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nämlich, dafs Mittelzeiten mit langen Vokalen nie als Kürzen gebraucht werden sollten, wie „,mein, ihr, vor", oder Endungen wie „,thum, keit." Ich führte dies Gesetz dort auch durch, aber erkannte bald, dass es in allen Beziehungen viel mehr Nachtheil bringt, als das Ohr durch den Wohlklang gewinnt. In Hinsicht der Zeitmessung folge ich hier nun der Vofsischen Theorie, aber im Versbau nicht darin, dafs reine Trochäen statt der Sponde en im Hexameter ständen, sondern in der Thesis wenigsten eine Mittelzeit, nach dem Vorgange späterer Uebersetzer. Zusammengesetzte Wörter machen eine Ausnahme (wie Vaterland, Göttersohn), denn solche Wörter kann man weder entbehren noch sie umschreiben. Der horazische Hexa

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meter ist nicht so künstlich wie der virgilische gebildet, daher darf die Uebersetzung auch die strengsten Regeln nicht zu ängstlich beachten.

Einleitung.

Da ich nun das im Allgemeinen über diesen

Brief an die Pisonen, oder die Dichtkunst, in meinem „Leben des Horaz u. s. w." Gesagte nicht wiederholen will, so bleibt hier nur das Nähere über den Inhalt, und einiges Andere, noch hinzuzufügen.

In Hinsicht der logischen Ordnung der Gedanken, so meint Wieland, eine solche sei nicht da, sondern, wie ein Spaziergänger beliebig und zwecklos bald diesen und bald jenen Weg einschlägt, so wandere auch Horaz auf dem Gebiete der Kunstlehre umher. Orelli ist der Ansicht, „dafs, wenn auch eine strenge Gliederung sich fände, so könnte das doch nichts nützen, denn wir vergäfsen diese Ordnung doch wieder und behielten nur die einzelnen Lehren." Von welchem philosophischen oder wissenschaftlichen Werke, behalten wir denn die ganze systematische Gliederung? Soll sie darum fehlen? Sie hat aber die Bedeutung und den Zweck beim Lesen des Werkes klarer und besser den Zusammenhang der Gedanken zu überblicken, als es durch das fortlaufende Lesen geschehen kann, was ein grofser Gewinn ist. Dann ist auch ein Unterschied zwischen einem streng logischen Systeme und

einer systematischen Anordnung. Jenes fordert ein Prinzip an seiner Spitze und entwickelt aus diesem in dialektischer, vollständiger Gliederung alle daraus folgenden Begriffe. Die logische Anordnung, wie sie auch Horaz beschreibt (V. 42 fl.), hat es nur mit einer Gedankenreihe zu thun, die in ihrem inneren Zusammenhange dargestellt werden soll, wo einer derselben den Anfang macht, so wie es angemessen erscheint sich aneinander zu schliefsen, die anderen folgen, ähnlich wie er vom Dichter sagt (V. 148),„, dafs er den Hörer mitten in die Sache hineinversetzen solle", worauf er dann alles Andere, was vorausgegangen ist, oder nachfolgt, so weit es nöthig ist, anknüpft. Dabei kann es vorkommen, dafs Manches früher nur Angedeutete, nachher ausführlicher behandelt wird, weil es dort den anderweiten Gedankengang zu lange unterbrechen würde, wie Horaz z. B. hier des jambischen Versmafses für das Drama V. 80 erwähnt, aber erst V. 251 ff. den Senar ausführlicher bespricht. Oder es kann etwas ganz episodisch wo eingeschoben werden, was nur im ferneren Zusammenhange steht, wie V. 391 fl. die Bedeutung und Wirkung der Poesie.

Die Ordnung der Lehren und Gedanken in seiner Dichtkunst, erblicken wir in dieser Weise. Das Ganze zerfällt in zwei Haupttheile: der erste handelt von den Gesetzen der Dichtkunst selbst; der zweite von den Anforderungen an den Dichter und von der Bedeutung und den Wirkungen der Kunst.

Der erste Theil gliedert sich dann weiter:

1) In die allgemeinen Forderungen von einem guten Gedichte, und zwar:

a) Die Einheit des Ganzen in der Uebereinstim-
mung der Theile; nichts Fremdartiges darf einge-
mischt werden, nichts Nöthiges fehlen, 1-19.
b) Dazu gehört ferner das Mafs, die Mitte zwischen
den Extremen, sonst geräth man von einem Fehler
in den entgegengesetzten, 20 - 31.

c) Bei der Ausarbeitung darf man nicht blofs einzelne Theile schön zu formen verstehn, sondern alle, woraus die Schönheit des Ganzen entsteht, 32-37. 2) In Hinsicht der Darstellung des in Gedanken gestalteten Kunstwerkes, ist es:

a) Die Wahl des Stoffes, der den Kräften des Dichters angemessen sein mufs, und die Ordnung desselben, 3845.

b) Die Wahl und Verbindung der Wörter: alte und neue, 46-72.

c) Die gewählten Wörter sind dann in angemessene rhythmische Reihen; in Verse zu bringen, 73 85. d) Der Stil, wann der höhere und der niedere anzuwenden und die Farbe, der rechte Ton, 86-98. e) Anmuthig mufs auch das Gedicht sein, das Gemüth beliebig bewegen, in Worten und im Spiel des Darstellers, 99 118

3) Die Gesetze und Regeln der Kunstgattungen, aber fast ausschliefslich des Drama's.

a) Ueber den Stoff die Fabel

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entlehnt oder

selbsterfunden, und über die Charaktere, 119–135. b) Wie der Anfang sein soll und die nothwendige Begrenzung des Inhaltes, 136-152.

c) Die Eigenthümlichkeit der vier Altersstufen ist wohl zu beachten, 153 -- 178.

d) Einzelne Bühnenregeln: was auf die Bühne zu bringen sei; nur fünf Acte; die Katastrophe;

nur drei Personen dürfen zugleich redend auftreten, 179-192.

e) Der Chor, 193 - 201.

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f) Die musikalische Begleitung, 202-219.

g) Das Satyrspiel, die schickliche Sprache und der richtige Inhalt desselben, 220 - 250.

h) Der Senar, seine Gesetze; der Rhythmus und der rohe Scherz, wofür in Rom grofse Nachsicht, 251-275.

4) Entwickelung des Drama's bei den Griechen und bei den Römern; Fehler und Mängel der römischen Dichter, wovon Horaz sie befreien will, 275-308.

Zweiter Theil: Die Anforderungen an d'en

Dichter:

1) Was er zu thun und zu erstreben hat: a) Woher der Stoff zu entlehnen? von den Philosophen und aus der Kenntnifs des Lebens in seinen Pflichten, Verhältnissen und Sitten; gute Gedanken haben mehr Werth als ergötzliche Possen, 309 - 332.

b) Der Zweck des Dichters ist: zu nützen und zu ergötzen; es mufs vereint sein; wird nur eins erstrebt, wie das dann geschehen müsse, 333-346. c) Das Gute und Glänzende überwiege nur, denn es giebt auch Fehler die nicht zu vermeiden und dann zu dulden sind; zu dem trefflichen Gedicht wird man immer wieder zurückkehren, 347-365.

2) Dem Piso wird besonders eingeschärft, dafs nur vollendete Dichtungen Werth haben und was dazu erforderlich ist, um sie hervorzubringen. - Episo

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