lichkeit gegenüber den Dienstleuten von St. Jean, deren Patois mit ihrem Schulfranzösisch wenig stimmt; minder rührend aber ihr schroffes und hartes Benehmen gegen ihre schüchterne Gefellschafterin, die sie nur darum um sich duldet, weil sie sie aus einem vornehmen Hause überkommen hat. Dennoch können wir uns nicht auf Belindas Seite stellen, wenn dieses Naturkind, das mancherlei Ähnlichkeit mit einer Emanzipirten hat, gleich von vornherein sich in Frau Rosens Reisebegleiter verliebt und ihr denselben mit ihren frischeren Reizen richtig abspenstig macht, zumal Rose viel ältere Rechte an den Kapitän hat, den sie einmal in ihrer Jugend liebte und jezt, wir wollen nicht sagen, noch liebt, aber unter allen Umständen haben möchte. Die Art, wie sich Belinda in diesem Falle benimmt, hat allerdings etwas so Elementares und urwüchsig Naives, daß wir ihr kaum deshalb zürnen und ste jedenfalls nicht der Koketterie beschuldigen können, aber billigen können wir sie doch nicht und noch weniger jungen Damen in ähnlichen Fällen zum Muster empfehlen. Wenn sie dem im Stillen Geliebten ganz allein den Bolero vortanzt, um ihm ihre Tanzkunft zu zeigen, so liegt darin einerseits eine sehr unweibliche Entäußerung und andererseits eine recht weibliche Gefallsucht, die unbewußt, wie es scheinen foll, bei ihr zum Durchbruch kommt. Wenn sie sich aber gar in einer leicht erkennbaren Verkleidung und unter ziemlich läppischem Vorwande zu ihm ins Zimmer begiebt, so ist das ein Streich, wie er etwa bei halbwachsenen und schlecht erzogenen Schulmädchen vorkommt, auf alle Fälle aber die strengste Rüge verdient. Ihr weiblicher Takt, oder besser Instinkt, ohne den ste doch nach der Absicht der Verfafferin durchaus nicht sein soll, macht sich überhaupt erst etwas spät geltend, nämlich wo sie die Bewerbungen des Kapitäns zurückweist, weil dieser sein Verhältniß zu Rose noch nicht offen gelöst habe. In dieser kritischen Lage der Dinge aber erscheint glücklicherweise der tødtgeglaubte O'Shea, zeitig genug um seine Frau vor dem Verbrechen der Bigamie zu bewahren und seine Tochter in die Arme des Geliebten zu führen, der uns am Schlusse noch verspricht, die wilde Rebe einigermaßen kunstgerecht beschneiden zu wollen. Dies in Kurzem der Inhalt der Geschichte, die sich mit den darin auftretenden Personen, wie wir meinen, selbst kritisirt. Immerhin ist die Erzählung spannend und interessant geschrieben und entbehrt nicht eines gewissen Humors, der uns über manche ,,Auswüchse" versöhnend hinweghilft. Zu bedenken bleibt immer, daß die Verfasserin in ihrer Belinda nicht ein Bild zur Nachachtung, sondern mehr nur einen Studienkopf hat geben und zugleich verschiedene Extreme einander gegenüberstellen wollen. Die Übersetzung genügt in sprachlicher wie stilistischer Beziehung den Anforderungen des heutigen Geschmacks. Ungarn. Schm. Die ungarische Geschichtschreibung seit 1867. Die ungarische Nazion ist im europäischen Staatenverbande eine der jüngsten. Ihr erstes verheerendes Auftreten verfeindete mit ihr die damaligen westlichen, zivilisirteren Völker, nämlich: die Deutschen, Franzosen, Italiäner u. s. w. Doch die unerbittliche Folge der Thatsachen versöhnte das zu allem Guten und Schönen fähige Ungarvolk mit Jenen; Kultur und Sitte fanden Eingang ins Ungarland, und die eigene Fähigkeit der Ungarn, welche alles Fremde nach eigener Auffaffung zu affimiliren sucht, beschütte dies Volk vor den Stürmen der Tataren, der Türken und besonders vor der österreichischen Assimilirungspolitik. Vor den zwei ersteren wehrten sie sich mit dem Schwerte, gegen den von russisch-österreichischen Waffen aufgedrungenen Absolutis. mus aber ftritten sie mit den Waffen der Aufklärung und der Kultur. Unter diesen Waffen steht in erster Reihe die nazionale Geschichtschreibung, welche, als 1867 die Ungarn ihre Selbst. stellung erlangten und als in neuester Zeit die gesammte Thätig. keit der Ungarn sich auf die Verwirklichung der Staatsidee richtet, ein europäisches Niveau erreichte. Die neuesten Leistungen in der neuesten Aera des Parla. mentarismus werden wir in einer womöglich kurzen aber ausführlichen Skizze zusammenfassen, um die wissenschaftliche Welt auf die Fortschritte der modernen Kultur aufmerksam zu machen, umsomehr, weil mit der Verbreitung der westeuropäischen Kultur einerseits eine Regenerirung des schlaffen Oftens, anderseits eine geistige Wechselwirkung auf die Grundkultur selbst, in Aussicht steht. Die Thätigkeit, welche die im Jahre 1830 ins Leben getretene ungarische wissenschaftliche Akademie seit 1867 besonders auf dem Gebiete der vaterländischen Geschichte entfaltet, verdient in erster Reihe erwähnt zu werden. Die II. (historische) Klasse entwickelt so in quantitativer wie in qualitativer Hinsicht eine rege Thätigkeit, welche ungetheiltes Lob verdient. Das Hauptwerk, welches die genannte Klasse ausgab, betitelt sich: Monumenta Hungariae historica, welches in drei Unterabtheilungen zerfällt: I. In Urkundensammlungen, II. Scriptores, III. Monumenta Comitialia. Zuerst verdienen die Urkundensammlungen unsere Aufmerksamkeit. Diese Codices erläutern sowohl die einzelnen Perioden der ungarischen Ge schichte, aber auch die Phasen der westeuropäischen Geschichte, mit welcher die ungarische eng verbunden ist. Solche Codices sind: Árpádkoriújokmánytár (Neues Arpadisches Urkundenbuch), redigirt von Gustav Wenzel, XII Bände. Dies Werk als Fortsetzung des Fejér'schen „,Codex diplomaticus" ist eines der wichtigsten Aktenstücke zur Geschichte Ungarns, nicht des historischen, sondern auch des internazionalen Interesses wegen. Diese Periode (1000—1301) der ungarischen Geschichte bietet interessante Daten zur Entwicklung der west- und oft europäischen Staaten in Beziehung ihrer Wechselwirkung. Magyar történelmi okmánytár a brüsseli országos levélcárból (Codex diplomaticus hungaricus aus dem brüsseler Landesarchiv). Zusammengestellt von Michael Horvaths geschickter Hand. Zum Studium der Reformazionsperiode und der Beziehungen der habsburgischen Dynastien ein schäßbares, ja nothwendiges Werk. ... Magyar történelmi okmánytár londoni könyvés levélcárakból Simonyi Ernö (Ungarische historische Urkundensammlung aus londoner Bibliotheken und Archiven von Ernst _Simonyi) 2 Bände. In dem Kampfe ums Dasein der Magyaren hatten sie nur einen immer wohlmeinenden Freund . . . die Briten. Die Kurucer, die Honvéds fanden immer Troft auf ihrer Insel, und wie viele Aktenstücke sich im Laufe der Zeit anhäuften in Bezug der historischen Verbündnisse, zeigt Ernst Simonyis sorgfältig zusammengestellter Coder, durch welchen mehr als eine Phase der | ungarischen und britischen Geschichte erläutert wird. Wenn es nur überm Kanal gelesen zu werden möchte! Alvinczi Péter okmánytára 1685-1688, Szilágyi Sándor (UT kundensammlung Peter Alvinczi's 1685-1688, redigirt von Alexander Szilágyi). Interessante Aufklärung bietende Samm lung über die stebenbürgisch-österreichischen Verhandlungen im Jahre 1685 bis 1688. Pázmány Péter leveles könyve Frankl Vilmos 2 Bände. (Der Briefwechsel Peter Pázmánys von Wilhelm Frankl 2 Bände). Dieser Briefwechsel bietet ein abgerundetes Charakter - Bild des großen Ungarprimas Peter Pázmány, der als Vertheidiger der katholischen Ansprüche in Ungarn zu den Heroen des Katholizismus gehört. Aus diesen Codices die wir nur kurz erwähnen konnten - ist ersichtlich, daß die ungarische Akademie beslissen ist, alle Monumente der vaterländischen Geschichte ans Tageslicht zu fördern. Die II. Abtheilung der Monumenta bildet die Sammlung der Quellenskriptoren, deren Namen und Werke hier nur erwähnt werden. Georg Szerémi: Memoire von der Verwüstung Ungarns 1484-1543 (Ungarisch geschrieben. Herausgegeben von Gustav Wenzel; Anton Verancsics: Sämmtliche Werke des berühmten Diplomaten in zehn Bänden, welche wichtige Aktenstücke zur türkisch-ungarischen Periode liefern, und auch kultuelle Wichtig keit befizen; David Rozsnyai: Historische Ueberreste mit Bemerkungen von A. Szilágyi. Nicht unbeachtungswerthe Daten zur Türkenperiode; Peter Apors stebenbürgische Dinge betreffenden Berke; Johann Michael Brutus, Ungarische (auch so geschrieben) Chronik 1490-1552, redigirt von Franz Toldy; Franz Forgach de Shymes: Chronik vom Jahre 1540—1572, redigirt von Majer. | Beide, auch wie folgende, unentbehrliche Werke zum historischen Studium; Johann Decsys Historie 1592-1598, herausgegeben von Franz Toldy; Emerich Thökölis Diaria, herausgegeben von Thaly, merkwürdige Denkmale aus dem bewegten Zeitalter der Ungarn. Auch in literatur-geschichtlicher Hinsicht wichtige Werke wurden in Verlag genommen. Im Druck sind die berühmten und mit Spannung erwarteten Konfessionen des denkwürdigen Prinzen Franz Rákoczy des zweiten. Diese „Confessions" war Johann Grisza so glücklich in der pariser kaiserlichen Bibliothek zu finden. läßt in den mailänder, venediger, neapolitanischen, moskauer, petersburger, krakauer und londoner und auch spanischen Archiven Forschungen anstellen, ste fördert den Eifer durch Preisausschreibungen. Beispielsweise: In welchen Hinsichten berühren sich die polnische und ungarische Geschichte aus historischphilosophischem Gesichtspunkte? Preis 200 Dukaten. Nach der Akademie entfaltet die regste Thätigkeit die historische Gesellschaft zu Budapest. Das Wichtigste leistete die historische Gesellschaft dadurch, daß ste die Urkunden der széklerischen Geschichte unter der geschickten Leitung Karl Szabós herausgab. Diese Urkunden beleuchten nicht in einer Hinsicht die ungarisch - stebenbürgischen Beziehungen. Trefflich und werthvoll ist der Coder Zichyanus in 2 Bänden, welcher unter Aufsicht der Gesellschaft herausgegeben wurde. Besonders als kulturhistorische Quelle erweist sich dieser Coder. Die durch den Vereinssekretär Koloman Thaly trefflich redigirte Zeitschrift ,,Századok" (Jahrhunderte) enthält während seiner siebenjährigen Laufbahn unzählige Daten zur Gemeinund Kulturgeschichte und bringt neben aufgearbeitetem Materiale sehr viel Unbekanntes. Alle Jahre macht die Gesellschaft Ausflüge in die verschiedenen Gegenden des Landes; auf diese Weise entdeckte man unzählige Daten zur Entwickelungs- und Kulturgeschichte, so zum Beispiel ein Lied von der Erstürmung der szabácser Veste im fünfzehnten Jahrhunderte. Durch Archivuntersuchungen wurden die Geschichten der einzelnen Adelsfamilien aufgeklärt und so auch die Rundschau der Geschichte erweitert. In allem übrigen erweist sich die historische Gesellschaft als einer der lebenskräftigsten Vereine Ungarns. Neben diesen sammelnden Gesellschaften müssen wir nun die einzelnen Historiker erwähnen, durch deren Thätigkeit die ungarische Geschichtschreibung seit 1867 ihren jeßigen Standpunkt erreichte. Die II. Klaffe der Monumenta bildet die Geschichte der ungarischen Reichstage von Wilhelm Frankl, der dies Riesenwerk schon mit der Geschichte der Reichstage von 1526--1536 begann. Unendliches weites Feld bietet sich dem grübelnden Geiste, die Entwickelung einer Konstituzion von viertehalbhundert Jahren sehen wir unter stetem Kampfe sich entwickeln ..... wahrlich ein großartiger Gegenstand, welchem der Redakteur aber vollständig | sind auf europäischem Niveau stehende Gelehrte. gewachsen ist. Deren Erster ist der Veteran Michael Horváth, der Vater der neuesten ungarischen Geschichtschreibung, der mit seinem unendlichen Eifer zu seinen Lorbeeren durch die neue Auflage seines kolossalen Werkes ,,Magyarország történelme" (Die Geschichte Ungarns, 8 Bände, 4—5000 Seiten) einen neuen hinzufügte. Außer diesem Unternehmen erstreckte sich die Thätigkeit der Akademie auf eine historische Sammlung unter dem Titel: Történelmi tár (Historisches Magazin), welche in laufenden Bänden die einzelnen Momente der ungarischen Geschichte in jeder Hinsicht umfaßt. Bis jezt erschienen 18 Bände. Merkwürdig ist das Archivum Rakoczyanum, welches mit Lobenswerthem Eifer Koloman Thaly, mit der Beihülfe Ernst Simonyis, redigirt. Alle Phasen des ersten Viertels des acht zehnten Jahrhundert sind in dieser Sammlung systematisch zusammengetragen, welche den großartigen Widerstand Franz Rákoczys des zweiten im vollen Lichte darstellen. Fernere wichtige Ausgaben find Gr.Telekis größte Monographie, welche das Zeitalter der Hunyaden behandelt. Im strengsten Sinne des Wortes, wurde Alles, was sich auf dies Zeitalter bezieht, aufgearbeitet, so daß ohne dies Werk keine ungarische Geschichte zu schreiben ist. Nicht weniger ist Rupps ungarische Lokalgeschichte beachtenswerth. Horváth und der zu frühe verstorbenen Ladislaus Szalazya Die patriotische Gesinnung, durch welche jedoch die objektive ruhige Auffassung nicht in den Hintergrund gedrängt wird, die Erkenntniß der inneren Beziehungen und Verhältnisse der Geschichte zum Zeitgeiste, die Aufmerksamkeit in Betracht der fittlichen Entwicklungsphasen der Nazion, gepaart mit künftlicher Komposition und klassischer Darstellungsweise, charakterisiren Horváth, dessen Thätigkeit bei seinem Alter erstaunlich ist. Er gab in neuerer Zeit seine früheren Auffäße aus und schrieb zulezt die Biographie Ilona Zrinyis, der hochherzigen Gattin Emerich Thökölis, des ungarischen Nationalhelden. Dies kleine Werkchen vereinigt in sich alle Vorzüge des greisen Verfassers und gilt bei seinem in voller Pracht entfalteten Stile als Kleinod einer Frauenbibliothek. Neben Horváth entfaltete die regste Thätigkeit der verdienstvolle Veteran, der Lezte jener Heldenschaar, welche die ungarische Literatur und Wissenschaft schuf, Franz Toldy; sein 50jähriges Jubiläum feierte der verdienstvolle Schriftsteller im vorigen Jahre, zu welcher Feier ihm ganz Ungarn Glückwünsche Auch im Übrigen wirkt die Akademie anregend, nämlich ste zurief. Im Zeitraume 1867-1874 gab er wiederholt seine Literaturgeschichte aus, seine kleinern Schriften und gesammelten Werke sind unter der Presse. Johann Nagys Thätigkeit kulminirt in dem von ihm zusammengestellten Adelslexikon in 20 Bänden, durch dessen Ausgabe er sich um die mit dem Adel strengverbundene ungarische Geschichte viel Verdienste erwarb, umsomehr, weil er den genealogischen` und heraldischen Dingen viel Aufmerksamkeit schenkte. In Beziehung des Styls und der Fruchtbarkeit, welche bei Nagy mehr oder weniger fehlen, ist Wilhelm Fraknói (früher Frankl) zu nennen. Er lieferte eine große, sorgfältig gearbeitete Monographie von Peter Pázmány und etliche kulturgeschichtliche hie und da von ultramontanen Velleitäten saturirten Ab handlungen. - Durch Gründlichkeit der Ausarbeitung, schmucke Darstellungsweise und höhere Auffassung zeichnen sich aus Franz Salamon, Karl Szabó und Koloman Thaly. Ersterer lieferte die mit großem Beifall aufgenommenen Werke: Ungarn im Zeitalter der Türkenherrschaft, die pragmatische Sanktion u. s. w. Der spisfindigste und scharfsinnigfte Geschichtsforscher ist jedoch Karl Szabó, der alle älteren Hypothesen in der ungarischen Urgeschichte umstieß, und diese Pe riode in ganz anderm Lichte darstellte. Sein bestes Werk ist das preisgekrönte: Amagyar vezérek Kora (Das Zeitalter der ungarischen Heerführer). Koloman Thalys Thätigkeit erstreckt sich auf die Ausforschung des Zeitalters Franz Rákoczys des zweiten. Er konstruirte im strengsten Sinne des Wortes dies Zeitalter. - Seine auf dies heroische Zeitalter fich beziehenden Werke*) zeigen tiefes Quellenstudium und die bisher gemachten Forschungen, deren schönster Theil im „Archivum Rakoczyanum" ans Tageslicht kam, knüpfen große Hoffnungen an den fleißigen, tief. sinnigen Historiker, dem in der Eleganz des Stiles wenn nicht übertrifft würdig Alexander Szilágyi zur Seite steht. Seine Werke (Die Geschichte Gabriel Báthorys, Bethlens, das Zeitalter der Revoluzion) genießen allgemeiner Verbreitung. Theodor Bottkas und Arpád Kerékgyártós Thätigkeit erstreckt sich auf spezielle Forschung einzelner Perioden. Bottka widmet sich mit vielem Glück dem ungarischen Mittelalter (Csák Máté élete: das Leben Mathäus Csáks, des mächtigsten Oligarchen Ofteuropas, der Könige schuf). Kerékgyártó ist ein eifriger Chronolog, er schrieb eine ungarische Geschichte für höhere Lehranstalten. Ipolyi und Csengeri sind zwei beachtenswerthe ungarische" Kulturhistoriker; ersterer schrieb eine ungarische Mythologie nach Grimmschen Prinzipien und lieferte mehr als eine, höhern Kunstgeschmack zeigende Abhandlung. Csengeri ist ein tief. denkender Historiker, jedoch mehr kritischer und negativer als positiver Natur; seine kleinern, meistens auf die Gegenwart fich beziehenden Schriften erscheinen derzeit. Ferner, Emerich Nagy, Friedrich Pesty, Ferdinand Knauz, Albert Nyáry, Alexius Jakab, Julius Pauler, Stephan Gyárfás erwiesen sich als treffliche Urkundenforscher und Monographen. Trigyes Pestys Chronologie, Alerius Jakabs Geschichte von Klausenburg, und Stephan Gyárfás Geschichte der Jazygier und Kumanier sind treffliche Werke. Emerich Nagy machte sich als Redakteur des „Codex diplomaticus“ geltend. Die historische Presse vertraten: die schon erwähnten Századok, „Történeti lapok“ (Historische Blätter), redigirt von Nikolaus Papp, *) Das Leben Bottyans; Der Nagyszombater Kampf; Die Literatur im Rákoczyzeitalter. Die Jonier in der ältesten Zeit. Unter den zahlreichen Hypothesen, welche, nachdem die über raschenden Entdeckungen der vergleichenden Sprachforscher wieder den Blick auf die Urgeschichte der europäischen Kulturvölker und vor Allem der Griechen gerichtet hatten, hierüber neuerdings hervorgetreten find, hat keine andere so viel Staub aufgewirbelt als jene, die E. Curtius zuerst in der kleinen, aber glänzend geschriebenen Schrift „Die Jonier vor der jonischen Wanderung" (Berlin 1855) niederlegte, dann in Zeitschrift- Artikeln und in seiner Griechischen Geschichte" theils weiter ausspann, theils gegen die dagegen erhobenen Einwände mit scharfsinnigen und eleganten Repliken in Schuß nahm. In seiner anmuthigen Weise schildert uns der berühmte Alterthumsforscher, wie die Griechen nach der Auswanderung aus der gemeinsamen Urheimat der indogermanischen Stämme in Hochasten sich über Kleinaften ausgebreitet und dort eine Zeit lang noch mit den Phrygiern vereinigt, allmählich einen neuen, selbständigen Stamm- und Sprachtypus, den hellenischen, entwickelt hätten. Aber diese Aus sonderung trug in sich zugleich den Keim zu einer weiteren Scheidung, in einem engeren Sinne verdienen den Namen Hellenen“ nur jene Griechen, die in geschichtlicher Zeit nach den zwei bedeutendsten Stämmen dieser Abtheilung Dorer und Äoler heißen; als zweite Hauptabtheilung des großen Griechenvolks treten ihnen die Jonier gegenüber, ein rühriger, bald Schifffahrt und Handel treibender Stamm, der früher von den Gebirgen Kleinaftens an die fruchtbare und hafenreiche Westküste hinab gestiegen mit den stammverwandten Stämmen der Dardanier, Lycier, Karier und Leleger zu Land, mit den Phöniziern und selbst den Ägyptern zur See in Verbindung und Handelsbeziehungen tritt. Inzwischen war auch das Jäger- und Hirtenvolk der Dorer und Äoler zu einer neuen Wanderung aufgebrochen, die ste über den Hellespont und die Propontis zunächst nach Thracien und Macedonien führte; ein neuer Völkerschub treibt ste aus den Bergthälern des Hämus nach Süden, und ste dringen zuerst in mehreren Haufen, als Äoler, Dorer und Achäer, in Nordgriechenland, später, noch einmal von neuen Ankömmlingen gedrängt, in Mittel- und Südgriechenland ein. Dieser Epoche gehört die Herrschaft der Achäer über den ganzen Peloponnes, wie sie uns aus den homerischen Gedichten entgegentritt, einer etwas späteren Zeit die noch weit folgenreichere Eroberung des nämlichen Landes durch die Dorer und ihre Verbündeten an. | Schon früher hatten auch die Jonier sich noch weiter ausgedehnt, | wieder eine durchdachte, den Kern der griechischen Sagen mit und nicht nur die Inseln des ägäischen Meeres, sondern auch die gegenüberliegenden Küstenstriche der griechischen Halbinsel besett, von da aus Elis und Messene erobert, durch den korinthischen Golf fahrend das „jonische“ Meer erreicht, und da ferner in den mythischen Wanderungen des Äneas nach Curtius eine geschicht. liche Erinnerung an die Kolonisazionen der Jonier verborgen liegt, so müssen sie sich damals an der italiänischen Westküste vom Eryr bis an die Tibermündung angestedelt haben, ja sie sind bis nach Sardinien gelangt, wo das Volk der Joläer durch seinen Namen jonische Abkunft verräth. In alle Gegenden, die ste bestedeln, verpflanzen sie den Bau der Reben und den Dienst des Weingottes, des Dionysos; nicht minder bezeichnend für die Niederlassungen der Jonier ist der Umstand, daß sie fast aus, schließlich auf dem ergiebigen, wenn schon fumpfigen Boden an der Mündung von Strömen und Flüssen gefunden werden. In kleinen Trupps auftretend erscheinen sie der einheimischen Bevölkerung als fremde Eindringlinge; daher die Sage von dem „Ägypter" Kekrops, den die Sage als den Gründer der alten Kultur Attika's feiert und von Danaus, dem „ägyptischen“ Erbauer von Argos. Nach Curtius' Auffafsung waren beide vormals in Ägypten ansässige Jonier, und hierin liegt nach ihm die Lösung des Dilemma's, daß einerseits die Nachrichten von einem uralten Verkehr Griechenlands mit Ägypten zu vielfach und bei zu guten Gewährsmännern auftreten, um sich mit K. O. Müller für eine Rückübertragung der späteren Beziehungen zu Psammetich auf die Urzeit zu halten, andererseits die ächt nazionale und gleichförmige Kultur der ältesten Hellenen unmöglich auf ägyp. tische Einflüsse im eigentlichen Sinne zurückgeführt werden kann. Vielmehr ist es die Wiedervereinigung der beiden lange Zeit getrennten Hauptabtheilungen der griechischen Nazion, aus denen. ihre älteste Kulturblüthe und Lald auch ihre erste staatliche Zusammenfassung, der berühmte Amphiktyonenbund von Delphi, entsteht. den Ergebnissen der neueren Sprachwissenschaft verbindende Auffaffung der Anfangszeit des Griechenthums gesezt hat. Die schon erwähnte allgemeine Beachtung, die aus diesem Grunde die Curtius'sche Hypothese gefunden hat, trat in den ausführlichen Erörterungen für und wider zu Tage, die ihr Mar Duncker, Claffen, Bursian, Gutschmid u. a. namhafte Alterthumsforscher, theils gelegentlich in größeren Werken, theils in eigenen Auf| säßen und sogar Monographien widmeten. Im Folgenden soll | nicht der Gang dieser Kontroverse, der jedem Freunde der Geschichtsforschung bekannt ist, geschildert werden, sondern ich will auf das sachverständige und umsichtige Urtheil eines hervorragenden amerikanischen Gelehrten hinweisen, das, schon gleich nach dem Erscheinen der ersten Schrift von Curtius in den Sizungsberichten der orientalischen Gesellschaft von Nordamerika abgegeben, die Punkte, auf die es bei Entscheidung der ganzen schwierigen Frage am meisten ankommt, mir schärfer und übersichtlicher herauszustellen scheint, als dies bisher von deutschen Gelehrten irgend geschehen ist. Erst in neuester Zeit ist jene Kritik Hadley's, des unlängst verstorbenen Professors für Griechisch an der Universität Newhaven und Präsidenten der American Oriental Society, an einem zugänglicheren Orte publizirt worden, nämlich in seinen „Essays Philological and Critical“ (Newyork 1873), ein Buch, das, ein neuer Beweis von dem Aufblühen der philologischen Studien in Nordamerika, überhaupt der Aufmerksamkeit der deutschen Fachgenoffen bestens empfohlen werden kann. Allein die frisch geknüpfte Freundschaft hatte keinen langen Bestand; es erfolgt eine Reakzion gegen das jonische Wesen, an der abwechselnd die Äoler, die Achäer und die Dorer den Hauptantheil haben. Die Achäer treten, nachdem sie die Jonier aus Arholis vertrieben und den ganzen Peloponnes erobert haben, in jenen Krieg mit den Stämmen des westlichen Kleinastens ein, der den Mittelpunkt der homerischen Epen bildet einen Krieg, an dem jonische Völker, wie die Athener, kaum irgend welchen Antheil nehmen, während die Helden aus verwandten Stämmen, wie z. B. Odyssens und Palamedes, nur mit Widerstreben dazu ausziehen. Als ein noch gefährlicherer Feind wie die Achäer erweist sich den Joniern das kriegerische Bergvolk der Dorer; gegen sie verlieren sie eine Posizion nach der anderen, und nun beginnt ein gewaltiges Rückfluthen der Jonier in ihr Mutterland jenseit des ägäischen Meeres. Nur in Attika gelingt es ihnen noch sich zu behaupten, aber selbst ihre Wohnsize in Kleinaften bewohnen sie von jener Zeit an nicht ungestört, sondern müssen sie mit nachdrängenden dorischen und äolischen AnFiedlern theilen. Doch ist und bleibt der Kern der Bevölkerung hier jonisch, und in dem sogenannten jonischen Auslande erhob fich die ganze Anwohnerschaft der Westküste wie ein Mann gegen das Joch des persischen Großkönigs. Dies sind etwa die Hauptzüge des Bildes, das E. Curtius von der Urgeschichte des Griechenvolks entwirft und man wird dieser sinnreichen Aufstellung keinenfalls das Lob versagen dürfen, daß sie an die Stelle der rein negativen Resultate, zu welchen die Kritik der alten Überlieferung geführt hatte, zum ersten Male | | | Der Kern der Curtiusschen Hypothesen, nämlich die sehr bedeutende und von dem Auftreten der beiden anderen Hauptstämme, der Äoler und Dorer, völlig getrennte Rolle, die er dem Stamme der Jonier in der griechischen Urgeschichte anweist, findet in den Angaben der griechischen Geschichtschreiber nicht den geringsten Anhalt. Es kann also nur die Frage entstehen, ob diese Annahme nothwendig, nicht ob ste plausibel ist; wie schon Gutschmid bemerkt hat, es handelt sich darum, ob ste für die bestehenden Schwierigkeiten und Zweifel die am wenigsten gewaltsame Lösung darbietet. Begreiflich sind es denn auch lauter | solche Schwierigkeiten oder mit anderen Worten Thatsachen, die vom Standpunkte der überlieferten Auffassung schwer oder gar nicht erklärlich sind, deren sich Curtius als Stüßen für seine Annahme bedient, und zwar sind unter den zahlreichen Argumenten dieser Art, zu denen übrigens auch die Anhänger seiner Theorie nachher noch manche beigesteuert haben, folgende mit Hadley besonders hervorzuheben: 1) Das rasche Aufblühen jener Städte, welche Auswanderer aus Attika an der Küste von Kleinaften gründeten, als sie die sogenannte jonische Wanderung dorthin geführt (nach Curtius zurück geführt) hatte. Nur unter einer Voraussetzung sei dieser mächtige und in unverhältnißmäßig kurzer Zeit erfolgte Aufschwung der jonischen Handelsmacht, Kultur und Heldendichtung, dem u. A. bekanntlich die Gesänge Homers verdankt werden, erklärbar:`die einwandernden Jonier haben in jenen Küstengegenden keine wildfremde Bevölkerung angetroffen, sondern ihre zurückgebliebenen Stammesgenossen wiedergefunden. 2) Die weite Verbreitung, die besonders in der ältesten Zeit der Name Jonier" als eine Kollektivbezeichnung für die Griechen überhaupt unter den Völkern des Orients gehabt hat. 3) Die geographischen Verhältnisse, insofern nämlich von Urbeginn an alle Niederlassungen der Jonier auf der griechischen Halbinsel fich nur auf eine Reihe unzusammenhängender Küstenstriche. beschränkt haben. Gegen das erste dieser drei Argumente macht Hadley die Analogie der griechischen Kolonien in Italien geltend, „die Jahrhunderte später in einem Lande gegründet wurden, deffen Einschiebsel sind; Hadley macht ferner auf die geographischen Ureinwohner ohne Frage reine Barbaren (d. h. doch nur im Irrthümer aufmerksam, welche der oder die jonischen Verfaffer griechischen Sinne des Worts, wonach es andersredende, wenn der Iliade und Odyssee sich zu Schulden kommen lassen. Was schon gesittete Völker bezeichnet) gewesen sind: dessenungeachtet soll man, ruft er aus, von den „speciosa miracula“ halten, die find diese Kolonien so rasch emporgeblüht, daß schon der Zeit- | Horaz anstaunt, von Antiphaten Scyllamque et cum Cyclope genoffe des Xerres, Hiero von Syrakus, eine größere Macht besaß Charybdin“? Können dergleichen Vorstellungen bei einem Volke als irgend ein anderer unabhängiger Staat in der ganzen griechi- | geherrscht haben, das doch damals nach der Annahme von schen Welt, ja es vielleicht allein mit allen übrigen griechischen Curtius schon Sizilien und Westitalien bis an die TiberStaaten hätte aufnehmen können... und später sehen wir die mündung, ja das noch entlegenere Sardinien, mit seinen PflanzGriechen Siziliens, wenn schon nicht ohne Mühe, in einem lang. stätten überzogen hatte? wierigen Kriege sogar gegen Karthago Stand halten, das seinerseits mit Rom, als dieses schon die Herrschaft über Italien erlangt hatte, nicht ohne zeitweisen Erfolg um die Weltherrschaft ringen konnte." Schon das Gesagte wird hinreichen, um zu zeigen, wie richtig Hadley sowohl die schwachen als die starken Punkte der Curtius. schen Argumentazion zu würdigen weiß; eine weitere Bestätigung für die Richtigkeit seines Urtheils über ste liefert der gesammte Verlauf, welchen die Diskussion der deutschen Gelehrtenwelt über diese „jonische Frage", wie man sie nennen könnte, genommen hat. Das von dem raschen Aufblühen der jonischen Kolonien her entnommene Argument hält Curtius selbst jezt nicht mehr aufrecht, wie Hadley in einem die neuere Literatur berücksichti. genden Nachtrage zu seinem Essay nachweist. Sogar zugegeben, daß der plötzliche Aufschwung jener Pflanzstätte unter einer frem den Bevölkerung nicht möglich gewesen wäre, folgt daraus doch nicht, daß die Ureinwohner gerade Jonier gewesen sein müßten; ste brauchten nur einer verwandten Nazionalität angehört zu haben, und dies ist in Betreff der kleinasiatischen Phryger wenigstens durch die neueste Untersuchung ihrer Sprache (von Fick im vorigen Jahre angestellt) jezt sicher erwiesen. Hadley hatte ferner die von Curtius geltend gemachten orientalischen Zeugnisse bestritten; mit gleichem Nachdruck hat in dem nämlichen Sinne eine der ersten deutschen Autoritäten in alter Geschichte, Max Duncker, seine Stimme in die Wagschaale gelegt. Nur aus orientalischen Quellen, bemerkt dieser Forscher, ließe sich die Existenz jonischer Niederlassungen in Kleinasten vor dem Jahre 1000 v. Chr. darthun. Nun kann aber die angebliche Nennung der Jonier auf Denkmälern des Ramses und Sethos auf Niemand Eindruck machen, dem es bekannt ist, wie verschwindend wenige der Völkernamen, die unter den angeblich von den ägyptischen Pharaohs bestegten Nazionen figuriren, sich überhaupt ausmitteln lassen. Wenn ferner die „Javan“ im. 10. Kapitel der Genesis erwähnt werden, so beweist dies deshalb nichts gegen die Angaben der Griechen von der späten Einwanderung der Jonier in Kleinasien, weil jenes hebräische Dokument erst aus der Zeit nach Salamon, aus dem 10. Jahrhundert herrührt. Und wenn Curtius gar das Vorkommen der Javana im Epos der Inder und in den sogenannten Gesezen des Mann zu Gunsten seiner Theorie anführt, so könnte dieser Umstand vielleicht dazu benußt werden, um die ganz unsichere Abfassungszeit der erwähnten Sanskritwerke, keinenfalls aber um die Chronologie der jonischen Kolonien ins Klare zu stellen. Übrigens scheint Curtius neuerdings selbst auch auf die orientalischen Quellen nicht mehr viel Gewicht zu legen und hat schon in der zweiten Ausgabe seiner griechischen Ge schichte seine frühere Deutung der fraglichen Hieroglypheninschrift sogar ausdrücklich zurückgenommen. So daß wesentlich nur noch enes dritte Argument, von der geographischen Stellung der Da diese Parallele durchschlagend ist, wende ich mich mit Übergehung der weiter von Hadley daran geknüpften Ausfüh. | rungen sogleich zu den nicht weniger triftigen Einwendungen, | mit denen er Curtius' Behauptungen über das frühe Vorkommen des Namens „Jonier" bei den Hebräern, Ägyptern, Indern u. a. orientalischen Völkern begegnet. Am meisten Eindruck macht auf mich auch hier wieder eine doppelte geschichtliche Parallele, die der amerikanische Gelehrte beibringt, nämlich die Thatsache, daß heutzutage in einem großen Theile des Orients alle Abendländer ohne Ausnahme „Franken“, und daß bei den Franzosen alle Deutschen „Alemannen" (Allemands) heißen. Waren denn aber alle Theilnehmer am ersten Kreuzzuge, der die Syrer zuerst mit den Völkern des Abendlandes bekannt machte, Franzosen, oder haben die Franzosen von allen deutschen Stämmen lange Zeit hiudurch nur solche gekannt, die dem alemannischen Völkerbunde angehörten? Jedermann weiß, daß dies nicht der Fall war. Ebenso kann es aber in jener Urzeit auf reinem Zufall beruht haben, daß z. B. die Phönizier allen Griechen, mit denen ste zusammentrafen, den Sammelnamen Jonier beilegten. Auf diesen Umstand wäre allerdings dann Gewicht zu legen, ja es wäre daraus wirklich auf uralte Ansiedlungen der Jonier in der Nachbarschaft der orientalischen Völker, in Kleinasien zu schließen erlaubt, wenn wirklich alle oder die meisten Nazionen des Orients von frühester Zeit an die Griechen nur als „Jonier“ gekannt hätten. Wie es sich hiermit verhält, wird unten näher erhellen; jedenfalls ist Hadley im Recht, wenn er auch über dieses zweite Argument rasch hinweggeht und nur dem dritten eine größere Bedeutung beilegt. Er formulirt es etwa so: Ein Küstenvolk wie die Jonier kann seine Wohnsize nur zur See erreicht haben, also werden die Jonier direkt vom ägäischen Meer, indirekt von Kleinaften her nach Griechenland gekommen sein. Aber nicht auf einmal, sondern truppweise; denn nicht in einer kompakten Maffe vereinigt, sondern weit umher zerstreut treten sie auf. Hieraus folgt, daß kein Aufbruch des gesammten Stammes, sondern nur Entsendungen stattfanden; es blieben noch immer-Jonier genug in Kleinasten zurück, um sich dort dauernd zu behaupten und Jahrhunderte später ihre von Griechenland zurückkehrenden Stammesgenossen mit offenen Armen aufnehmen zu können. Es ist nicht zu bestreiten, daß das Verständniß der griechischen Vorzeit durch diese Annahme wesentlich gefördert wird; aber, bemerkt Hadley, was man damit auf der einen Seite gewinnt, das geht | Jonier in Griechenland, bestehen bleibt, das auch Hadley als das auf der andern wieder verloren, und namentlich erscheint es, falls es wirklich schon in der ältesten Zeit jonische Niederlaffungen | Claffen, Burstan, Baumann, Dondorff u. a. Gelehrte bald diesen, in Kleinasien gab, das Schweigen der homerischen Epen darüber im höchsten Grade befremdlich. Auch die deutsche Kritik hat darauf hingewiesen, daß sogar der Name der Jonier bei Homer nur an zwei Stellen der Iliade vorkommt, die überdies spätere beweiskräftigste bezeichnet hatte. Hierauf hat daher, während bald jenen Punkt der C.schen Beweisführung theils billigend, theils tadelnd herausgriffen, ein zweiter Tonangeber der Alterthumsforschung und entschiedener Gegner der jonischen Theorie, Gutschmid, in seinen Beiträgen zur Geschichte des alten Drients |