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können. Wollt Ihr, so ist in der nächsten Nacht Alles gethan.

Martin. In der nächsten Nacht?

Breme. Es soll nicht wieder Mitternacht werden, und Ihr sollt wieder haben Alles, was Euch gebührt, und mehr dazu.

Peter. So geschwind? wie wäre das möglich?
Albert. Geschwind oder gar nicht.

Breme. Die Gråfinn kommt heute an, sie darf sich kaum besinnen. Rückt nur bey einbrechender Nacht vor das Schloß, und fordert eure Rechte, fordert eine neue Ausfertigung des alten Reverses, macht Euch noch einige kleine Bedingungen, die ich Euch schon angeben will, lasst sie unterschreiben, lasst sie schwören und so ist Alles gethan.

Peter. Vor einer solchen Gewaltthätigkeit zittern mir Arm und Beine.

Albert. Narr! Wer Gewalt braucht, darf nicht zittern.

Martin. Wie leicht können sie uns aber ein Regis ment Dragoner über den Hals ziehen. So arg dürfen wir's doch nicht machen. Das Militár, der Fürst, die Regierung würden uns schön zusammen arbeiten.

Breme. Gerade umgekehrt. Das ist's eben, worauf ich fuße. Der Fürst ist unterrichtet, wie sehr das Volk bedruckt sey. Er hat sich über die Unbilligkeit des Adels, über die Langweiligkeit der Prozesse,

über die Chikane der Gerichtshalter und Advokaten oft genug deutlich und stark erklärt, so daß man vorausseßen kann, er wird nicht zürnen, wenn man sich Recht verschafft, da er es selbst zu thun gehindert ist.

Peter. Sollte das gewiß seyn ?

Albert. Es wird im ganzen Lande davon ges sprochen.

Peter. Da wäre noch allenfalls was zu wagen.

Breme. Wie Ihr zu Werke gehen müsst, wie vor allen Dingen der abscheuliche Gerichtshalter bey Seite muß, und auf wen noch mehr genau zu sehen ist, das sollt Ihr Alles noch vor Abend erfahren. Bereitet eure Sachen vor, regt eure Leute an, und seyd mir heute Abend um Sechse beym Herrenbrunnen. Daß Jakob nicht kommt, macht ihn verdächtig, ja es ist besser, daß er nicht gekommen ist. Gebt auf ihn Acht, daß er uns wenigstens nicht schade; an dem Vortheil, den wir uns erwerben, wird er schon Theil nehmen wollen. Es wird Tag, lebt wohl, und bedenkt nur, daß, was ge, schehen soll, schon geschehen ist. Die Gräfinn kommt eben erst von Paris zurück, wo sie das alles gesehn und gehört hat, was wir mit so vieler Verwunderung lesen; vielleicht bringt sie schon selbst mildere Gesinnungen mit, wenn sie gelernt hat, was Menschen, die zu sehr gedruckt werden, endlich für ihre Rechte thun können und müssen.

Martin. Lebt wohl, Gevatter, lebt wohl! Punkt Sechse bin ich am Herrenbrunnen.

Albert. Ihr seyd ein tüchtiger Mann! Lebt wohl. Peter. Ich will Euch recht loben wenn's gut abläuft.

Martin. Wir wissen nicht wie wir's Euch danken sollen.

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Breme (mit Würde.) Ihr habt Gelegenheit genug mich zu verbinden. Das kleine Capital z. E. von zweyhundert Thalern, das ich der Kirche schuldig bin, erlasst Ihr mir ja wohl.

Martin. Das soll uns nicht reuen.

Albert. Unsere Gemeine ist wohlhabend und wird auch gern was für Euch thun.

Breme. Das wird sich finden. Das schöne Fleck, das Gemeindegut war und das der Gerichtshalter zum Garten einzäunen und umarbeiten lassen, das nehmt Ihr wieder in Besit und überlasst mir's.

Albert. Das wollen wir nicht ansehen, das ist schon verschmerzt.

Peter. Wir wollen auch nicht zurückbleiben.

Breme. Ihr habt selbst einen hübschen Sohn und ein schönes Gut, dem könnt' ich meine Tochter geben. Ich bin nicht stolz, glaubt mir, ich bin nicht stolz. Ich will Euch gern meinen Schwäher heißen.

Peter. Das Mamsellchen ist hübsch genug; nur ist ke schon zu vornehm erzogen.

Breme. Nicht vornehm, aber gescheut. Sie wird fich im jeden Stand zu finden, wissen. Doch darüber lässt sich noch Vieles reden. Lebt jest wohl, meine Freunde, lebt wohl!

Alle. So lebt denn wohl!

Zweyter Aufzug.

Erster Auftritt.

(Borzimmer der Gräfinn. Sowohl im Fond als an den Seiten hängen adliche Familienbilder in manigfaltigen geistlichen und weltlichen Costumen.)

Der Amtmann (tritt herein und indem er sich umsieht ob Niemand da ist, kommt Luise von der andern Seite.)

Amtmann. Guten Morgen, Demoiselle! Sind Ihro Excellenz zu sprechen? Kann ich meine unterthänigste Devotion zu Füßen legen?

Luise. Verziehen Sie einigen Augenblick, Herr Amtmann. Die Frau Gráfinn wird gleich herauskom, men. Die Beschwerlichkeiten der Reise und das Schrecken bey der Ankunft haben einige Ruhe nöthig gemacht.

Amtmann. Ich bedaure von ganzem Herzen! Nach einer so langen Abwesenheit, nach einer so beschwer, lichen Reise ihren einzig geliebten Sohn in einem so schrecklichen Zustande zu finden! Ich muß gestehen, es schan dert mich wenn ich nur daran denke. Ihro Excelleng was ten wohl sehr alteritt?

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