zwölf Dukaten zu zahlen.

Oleg. Ich verlangte zwanzig.

Stemid. Sie wollten anfänglich nur zehn geben, verstanden sich aber endlich zu zwölf.

Oleg. Wie viel macht dies im Ganzen?

Stemid. 960,000 Dukaten.

Oleg. Lies weiter.

Rulaw. Sie verpflichten sich ferner, einen jährlichen Tribut zu bezahlen.

Dobrynin. Darauf sind sie eingegangen?

Stemid. Ja, doch unter dem Namen eines Geschenkes. Rulaw. Der dritte Artikel händelt von dem Unterhalt und der Verpflegung der Gesandten und Handelsleute, welche nach der Kaiserstadt kommen.

Dobrynin. Habt Ihr darunter auch Anker, Segel und Taue gesezt, denn unsere Leute kommen zu Schiffe?

Stemid. Alles ist bemerkt.
Oleg. Bist Du zu Ende?
Stemid. Noch nicht.

Oleg. Was kömmt noch.

Rulaw. Viertens foll weder Städten, noch Dörfern eine Kränkung widerfahren, wenn wir zu Lande oder zu Wasser in ihre Nähe kommen. Oleg. Das versteht sich, sonst wäre man ja im Frieden übler daran als im Kriege.

Rulaw. Sie haben solche Furcht vor uns, daß sie in dem fünften Artikel verlangten, unsere Handelsschiffe sollten bei Kap Mami vor Anker gehen, und im sechsten, wir sollten die Stadt nur unbewaffnet betreten und nie mehr als funfzig auf einmal, und auch die noch unter besonderer Aufsicht der Griechen.

Stemid. Der siebente und lezte Artikel ist der beste?
Dobrynin. Worin besteht der?

in Bewerbung um den Fletsch". Würde nicht wieder verkauft wer den. Er für seine Person sei kein zu großer Liebhaber von Spec; = sie freilich fähe zuweilen gern ein Stückchen. Er habe nie gefragt, in welcher Zubereitung sie ihn am meisten liebe, doch glaube er, mit Schoten (Bravo). Ja, er trage oft einen Regenschirm, doch brauche er nie danach zu suchen; Mrs. Barlow stelle immer Alles fofort an seinen Plaz (Beifall von mehreren alten Herren). Mrs. Barlow wickele des Nachts ihr Hinterhaar auf (Mr. Bell bemerkte hier, das fei ein wichtiger Umstand. Manche Damen trügen Flaggen (streamers) im Haar am Hinterkopfe, hier in der Gegend „Herzenzermalmer" genannt). Der lehte Winter war hart. Zuweilen ging er zuerst zu Bett, zuweilen sie. Jezt ward Mrs. Bell in die Zeugen-Loge geführt, über und über Lächeln und Erröthen: Er verliebte sich zuerst. Keine Geheimnisse vor ihm. Er sei lebhaften Temperaments, wenigstens gegen fie. Sie liebt das Haus und Alles nett und rein; er käme nie mit schmußigen Stiefeln herein. Doch thäte er es auch, würde es nichts ausmachen (Bravo von Herren). Hätte nie das Tischtuch mit Wein

Rulaw. Die russischen Kaufleute sollen von Bezahlung jeder oder Bier beschmußt. Die Kamine rauchten zuweilen, doch habe sie Abgabe in der Kaiserstadt frei sein.

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Hier laffe ich den Schild Igor's als Denkzeichen zurück. Mögen ihn die späteren Nachkommen hier betrachten!"

Da zeitgenössische Memo irenschreiber dieses Stück ausführlich besprechen, so muß man annehmen, daß man damals seiner Tendenz einen ungleich höheren Werth beilegte, als die Ausführung in Anspruch nehmen kann. Wenn es nicht eine Kaiserin geschrieben hätte, die ihr Leben lang bemüht war, es auf dem großen Welttheater in Scene zu sehen, so wäre schwer zu begreifen, wie eine so gedankenarme, leblose Geschichte gedruckt werden konnte. ` Indeß für Rußland steckt, wie wir wissen, Poesie genug darin, um immer wieder neue Versuche zur Aufführung des Dramas zu machen.

England.

Literatur-Briefe aus England.
Achter Monats - Bericht. 1855.

(Fortsetzung.)

Jeßt führte der Anwalt der Speckseiten-Kanditaten den ersten derselben in die Verhörs-,,box", einen Mr. James Barlow aus Chipping-Ongar. Unglücklicher Name, der mit Gelächter begrüßt ward. ,,Wie kann in einem Orte solches Namens ein glückliches Paar existiren?" sagte Jemand neben mir. Und ist es in einem solchen Orte möglich, müssen Orte, wie Maydew (Maithau), das wahre Paradies der Liebe sein.

James Barlow, ein derber, jovial rundlicher Bursche in den Vierzigern, sagte auf die verschiedenen Fragen (die wir der Kürze wegen weglassen) Folgendes aus: Fing als Knecht sein Leben an, war Diener für Alles vier Jahre lang, Fußmann, Kutschmann, Gärtner und Laufbursche, in Wahrheit ein Faktotum. Jezt ist er Maurer und Zimmer mann. Lernte seine Frau vier Jahre vor der Heirat kennen. Verliebte sich in sie, machte ihr die Cour fast stets schriftlich, da sie hundert Meilen von ihm wohnte. War kein besonderer Günstling des schönen Geschlechts, doch hätte er auch Andere haben können. Hat sich niemals mit Mrs. Barlow gezankt, ganz gewiß nicht. War in ehelichen Angelegenheiten niemals anderer Meinung, als Mrs. Barlow, z. B. beim Thee; wenn sie sagte: „James, Du hast schon drei Laffen“, erwiedere er jedesmal:,,Very well, my dear!" (Sehr wohl, mein Schat!) Auch niemals Zank wegen der Farbe eines Kleides; sie kaufe stets selbst nach ihrem Geschmack (lauter Beifall von Seiten der Damen). Hätte niemals seine Ehe bereut, nur daß ihm die Zeit zu schnell vergehe. „Kreuz-examinirt“ von Mr. Costello: „Chipping-Ongar ist vierzehn Meilen von Dunmow. Kamen in einer Miethskutsche mit Freunden herüber. Standen nicht besonders früh auf. Dies thäten sie überhaupt nie. Er freilich war zeitig genug reisefertig, um Mrs. Barlow nicht warten zu lassen. Doch anderenfalls würde Mrs. Barlow sicherlich gesagt haben: James, übereile Dich nicht!" Keine Verzö gerung durch häusliche Besorgungen. Kein Schlüffel gesucht, keiner

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Mr. Barlow nie deshalb inkommodirt, nicht weil sie kein Zutrauen in seine Bautugenden habe, sondern um ihn eben nicht zu inkommodiren. Ja, allerdings habe er Hühneraugen, doch wenn er auch daran litte, er verliere nie sein gutes Temperament. Er trägt Hühneraugen mit dem Heldenmuthe eines Heiligen.“ (Beifall.)

Erste Zeugin, Miß Mary Ann Clarke, hat das Paar funfzehn Jahre lang gekannt, nie einen Zank gehört oder geargwöhnt, nie mit ihnen gespeist, aber sehr oft getheet („tea'd”), nie bei Barlows Speck gegessen, doch hoffe sie, daß dies künftig der Fall sein werde (Gelächter).

Mr. William Nicholas, seit zwölf Jahren Schulmeister in Chipping Ongar, der nächste Zeuge, hebt besonders hervor, daß Mr. Barlow nie über das Maß trinke und sich in seinem jezigen Wohlstande nicht überhebe. Seit zehn Jahren nie etwas Nachtheiliges von dem Paare gehört oder gesehen, nie einen verdächtigen Stock hinter der Thür.

Hiermit schloß die Untersuchung des Speckpreis-Anspruchs der Barlows. Der Gerichtspräsident faßte das ganze Sachverhältniß zusammen und stellte es dem Gewissen der Geschworenen anheim, zu entscheiden. Ohne Bedenken erfolgte ein einstimmig günstiges Urtheil. Drei Minuten lang donnernder Beifall. Der eine zweihundertpfündige Speckfletsch hatte als Lohn funfzehnjähriger ehelicher Tugend seinen Herrn gefunden.

Das Paar, welches sich um den zweiten bewarb, bestand aus dem französischen Chevalier Chatelain und seiner englischen Frau, einer beliebten Schriftstellerin, Verfasserin von ,,The Silver Swan",,,The Blind Fisherman” u. s. w. ,,Wegen der französischen Alliance" war man von dem ursprünglichen Grundsaße, nur einen Preis zu geben und keine,,Fremden" als Bewerber zuzulaffen, abgegangen. In seinem Verhöre hob der Chevalier besonders hervor, welcher Unsinn es sei, zu behaupten, literarische Damen feien schlechte Hausfrauen. Er habe das Gegentheil erlebt, und seine Frau liebe und bewundere er, und sie habe nichts dagegen, daß er auch andere schöne und geistreiche Damen bewundere, wie er auch schöne Bäume, alles Schöne mit ihr liebe und bewundere.

Im Uebrigen dieselben gerichtlichen Formalitäten. Einstimmige Zuerkennung des zweiten Fletsches für das englisch-französisch-alliirte Paar. Schluß. Anfang der Prozession draußen, wo der Himmel ein Einsehen bekommen und alle Wolken weggeräumt hatte, so daß die Sonne hell und heiß herunterschien und die durchnäßten Volksmassen trocknete. Alle Straßen voll, alle Fenster und Dächer befeßt. Die Prozession war grandios und ungemein drollig. Zuerst Weg bahnende Polizei, dann der Grand Marshal in schwarzem Sammet mit GoldBorden, dann Ritter auf sahnenfarbigen, gefleckten und gestreiften Rossen, Damen in Weiß mit grünen Guirlanden, phantastisch aufgepugte Paare, aus Smith's Drurylane-Circus, der Gerichtshof in Equipagen, umgeben von Genien mit flatternden, goldenen Zauberstäben, Postwagen mit Mr. Ainsworth, ungemein cheered und bejauchzt, die Speckfletsche, in ihren Pyramiden hängend, von aufgepußten Herkules ge= tragen, die glücklichen Paare, die den Tugendpreis gewonnen, auf den Schultern wilder Waldmenschen, wo die Elemente des Preisspeckes wuchsen, vermittelst angestrichenen Balkenwerkes auf Stühlen fißend und sich ängstlich anhaltend, damit kein Schwanken des Zufalls fie vom Throne stürze, über geschwungene Mügen auf Meeren des Beifalls getragen. Zwei Musikcorps in exzentrischen Kostümen mit schmetternden Harmonieen, Gigs, Wagen, Broughams, Farmers zu Pferde, Bauern und Volk. So zog die belohnte eheliche und häusliche Tugend triumphirend durch die Stadt auf eine grüne Wiese hinaus, wo sich ein ganzer Jahrmarkt aufgebaut hatte. Abends großes Fefteffen im Sarazenen-Kopf, gegeben von E. T. Smith, präsidirt von dem líterarischen Todten-Erwecker und Schöpfer des alten anglo-sächsisch-ger

Ich habe es so ausführlich und mit Liebe geschildert und eine expreffe Reise zu diesem Zweck gemacht, weil ich darin das heiterste und glücklichste Beispiel von der Wechselwirkung zwischen Literatur und Leben ahnte und wirklich bestätigt fand. Außerdem ist Speck ein herrlicher und in der Literatur gar seltener Artikel und kann in der mannigfaltigsten Weise zur Verschönerung der Lebensgenüffe verwendet werden. Gebraten und mit daraufgeschlagenen Eiern ist er eine Macht, mit Erbsen gekocht die solideste Art, in Wenigem viel Nahrung zu genießen, und wie lieblich, wenn er als Perlenschnur in dichten Reihen aus dem Hasenbraten hervorduftet! In dieser Situation wurde er ja Musterbild verschiedener, herrlicher Metaphern der gespickten" Börse und anderer Kleinodien des Lebens, die ohne Anwendung symbolischer Spicknadeln sonst gar keinen Werth haben. (Schluß folgt.)

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Die Italiäner sind bekanntlich gegen Fremde äußerst zuvorkommend; dies hatte auch die Akademie zu Pistoja veranlaßt, den Verfaffer der Literaturberichte aus Italien" zu ihrem Mitgliede zu ernennen, und dieser ward durch Dankbarkeit veranlaßt, wieder einmal diese Stadt zu besuchen, die er seit Jahren nicht gesehen hatte. Jezt erreicht man dieselbe auf der Eisenbahn, welche von Florenz über Lucca nach Pisa führt, von wo man am Abend nach Florenz wieder zurückkehren kann. Bei dieser Spazierfahrt überzeugt man sich, daß der Freund schöner Gegenden durch die Fahrt auf der Eisenbahn nichts an der schönen Aussicht verloren hat; im Gegentheil hat man den Vortheil, daß man in viel kürzerer Zeit, als man sonst für die bloße Hinreise gebrauchte, denselben Weg wieder zurückmachen und so auch die entgegengesezten Ansichten genießen kann, wenn man nicht vorzieht, auf den Zwischenstationen Halt zu machen, wozu der obwohl sonst unbedeutende Ort Pescia empfohlen wird.

Als Wegweiser auf dieser Fahrt können wir das Werk des gelehrten Giuseppe Tigri°) empfehlen, der sich seit vielen Jahren mit dem Studium seiner vaterländischen Geschichte und Landeskunde beschäftigt. Der Verfasser dieses Wegweisers hat außer der geographisch-physisch-topographischen Beschreibung besonders die Vorzeit von Pistoja mit Liebe behandelt, in dessen Umgebungen die berühmtesten Schlachten älterer und neuerer Zeit gefochten wurden. Von den denkwürdigen Personen dieser Stadt erwähnt er, nach unwiderleglichen Urkunden, des Stammvaters der Familie Bonaparte, welcher mit dem Vornamen Guglielmo im Jahre 1264 ein Landgut zu Lunigiana besaß und sich später in Sarzana niederließ, von wo Giovanni Bonaparte 1530 nach Korsika zog.

In Venedig ist eine Sammlung von Lebensbeschreibungen der Dogen dieser Republik, mit in Kupfer gestochenen Bildern derselben nach den noch vorhandenen Originalen, bereits in zweiter Auflage erschienen. Der Text ist nach den besten Geschichtschreibern dieser Republik von dem Herausgeber zusammengestellt worden. °°)

Wir müssen ein Tyrol, ein hauptsächlich deutsches Land, betref fendes und auch in Deutschland, zu Trient, gedrucktes Werk hier erwähnen, weil es in italiänischer Sprache geschrieben ist; es ist dies die,,Flora des südlichen Tyrol und des nördlichen Italien", von den Gebrüdern C. und A. Perini, ") besonders aber weil dazu die deutsche Erfindung des Natur-Selbstdruckes, welche der verdienstvolle Auer, Vorsteher der kaiserlichen Staatsbuchdruckerei in Wien, welche so viel Treffliches leistet, benugt worden ist. Die erste Lieferung mit zehn Tafeln ist außerordentlich gelungen und stellt die zartesten Pflanzen so treu und zierlich dar, wie es Feder, Pinsel oder Griffel nicht vermag. Jede Tafel enthält den wissenschaftlichen und italiänischen Namen der betreffenden Pflanze nach Linné, den Ort, wo sie vorkömmt, und ihre industrielle oder medizinische Anwendung.

Eine botanische Beschreibung des mittäglichen Tyrol ist noch außerdem von Franz Ambrosi herausgekommen, "") welche sich großen Beifalls erfreut und an die alte Berühmtheit der Universität Padua erinnert.

Ein Herr Curti hat eine Art von Kommentar zu Dante herausgegeben, indem er die Geschichte der Zeit erzählt, in welche die göttliche Komödie dieses Dichters fällt.°°°)

Das Verhältniß des Savonarola zu Lorenz von Medici hat zu einer Schrift von E. Ruberi Veranlassung gegeben, welche eben zu Florenz erschienen ist,†) in welcher außer der Widerlegung der Schrift von Perrens auch die von dem Professor Paravia ausgesprochene Meinung widerlegt ist.

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Einer der ausgewanderten Lombarden, welcher jest Deputirter in dem Parlament zu Turin ist, Luigi Torelli, hat seine Gedanken über die italiänischen Zustände, welche er 1845 geschrieben, jezt mit die Gegenwart betreffenden Bemerkungen in Turin drucken lassen. Habent sua fata libelli. Der Verfasser, ein reicher, gebildeter Mann, war in dem österreichischen Staatsdienst in Mailand angestellt gewesen, den er aber verließ, um für die Befreiung Italiens von fremden Einflüffen thätig zu sein. Als guter Katholik dachte er stets an die Vorschrift des Papstes Julius II., Italien von den Barbaren zu befreien." Gioberti hatte eben sein Werk über den bürgerlichen und moralischen Primat der Italiäner geschrieben, worin er dem Papst gern wieder die Rolle von Gregor VII. zuweisen wollte, jedoch im Sinne des Fortschrittes. Zu gleicher Zeit hatte der bekannte Geschichtschreiber Graf Balbo sein Buch über die Hoffnungen Italiens herausgegeben, welcher ebenfalls die Möglichkeit einer Wiedergeburt des Landes mit Beibehaltung der weltlichen Mächt des Papftes für möglich hielt. Auch war damals das bekannte Buch:,,Desterreich und seine Zukunft" erschienen. Diese drei Werke veranlaßten den Verfasser, Vorschläge zur Neugestaltung Italiens zu machen, wobei er aber den Papst beseitigt wiffen wollte. Er hatte die Handschrift dieser Arbeit nach Lausanne geschickt, wo sie aber von dem Abschreiber, der zugleich den Rezensenten gemacht hatte, dermaßen verunstaltet erschien, daß er die ganze Auflage vernichten ließ und eine neue Ausgabe veranstaltete. Die Brüder Bandiera waren kurz vorher durch einen der unsinnigen Anschläge Mazzini's verunglückt, als Gregor XVI. am 1. Juni 1846 starb. Der Nachfolger desselben ließ die Hoffnung aufkommen, daß die Hoffnungen von Balbo und Gioberti verwirklicht werden könnten; daher das Werk Torelli's, in Widerspruch mit den damals herrschenden Ideen stehend, wenig Anklang fand, um so mehr, da es ohne den Namen des Verfaffers gedruckt worden war, so wie auch seine anderen politischen Schriften ohne seinen Namen erschienen sind.

Der als einer der besten jeßt lebenden Dichter Italieys bekannte Prati hat eine größere Dichtung in vier Gesängen unter dem Titel:

Der Profeffor Luigi Chicchero hat zu Nizza eine bisher unedirte Geschichte des Krieges, welchen Viktor Amadeus II. von Sa voyen gegen Ludwig XIII. führte, die damals von dem Geschichtschrei-,,Satanas und die Grazien" herausgegeben. ††) Er schickt voraus, daß ber der See-Alpen, Pietro Gioffredo, geschrieben worden, herausgegeben. Es war dies der Krieg, in Folge dessen ein preußisches HülfsCorps nach Piemont unter dem Prinzen Karl von Brandenburg ge. fchickt ward, der 1695 bei Casale starb.***)

Unter den Markgrafen Italiens, welche sich bald von den deutschen Kaisern unabhängig machten und sich lange gegen die Städte, die dort das Feudalwesen brachen und die wachsende Macht Savoyens vertheidigten, befanden sich auch die von Saluzzo, deren Geschichte von einem Ungenannten sehr brav erzählt worden ist. †) Sie waren aber nicht blos Raubritter, sondern mitunter bedeutende Gelehrte. Einer der Lesteren ist in diesen Blättern bereits rühmlich erwähnt worden.

*) Guida di Pistoja e del suo territorio, di Pescia e de' suoi dintorni, adorna di otti incisioni, e di due carte topografiche, da Giuseppe Tigri. Pistoja, 1854.

**) Biografie dei Dogi di Venezia, scritte dai: Emanuele Caval. Cicogna, Coffi, Casoni e Mochini, con 120 ritratti. II. Edit. Venezia, 1855. 4.

***) Relazione delle cose accorse durante lo assedio di Villafranca e Nizza, ne' mesi di marzo ed aprile 1691 del P. Gioffredo, publicata dal Professore Luigi Chicchero. Nizza, 1854.

†) Saluzzo e sui marchesi, con cenni su varie altre signorie d'Italia di C. G. Passeggiate annuali sui colli Saluzzesi. Saluzzo, 1854.

er einen neuen Weg in der italiänischen Literatur eingeschlagen, indem er die Phantasie mit der Thatsache in solche Verbindung gebracht, daß die Einbildungskraft des Lesers ohne Mühe dem Dichter folgen könne. Der Gegenstand dieser Dichtung ist der christlichen Mythologie entnommen. Satanas, erbittert über die Tugenden des Priesters Mario, des Richters Heraklit und des Soldaten Hermann, verspricht den Grazien die Herrschaft über die Erde, wenn sie diese drei Männer verführen. Dies gelingt ihnen sehr leicht. Der Mann ist dem Weibe gegenüber ein schwaches Wesen. Hierauf aber veranlaßt der Satan die Gra zien, die drei Verführten zu bewegen, einen Mann zu ermorden, der sich über sie lustig gemacht hatte. Als die Grazien ihren Lohn fordern, verlangt er, daß sie erst die drei Mörder zur Bestrafung

*) Flora dell' Italia settentrionale e del Tirolo meridionale rappre sentata nella Fisiotipia, dai fratelli C. et A. Perini. Trento, 1854.

**) Flora del Tirolo meridionale di Fr. Ambrosi. Padova, 1854. ***) Istorie Italiane del Secolo XIII. narrate colla scorta della Divina Comedia, per l'Avv. Pier Ambrogio Curti. Milano, 1854.

†) Osservazioni critiche di E. Ruberi sopra una opera del Prof. E. T. Perrens, intitolata: Jerome Savonarola. Firenze, 1854. ††) Satana e le grazie. Leggenda in quatro canti con prologo e li、 cenza. Pinerola, 1855.

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anzeigen müßten. Auch dies geschieht, und nachdem fie ihre Liebhaber hatten hinrichten sehen, verlangen sie endlich, daß Satan sein Versprechen halte, nachdem Venus selbst dem Satan geholfen hatte, fie zu diesem Berrath zu überreden, unter dem Vorwande, daß sonst der ganze Olymp zugrundegehen würde. Doch Satan hält nicht Wort, er bringt fie um (!). Die Versification wird allgemein gelobt, der erhabene Schwung der Sprache ebenfalls; allein über den von dem Dichter eingeschlagenen Weg sind die Urtheile sehr verschieden.

Der piemontesische Premier-Minister, Graf v. Cavour, hat jeßt allerdings keine Zeit mehr, als Schriftsteller aufzutreten; allein er hat früher auf sehr ehrenvolle Weise der literarischen Welt angehört; in diesem Augenblicke kömmt nun eine Sammlung seiner politischen und staatswirthschaftlichen Schriften heraus.") Das erste Heft enthält Abhandlungen über die kommunistischen Ideen und die Mittel, der Verbreitung derselben zu begegnen; ferner über die gegenwärtigen Zustände Frlands und seine Zukunft, endlich über die Eisenbahnen in Italien. Was in lezterer Beziehung unter seiner Verwaltung bereits in seinem Vaterlande geschehen, zeigt die Eisenbahn von Genua nach der Schweiz, welche bereits den Handel des Mittelmeers unmittelbar nach Deutschland führt, und feine Bemühungen, diese Verbindung über Chur nach den deutschen Eisenbahnen am Bodensee fortzusehen. So wie unter ihm durch die Apenninen der längste Tunnel in Europa ausgeführt worden, so bemüht er sich, durch einen noch längeren die Eisenbahn durch die Alpen unter dem Lukmanier zu führen.

Auch in Mailand sucht der Gemeinsinn der Industrie aufzuhelfen, das zeigen die Verhandlungen der dortigen Gesellschaft zur Beförderung der Künste und Handwerke.) Der vorliegende Jahrgang be. schäftigt sich hauptsächlich mit Chemie.

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phieen, hat er eine höchft bemerkenswerthe Reisebeschreibung durch Italien herausgegeben,) welche Jedem, der Italien kennt, eine freundliche Erinnerung gewähren wird; wer aber Italien kennen lernen will, dem ist der gelehrte und eben so liebenswürdige Verfasser ein wohl unterrichteter, treuer Führer. Seine Humanität hat ihn von den bitteren Ausfällen gegen die Italiäner freigehalten, welche so manche mit Vorurtheilen nach Italien gehende Reisende blicken laffen. Ob wohl der Verfasser eigentlich Botaniker ist, hat ihn dieses sein Lieblings-Studium nicht verleitet, den darin Unerfahrenen zu beläftigen; vielmehr hat er Alles beachtet, was den gebildeten Menschen angeht, und es beschrieben, wie es den gebildeten Menschen angeht. Jeder wird sich hier reichlich befriedigt finden.

Im Piemontesischen wird der deutschen Sprache jezt viel Sorgfalt zugewandt; in der Lombardei aber ist es für Alle, welche eine Anstellung wünschen, nothwendig, Deutsch zu lernen, darum hat daselbst der Profeffor Alberti eine Grammatik und ein deutsches Lesebuch herausgegeben, **) das leßtere besonders mit Beispielen aus den bedeutendsten deutschen dramatischen Schriftstellern ausgestattet.

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J. F. Neigebaur.

Von dem sehr geachteten Belletristen Dall' Ongaro find eben zu Turin liebliche Novellen erschienen, welche sehr gefallen. Der Verfaffer war Geistlicher, er hat aber das geistliche Gewand abgelegt, und bewegte sich sonst viel in der Gesellschaft des Prinzen Karl Bonaparte-Canino zu Rom. Seinen Ruf hat er besonders durch sein Drama, „Il Fornaciajo”, begründet. Die vorliegenden Novellen, unter dem Titel: Die Töchter des Volkes",***) zeichnen sich durch Wahrheit der Darstellung und Sittenreinheit aus, welche die italiänischen Erscheinungen dieser Art von den französischen so vortheilhaft auszeichnen. In diesen Novellen zeigt der Verfaffer die Verlockungen, denen Die von Karl Albert von Sardinien, jeßt gewöhnlich der Hoch- ein junges Mädchen ausgesezt ist, und wie sie siegreich aus diesem herzige genannt, gestiftete Gesellschaft zur Herausgabe der auf die Kampfe der Pflicht mit der Weltluft hervorzugehen vermag, wenn Geschichte des Landes Bezug habenden Quellen hat in verschiedene ihr Herz nicht verbildet ist. Von diesen Novellen dürften besonders benachbarte Länder Gelehrte ausgesandt, um dort zu sammeln, was,Die neue Rodope“ und „Die Sühne“ am meisten ansprechen. hierauf Bezug haben möchte. Für Süd-Frankreich wurde der Profeffor G. B. Adriani bestimmt, welcher zunächst die Provence bereiste, die allerdings zu dem westlichen Ober-Italien in früherer Zeit in manchen Beziehungen gestanden hat. Er hat von seiner Reise nicht unbedentende Schäße mitgebracht, welche die Geschichtsquellen seines Vaterlandes bereichern. Der über diese Sendung erstattete Bericht liegt uns gedruckt vor.***) Es enthält derfelbe freilich meist nur für die Gefchichte Ober-Italiens wichtige Gegenstände; allein auch im Allge. meinen ist es merkwürdig, hier zu lesen, wie die innere Verwaltung der Städte Marseille, Arles, Nimes, Avignon u. f. w. meist dieselbe blieb, wenn sich auch die Landeshoheit änderte. Städte, welche von griechischen Kolonieen gegründet wurden, mußten in ihrer Selbstverwaltung mehr Erfahrung haben, als Städte, die erst tausend Jahre nach unserer Zeitrechnung angelegt wurden. Auch für die deutsche Geschichte dürfte die Capitulation von Alessandria vom 13. März 1183 merkwürdig sein, wodurch sich diese Stadt dem Kaiser Friedrich BarFrankreich und das Völkerrecht während der Revobaroffa unterwarf; diesem folgt ein Privilegium für Alessandria_von_lution. Ein Beamter des Minifteriums der auswärtigen AngelegenOtto IV. von 1210 und von Friedrich II. von 1240.

Wir reihen hieran die Geschichte der Stadt Alessandria, von Carlo a Valle, †) welche Stadt von den Mailändern erbaut wurde, als die deutschen Kaiser, von ihren Vasallen geschwächt, der weltlichen Herrschaft des Papstes unterlagen, als dieser die sonst so treuen Städte gegen den Kaiser aufwiegelte, so daß am Ende der tapfere Kaiser Friedrich Barbarossa genöthigt wurde, dem Papft den Steigbügel als Vasall zu halten.

Wir haben früher in diesen Blättern von den besonders in OberItalien üblichen literarischen Hochzeitsgeschenken Nachricht gegeben. Ein solches ist auch eine Monographie einer (ni fallor) fossilen Linden-Art, womit der Profeffor Massalonga††) zu Verona die Vermählung des Ritters v. Heufler zu Rosen und Perdonegg mit der Gräfin Karoline v. Khuen, Beide aus Tyrol, feiert. In Deutschland möchte ein solches Hochzeits-Geschenk etwas kurios und auffallend scheinen, besonders den Bräuten; in Italien sind die vornehmsten Damen daran gewöhnt. Im vorliegenden Falle ist übrigens der Bräutigam selbst ein sehr bedeutender Literat. Außer einer Menge botanischer Monogra

* Ouvrages politiques et économiques, par le Comte Camille Rufo de Cavour. Turin, 1855.

**) Atti della Società d'Incorraggiomento d'arti e mestieri per l'anno 1854. Milano.

***) Intorno alcuni docomenti di storia patria e codici manoscritti negli archivi del Mezzodi della Francia, di G. B. Adriani. Torino, 1855.

†) Storia d'Alessandria dall' origine fino ai giorni nostri, di Carlo a Valle. Torino, 1853.

†) Monografia delle Dombeyacee fossili, fine ad ora non conosciute; del Dott. A. Prof. Massalonga. Verona, 1854.

Mannigfaltiges.

Tagebuch des Lieutenants Bellot. Der franzöfifche Marine-Lieutenant Bellot, der an einer der Polar-Expeditionen zur Aufsuchung Sir John Franklin's Theil genommen und dabei in edler Aufopferung für einen Verunglückten feinen Tod gefunden, hat ein Reise-Tagebuch hinterlassen, das jest im Druck erschienen ist. f) Es ist auch dieses Tagebuch ein rühmliches Denkmal des Edelsinnes, der Bescheidenheit und der liebenswürdigen Heiterkeit des jungen Seemannes, deffen Tod sowohl in England, als in Frankreich so große Theilnahme erregt hat. Herr Julien Lemer hat dem Tagebuch einige interessante biographische Notizen hinzugefügt.

heiten im Haag, Herr H. A. van Dijk, hat in französischer Sprache eine Studie der französischen Revolution von 1789 hinsichtlich ihrer Beziehungen zum Auslande und namentlich ihrer Uebergriffe in die damalige Republik Holland herausgegeben. tt) Es ist interessant, diese 'Uebergriffe der französischen Revolution, die von Historikern und Memoiren-Schriftstellern (namentlich auch in dem Leben des Ministers v. Stein) vielfach beleuchtet worden, auch einmal vom rein diplomatischen und völkerrechtlichen Standpunkte behandelt zu sehen. Franzöfifche Geschichtschreiber der Revolution, wie Mignet, Thiers, Lamartine, wiffen veren Ausschreitungen gegen das Ausland natürlich noch viel leichter und vollständiger zu bemänteln, als ihre Gräuel in Frankreich felbft. Man sucht die Ersteren gewöhnlich damit zu entschuldigen, daß Frankreich der zuerst verlegte, von Europa angegriffene Theil war. In der Geschichte der Länder und Völker läßt sich jedoch noch viel weniger, als in der der Individuen, ein Unrecht durch das andere rechtfertigen.

*) Italiänische Briefe. Mit einem Anhange, Erinnerungen aus dem Küftenlande, von Ludwig Ritter v. Heufler. Wien, 1853.

**) Principi fondamentali della lingua tedesca esposti per cura del Professore Ambrogio Alberti. Corso storico. Milano, 1854.

L'italiano istruito nella lingua tedesca, per la via del diletto. Racolta etc. Milano, 1855.

***) Figlie del popolo. Novelle di Francesco dall' Ongaro. Torino, 1855. Società editrice Italiana.

†) Journal d'un voyage aux mers polaires, par J. R. Bellot, précédé d'une notice par M. Julien Lemer.

++) Considérations sur l'histoire de la révolution française depuis 1789 jusqu'en 1795, principalement concernant les relations extérieures, par H. A. van Dijk. 1 vol. Utrecht, 1855.

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No 99.

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Literatur des Auslandes.

England.

Der Krieg in Afien.*)

Berlin, Sonnabend den 18. August

Das in der Anmerkung genannte Werk, dessen Verfaffer den vorjährigen Feldzug in Klein-Asien im Gefolge der türkischen Armee mit gemacht, erscheint in einem Augenblick, wo der zeitwillige Stillstand in den Operationen vor Sebastopol die Aufmerksamkeit von neuem auf das Kriegstheater an den Quellen des Euphrat lenkt, auf welchem, Dank der im ottomanischen Lager herrschenden Zwietracht und Unfähigkeit, das Glück der Schlachten den Ruffen von Anfang an treu geblieben ist und sie jest wieder mit einiger Energie die Offensive ergriffen ha ben, die ihnen an anderen Punkten von Freund oder Feind verwehrt wird. Für das englische Publikum dürften die Aufzeichnungen des Herrn Duncan ein noch näheres Intereffe haben als für uns, da es gerade die Uebergriffe der Ruffen in Asien sind, welche die Politik Großbritanniens am eifersüchtigsten bewacht und welchen sie um jeden Preis Schranken seßen muß. Es ist gewiß", heißt es im Vorworte, „daß jeder neue Schritt, den die Ruffen in Asien machen, eine moralische Niederlage für England ist, und unsere Regierung müßte daher die ernstesten Maßregeln ergreifen, um die Fortschritte der Heere des Zaren in fener Nichtung aufzuhalten. Sollte es der russischen Armee, welche in diesem Augenblick sowohl Kars als Erzerum bedroht, gelingen, Armenien zu erobern was leider unabwendbar scheint so würde der Einfluß Rußlands im Orient den höchften Gipfel erreichen. Wenn aber die Alliirten, die sie drohende Gefahr erkennend, einen glücklichen Feldzug in Georgien unternähmen, so würde der unheilvolle Einfluß des Nordens mit der territorialen Entwickelung aufhören, die ihm zur Grundlage dient. Zur Zeit des in diesem Werke geschilderten Feldzuges hätten fünftausend britische und französische Soldaten im Verein mit der türkischen Armee genügt, um die Ruffen aus Georgien bis weit über den Kaukasus zu treiben. Gegenwärtig würden zehntausend europäische Bajonette kaum hinreichen, um dem Vorrücken des Generals Murawjev Einhalt zu thun und die Integrität der afiatischen Provinzen des Türkenreichs zu sichern. Sollten die Regierungen von Großbritannien und Frankreich der Gefahr, die ihnen in Aften droht, noch länger die Augen verschließen, so wird die Zeit viel leicht kommen, wo sie einen zweifelhaften Feldzug gegen die von Kars bis Mofful und von Bajafid bis Trebisond siegreichen Legionen Rußlands werden unternehmen müssen."

Wie man sieht, ist der Verfasser geneigt, die Dinge in einem et was schwarzen Licht zu betrachten, und müffen wir unsererseits geftehen, daß wir nicht recht an ein ernstliches Vordringen der Ruffen in Klein-Asien glauben, so lange die Verbündeten Meister des Pontus Euxinus find und ihnen durch eine Landung bei Batum oder an einem anderen beliebigen Punkte die Communicationen abschneiden kön nen. Was übrigens eine Diversion von Seiten Schamyl's betrifft, den gewiffe Zeitungen alle Augenblick im Rücken des Feindes erscheinen und unerhörte Heldenthaten vollbringen laffen, so behandelt Herr Duncan die auf die Mitwirkung des tapferen Imam gerichteten Hoffnungen als chimärisch. „Auf die Gefahr hin, manche romantische Ideen in der Phantasie meiner Leser zu zerstören", sagt er,,,muß ich offen erklären, daß das undisziplinirte und schlecht bewaffnete Gefin bel, aus welchem der Anhang Schamyl's besteht, obwohl unüberwindlich in seinen Bergveften, in den Ebenen Georgiens schlechterdings nicht zu gebrauchen ist. Nichts kann abgeschmackter sein, als die Gerüchte von den periodischen Siegen, die nur in der lebhaften Einbildungskraft der deutschen Zeitungsschreiber existiren, nach welchen z. B. 60,000 Tscherkeffen innerhalb zweier Tagemärsche vor Tiflis vorrücken. Die Wahrheit ist diese: Wenn die Felder bestellt worden, haben die Bergbewohner Muße, bis zum Eintritt des Herbstes eine kleine Razzia zu unternehmen; einige Hundert Reiter versammeln sich, steigen von ihren Horsten herab und fallen wie ein Donnerkeil auf irgend ein argloses russisches Dorf. Der Ort wird geplündert, die Einwohner *) A Campaign with the Turks in Asia. By Charles Duncan, Esq. London: Smith, Elder & Co., 1855. 2 Bde. Berlin, A. Asher & Comp.

1855.

werden mit kaltem Blute ermordet oder als Sklaven fortgeschleppt, und die unerschrockenen Reisigen Schamyl's kreten, mit Beute beladen, einen hastigen Rückzug an. Es würde für diesen Häuptling unmöglich sein, eine bedeutende Streitmacht länger als eine Woche zusammenzuhalten; denn gelänge es ihm auch, seine buntscheckige Armee zu verproviantiren, so würde sie doch aus einander laufen, da der Tscherkeffe, Lesghier oder Daghestanese nur um der Beute willen sein heimatliches Dorf verläßt. Ein einziges russisches Dragoner-Regiment, von einer Schwadron reitender Artillerie unterstüßt, würde hinreichen, um jede Schaar in die Flucht zu schlagen, welche Schamyl in die Ebene von Tiflis herabführen könnte. Niemand weiß dies beffer, als der Imam felbft, und es zeugt von seiner ausnehmenden Klugheit, daß er sich nie auf eine solche Expedition eingelaffen hat. In ihren eigenen unzugänglichen Bergen und bewaldeten Höhen sind die Tscherkessen und Daghestanesen außer aller Gefahr; aber als einer ernsten Bedrohung der russischen Herrschaft in den transkaukasischen Provinzen gebührt ihnen keinesweges die Wichtigkeit, die man ihnen in Europa beizulegen pflegt.“ Daß die Unfälle der Türken in Asien vor Allem durch die Untüchtigkeit und Corruption ihrer Anführer verschuldet worden, wird auch von unserem Verfasser bestätigt, und vielleicht möchte den Osmanen im gegenwärtigen Feldzug schon deshalb ein günstigeres Prognostikon zu stellen sein, weil die Pforte fich endlich entschloffen, einen Ausländer an ihre Spiße zu stellen. „Es würde“, schreibt er, „keine angenehme Aufgabe fein, die Biographie jedes einzelnen Befehlshabers zu geben; um jedoch das verderbliche System zu beleuchten, welches den Verfall des ottomanischen Reiches beschleunigt hat, will ich einige Episoden aus dem Leben Zarif Mustafa Pascha's, kaiserlichen Muschirs oder Feldmarschalls und Oberbefehlshabers der anatolischen Armee, erzählen. Die Laufbahn dieses Pascha hat mit der seiner meisten Kollegen Aehnlichkeit, und er kann als ein Typus seiner Kafte betrachtet werden, indem er die übrigen Mitglieder derfelben weder in guten, noch in schlechten Eigenschaften übertrifft. Wo Zarif Pascha zuerst das Licht des Tages erblickte, darüber schweigt die Geschichte. Er durchzog in seiner Jugend den Hauptweg, der in der Türkei zur Größe führt - den Sklavenmarkt. Er wurde an Niza-Pascha, den jeßigen Seriasker, verkauft, und in dem Harem dieses Würdenträgers entwickelte der künftige Muschir jene geistigen und fittlichen Eigenschaften, die später in einem so herrlichen Lichte glänzen sollten. Die erste Blüthe der Jugend hatte kaum die Wangen des kleinen Zarif geröthet, als er die zweite Stufe auf der Leiter zum Glücke erstieg, indem er als Tschibuftschi oder Pfeifenträger im Gefolge seines Herrn erschien, der ihm nach einiger Zeit ein Civilamt übertrug. Die politische und gesellschaftliche Carrière Zarif Efendi's war somit begonnen. In ähnlichen Fällen wird jedoch der getreue Tschibuktschi oder ehrgeizige Barbier gewöhnlich mit einer Hauptmanns- oder Majorsstelle in der Armee bedacht, worauf er nach und nach, entweder durch Intrigue oder durch Bestechung, den Rang eines Pascha erhält. Alsdann kauft er seinerseits kleine Sklaven, welche als künftige Generale und Staatsmänner betrachtet werden können. Wenn man ein derartiges Avancement in Erwägung zieht, so wird man nicht mehr darüber erstaunen, daß in Aften, wie vor Bala klava, die Offiziere der türkischen Armee die Erften waren, die ihren unglücklichen Truppen das Beispiel der Flucht gaben. Das Glück begünftigte Zarif Efendi, und er wurde bald Zarif Bei. Durch die Protection seines früheren Herrn sah er sich zu einem hohen Poften in der Civilverwaltung der Armee erhoben, als seine Aussichten auf eine Zeitlang durch ein unvorhergesehenes Mißgeschick getrübt wurden. Einige bei den Armeelieferungen vorgefallene Uebelstände zogen die Aufmerksamkeit der Regierung auf sich, und es ergab sich aus einer mehr als gewöhnlich sorgfältigen Revision, daß Zarif Bei einen kleinen Irrthum von 15,000 Beuteln oder 75,000 Pfd. Sterl. begangen hatte. Die Folge dieses unglücklichen Ereignisses war die Abseßung und Verbannung des Schuldigen. Er erhielt auch den Befehl, die unterschlagene Summe wiederzuerstatten, und er soll in der That einen kleinen Theil davon in den Staatsschag eingezahlt haben, welcher Aft uneigennüßiger Großmuth noch jezt von den Bewunderern Zarif Pascha's gerühmt wird. Das schüßende Auge Riza-Pascha's hörte indeffen nicht auf,

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