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dichte habe. Zum Beweis hierfür, obwohl man es mir vielleicht schon aufs Wort glaubt, füge ich ein Gedicht des Porfirius Optatianus bei, das ich in keiner Ausgabe dieses Verskünstlers gefunden und aus der vortrefflichen Handschrift des Panegyrikus auf der Berner Bibliothek mir abgeschrieben habe [cod. Bern. mscr. litt. 212]. Es stand dort, offenbar richtig, vor Nr. 15 und ist vielleicht der Vulgata entfallen, weil das vorhergehende Werkchen auch gerade zehn Verse enthielt:

S

Imperii facitus gemina vicennia signa.

Pagina flexuosa tramite vota notat.
Constantine genis Heliconde italia natis

Munera devotis haustibus ora rigans.
Hos rupes Cirrea sonet videatque coruscos
Pontum nobilitas altera Roma duces.
Sed nunc te victor ultima pictas honorum
Contentum tenui munera Musa cupit.

Quod textu scruposa siet mea pagina simplex,
Disserat Augusto Calliopea mea.

Die Vorrede zu 'victor sidereis etc.' ist ein wenig verderbt, man sieht es, aber nicht unwichtig für die Chronologie des Porfirius, wie wir ein andermal zeigen werden.

Doch ich kehre noch ganz kurz zu dem Epos de Pentateucho und seinen, wenn die Vermuthung nicht täuscht, sieben Geschwistern zurück. Meine auf S. 133 ausgesprochene Hoffnung, daß vielleicht für diese Piecen Licht kommen könnte aus den Bibliotheken Englands und Frankreichs, hat sich seither befestigt durch eine Notiz in der Ausgabe des Alcimus Avitus von Sirmond [Sirm. op. var. Paris 1696 tom. II p. 264], die ich hier abschreibe, da jene Nachricht wie so viele unschäßbare in den voluminösen und ungenießbaren alten Ausgaben der Kirchenväter beinahe ebenso vergraben liegt als inedita irgend eines staubigen Codex, cuius, um mit einem bekannten Epigramm zu reden, sub modio clausa papyrus erat. Ein Theil der hier folgenden Notizen steht übrigens bei Bähr, Gesch. d. chr. D. u. Gesch. Roms S. 71. - De quibus sermo nobis hoc loco non est, sed de iis tantum libris qui Mosaicam historiam continuantes Exodum et reliquas Heptateuchi partes persequuntur, atque Alcimi Aviti nomine in nonnullis bibliothecis reperiuntur. Quos ego ut ad Avitum pertinere non abnuerim, adeo tamen rudes passim et impolitos ac mendis scatentes in tribus quae vidi exemplaribus animadverti, ut religioni sit opus quod auctor ipse ni fallor hoc habitu premi mallet in lucem evulgare. Singulorum autem librorum initia, si cui animus est cognoscere, ex subiecto indice deprehendet.

Alc. Aviti metrum in Exodum. versus continet MCCCXXVII. Interea varios agitant dum tempora cursus

Et nova succiduo surgit de germine proles.

In Leviticum. versus continet CCCVIII. Postquam conspicuo longinqua in devia templo Extrema est imposta manus, mox cura sacrorum Vatibus incubuit.

In Numeros. versus continet DCXXCIX. Verterat in terra solitis se cursibus annus, Mensibus explicitis sua per vestigia currens.

In Deuteronomium. versus continet CCXXCVII. Hactenus informis eremi vexatus arenis

Iordanem ad fluvium populus promoverat arma.

In librum Iesu Nave. versus continet CCCCLII. Haec inter dominus Iesum dignatus adire Promittit validis sublimem confore donis Admonitum transire vadum Iordanis amoeni.

In librum Iudicum. versus continet DCXCV. Postquam conspicuo Iesus decesserat actu Reddideratque deus famulum post bella quieti, Confestim Iudaea tumens sibi poscere regem

Incipit et dominum quae sit sententia poscit.

So träte denn Alcimus Avitus an Stelle des vorhin beseitigten Sedulius als Candidat auf für diesen Cyclus von Epen vom Anfang der Welt bis auf das babylonische Exil der Juden, aber nicht mit größerm Rechte. Denn ohne Zweifel ist er nur deshalb in den Verdacht der Urheberschaft gekommen, weil einerseits die fünf ersten Bücher seiner Gedichte ihren Stoff dem Pentateuch entlehnen, anderseits das erste Buch des Epos de pentateucho sich früh von den übrigen absonderte (außer dem Corbeiensis, den Martene benußte, ist auch ein Sangermanensis anzumerken bei Montfaucon Biblioth. mscr. p. 1136), wobei wieder einige Blätter sich aus dem Staube und durch die ersten 165 Verse des Werkes viele Ausgaben des Tertullianus und Cyprianus unsicher machten. Und wenn jene Dichtungen nach Sprache und Metrik dem carmen in Genesin glichen, was nach der Aussage Sirmonds kaum zweifelhaft ist, so sind sie eben schon dadurch mit diesem unwerth des Avitus, eines im ganzen sehr regelrechten, kunstvollen Autors, der sich sogar, wie aus einem Brief an den Rhetor Viventiolus hervorgeht, über Verlängerung des i in potitur Gewissensscrupel machte. Daß wir aber hier wirklich nichts anderes als sechs unter sich eng verbundene von den in meinem vorigen Aufsaß zum Theil hypothetisch prognosticirten Epen, alle desselben Poeten, vor uns haben, scheint außer allem Zweifel. Die emsige Nachahmung Virgils, die genaue Nachfolgung des Bibeltertes, selbst die Aehnlich feit im Stil mit dem jezt vorhandenen ersten Buche u. a. m. bestätigt durchweg alle Vermuthungen jener litterarhistorischen Untersuchung bis in's kleinste Detail. Nur in einem Punkt ist dies nicht der Fall. Ich hatte S. 125 die Verse des Werkes de pentateucho auf unge

fähr 5500 firirt; hier sind es nur gute 4000. Entweder also ist der Tert jener drei Hdf., in denen Sirmond das Werk gesehen hatte, stark mit Lücken versehen (so wie auch, beiläufig gesagt, das Buch der Genesis wenigstens eine größere enthält nach V. 325, wie schon Martene bemerkt) oder die Zahlen bei Sirmond sind ungenau oder der Autor hat in den spätern Theilen der Bearbeitung des Pentateuchs sich mehr der Kürze beslissen als früher, wofür beim Leviticus und anderweit mancherlei Gründe existiren konnten. Wo aber stecken nun die Codices, in denen mit oder ohne des Autors Namen der Jesuit jene Epen gesehen hat? Ich weiß es für den Augenblick nicht und habe auch keine Lust danach zu forschen. Frankreich ist groß und hat viele Bibliotheken. Genug, sie waren im 17. Jahrhundert dort vorhanden und dürften, zum größten Theil wenigstens, noch jest irgendwo latitiren. Die noch fehlenden Bücher Samuelis und der Könige werden sich aber wohl auch noch auftreiben lassen.

Nun aber komme ich von dem Pseudoavitus zu dem wirklichen oder vielmehr zu seiner Grabschrift, die gleichfalls in dem Manuscript der hiesigen Bibl. Publica, von dem diese Dissertation ausging, wie die Epigramme zu Ehren der Paula, und auch ähnlich beschädigt, am Anfang stehen. Der Verfasser des Gedichts ist, wie es scheint, durchaus unbekannt; es ist aber alt, löblich nach dem Inhalt, edel in Sprache und Maßen, ein wahres Prachtstück der christlichen Anthologie: Quisquis, mestificum timuli ') dum cernis honorem .espite concludi totum deflebis Avitum,

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sue sollicitas tristi de pectore curas.

a quem plena fides, celse q: gloria mentis,

sumpsit,

Quem pietas, quem promta manus, quem fama perhennat,
Nil socium cum morte tenet. quin prospice sancti
Gesta viri. primum floresacens indole quanta
Spreverit antiquo dimissos stemate faces,
Maturum teneris animum dum prestat in annis
Et licitum mundi vetum virtute relegat.
Nec mora. pontificis sic digna insig
Augeat ut soliti felicia cepta laboris.
Culmen ducidini non obstat, pompa rigori.
Subicitur magnus, servat mediocria summus.
Distribuit pascit ieiunus amando parcus.
Terret et austeris indulgentissima miscet.
Cunctantem suasu iuvit, solamine mestum,
lurgia diremit, certante federe iunxit.
Dissona viridicam tangunt docmata legem
Ortatu ingenio monitis meritisque subegit.
Vnus in arce fuit quoquo libet ordine fandi,

1) Aus dem ersten i ist mit rother Dinte von zweiter Hand ▾ gemacht.

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Orator nullus similis nullusque poeta,

Clamant quod parsi per crebra volumina libri,
Quis vix, vivit perque omnia tempora vivet.

-

Wichtigere Varianten sind hier, im Vergleich zur Vulgata, nur fol
V. 5. promta statt larga.
gende.
Die Wahl erscheint schwierig.
V. 10 vetum für votum gegen voti, das übel klingt (gleich voraus
ging mundi) und keinen rechten Sinn gewährt. V. 11 sumpsit für
sumit. Bald darauf bieten statt der Zeile 'culmen dulcidini non
obstat, pompa rigori' die Ausgaben zwei:

Nec tamen ob summi culmen tumefactus honoris
Erigitur seque ipse aliis plus aestimat, immo.

Ich muß gestehen, die von mir zuerst bekannt gemachte Lesart würde mir sehr gefallen, wenn nur der Choriambus dulcidini nicht wäre. Ein solcher ist zwar in 523, dem Todesjahr des Avitus, so wie später (zuerst gedenkt dieser Grabschrift sein Landsmann, Ado, der sie wahrschein lich in Vienne noch sah) keineswegs unmöglich [vgl. d. r. m. 354 ff.], aber schön ist er doch nicht. Also lasse ich das Urtheil in der Schwebe. Die Form dulcido mie gravido bei Catull 44, 13 in der Ausgabe Doerings. In V. 15 möchte ich die Lesart des Leidener Mscr. festhalten, nur mit Umstellung von parcus: 'distribuit, pascit ieiunos parcus'. Parcus kann man dann nach Belieben als parcus cibi oder pecuniae auffassen. In der Vulgata steht 'distribuit parcus, pascit ieiunus'. B. 17 cunctantem mestum, die Vulgata cunctantes maestos. V. 18 steht in den Drucken iurgia dissolvit, indeß wäre diremit mit langer erster zur Zeit des Avitus nicht undenkbar. Darauf ist unwürdig des so zierlichen Anonymus die gewöhnliche Lesung 'dissona veridicam inficiunt quae d. 1.' es muß heißen 'quae tangunt', wo tangunt euphemistisch für laedunt gesegt wird. In der viertleßten Reihe endlich ist vortrefflich die Lesart meines Coder, quoquo libet: Sirmond und die Uebrigen cui quolibet. Ueber clamo für loquor oder testor spreche ich wohl ein andermal.— Endlich am Ende steht richtig 'quis'.

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Leiden, Januar 1866:

-

Lucian Müller.

Zu Antiphon und Lyfias.

Im Folgenden sollen einige Verbesserungsvorschläge mitgetheilt werden, die mir beim Lesen des Antiphon und Lysias vor und nach aufgestoßen sind.

Antiphon Or. 1. Diese Rede ist unter den antiphonteischen die alterthümlichste und so zu sagen roheste; daher die Bedenken Neuerer gegen ihre Echtheit. Ich lasse diese Frage, zu deren Lösung wir vielleicht aus Mangel an anderweitigem Material zur Vergleichung nicht competent sind, an diesem Orte unbesprochen; indessen glaube ich, daß manche Härte auf Verderbniß zurückgeht, namentlich manche auffallende Weitschweis figkeit und lästige Wiederholung auf Interpolation, wie ich dies an zwei Beijpielen su jeigen verfuden will. — §7 ὅπου δὲ μὴ ἠθέλησε ποιήzu σασθαι ἔλεγχον τῶν πεπραγμένων, πῶς περί γ' ὧν οὐκ ἠθέλησε πυθέσθαι, ἐγχωρεῖ αὐτῷ περὶ τούτων εἰδέναι; πῶς οὖν περὶ τούτων, ὦ δικάζοντες, αὐτὸν εἰκὸς εἰδέναι, ὧν γε τὴν ἀλή θειαν οὐκ εἴληφε; τί ποτε ἀπολογήσεσθαι μέλλει μοι; biet fpringt in bie Mugen, bag ber Gab πῶς οὖν bis εἴληφε nits als cine Wiederholung des vorhergehenden ist, und zwar eine Wiederholung, die gar nichts Neues, keine neue Wendung noch Färbung des Gedankens hinzufügt. Soll man nun diesen stilistischen Fehler (denn ans deres ist es doch nichts) auf Rechnung der infantia des Verfassers sezen, welcher mit dem Ausdruck ringend den Gedanken nicht anders als durch Wiederholung klar zu machen wußte? Ich nehme die andere Stelle bingu. § 11 f. καίτοι εὖ οιδά γ', εἰ οὗτοι προς ἐμὲ ἐλθόντες ἠθέλησαν τὰ ἀνδράποδα ἃ ἦν αὐτοῖς παραδοῦναι, ἐγὼ δὲ μὴ ἠθέλησα παραλαβεῖν, αὐτὰ ἂν ταῦτα μέσ γιστα τεκμήρια παρείχοντο ὡς οὐκ ἔνοχοί εἰσι τῷ φόνῳ. νῦν δέ — ἐγὼ γάρ εἰμι τοῦτο μὲν ὁ θέλων αὐτὸς βασανιστής γενέσθαι, τοῦτο δὲ τούτους αὐτοὺς κελεύων βασανίσαι ἀντ' ἐμοῦ ἐμοὶ δήπου εἰκὸς αὐτὰ ταῦτα τεκμήρια εἶναι ὡς εἰσὶν ἔνοχοι τῷ φόνῳ. (12) εἰ γὰρ τούτων ἐθελόντων διδόναι εἰς βάσανον ἐγὼ δὲ μὴ ἐδεξάμην, τούτοις ἂν ἦν ταῦτα τεκμήρια. τὸ αὐτὸ οὖν τοῦτο καὶ ἐμοὶ γενέσθω, εἴπερ ἐμοῦ θέλοντος ἔλεγχον λαβεῖν τοῦ πράγματος αὐτοὶ μὴ ἠθέλησαν δοῦναι. Das ausge führte Argument in § 11 wird § 12 noch einmal in nuce den Richtern

Mus. f. Philol. N. F. XXI.

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