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Jahre zu seßen, betrachte ich aber auch gar nicht den Umstand, daß jenes Epitheton das eine Mal hinzugefügt ist und das andere Mal fehlt, sondern vielmehr die Angabe: M. Alexandro Aug. et Marcello cos. Dieselbe kann sich doch unmöglich auf etwas anders beziehen, als auf die Zeit, wann der Stein gesezt worden ist. Mommsen argumentirt so, als ob es nach jenen Worten hieße: victoriam percepimus, während es doch in Wirklichkeit heißt: Victoriae sacrum 100).

Mommsen scheint seine in Rede stehende Behauptung denn auch nur einer andern Vermuthung zuliebe aufgestellt zu haben. „Ich glaube", so schreibt er nämlich a. a. D.,,,daß das Fragment eines zweiten Exemplars der Interlocutionen, dessen Existenz Rudorff mit Recht gegen Kellermann in Schuß genommen hat, mit der VictoriaInschrift zusammengehört". Diese Vermuthung stürzt aber zusammen, wenn man unsere frühere Ausführung über das angebliche Duplicat als richtig anerkennt.

Die Verhandlungen vor dem ersten Richter haben also im J. 226 begonnen und sind noch in demselben Jahre zu Ende geführt worden. Höchst wahrscheinlich nahmen sie nur wenige Tage in Anspruch. In seinem mehrfach erwähnten Bericht sagt Florianus, daß er Tags vorher (hesterna die) den Verklagten den Beweis der beanspruchten Steuerfreiheit aufgegeben und ihr Vertreter sofort erklärt habe, diesen Be weis führen zu können, daß dann an dem Tage der Berichterstattung selbst (hodie) die Verklagten sich über den Zeitraum, während dessen sie die Steuerfreiheit genossen, näher ausgesprochen hätten.

Das Datum des zweiten Urtheils festzustellen, dazu fehlt es an jedem Anhaltspunkte, zumal wir auch von den Lebensumständen Modestins beinahe Nichts wissen. Zwar giebt Rudorff 101) an, Modestin sei im Jahre 244 Praefectus vigilum gewesen; aber da er sich für diese Behauptung nur auf unsere Inschrift bezieht, so muß wohl eine Verwechslung mit Restitutianus, dem leßten der drei Richter, vor liegen.

Schließlich noch ein Wort über die Form unserer Inschrift. Schon zur Zeit der klassischen Juristen wurden die mündlichen Verhandlungen bei Gericht summarisch zu Protokoll gebracht 102). Eine Abschrift dieser acta oder gesta wurde den Parteien mit dem Urtheil zugestellt 108),

100) Daß P. Clodins Fortunatus sich auf dem Victoriadenkmal einfach Quinquennalis, dagegen auf dem Herculesstein Quinq. perpetuus nennt, ist nicht die einzige Differenz. Dort ist er außerdem Vorstand ,,collegio fontanorum", hier dagegen nur,,huius loci". Er war also vermuthlich, nachdem er eine Zeit lang Vorstand der ganzen Innung gewesen, schließlich zum lebenslänglichen Vorstand einer localen Section gewählt worden.

101) Rechtsgesch. I S. 196.

102) Bethmann-Hollweg a. a. D. S. 237 f.
103) Bethmann-Hollweg a. a. D. S. 273.

und einer solchen Copie sind ohne Zweifel die Auszüge entnommen, welche unsere Inschrift mittheilt.

Zum Zweck der Vergleichung mögen einige Bruchstücke solcher Protokolle aus verschiedenen Gerichten folgen.

L. 21. D. de auctor. et consensu (XXVI, 8).
Scaevola libro XXVI Digestorum.

Defendente tutore

pupillus condemnatus ex contractu patris accepit curatorem, inter quem et creditorem acta facta sunt apud Procutorem Caesaris infra scripta:

Priscus Procurator Caesaris dixit: Faciat iudicata. Novellius curator dixit: Abstineo pupillum. Priscus Procurator Caesaris dixit: Responsum habes; scis quid agere debeas.

Quaesitum est an rel.

Fragm. Vat. § 112 (ed. Mommsen).

Anicius Vitalis dixit: Quoniam praesto est Flavius Vetus iunior, peto rem uxoriam Seiae nomine ab eodem ex legibus et edictis. Dotem et peculium scripta habere se dixit tabulis signatis nec protulit. Flavius Vetus iunior dixit: Actionem excipere paratus sum. Duumvir dixit: Sermo vester in actis erit.

L. 3. D. de his quae in testam. (XXVIII, 4).

Marcellus libro XXIX Digestorum. Sententia imperatoris Antonini Augusti, Pudente et Pollione consulibus: Quum Valerius Nepos mutata voluntate et inciderit testamentum suum et heredum nomina induxerit, hereditas eius secundum divi patris mei constitutionem ad eos qui scripti fuerint, pertinere non videtur. Et advocatis fisci dixit: Vos habetis iudices vestros. Vibius Zeno dixit: Rogo, domine imperator, audias me patienter, `de legatis quid statues? Antoninus Caesar dixit: Videtur tibi voluisse testamentum valere, qui nomina heredum induxit? Cornelius Priscianus advocatus Leonis dixit: Nomina heredum tantum induxit. Calpurnius Longinus advocatus fisci dixit: Non potest ullum testamentum valere, quod heredem non habet. Priscianus dixit: Manumisit quosdam et legata dedit. Antoninus Caesar remotis omnibus quum deliberasset et admitti rursus eosdem iussisset, dixit: Causa praesens admittere videtur humaniorem interpretationem, ut ea duntaxat existimemus Nepotem irrita esse voluisse quae induxit.

Bonn.

F. P. Bremer.

Muf. f. Phil. N. F. XXI.

Beiträge zur Kritik des Euripides.

(Tyndareos.)

Dreftes 490-5. (Kirchhoff)

ἐπεὶ γὰρ ἐξέπνευσεν ̓Αγαμέμνων βίον

πληγείς τῆς ἐμῆς θυγατρὸς ὑπὲρ κάρα,
αἴσχιστον ἔργον· οὐ γὰρ αἰνέσω ποτέ·

χρῆν αὐτὸν ἐπιθεῖναι μὲν αἵματος δίκην

ὁσίαν διώκοντ' ἐκβαλεῖν τε δωμάτων

μητέρα

τῆς ἐμῆς θυγατρός AC. id correctum in ceteris transpositis verbis: θυγατρὸς τῆς ἐμῆς· qua emendatione vereor ne vitium offucatum magis sit, quam sanatum. equidem sic potius poetam dedisse suspicor: πληγεὶς ἐμῆς θυγατρὸς ἐκ χειρὸς κάρα Kirchhoff.

Dindorf sagt zu Soph. Antig. 235 (Bgf) zur Rechtfertigung der Lesart:

τῆς ἐλπίδος γὰρ ἔρχομαι πεφαργμένος πεφαργμένος autem cum genetivo coniunctum, quod saepe fit in participiis passivis verborum, .quorum indicativus non sic construitur". Belegstellen führt er nicht an, meint er aber Beis fpiele mie:

Soph. bit. 3 : ὦ κρατίστου πατρὸς Ἑλλήνων τραφείς
Soph. Ο. C. 1394: τοῦ κακοῦ πότμου φυτευθείς

Sejd. Sept. 792: θαρσεῖτε παῖδες μητέρων τεθρομμέναι (cod. τεθραμμέναι)

so treffen diese nicht zu, denn an diesen und ähnlichen Stellen sind die Participia ganz wie Substantiva gebraucht. Beispiele anderer Art aber, in benen, wie in ben obigen Borten πληγεὶς τῆς ἐμῆς θυ yaroos, einfach vnó weggelassen wäre, habe ich nicht finden können, und wenn Matthiä Gr. Gr. 375 Anm. 1 sagt:,,Auch bei Passivis steht, wiewohl sehr selten, die Person, von welcher die Wirkung her. rührt, im Gen. statt vnd mit diesem Casus", so weiß er außer unserer Stelle keine andere weiter anzuführen als die sehr ähnliche Cut. Cl. 1224: ὦ πάτερ, σὺ δ' ἐν "Αιδᾳ δὴ

κεῖσαι σᾶς ἀλόχου σφαγεὶς
Αιγίσθου τ', 'Αγάμεμνον

An dieser zweiten Stelle jedoch scheint mir Hermanns Conjectur opaγαῖς billig überjeugeno su fein vgl. Dr. 439-40: αὐτόχειοι δὲ σφαγῇ υπέσχετο λείψειν βίον, gel. 142: σφαγαῖς ἐκπνεῦσαι Biov u. a.), obgleich sie sowohl Kirchhoff ignorirt als auch Nauck, der an der Stelle überhaupt nicht anstößt, während er die Oreste stelle ändert.

So lange ich also jenen Gebrauch des Genetiv nicht durch Beis spiele belegt sehe, muß ich mit Hermann Drest. 491 für verdorben halten, um so mehr als auch die übrigen Worte keinen richtigen Sinn geben, denn nèo nága niñoσe kann doch nur heißen: über den Kopf hinweg in die Luft hauen.

Hermanns opazals auch hier anzuwenden, wie Schäfer gethan hat, ist unzulässig, weil die Worte vnèo xága anstatt des Nomen ahnyals ein Verbum verlangen, und außerdem bliebe ja auch der Anstoß an der Bedeutung des vnèo. Hermann selbst,,de ellipsi et pleonasmo" p. 143 verändert vnéo in vnaí, und dieses hat Naud aufgenommen, obgleich er dazu bemerkt:,,versus nondum sanatus". Nun sagt aber Meineke,,Beiträge zur philologischen Kritik der Antigone" p. 39 über die Form vnui:,,Aeschylus kennt diese Form ebenso wenig wie Euripides (nur einmal steht sie in der Electra des Euripides V. 1186 am Ende eines jambischen Dimeters, wo also nicht einmal das Metrum den Dichter bestimmen konnte, eine Form zu wählen, deren er sich sonst nie bedient), problematisch ist sie auch bei Sophocles". Was Aeschylus betrifft, so hat Meineke allerdings folgende ganz unverdächtige Stellen übersehen: ἐν δ ̓ ὀνείρασι λεπταῖς ὑπαὶ κώνωπος ἐξηγειρόμην ῥιπαῖσι θωύσσοντος.

Agam. 891-3:

Agam. 944:

ἀλλ ̓ εἰ δοκεῖ σοι ταῦθ', ὑπαί τις αρβύλας
λύοι τάχος.

Eum. 417:

Αραὶ δ ̓ ἐν οἴκοις γῆς ὑπαὶ κεκλήμεθα. Ferner schreibt Hermann vnai für vлo:

Choeph. 942-4:

ἐπολολύξατ' ὦ δεσποσύνων δόμων

ἀναφυγὰς κακῶν καὶ κτεάνων τριβᾶς
ὑπαὶ δυοῖν μιαστόροιν·

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Allerdings könnte man hier auch durch Umstellung helfen: dvotv ὑπὸ μαστόροιν, το δαβ bie auslautenbe fürge ber prapofition bier Bei wie so oft wegen der folgenden Liquida in der Arsis stände. Soph. weist Meineke die Form vлaí an drei Stellen nach: Antig. 1035. El. 1419. 711 (Bgk). Davon ist die erste unzweifelhaft verderbt und beweist also nichts, an der zweiten Stelle schlägt Meineke nó vor mit Aenderung des niws in der Gegenstr. V. 1439 in о, an

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an welcher nichts hindert die Lesart vnɑι einfach in vnò zu verwan= deln, keinesfalls berechtigen, jene Form aus Conjectur an andern Stellen einzuseßen. Darum ist auch Hermanns Aenderung zu ver= werfen. Noch andere Vorschläge übergehe ich, da ich das Einfachste und Sinngemäßeste gefunden zu haben glaube, wenn ich schreibe: πληγείς θυγατρὸς τῆς ἐμῆς ὑπ' ἐς κάρα.

Στραδες 146-151.

(Schluß des anapästischen Klagegesanges der Hecuba)
μάτηρ δ ̓ ὡσεὶ πτανοῖς κλαγγὰν

ὄρνισιν ὅπως ἐξάρξω 'γω

μολπὰν οὐ τὴν αὐτὴν οἵαν ποτὲ δὴ
σκήπτρῳ Πριάμου διερειδομένα

ποδὸς ἀρχεχόρου πλαγαῖς Φρυγίαις
εὐκόμποις ἐξῆρχον θεούς.

123. 146. ὡς εἴ τις Β. unde ὡς τις Musurus. πανοῖς BC [AB] πτηνοῖς Ald. 3. 148 μολπάν ab interprete esse videtur“. Kirchh. Schol. μάτηρ δ' ὡσεὶ πτανοῖς: καθάπερ δὲ ὄρνισιν ἡ μήτηρ ἐξάρχει τὴν πτῆσιν, οὕτως κἀγὼ κατὰ τὴν κλαγγὴν καὶ τὸν θρῆνον ἐξάρχω· ἐξάρχω δὲ οὐ κατὰ τὴν μολπὴν ἐκείνην, ἣν εἰώθε[ι]ν εὐτυχοῖσα λέγειν.

Aus der Erklärung des Scholiasten schließe ich, daß er xλayyáv nicht an derselben Stelle gelesen hat, an der es jezt in den Hdsch. fteht, fonft bätte er fymerlid auf bίε Grtlärung ,,καθάπερ ὄρνισιν ἡ μήτηρ ἐξάρχει τὴν πτῆσιν“ verfallen tönnen 1).

Es ist nun die Frage, ob er nτñow wirklich im Text gehabt und etwa so gelesen hat:

μάτηρ δ' ὡσεὶ πτᾶσιν πτανοῖς
ὄρνισιν ὅπως ἐξάρξω 'γώ

κλαγγάν etc.

oder ob er es bloß hinzuergänzt hat. Die Entscheidung ist nicht schwer.

1) Daß gerade die Troadesscholien, welche bis jetzt für die Textkritik mehr Ausbeute gewährt haben als die Scholien zu irgend einem andern Stück des Euripides, sich in der Erklärung sehr genau an die Textesworte anschließen und deßhalb zur kritischen Benutzung einen sichern Anhalt geben, habe ich ausgeführt in meinem Beitrag zu dem,,liber miscellaneus editus a societate philologica Bonnenesi. Bonnae 1864" p. 23, Anm.

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