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so lahmen Wortstellung oder vielmehr Saßstellung (ceteros iudiciis terrere, qui-tractarent), wie sie des Sallust durchaus unwürdig wäre.

4. Wie oben Catil. c. 53, so hat auch c. 57 allein Dietsch den richtigen Weg erkannt, ohne jedoch, wie uns scheint, das richtige Ziel zu treffen, wenn er als die Hand des Sallustius dieses hinstellte : Neque tamen Antonius procul aberat, utpote qui magno exercitu locis aequioribus expeditus impeditos in fuga sequeretur: wo die guten Handschriften nur expeditos in fuga geben. Ueber den erforderlichen Gedanken und den nothwendigen Gegensaß herrscht ja im Wesentlichen kein Zweifel: nur die Mittel, durch die man ihn zu ge winnen gemeint hat, verstoßen sammt und sonders gegen gesunde Latinität oder Rede überhaupt. Dietsch's Vorschlag wenigstens gegen Sallustische eine so pointirte Allitteration wie expeditus impeditos, und zwar nur so im Vorübergehen bei einem sehr untergeordneten Punkte angebracht, gehört in die Sprache der Comödie, wäre auch einem Autor der aetas argentea zuzumuthen: mit dem historischen Stil eines Sallust hat sie, bei all feinem Antithesenreichthum, nichts gemein. Aber allerdings, ein durch Sylbenähnlichkeit veranlaßter Ausfall wird es sein, durch den der Text alterirt worden, etwa mit diesem Hergange: utpote qui magno exercitu locis aequioribus expedi[to tarda]tos in fuga sequeretur. Den Nominativ expeditus darum festzuhalten, weil er in den schlechtern Handschriften steht, ist reine Unmethode: es ist ja das in diesen eben nur ein conjecturaler Versuch, dem Sinne durch den erforderlichen Gegensaß, den expeditos einleuchtender Weise nicht gab, irgendwie aufzuhelfen. Aber ein unzulänglicher darum, weil die drei Begriffe magno exercitu und locis aequioribus und expeditus viel zu salopp und unverbunden aneinander hängen, um bündige Rede zu geben. Daß aber auf ein folgendes tos das Auge des Abschreibers von einem to tarda genau eben so leicht überspringen konnte wie von tus tarda, wenn nicht noch leichter, bedarf hoffentlich keiner Erörterung. Und wenn jenes expedito wirklich in einem Münchener Coder steht, so ist auch dieß für die Probabilität unserer Annahme genau so irrelevant, als wenn es nicht darinstände. Priscian's Citat aber XVIII p. 1198 (p. 343 H.), was beweist es denn mehr, als daß auch seine Sallust-Codices schon dasselbe Verderbniß (expeditos in fuga) hatten, wie die ältesten und besten heute vorhandenen, der Ausfall dreier Sylben also schon von früherm Datum war? wozu doch wohl ein Verlauf von sechs Jahrhunderten Spielraum genug ließ. Und wäre denn dieß etwa das einzige Beispiel, daß Priscian, wie anderwärts andere Grammatiker, durch falsche Lesarten, die sie in ihren Exemplaren vorfanden, getäuscht wurden? und zwar im Sallust-Lexte selbst? Welchen Sinn er aus dem expeditos herauslas, kann uns herzlich gleichgültig sein; daß er etwa selbst ein expeditus, wie ihn Herz schreiben läßt, hätte corrigiren sollen, hieße ein Nachdenken von ihm fordern, welches für die dortigen unverarbeiteten Materialien, die mit

ihren syntactischen Parallelismen kaum mehr als dürre Adversarien geben, am allerwenigsten am Plage war. Die ganze Nuzanwendung, die Priscian von der Sallustischen Stelle gemacht, ist an sich gedankenlos genug; denn was hätte diese wohl mit der griechischen Doppelconstruction, zu deren Vergleichung sie dienen soll:,,Attici napeσκευάζοντο ὡς ποιήσοντες τόδε καὶ ̔ποιῆσαι τόδε in Bab heit gemein? Priscian muß sie, wenn nicht jedes tertium comparationis fehlen soll, nothwendig so verkehrt gefaßt haben, daß er die Worte 'neque Antonius procul erat', statt rein local, in dem Sinne nahm 'er war nahe daran, schickte sich an', und 'utpote qui queretur' für zu verfolgen' (non procul erat quin sequeretur) oder näher, dem as noinoortes entsprechend, für 'utpote turus'. Eine schöne Erklärung das!

Zu Tacitus.

F. Ritschl.

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Hist. III, 5 ist überliefert: Trahuntur in partes Sido atque Italicus reges Sueborum, quis vetus obsequium erga Romanos et gens fidei commissior patientior. Es wäre eine so trostlose wie für jeden, der denken gelernt hat, überflüssige Mühe, mittels einer ins Einzelne gehenden Beweisführung darzuthun, daß alle Ver suche ohne Ausnahme, die vor und in unsern Tagen gemacht worden sind, um mit kleinerer oder größerer Buchstabenveränderung aus fidei commissior patientior etwas Verständliches herzustellen, gegen Logik, Grammatik, Sprachgebrauch oder gesunden Sinn sind. Das einzig Brauchbare, was den schlichten Gedanken, der erforderlich ist, in schlichter und befriedigender Form gibt, ist das von Halm nach Wurm's Vorschlag aufgenommene gens fidei patientior, mit gänzlicher Streichung des commissior. Nur daß, um Ueberzeugung zu bewirken, doch der Ursprung dieses seltsamen commissior, das ja unmöglich Erklärung des keiner Erklärung bedürftigen Begriffs patientior sein konnte, in plausibler Weise nachgewiesen werden muß. Nun gehen bei Tacitus folgende Säße unmittelbar voraus: Ac ne inermes provinciae barbaris nationibus exponerentur, principes Sarmatarum Iazugum, penes quos civitatis regimen, in commilitium adsciti. plebem quoque et vim equitum, qua sola valent, offerebant: remissum id munus, ne inter discordias externa molirentur aut maiore ex diverso mercede ius fasque exuerent. Diese Worte hatte mit Recht im Sinne, wer im Folgenden, um die Beziehung des Comparativs gens fidei patientior deutlich zu machen, hinzuschrieb quam istorum (gens), nämlich der vorerwähnten principes Sarmatarum Iazugum. Es sind nur die landläufigen Vertauschungen, vermöge deren das in seiner Absicht nicht mehr verstandene quamisto 24 in ein vermeintlich Laciteisches comissior verschlimmbessert F. R.

wurde, sei es mit oder ohne Mittelstufen.

Bonn, Druck von Carl Georgi.
(März 1866.)

Amazonenstatuen von Phidias, Polyklet und Strongylion.

In der ersten großen Blüthezeit der griechischen Plastik sind mehrfach und von den bedeutendsten Meistern Statuen von Amazonen geschaffen worden, wie uns dies besonders die bekannten Worte von Plinius (XXXIIII, 8, 19, 53) lehren: Venere autem et in certamen laudatissimi, quamquam diversis aetatibus geniti, quoniam fecerant Amazonas; quae cum in templo Dianae Ephesiae dicarentur, placuit eligi probatissimam ipsorum artificum qui praesentes erant iudicio, cum adparuit eam esse quam omnes secundam a sua quisque iudicassent. Haec est Polycliti, proxuma ab ea Phidiae, tertia Cresilae, quarta Cydonis, quinta Phradmonis. Außer dieser Erzählung, welcher wir ihres sehr anekdotenhaften Ges präges wegen hier nur entnehmen möchten, daß ein vergleichendes Urtheil den Werken der genannten Künstler in ästhetischer Beziehung jene Rangordnung gab, wird von Plinius an einer anderen Stelle (XXXIIII, 8, 9, 82) auch eine Amazone des Künstlers Strongylion erwähnt.

Die Zahl der Amazonenstatuen, welche uns aus dem Alterthume erhalten sind, ist nun freilich sehr groß; es wurden nach Flaminio Vacca's Bericht (Memorie di Fl. Vacca n. 77 in Nardini Roma antica ediz. IIII tom. IIII) im 16ten Jahrh. in der Vigna Ronconi auf dem Palatin 18 oder 20 Torsi von Amazonenstatuen gefunden, und in späteren Zeiten sind noch manche zu dieser Zahl binzugekommen. Allein wenn wir die Auffassung, Formengebung und Technik der uns bekannten Statuen prüfen, so können unter ihnen nur drei Typen kein einziger im Originale, ein jeder jedoch in mehreren Copien auf uns gekommen dem Stile derjenigen Beriode griechischer Plastit angehören, in welcher die von Plinius genannten Künstler lebten. Einer umfassenderen Arbeit über die Darstellungen der Amazonen in der griechischen Kunst muß es vorbehalten bleiben, auseinanderzuseßen, wie sich diese drei Typen von den Schöpfungen der früheren sowohl wie der späteren Zeit unterscheiden, hier möchten wir nur eine Untersuchung darüber anstellen, welche von jenen Künstlern diese drei Typen Mus. f. Philol. N. F. XXI.

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geschaffen haben. Freilich sind schon manche Versuche 1) gemacht wor den, diese für die Geschichte alter Kunst wichtige Frage zu beantworten, doch ist man bisher zu einer bestimmten Entscheidung nicht gelangt, so daß eine erneuerte Betrachtung nicht überflüssig erscheinen wird.

Es wird aber nöthig sein, zunächst eine Beschreibung der drei Typen zu geben, zumal da theils durch neue Funde theils durch ge nauere Prüfung der schon bekannten Monumente unsere Kenntniß der: selben sich nicht unbedeutend geändert hat. Wir beginnen mit dem Typus der verwundeten Amazone 2). Eine Vergleichung der erhaltenen Copien, es giebt deren nicht weniger als 14, mehr oder minder vollständige lehrt auf das Deutlichste, daß das Original eine ver wundet auf ihre Lanze sich lehnende Amazone dargestellt hat; und zwar giebt die Verwundung, deren Siz die rechte Brust ist, der ganzen Stellung der Statue die bestimmende Einheit. Auf die Wunde richtet fich der Blick der Amazone und ihr Kopf senkt sich darum leise gegen die rechte Seite hinab, der linke Arm ist bemüht, den leidenden Kör pertheil vom Gewande zu befreien, der rechte lehnt sich auf die Lanze, um durch diese Stüße den auf die Brust geübten Druck zu erleichtern, in dem gleichen Zwecke, die Muskelspannung an dieser Seite des Körpers zu vermindern, ruht das rechte Bein leicht aufgesezt und das linke allein ist das tragende. In den uns erhaltenen Marmorcopien ist der rechte Arm freilich meistens wie klagend in die Höhe erhoben, doch kann diese Haltung, welche nur von modernen Ergänzern herrührt, nicht richtig sein, da sie der verwundeten Brust nicht eine Erleichterung sondern eine Anstrengung verursachen würde. Die Lanze aber, auf welche nach dem Zeugnisse der Gemme der Arm sich stüßt, ist auch in künstlerischer Beziehung von Bedeutung für die Statue. Denn da der Hauptsiz des Motivs, die Wunde, ganz an der rechten Seite des Körpers liegt, so wird ein Gegenstand verlangt, welcher an dieser Seite hinzutritt, ihr einen festen Abschluß verleiht und zugleich bewirkt, daß jenes Centrum des Motivs weniger von der Mitte der ganzen Darstellung entfernt liegend erscheint. Die Amazone trägt einen

1) Vgl. besonders O. Jahn Ueber die ephesischen Amazonenstatuen Ber. d. sächs. Ges. d. Wissensch. 1850 S. 32 ff. und Schöll im Philologus XX S. 412 ff.

2) Vgl. Jahn S. 40 Taf III. Müller-Wieseler Denkm. I, 31 n. 137. Unter den Repliken ist von besonderer Wichtigkeit die Darstellung auf einem in Chabouillet's Catalogue général noch nicht verzeichneten Nicolo der Bibliothek zu Paris. Ferner ist beachtenswerth, daß die beiden Köpfe, welche jezt auf die Torfi der beiden in Rom befindlichen Wiederholungen des unten an dritter Stelle zu besprechenden Amazonentypus gesetzt sind, Köpfe dieses Typus sind: eine genaue Vergleichung derselben mit den nie von ihren Statuen getrennten Köpfen dieses Typus wird einen Jeden hiervon überzeugen. Vgl. auch Winckelmann Gesch. V, 2 § 22. Es würde zu weitläufig sein, die übrigen Repliken hier im Einzeluen aufzuzählen.

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kurzen Chiton, welcher am Unterleibe unter einem breiten Gürtel aufgeschürzt ist und bis zur Hälfte der Schenkel hinabreicht. Die rechte Brust ist entblößt und das entsprechende Stück des Chiton ist hinabgesunken und wird, wie schon gesagt, von der linken Hand ges halten. Den oberen Theil der Brust und den Nacken umgiebt ein Mantel, welcher dann tief auf dem Rücken hinunterfällt. Die nackten Theile des Körpers zeigen eine kräftige, rüstige Frau, sie sind breit und voll, nicht muskulös sondern, um Jahn's Worte zu gebrauchen von einer gesunden Fülle, welche schwellende, elastische Formen bildet, fleischig aber ohne alle Weichlichkeit. Höchst eigenthümlich ist an dem Kopfe dieser Statue zunächst das Haar. Es ist so kraus, wie wohl an keiner anderen weiblichen Statue und obgleich nach Frauensitte lang, doch in keinen Schopf gebunden, sondern nur an jeder Seite des Wirbels in einen kleinen Knoten geschlungen. So liegt es in reicher Masse, welche besonders die Stirne beschattet, am Kopfe an und dient durch seine Aehnlichkeit mit dem krausen Haare der Männer zur Charakteristik der Kriegerin. Das Gesicht ist von einem höchst edel gebildeten Ovale, die Großartigkeit und Noblesse seiner Formen, der feste Bau der oberen Theile, die größere Weichheit in den Partieen um den Mund ist auch in den weniger gut gearbeiteten Copien deutlich zu erkennen. Entsprechend der noch festen und aufrechten Haltung ihrer ganzen Gestalt erscheint auch im Gesichte der Ausdruck körperlichen Leidens durchaus maßvoll und gehalten; aber es hat der Künstler besonders durch die starke Beschattung ihrer Stirne und Augen einen tiefen, trüben Ernst über ihr Gesicht verbreitet, welcher von einem inneren, geistigen Leiden zeugt, das sie empfindet.

An zweiter Stelle betrachten wir die Statue einer ermattet ausruhenden Amazone, von welcher wir 8 verschiedene Copien besizen 3). Wie so oft bei Darstellungen Ausruhender, ist auch an dieser Statue der rechte Arm auf den Kopf gelegt, doch indem der Kopf unter der Last des Armes sich weit auf die rechte Seite niederneigt, ist nicht allein ein Ausruhen sondern eine große Ermattung der Amazone deutlich zu erkennen. Ihr linker Arm fällt hinab und hat eine Stüße gefunden, welche zusammen mit dem rechten Beine die Hauptlast des Körpers trägt. Worin diese Stüße bestanden hat, geht aus den Wiederholungen nicht klar hervor, Jahn vermuthet, daß es eine Streitart war und es ist diese Vermuthung um so wahrscheinlicher, als der Amazone sonst jede Waffe fehlen würde. Bekleidet ist sie mit einem kurzen, gegürteten Chiton. Derselbe ist auf der linken Schulter gelöst und fällt auf diese Seite des Körpers tief hinab, indem er nun auch

3) Vgl. Jahn S. 46 Taf. V. Andere Abbildungen, welche freilich in stilistischer Beziehung ebenfalls nicht genügend sind, bei Clarac 813, 2034. 833 B, 2032 C. Mus. Chiaram. II, 18. Vgl. auch Michaelis Arch. Anz. 1862 p. 336*).

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