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schrieben, bat.

Nach diesen ausgezeichneten Männern, deren natürliche Anlagen durch eine sorgfältige Erziehung ausgebildet wurden, nennen wir einen, der sich selbst bloß durch die Hülfsquellen seiner Intelligenz erzogen hat. John Metcalt war in der Grafschaft Derby in Eng land blind geboren. Er erlangte in furzer Zeit eine so genaue Kenntniß der Wege in der Grafschaft, daß er Fuhrmann wurde, und in finsteren Nächten diente er den Bewohnern des Landes zum Wegweifer. Bald unternahm er es, von seiner Drts - Kenntniß unterftüst', die Wege zu berichtigen, welche durch diesen sehr bergigen Distrikt führen. Mit Hülfe eines Kompasses entwarf er verschiedene spläne, welche von den Behörden genehmigt wurden, und man er nannte ihn zum Aufseher über die öffentlichen Arbeiten. Er ist jeht damit beschäftigt, in den unzugänglichsten Gegenden der Grafschaft Straßen anzulegen. Man sieht ihn, mit einem langen Stock be waffnet, fteile Hügel hinanklimmen und in tiefe Abgründe hinabgleis ten, um die Entfernungen zu messen, und sich von der Gestalt und Lage der Berge zu überzeugen.

Es würde die Gränzen dieses Artikels überschreiten, wenn wir noch mehr Beispiele zur Unterstüßung unserer Meinung anführen wollten. Wir haben genug gesagt, um zu beweisen, daß das Stu dium der Wissenschaften sich sehr wohl mit der Blindheit verträgt. ́ Auch glauben wir, daß man sich vorzüglich Mühe geben muß, den Geist der jungen Blinden von ihrer frühesten Kindheit an auszubilden und ihnen alle die Schwierigkeiten aus dem Wege zu räumen, welche das Studium der Wissenschaften darbietet, weil sie in dieser Laufbahn die meisten Fortschritte zu machen hoffen dürfen.

Nachdem wir uns über das ausgelaffen haben, was man in Eu repa gethan hat, um die Leiden der Blinden zu erleichtern und sie dem gesellschaftlichen Leben wiederzugeben, wollen wir noch kurz bes rühren, was man in dieser Hinsicht seit einiger Zeit in den Bereinigten Staaten gethan hat, wo kürzlich drei Blinden - Anstalten er: öffnet worden sind; die eine in Boston, die andere in New-York und die dritte in Philadelphia.

Für den Ruhm der Vereinigten Staaten wäre es zu wünschen gewesen, daß die Gründung jener Anstalten kein so neues Datum ruge. Es schnürt Einem das Herz zusammen, wenn man bedenkt, das wir vor sechs Jahren noch nicht die geringste Spur von so nüßlichen Instituten hatten.

Diese

Es war der Doktor Z. D. Fisher, welcher im Jahre 1829 den Plan zu der Schule in Boston entwarf, der ersten, die in den Bereinigten Staaten errichtet warde. Auf seinen Antrieb sanden mebrere philanthropische Bersammlungen fiait, in denen man beschloß, bei dem Kongreffe um eine Afociations Akte nachzusuchen. Afte wurde leicht erlangt. Um das llebel, dem man Linderung ver schaffen wollte, in feinem ganzen Umfange kennen zu lernen, beschäftigte man sich mit einer Zählung der verbandenen unglücklichen Blinden. Man fand allein im Staate Massachuffsets 400, und in Neu- England 1500 Blinde. Solche beunruhigende Zahlen waren sehr dazu geeignet, den Eifer der Gesellschaft anjuregen, und dennochy konnte die Anstalt in Bosten erst im Jahre 1831 "eröffnet werden. Den Mitgliedern des Bereines fehlte es weder an Eifer noch an Thätigkeit, aber die petuniairen Hülfsmittel waren sehr beschränkt. Die Regierung bewilligte ihr die Summe, welche von den für die Taubftummen bestimmten Geldern übrig blieb, Diese belief sich auf ungefähr 15,000 Dollars; eine Subscription, die man eröffnete, brachte ungefähr 2000 Dollars ein.

Entschlossen, einen entscheidenten Schritt zu thun, forderten die Kommissarien den Doktor Howe auf, die Schule einzurichten und feine Operationen zu beginnen. Mit Vollmachten versehen, reiste der Doktor nach Europa ab, besuchte dajelbst alle Blinden-Anstalten, gewann für seinen Plan einen Professor in Paris und einen anderen in Edinburg und kehrte im Monat Augun 1831 zurück. Obgleich die ersten Fonds zu dieser Zeit erschövft waren, so beschloß man doch, feiner neuen Aufruf an die öffentliche Großmuth ergeben zu lassen, bevor man die Blinden nicht in den Stand gefeßt hätte, für sich selbst zu sprechen.

Dieser Augenblick erschien endlich. Im Januar 1833 unterwarf man 6 junge Kinder, welche man insgebeim unterrichtet hatte, einer öffentlichen Prüfung. Die Behörden, erstaunt über die Beweise von Intelligent, wovon hie Zeuge waren, bestimmten nun sogleich eine Summe von 6000 Dollars jährlich für die Unterhaltung der 20 ar: men Blinden, welche der Grafschaft angehörten. Es war die höchste Zeit. Die Kaffe war leer, und die Anstalt verschuldet.

Mehrere öffentliche Uebungen, die seitdem angestellt wurden, irugen daju bei, die Hülfsmittel der Anstalt zu vermehren. Am 1. Mai endlich gab Herr Perkins sein schönes Haus in Pearl Street jur Bobnung der Blinden her; aber er fügte diesem Geschenk eine Klaufel bei, welche den Werth desselben noch erhöhte. Es sollte nämlich nur dann als definitiv betrachtet werden, wenu die Anstalt vor dem 1. Juni einen Fonds von 50,000 Dollars befäße. Die Frauen von Boston, immer bereit, zu edelmüthigen Handlungen mitzuwirken, er öffneten eine Subscription, welche 12,000 Dollars einbrachtë; und beute, am 20. Mai, fehlen zur Vervollständigung der festgefeßten Sumine nur noch 2-3000 Dollars. So wird also diese Anstalt, welche sich im Monat Januar durchaus ohne alle Hülfsmittel befand, im Monat Juni ein herrliches Gebäude und einen baaren Fonds von 50,000 Dollars besißen.

Das Institut verdient in jeder Hinsicht die Theilnahme des Publikums. Die Fortschritte der Zöglinge seßen selbst diejenigen in Erstaunen, welche die Europäischen Blindenhäuser gesehen haben. Die Blinden lernen tefen, schreiben, rechnen, Geographie, und Alles, was man in den gewöhnlichen Schulen lehrt. Einen gewissen Theil

chen werden Borbereitungen getroffen.

Wir schließen diese Bemerkungen mit einer statistischen Ueber. ficht der Blinden in jedem einzelnen Staate der Nord-Amerikanischen Union, mit Näcksicht auf die Bevölkerung derselben:

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Bibliographie.

The geographical annual for 1834. (Geographischer Almanach für 1834.) Pbiladelphia. [Nach dem Urtheil der New-Yorker Zeitungen ein trefflicher Hand-Atlas mit vielen schön kolorirten Karten]

The ladies' and gentlemen's pocket annual. (Taschenbuch für Damen und Herren auf das Jahr 1834.) Von Edwin Williams. [Dieser Almanach enthält ein Berzeichniß aller öffentlichen Beam ten der Central und der Staaten Regierungen, der Armee und der Marine, so wie eine Auswahl von Gedichten und prosaischen Schriften.J

The influence of the bible ele. (Der Einfluß der Bibel auf die Vervollkommnung der geistigen Fähigkeiten und des sittlichen Charakters) Von John Matthews, Profeffor am theologischen Seminarium zu Süd- Hannover im Staat Indiana. Phitadelphia.

Lovell's folly. (Lovell's Thorheit; ein Amerikanischer Roman.) Von Karoline Lee Hens, Berfasserin von De Lara, Lemirah und anderen Romanen. Cincinnati.

England.

Jakob Graham und Samuel Rogers.

Das Gedicht unter dem Titel Sabbat wird den Namen Jakob Graham's allen denjenigen theuer machen, die auf res ligiöse Gedanken etwas halten und für die poetischen Gefühle, die dieses Werk einflößt, Sinn haben. Aber Graham's Berdienst beruht noch auf anderen Grundlagen. Seine Englische Georgica, seine Schottischen Vögel gehören unter diejenigen Bücher, welche sich fanft in das Gemüth schleichen und eine lange Erinnerung zurücklaffen, nachdem berühmtere Werke, die mehr Aufsehen gemacht haben, längst vergessen sind. In allen Beschreibungen Graham's findet sich eine natürliche Leichtigkeit, eine Mischung von Schatten und Licht, wie man sie auf Landschaften sicht, und eine Wahrheit, welche uns glauben läßt, daß er seinen eigenen Regungen folgt und nach dem Zeugniß seiner eigenen Augen schildert, nicht aber, wie Dryden sagt: durch die Brille der Bücher. Das Publikum hat der hohen Frömmigkeit und der Inspiration des Dichters feine Achtung bezeigt, indem es mehrere Auflagen seiner Werte vers griff. Die Schottischen Vögel bilden eine Reihe fein gezeichne

*) Aus der obigen Liste folgt dies nicht, denn sonst müßten die Florida's das ungünstigste, Maine das günstigste haben. Statt deffen hat New-Versen das ungünstigste, Michigan das günstigste Verhältniß, welche aber beide mehr den mittleren Gegenden angehören. Vielleicht sind die Zahlungen nicht gleich förmig angestellt worden und bald Blinde jedes Alters, bald nur bildungsfähige Kinder aufgeführt worden. Die Mittelzahl after 28 Provinzen wäre nach der Liste 1 Blinder auf 2722 Schende, gewiß ein zu günstiges Verhältnik, wenn auf Blinde iedes Alters Rücksicht genommen ist, sumal da in den südlichen Provinzen die scheußliche Sitte des Augen-Ausdrückens bei Streitigkeiten stattfindet.

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ter Gemälde, wo das Gefieder, die Form, der Charakter, die Lebensweise jeder Art von Bögeln mit einer Treue geschildert find, bie der von Wilson gleichkommt. Dem Drama Maria Stuart" fehlt es an jener Kraft, an jener leidenschaftlichen Bewegung, die das Theater erfordert. Die Sonntags: Spaziergänge, die biblis fchen Gemälde und der Land - Kalender sind merkwürdige Stücke in Hinsicht der Genauigkeit der Beschreibung und der origi nellen Wendung der Gedanken. Graham wurde ju Glasgow den 22. April 1765 geboren. Sein Bater bestimmte ihn für die Rechte, aber er überließ sich frühzeitig seiner Meigung zur Poesie, und seine Liebe für Wahrheit und Ehre würde ihn stets verhindert haben, Sachen zu verfechten, deren gutes Recht ihm nicht ganz klar gewesen wäre. Sein Gedicht Sonntag kam anonym heraus. Er hatte die Freude, die Frau, die er beiratbete, unter seine eifrigsten Bewundes rer zu zählen. Seine Gefundheit verfiel; er brauchte die Kur zu Sedgemore bei Durham, starb aber den 14. September 1814.

In den Werken Crabbe's haben wir oft emne Neigung zur harten cynischen Ironie gefunden, in denen von Samuel Roger's werden wir diesen Fehler nicht antreffen. Dennoch zeich net sich dieser Dichter, wie Crabbe,. durch geschickte Wahl des Ausdrucks, durch großè Klarbeit des Gedankens und Style, und durch feinen Geschmack für die Scenen des Privatlebens aus, aber viel weiter kann die Aenlichkeit zwischen diesen Dichtern nicht geben. Rogers zarte Muse wählt lachende und poetische Gegenstände, er sucht nicht Lazarethe auf, wo die Pest herrscht, er betrachter gern, was schön und angenehm ist, und will nicht Eden aus dem einzigen Zweck beschreiben, um uns den Geist des Bösen zu zeigen, der zwischen den Bäumen schleicht, durch blutigen Morast, um zu der schönen und unschuldigen Frau zu gelangen, und ihr feine unheilvollen Worte ins Dhr zu flüstern. Es giebt drei Dichtungen, deren Titel ähnlich und deren Verdienst sehr ausgezeichnet ist, nämlich: Die Vergnű gungen der Einbildungskraft von Akenside. Die Vergnü gungen der Hoffnung von Campbell und die Vergnügun gen der Erinnerung, von Rogers. Akenside's Gedicht umfaßt die Gegenwart, das von Campbell die Zukunft, das von Rogers die Bergangenbeit. In dem ersteren herrscht eine fanfte Poesie, in dem zweiten mehr Enthusiasmus und in dem dritten mebr Natur. Die Bergnügungen der Erinnerung erschienen 1792 und wurden bald allgemein beliebt. Mit dieser originellen Beobachtungsgabe, mit diesen feinen Schilderungen der Menschen und der Dinge, mit diesen Bemerkungen über den geselligen und häuslichen Zustand und allem, was mit einem Wort, die Jünger der neuen Schule auszeich)net, findet sich der gefeilte Styl, die Klarheit nnd die Melodie der alten Schule vereinigt. Das Gedicht ist voller glücklicher und hervorstechender Züge, voller Stellen, die sich dem Gedächtnisse einprägen, und man kann sagen, daß es mehr gefällt, als hinreißt, daß es fich fanft ins Herz schleicht, anstatt es mit Enthusiasmus zu füllen. Vielleicht giebt es unter allen Lebenden Menschen keinen, dessen Ges schmack in der Poefte so richtig und zart ist, wie der von Rogers. Auf jeder Seite seiner Werke erkennt man seine Liebe zur Zierlich teit, die fast bis zur Aengstlichkeit geht. Seine Diction ist rein, sein Styl ohne Schwulst bat alle nöthige Kraft, und seine Ausdrücke ent sprechen vollkommen seinen Ideen. (A. Cunningham.)

Bibliographie.

Juvenile Kaleidoscope. (Erzählungen zur Erheiterung von Kindern.) Pr. 4 Sh.

Here and Hereafter. (Jest und Hernach.) Pr. 2 Sb.
Advice to purchasers of horses. (Rathgeber für diejenigen, die
Pferde taufen wollen.) Pr. 24 Sh.

The bard of the north. (Der nordische Barde.) Poetische Erzählungen, von Dugald Moore. Pr. 24 Sh.

The dark lady of Doona. (Die finstere Frau von Doona.) Vom Berf. der Geschichten von Waterloo. Pr. 6 Sh.

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Die Hindu's wählen, wenn sie lange Neifen unternehmen, die schwülfte Jabreszeit und reisen häufig gerade in denjenigen Stun den, wo die Hiße am drückendsten ist. Alsdann sieht man auch eine Menge Hochzeits- Prozeffionen über die Landstraßen ziehen, und der fantastische bei solchen Gelegenheiten zur Schau gebotene Pomp ge währt viel Unterhaltung. Die ärmsten Familien thun ihr Möglich ftes, um an einem solchen Tage zu glänzen. Das Auge des Zuschauers wird geblendet, das Dhr betäubt. Kameele, Pferde, Palanfins, mehr oder weniger festlich geschmückt, begleiten den Zug des wohlhabenden Bräutigams.

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Wir wohnten der Vermählung oder vielmehr der Verlobung des Sohns eines reichen vornehmen Hindu bei der Bräutigam war erst acht oder zehn Jahre alt die mit fürstlichem Aufwand begangen wurde. Eine kleine Truppe von Kameelen, über und über mit Glöckchen behangen und mit bunten Federbüschen geschmückt, er öffnete den Zug. Hinter ihnen kamen Wagen, mit Rindern bespannt und mit scharlachrothem Tuche bedeckt; alsdann zwei oder trei offene Palankins mit befranzten Umhängen. In einem derselben strahlte der kleine Bräutigam wie ein kostbares Kleinod in einem sammetnen Kästchen. Sodann erschien ein majestätischer Elephant, der eine fil berne Haudah trug, die ein großer Schirm gegen die Sonne schüßte. Der Schirm prangte in allen Farben des Regenbogens. Dem Eles

phanten folgte ein wirrer Haufe schlecht gekleideter und bewaffneter Soldaten; dann kawen wieder Kameele, wieder Fuhrwerke mit Rindern bespannt, wieder Bediente, zu Fuß und zu Pferde, bewaffnet und unbewaffnet; Einige mit Speer und Schild versehen, Andere in Trompeten stoßend; dann wieder Elephanten, die in großen Zwischenräumen einzeln marschirten; Palankins, einige geschlossen, andere offen, alle mit Gold und Silber geschmückt; endlich ein altmodischer Englischer Sig mit zwei Personen in weiter grüner Kleitung und weigen Turbanen.

Dieser lezte höchst unästhetische Bestandtheil des Zuges bing dem Ganzen eine fatale Schleppe an, und der lächerliche dadurch ers jeugte Kontrast zerstörte den romantischen Eindruck. So erblickt man oft einen alten Europäischen Rumpelwagen, aus dem ein fostbar gepußter Hindu seelenvergnügt berausguckt. Die Eingebornen fühlen sich im Besige einer Europäischen Epiquage so glücklich, daß sie damit Parade machen, bis das Fuhrwert unter ihnen zusammenkracht. Als die junge Braut nach der Trauung beim geleitet wurde, ers schien Alles pittoresker und feenhafter, weil der Zug zur Nachtzeit und beim Scheine zahlloser Fackeln vor sich ging. Die Palankins nahmen sich wie prachtvolle Bögel aus, weil man nur die flatterns den Gardinen unterscheiden konnte; die Kameele erhielten mit ihren nickenden Federbüschen, gebogenen Hälsen und formlosen Höckern, im Fackelglanze bald erscheinend, bald verschwindend, ein übernatärliches Ansehen; die Elephanten glichen wandelnden Monumenten aus schwarzem Marmor. Der wirre Haufe zu Fuß und zu Roß jaus berte der Phantaste seltsame Ungethüme, fliegende Greise und graufige Cbimären vor. Die wilden Mistöne der Inftrumente, das Geschrei und Gejauchze, die zitternde Beleuchtung vollendeten den myftischen Charakter der Prozession. Der Anblick solcher Scenen läßt uns an die Wunder Arabischer Mahrchen glauben; wir siaunen nicht län: ger über die ungezügelte Phantasie des Erzählers. Er malt nach der Natur, d. b., er schildert dem Hörer zwar keine Gegenstände, wie sie wirklich find, wohl aber, wie sie bei nächtlicher chaotischer Mischung von Menschen und Thieren sich ausnehmen. (A. J.)

Mannigfaltiges.

Ehrlichkeit der Portugiesischen Räuber. Ein Engs länder, der sich in Portugal niedergelassen hatte, erhielt zu Leiria von einem Manne, der ihm als einer der Hauptleute einer Räuberbande bekannt war, einen Brief, in dem ihm gemeldet wurde, daß die Räuber von seinem Vorhaben, eine Reise nach Porto zu machen, wo er eine große Summe Geldes beben würde, wohl unterrichter wären; seine Vermögensumstände würden es ihm demnach erlauben, ihnen jehn Moidor ju leihen, deren sie bei den schlechten Zeiten, die sie jest gehabt hätten, sehr bedürften; in dem Briefe war die Stelle angezeigt, wo er das Geld niederlegen sollte, das ihm, wie man ihm verscherte, an einem bestimmten Lage wieder zugestellt werden würde; im Falle er aber ihrem Verlangen nicht willfahren føllte, würde er, er möchte, welchen Weg er nur immer wollte, in Portugal einschlagen, nie das Ziel seiner Reise erreichen, indem ein wachsames Auge und eine scharfe Klinge in den Wäldern lauerten! Was war zu thun? Die Gemahlin des Gentleman war Besizerin von vielen Ländereien Portugal war das Land, in dem er adoptirt wurde; außerdem war ihm wohl bekannt, daß, wenn man den Räubern auch keine andere Tugend anrühmen konnte, sie doch im Besiße des Rufes waren, nie ihr Bersprechen zu verlegen. Er reiste nach Porto, und als er auf seinem Rückwege an die von seinem Korrespondenten be jeichnete Stelle kam, stieg er ruhig aus und legte seine zehn Moidor vorgeschriebenermaßen nieder. Es braucht wohl kaum bes merkt zu werden, daß er nicht die geringste Hoffnung nährte, das Geld je wiederzusehen. Der Postillon sab ihn an, aber er gab fein Erstaunen über diesen Borfall zu erkennen; im Gegentheil, er brummte sich das alte Sprichwort: A bon entendedor, paucas palavras", in den Bart und seßte dann die Unterhaltung fort, die burch das eben beschriebene Ereigniß unterbrochen worden war. Der Tag kam heran, an dem der Räuber in seinem Briefe versprochen hatte, das Geld wiederzuzahlen; aber unser Gentleman feste so we nig Vertrauen in das Bersprechen, daß er sich gar nicht einmal an jene Thatsache erinnerte; als es dunkel geworden war, meldete ihm einer seiner Bedienten, daß ein Maultbiertreiber ihn zu sprechen wünschte; Dieser war schon die Treppe binaufgerannt und trat in das Zimmer, so gleichmüthig, als wäre er der Pfarrer des Drts. Der Engländer sah ihn an, und da er bemerkte, daß er ein Fremder sev, fragte er ihn, was er wollte. Hierauf sagte Jener ebrerbietungsvoll: ,,he isso", indem er die zehn Moidor auf den Tisch aufzäblie,,,es war heute der festgesette Tag, und ich komme, mit Dank das wieder abzuzahlen, was so vertrauensvoll gelieben worden war. Sollte der Senhor einmal in Geldverlegenheit seyn, so mag er nur einen Brief nach derselben Stelle beforgen, wo er neulich das Geld niedergelegt; wir werden ihm gewiß unsere Hülfe gewähren, sobald wir nur fönnen Faça-me a honra de me poer aos pés da Senhora. (Erzeigen Sie mir die Ebre, mich Ihrer Frau Gemahlin ju empfehlen. Nachdem er so gesprochen, jog er tief seinen Hut ab und sprang die Treppen hinunter. Ich babe nicht nöthig, ju sagen, daß unser Engländer niemals selbst von dieser außerordentli ben Anerbietung Gebrauch machte; aber die Räuber waren feiness weges zu bedenklich, um nicht oft seinen Beistand in Anspruch zu nehmen; und niemals haben sie ihr Wort gebrochen.

(Traits and traditions of Portugal.)

Nummern. Pränumerations: Preis 22 gr. ( Thlr.) vierteljährlich, 3 Thaler für das ganze Jahr, ohne Er. höhung, in allen Theilen der Preußischen Monarchie.

No 3.

Magazin

für die

Beiblatt der Allg. Pr. StaatsZeitung in Berlin in des Expedition (Mohren - Strakt Nr. 34); in der Provinz sas wie im Auslande bei den Wohllöbl. Post - Aemtern.

Literatur des Auslandes.

Berlin, Montag den 6. Januar

1834.

Frankreich.

Mirabeau ein Straßenräuber.

Die Hauptzüge aus dem Leben Mirabeau's, selbst aus seinem Privatleben, welches so bewegt und stürmisch war, sind jest ziemlich allgemein bekannt. Aber es giebt noch merkwürdige und charakteris fische Züge desselben, die man noch nicht kennt und deren Mitthei lung für das Publikum gewiß ein glücklicher Fund ist.

Der Hauptfeind Mirabeau's war, wie Jedermann weiß, der Urheber seiner Tage. Der angebliche Menschenfreund war ein geiziger, eifersüchtiger und unnatürlicher Bater. Mirabeau's Auslieferung von Seiten Hollands und feine Gefangenschaft in Vincennes, die ihm so verderblich werden konnte, weil ein Todes-Urtheil über ihm schwebte, waren zum Theil das Werk seines Vaters.

Der Menschenfreund hatte seinem Sohne den Friedenskuß gege ben, d. h. er hatte den Verfolgungen gegen ihn einstweilen Einhalt getban. Mirabeau hatte sich, um die Bedingungen jener einstweili gen Verständigung zu erfüllen, auf eine Zeit lang bei dem Grafen von Saillant, seinem Schwager, niedergelassen, dessen Gut, das den Namen des Besizers führte, einige Stunden von Limoges lag.

Seine Ankunft in dem alten Schlosse war ein Ereigniß für die ganze Umgegend. Der größte Theil der benachbarten Edelleute, die bei seinem Schwager oft von ihm als von einem durch seine Talente und durch die Lebhaftigkeit seiner Leidenschaften ausgezeichneten jungen Manne batten sprechen hören, begaben sich eiligst nach Saillant, um einen Menschen zu sehen, auf den sie so neugierig gemacht wor den waren. Ein großer Theil derselben bestand aus Jägern, die nicht viel mehr als den Namen ihrer Hunde wußten, und bei denen man vergebens nach anderen Büchern gesucht haben würde, als nach dem Kalender, in welchem die Märkte und Messen zu finden waren, welche sie sehr regelmäßig besuchten, um von ihren Geschäften zu sprechen und lustig zu leben.

Der Graf von Saillant, gebildeter als seine Nachbarn, hatte die Welt geseben; er stand an der Spiße eines Regimentes, und sein Schloß konnte damals für das Versailles der Proving gelten. Man fand sich aus ziemlich entfernten Gegenden in demselben ein, und Gott weiß, welche Driginale man daselbst antraf, welche Unterredun gen man börte!

Man kann denken, wie sich Mirabeau, ein unterrichteter und liebenswürdiger Mann, in diesem Kreise ausnahm. Er erschien auf Saillant wie ein aus den Volken gefallenes Meteor; seine gedrun gene und fräftige Gestalt, sein breiter, fast unförmlicher Kopf, seine groben, tief gefürchten, aber geistreichen Züge, sein Auge, in dem sich die Rürmischen Leidenschaften seiner Seele wiederspiegelten, sein Mund, deffen Bewegungen abwechselnd Ironie, Verachtung, Unwille und oft auch Wohlwollen ausdrückten, seine reinliche, aber auffallende Kleidung; kurz, dieses außerordentliche Ganze sette unsere LandEdelleute in Erstaunen, auch wenn er nicht sprach.

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Aber wenn sein sonores Drgan sich vernehmen ließ, und wenn feine durch einen interessanten Gegenstand erhißte Einbildungskraft feiner Beredtsamkeit einen hohen Grad von Energie gab, dann glaub ten die guten Edelleute sich einem Gotte oder einem Teufel gegen über zu befinden und waren versucht, die Einen, sich ihm zu Füßen zu werfen, die Anderen, das Zeichen des Kreuzes zu machen.

Ost, in einen breiten Lehnstuhl ausgestreckt, betrachtete Mirabeau felbst lächelnd jene Menschen, welche ihm als noch im Natur - Zuftande befindlich vorkamen, so viel Einfachheit, Freimüthigkeit und Robbeit war in ihren Sitten. Er hörte ihren Unterhaltungen zu, welche sich gewöhnlich um die Jagd, um die Heldenthaten ihrer Hunde oder um die Vortrefflichkeit ihrer Pferde drehten. Mirabeau ging auf ihre Ansichten ein, nahm an ihren Siegen Theil, sprach über Thiere, Aerndten, landwirthschaftliche Verbesserungen und entzückte fie durch seinen vertraulichen und gutmüthigen Ton. Häufig aber ergriff ihn die Langeweile. Um sich derselben zu erwehren und sich eine Bewegung zu machen, bewaffnete er sich, der Sitte des Landes ge mäß, mit einem Gewehre, steckte ein Buch in seine Jagdtasche und machte auf diese Weise Spaziergänge nach allen Richtungen hin. Gewöhnlich kehrte er spät zur Zeit des Abendessens zürück, während und nach welchem die Unterhaltungen stattfanden, die er beinahe allein führte, in denen er aber die Kunst besaß, Einwendungen hervorzurufen, um sie mit einer Kraft der Logik und mit einer Energie zu bekämpfen, die ihm zur Uebung dienten, und wobei es ihm wenig barauf antam, ob seine Zuhörer sich dafür interesfirten oder nicht.

Es verbreitete sich damals das Gerücht von einigen räuberischen Ueberfällen, welche in der Nähe des Schloffes stattgefunden haben sollten. Bier oder fünf Personen waren bei der Rückkehr von Märkten angehalten und genöthigt worden, ihre Börsen auszuliefern. Diese Gerüchte hörten eine Zeit lang auf, begannen aber bald wieder. Man erhielt keine Aufklärung über die Urheber jener Gewaltthätig= feiten; diejenigen, welche Opfer derselben geworden waren, wagten es nicht, der Polizei Anzeige davon zu machen.

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Ein Freund des Herrn von Saillant_traf_eines Abends eine Stunde nach Sonnen- Untergang bei demselben ein und zeigte ein sehr ängstliches ernstes Wesen, was die Bewohner des Schlosses und die Nachbarn um so mehr in Erstaunen seßte, als der Ankömmling fönst für den lustigsten Gefellschafter galt. Seine wißigen Einfälle vermochten sogar, Mirabeau aus seinen Träumereien zu erwecken, worauf Herr N. sich nicht wenig einzubilden_pflegte. Die Tapferkeit jenes Herrn stand nicht in dem glänzendsten Ruse; und dennoch sprach er, wie alle Feiglinge, oft von seinen Heldenthaten; man. durfte aber über seine Siege laut lachen. Herr von Saillant, neugierig, den Grund einer solchen Beränderung seines Freundes zu ers fahren, nahm ihn nach dem Abendessen bei Seite und suchte ibmsein Geheimniß zu entreißen. ,,Nein, nein", sagte Herr N., Sie würden es mir nicht glauben, Sie würden behaupten, daß ich Ihnen etwas aufbinde, und wir könnten uns leicht darüber entzweien." „Alle Teufel“, erwiederte Herr von Saillant, „es ist also sehr ernsthaft, und ich bin gewissermaßen dabei betheiligt?" —,,Sie nicht gerade, aber ,,Was soll dieses Aber bedeuten? Etwa Frau. von Saillant? Erklären Sie sich deutlicher." ,,Durchaus nicht, Frau von Saillant ist der Sache ganz fremd; aber" Aber aber! Es reißt mir die Geduld bei Ihrem Aber. Sagen Sie mir, was vorgefallen, was Ihnen begegnet ist." ,,Nichts, nichts, es ist wahrscheinlich die Furcht." Die Furcht? Und worüber? Bor wem? Ich bitte Sie, liebster Freund, laffen Sie mich nicht länger in Ungewißheit. Sie wollen es?" Noch mehr; ich vers lange es von Ihrer Freundschaft. “ -,, Nun wohl. Ich bin eine halbe Stunde von Ihrem Schlosse angehalten worden." ,,Ange halten! Wie, von wem?" ,,Angebälten, wie man Einen anbält; man hat die Flinte auf mich angelegt und meine Börse verlangt; ich. warf sie hin und gab meinem Pferde die Sporen; fragen Sie mich nichts weiter."' Warum nicht? Ich will Alles wissen. Haben Sie den Räuber erkannt?" ,,Es war dunkel; ich war nicht im Stande, ihn deutlich zu erkennen... ich kann es nicht bestimmt behaupten ... aber es schien mir" Was schien Ihnen T Wen haben Sie zu erkennen geglaubt?" Ich wage nicht, cs 3bnen zu sagen." ,,Sagen Sie, fagen Sie. Wollen Sie einen Strafbaren der Gerechtigkeit entziehen?! „Nein; aber wenn der Strafbare Jbr" . . . Wenn es mein Sohn wäre; ich verlange, daß Sie ibn nennen." " Es schien mir, als ob ich Ihren Schwaz ger erkannte." Mirabeau!? Ibn selbst; aber ohne Zweifel babe ich mich geirrt, und wie ich Ihnen fagte, die Furcht." Mirabeau sollte Sie beraubt haben! Das ist ein Ding der Unmöglichkeit. Ja, ja, Sie haben sich geirrt." Ganz gewiß."

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den wir nicht mehr von dieser Thorheit. Lassen Sie uns zur Ges sellschaft zurückkehren, und seyn Sie lustig wie früher, fouft halte ichy. Sie für einen Narren."

Herr N. wußte so ziemlich wieder sein früheres Wesen anzunebzmen, Herr von Saillant wollte nicht zerstreut scheinen; aber es war ihm unmöglich. Seine Gedanken beschäftigten sich unaufhörlich mit dem, was er vernommen hatte. Er konnte es zuleßt nicht mehr aushalten und jog wieder den Herrn N. bei Seite, richtete neue Fra gen an ihn, und zuleßt wurde zwischen ihnen verabredet, daß Herr N. der Gesellschaft ganz unbefangen von einer Jagdvartie erzählen sollte, zu der er eingeladen sey, und nach deren Beendigung er späz Abends in das Schloß zurückkehren würde. Der Freund des Herrn von Saillant wußte diesen Umstand ganz gleichgültig zu erzählen, doch so, daß es Mirabeau börte, der gerade mit dem Pfarrer des Drte eine Partie Schach spielte. Die Unterhaltung wurde dann wie gewöhnlich fortgefeßt.

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gestiegen, so sagt er:,,Nun, es ist richtig, ich bin wieder angefallen worden, er ist es, diesesmal habe ich ihn deutlich erkannt. Er stand hinter einem Baum; ein Blih erleuchtete die Hälfte seiner Gestalt. -Als er mir meine Börse abforderte, ritt ich einige Schritte auf ihn ju, er trat zurück, legte seine Flinte auf mich an und rief mit einer Stimme, die nicht zu verkennen war: Reite Deines Weges oder Du bist des Todes.!!!! Ein neuer Blik beleuchtete seine ganze Ge stalt, und ich habe Mirabeau deutlich erkannt.“

Herr von Saillant empfahl ihm das tiefste Stillschweigen über Das Vorgefallene und befahl seinem Kammerdiener, ihm sogleich zu melden, wenn Mirabeau zurückgekehrt seyn würde, ohne indeß seinem Schwager etwas davon zu sagen. Eine halbe Stunde darauf febrte Mirabeau zurück; er war ganz durchnäßt und ging gleich auf sein Zimmer, wo er zu Abend speiste und sich dann niederlegte.

Als sich die Gesellschaft getrennt batte, begab sich Herr von Saillant allein in das Zimmer feines Schwagers. Er sand ihn im tiefen Schlaf und schüttelte ihn heftig, um ihn zu erwecken. —,,Nun, was giebt's?" rief Mirabeau,,,wer ist da? Was wollt Ihr?". ,,Was ich will?" sagte sein Wirth mit funkelnden Augen,,,kannst Du das noch fragen? Ich will Dir sagen, daß Du ein Elender Gift." ,,Ein schönes Kompliment, in der That, das lobnte auch der Mühe, mich zu wecken. Geb' zu Bett und läß mich schlafen.“

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,,Kannst Du schlafen nach Deiner niederträchtigen Handlung? Wo bast Du Deinen Abend zugebracht? Warum hast Du nicht mit uns gegessen?" —,,Ich war durchnäßt, ermüdet; das Gewitter hat mich überrascht. Bist Du nun zufrieden? Geh' und laß' mich schlafen.“ Ich verlange Erklärung Deines seltsamen Betragens. Du bast Hrn. N. angefallen. Es ist das zweite Mal; die Sache ist keinem Zweifel unterwor fen, er bat Dich erkannt. Du bist also ein Straßenräuber geworden?" ,,Hättest Du mir das Alles nicht morgen früh eben so gut sagen fönnen? Wenn es wahr wäre, daß ich ihn angefallen hätte, was würde - daraus folgen?” — „Daß Du ein Nichtswürdiger bist." Und Du bist ein Narr, mein lieber Saillant. Denkst Du, daß ich jenen jämmerlichen Prahler angehalten habe, um ihm sein Geld zu stehien? Ich habe ihn auf die Probe stellen wollen und auch mich selbst. Ich Habe den Grad der Entschloffenheit kennen lernen wollen, der dazu nöthig ist, um sich mit den heiligsten Gefeßen der Gesellschaft in offenen Widerspruch zu stellen. Die Prüfung ist gefährlich, ich habe fie mehrere Male angestellt; ich bin mit mir zufrieden gewesen, Dein Freund ist ein Feigling. Nimm diesen Schlüffel, öffne meinen Schreibtisch und bringe mir das zweite Kästchen links." Herr von SailLant, bestürzt über die Kaltblütigkeit Mirabeau's, bolte das Kästchen. Es enthielt neun Börsen, jede sorgfältig in Papier eingewickelt und auf jeder den Tag bemerkt, wann sie geraubt worden war, und die Summe, die sie enthielt. Du siehst", sagte Mirabeau,,,daß ich teinen Vortheil aus meinen Handlungen ziehen wollte. Man muß beherzt seyn, lieber Freund, wenn man Straßenraub begehen will; zin Soldat in seinen Reihen bedarf nicht so vielen Müthes. Du bist nicht der Mann, mich zu verstehen, ich will also auch nicht ver suchen, mich Dir verständlich zu machen. Sage mir, Saillant, wenn Du ein Regiment ins Feuer fübrst, um eine Provinz zu erobern, auf die derjenige, den Du Deinen Herrn nennst, kein Recht hat, glaubst Du dann eine bessere Handlung zu begeben, als die meinige war, indem ich Deinem Freund seine Börse abforderte?" „Ich ge: Horche, ohne Betrachtungen anzustellen.“ ,,Und ich stelle Betrach tungen an, obne zu gehorchen. Ich studire alle gesellschaftliche Stellungen, um sie würdigen zu können. Ich vernachlässige sogar dieje= nigen nicht, welche sich im förmlichen Widerspruch mit der bestehenden Ordnung befinden; denn die bestehende Ordnung ist nur ein Vertrag, den man ändern kann, wenn er für schlecht erkannt wird. Ein solches Studium ist allerdings gefährlich, aber demjenigen noth wendig, der den Werth der Menschen und Dinge gehörig kennen lers nen will. Du begnügst Dich mit dem Geseße, es mag gut oder schlecht seyn; aber ich studire es und suche die erforderliche Kraft u erlangen, um es zu bekämpfen, wenn es als schlecht erkannt wird." Du willst also eine Revolution?“ Ich will weder eine, noch wünsche ich eine; aber sollte sie durch die öffentliche Meinung bervorgebracht werden, so denke ich sie aus allen Kräften zu anterstüßen, und dann wirst Du von mir hören. Lebe wohl, ich verlaffe Dich morgen, aber nun babe Mitleid und laß mich schlafen.”

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Herr von Saillant, verfeinert, verließ das Zimmer, ohne ein Wort zu sagen, und am anderen Morgen in aller Frübe befand sich Mirabeau auf dem Wege nach Paris. (Revue du Midi.)

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Man findet Leute, die gleichsam zu Egoisten geboren sind, die aber aus Grundfaß oder Willensneigung gefällig und wohlwollend feyn können, während Andere ein menschenfreundliches, zum Wohltbun geneigtes Naturell besißen, obgleich ihre Manieren nicht immer darauf binjudeuten scheinen. Die Lehteren sind diejenigen, deren be

fie nicht durch den Egoismus, den sie bei Andern vorausseßen, ge täuscht werden. Die Ersteren sind gefällig, wenu fie Zeit zur Ueber legung haben, die Leßteren, wenn diese Zeit ihnen gebricht. Ich weiß nicht, warum die Idee der Pflicht das Verdienst dessen, was man thut, zu verringern scheint, da doch ein löbliches Gefühl uns den Impuls dazu giebt; gleichwohl ist man erkenntlicher für das, was sich als Wirkung natürlicher Zuneigung oder freier Begeiste= rung ankündigt, und weiß denen nicht so viel Dank, die uns aus bloßem Pflichtgefühl beistehen.

Wenn man einen Charakter-studirt, so ist es nicht hinreichend, daß man die Schale durchdringe, um den ganzen Inhait zu überschauen. Da sind die Dinge nicht geordnet, wie in einer Bibliothek; Alles ist bunt durch einander; was bei dem Einen oben liegt, das liegt bei dem Anderen unten. Eine gute Eigenschaft verdeckt manchmal einen Fehler, oder umgekehrt. Dann giebt es auch SchmaroßerPflanzen, die man von denen wohl unterscheiden muß, welche ihre Wurzel im Boden baben. Diese Aufmerksamkeit ist nothwendig, damit uns verstellte Sanftmuth, interessirte Höflichkeit, studirte Einfalt, affeftirte Indolenz, erkünftelte Güte nicht hinters Licht führe. Eine falt des Charakters und Einfalt der Sitten, die gewöhnlich Handin Hand gehen, sind doch zwei ganz verschiedene Dinge. Eine Person von schlichtem Charakter kann durch Umgang oder Einimpfung affettirte Sitten bekommen haben.

Außerdem ist noch viel Anderes beachtenswerth, das Alter, das Geschlecht, die Stellung in der Gesellschaft, u. s. w.; nicht als ob die-Umstände in den Elementen des Charakters etwas änderten; allein fie baben Einfluß auf seine Offenbarung und lassen diesen oder jenen Hang, diese oder jene Stimmung vorherrschen, die einen begünstigend und die anderen bekämpfend. Auch der Einfluß des Zeitalters läßt sich verspüren; er macht sich besonders bei jungen Leuten geltend. Es ist eine Freude, zu sehen, wie ihre Eigenliebe sich in neuen Theorieen gefällt. Man könnte ein Werk abfaffen, dessen Text etwa folgender wäre: Die Erfahrung ist ein unnüßes Ding; der Umgang mit Menschen und die Beobachtung lehren nichts; in diesem Zeitalter der Aufklärung ist die Aufklärung der Jugend angeboren; das Alter, in welchem die Leidenschaften am regsten sind, ist auch das, worin die Vernunft vorwaltet, sintemal der Culminations- Punft des Geistes zwischen das zwanzigste und fünf und zwanzigste Jahr fällt und selten weiter hinausgeht.

Das Gepräge der Nationalität, welches einem Individuum durch fein Geburtstand aufgedrückt ist, und das es bewahrt, selbst wenn die Umstände es bei Zeiten weit aus der Heimath entfernt haben, zeigt sich in seiner Physiognomie und Haltung; allein mit Abrechnung irgend einer sehr markirten nationalen Eigenbeit, kann man doch im Allgemeinen weder den Charakter, noch den Geschmack eines Menschen seinem Geburtslande zurechnen. Gleichwohl find Klima und geographische Lage nicht ganz ohne Einfluß; die Bewohner der hoch und frei gelegenen Länder haben einen munteren und aufgeweckten Geist; bei denen aber, die in sumpfigen Niederungen wohnen, erlahmt die meralische Kraft, und sie verlieren sogar die Energie, welche nothwendig ist, um Arbeiten zu unternehmen, die ihre Gesundheit wieder herstellen könnten.

Der Einfluß eines schönen Himmels scheint zu Entwickelung der Talente nothwendig; sein berrliches alle Gegenstände verschönerndes Licht hat den Sinn für Nachahmung der Natur erwecken müssen, dem die Malerei und Bildhauerkunft ihr Daseyn verdanken; Griechenland und Italien scheinen dies zu bezeugen. Wenn die Einge bungen des Dichters oft von den Gegenständen abhängen, die ihn umgeben, wenn er durch eine schöne Natur elektrifirt werden kann, so ist es auch möglich, daß die Lebensweise in gemäßigten und falten Ländern besser zu ernsten Studien passe. So z. B. ist der Deutsche Schriftsteller während seiner langen Winter ganz von der Außenwelt abgeschieden; ohne anderes Material, das er in's Werk seßen könnte, als feine eigenen Gedanken, vertieft er sich in dieselben und kombinirt fie dergestalt, daß er außerordentliche Werke zu Tage fördert, die bewundernswerth oder lächerlich erscheinen, je nachdem sie die Früchte des Genius oder einer verworrenen Phantasie sind, und dennoch immer den Stempel der Driginalität trägen.

Eine Art von Einfluß, die unbestreitbar örtlich zu nennen, weil sie der Lebensweise entstammt, ist die der Gewohnheiten. Das Ges wohnte bat eine solche Wirkung auf den Menschen, daß man die unter dem Namen Heimweh bekannte Krankheit davon ableitet. Um dem Heimweb vorzubeugen, hat man den Schweizer- Regimen tern im Auslande das Singen ihres nationalen Kuhreigens vers bieten müssen. Ohne Zweifel erinnerte er bei Einigen an die berr lichen Thäler des Hasli, bei Anderen an die eisigen Gipfel des Titlis oder die grünen Weiden des ta Gruyère; sie glaubten, die Glöckchen ihrer Heerden zu hören und dachten zu lebhaft an die väterliche Hütte.

Die Religion, die Regierungsform, die Sitten und Gebräuche bringen überall nur leichte Modificationen in die unterscheidenden Züge, welche den Charakter des Individuums bilden. Nur die Man nigfaltigkeit der geistigen Anlagen, der stärkere oder schwächere Grad der Phantaste und der Empfindsamkeit modifiziren die Art, zu seyn, in solchem Grade, daß sie unabbängig von dem individuellen Charakter studirt zu werden verdienen. Dies wird den Gegenstand eines zweiten Kapitels ausmachen, in dem wir die Seitenthäler untersuchen werden, d. h., Alles, was nicht zu den ursprünglichen Eigenfchaften gehört, die mit äußeren Umständen gar nichts zu schaffen baben. Die Seitenthäler oder secundairen Eigenschaften find das Ergebnis der primitiven, sofern sie mit äußeren Eindrücken fombinirt und durch die Richtung des Geistes und des Gefühls mos

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Dramatic scenes, from real life. (Dramatische Scenen aus dem wirklichen Leben.) Von Lady Morgan. London, 1833.

Das neue Werk der Lady Morgan enthält drei Stücke: den Humoristen nach Leclercq; die Oster-Ferien, eine dialogisirte Satyre, worin die Thorbeiten der Londoner Gesellschaft dargestellt sind, und das Schloß Sackville, was ohne Zweifel besser: Irland im Jahre 1833, heißen würde. Dies ist das Bedeutendste, und wir beschäfti: gen uns vorzugsweise mit diesem.

Wenn ein Land Lady Morgan theuer ist, so ist es Irland. Es ist ihr Vaterland, und sie verdankt ihm ibren Ruf und ihre glücklich; ften Eingebungen. Unter den gegenwärtigen Umständen ist das Schloß Sackville wie eine Schuld, die sie an das Land abträgt, worin sie geboren, und dessen Elend und Bedürfnisse sie in größter Nähe zu beurtheilen in Stand geseht worden. In der Absicht, ihre Mitbür ger zu belehren und aufzuklären, schildert ste dieselben durch alle Klaffen, unter allen Bedingungen und Lagen und in ihrem bekla: genswertben gesellschaftlichen Zustande. Bei dem kritischen und beob achtenden Geist, der ihr eigen ist, war Niemand geschickter, diese Lage zu würdigen und wichtigere Lebren daraus zu ziehen. Um sich von der Wahrheit und dem Interesse ihrer Gemälde einen Begriff machen zu können, werden die hervorstechendsten Züge, die wir hier mit unseren Lesern übergeben, hinreichend seyn.

Sir Fiß-Gerald Sackville, das Normalbild eines Irländischen Edelmannes, war bei seinen Lebzeiten ein schöner Kavalier gewes fen, aufbrausend, hißig, unwissend, anmaßend, geizig und ein Truntenbold, übrigens der beste Cbrift und der reinste Protestant von NewTown bis Sally: Noggin. Während seiner Jugend batte er die toll: ften Streiche verübt, Schulden gemacht und sich betrügen lassen und auf seine alten Tage den Nießbrauch von 10,000 Pfund Sterling Rente gehabt, in deren Genuß er allem erdenklichen Uebel zugesehen und es begünstigt, ohne im Geringsten an das Gute zu denken, das er hätte thun können; den politischen Haß, die religiösen Zwilligkeis ten zu begen und zu schärfen, das hatte er sich angelegen seyn lafsen; seine armen Pächter und Häusler zu drücken, zu preffen, wie Bich zu behandeln.

Mr. Lumly Sackville, fein Erbe, ist ein junger Engländer, der in Irland Bürger werden will, mit dem festen Vornehmen, Niemand dort zu unterdrücken und sich von allen Verbindungen und politischen Unionen, die das unglückliche Land zerreißen, fern zu halten; der Administration seiner Grafschaft sich widmend, kennt er die Pflichten, die ihm obliegen, weiß, daß es endlich Zeit ist, daß die Reichen und Glücklichen dieses Landes für seine Millionen Unglücklichen Sorge tragen eine Betrachtung, der sich Niemand entziehen kann, außer etwa Intendanten von der Art des Mr. Galbraith. Mr. Galbraith, der Haushofmeister, stellt eine Art von Ober- Konstabler des Dris vor; er ist ein Repräsentant der unverschämten Klasse, die, ohne Austlärung und Geist, sich nach den Leidenschaften einiger Lords richtet und die ergebenen Genossen und gehorsamen Diener dersel ben seit undenklicher Zeit liefert.

Mrs. Quigley, die Ausgeberin, ist eine kurze, dicke, redselige Verson, immer brummisch, geizig, anordnend und so viel Lärm und Wesen im Hause machend, wie ein Minister unter den Dickbäuchen des Parlaments. Mit Mrk. Quigley beginnt das Drama der Lady Morgan. Mrk. Quigley bat nur Eine Leidenschaft, zu ihrer Kaze; nur Einen Wunsch, mit ihr auf ewige Reiten im Hause zu bleiben. Deshalb ist sie entschlossen, lieber die neuen Eigenthümer hinauszus

schaffen, als selber hinauszugehen. Mr. Galbraith beabsichtigt ganz daffelbe. Die Gegenwart des Mr. Sackville ist ihm doppelt zuwider, in Betreff seiner politischen Ansichten und in Betreff seines Vortheils; aber Mr. Sackville ist einer von den festen und kalten Charakteren, die man selten von ihren Entschlüssen abbringt. Bielleicht gelingt es besser mit Lady Emily, seiner Gemahlin.

Lady Emily bat ihr glänzendes Haus auf dem Berkeley - Square für ein langes und enges Gebäude verlassen, schmal wie die Schlafgemächer der Kapuziner, möblirt wie zu König Wilhelms Zeit, dessen große Säle, wahre Schlachtfelder, ju Bällen, Borereien und Bechgeladen geeignet, ohne Zweifel die stummen Zeugen jener Feste der D'Rourkes waren,,,welche niemals weder diejenigen, die sie mit ange: sehen, noch die, welche nur davon gehört, vergessen werden."

Mrk. Quigley hätte vielleicht einige Theile des Schlosses in Stand sehen, lüften, säubern können; aber die gute Mistreß hat sich webt gebütet; se bat geglaubt, wenn der Anblick der Thore des Schloffes die junge Lady nicht vom Eintritt_abhielte, sein inneres Anseben würde sie bald hinaustreiben. Mrß. Quigley' bat sich geirrt. In einer Zeit, wo das Gothische Mode ist, ist Lady Emily ganz er taunt gewesen; sie bätte nirgends ein Gothischeres und unbequemeres Gebäude und unbequemere und Gothischere Möbel finden fönnen. Es ist wahr, die Dächer, die Thürme, die Fenster, sind dem Winde und dem Regen offen, den Ratten und den Fledermäusen; es ist wahr, daß man auf zwanzig Meilen in der Runde keinen Handwerfer auftreiben würde, der im Stande wäre, ein Schloß zu verferti: gen oder eine Klingel anzumachen. Lady Emily mußte deshalb nach Dublin schicken. Hier ist Zrland, wie es leibt und lebt.

Beim Durchstöbern des Hausraths des Schlosses, der alten Schildereien, der alten staubigen Winkel und geschnißten Schränke, hat Lady Emily die Garderobe ihrer ehrwürdigen seit vierzig Jahren vers storbenen Tante Isabella aufgefunden. Mrk. Quigley hatte sie nebst den Kleidern ihres verstorbenen Herrn im Grunde eines wurmstichiz gen Schranks aufbewahrt, um sie zusammen an eine SchauspielerGesellschaft zu verkaufen. Lady Emily, deren Gemahl abwesend ist, muntern Sinnes, kommt sogleich auf den Einfall, sie hervorzulangen und Komödie zu spielen. Sie und ihre Freunde mastiren sich mit dem köstlichen Nachlaß, und Mr. Galbraith, in seinem schulmeisterliz chen Ernst wohl oder übel mitanwerbend, der ein sehr verdrießlicher Zeuge und höchst verlegener Theilnehmer ihres lärmenden Berguűgens ist, sehen sich alle plößlich den Augen sämmtlicher Honoratioren aus der Nachbarschaft bloßgestellt, die sich zufällig zusammengefunden und in Prozession gekommen sind, um dem neuen Herrn der Grafschaft ihren Respekt zu bezeigen.

So erscheint auf einer Seite Lady Rostrecor, Mutter einer an tipapistischen Association, mystisches Oberhaupt einer Congregation von Heiligen; sie ist Missionnairin, verbreitet aus großen Säcken voll fleiner Traftätchen Erleuchtung und Gnade, ist Stifterin von Ent baltsamkeits- Gesellschaften in einem Lande, wo das Volk nicht das Salz auf dem Brodte hat, und läßt die verräucherten Hütten dieser Bauern, die sich darin mit dem Bieh, auf dessen Stufe sie herabge: sunken sind, um ihre Kartoffeln schlagen, weiß abpußen und mit Refen und Geißblatt umpflanzen. In der Begleitung der jungen und schönen Lady, die eine neue Religion zu gründen strebt, als ob Jr. land einer solchen bedürfte, um elend zu seyn, ist der ehrwürdige Vater Enoch Grimshaw, ihr moralischer Agent, Doktor, mit langen schwarzen auf der Stirn gescheitelten Haaren; Eingebungen sind seine Profession, Heiligkeit sein Metier; ein halbes Dußend andächtiger Schüler, die schon balb geheiligt sind, umgeben ihn.

Auf der anderen Seite steht mit seinem Gefolge der hochehrwürdige Doktor Polypus, Rektor von New Town, Sohn und Eidam des Erzbischofs, und ebenfalls nach dieser Würde strebend. Er beklei det die bedeutendsten Aemter der Anglikanischen Kirche, der Landesfirche, der berrschenden Kirche, deren Herrschaft ihm mit Benefizien und Zehnten 80,000 ft. Renten trägt. Der arme Mann! Ungeachtet seiner Dicke, seiner Würde, Gravität und Demuth, ist das ehrenwerthe und ehrwürdige Subjekt expreß von Jally: Noggin ge kommen, bescheiden in seiner braunen Kutsche mit vier Pferden da herfahrend, Pestillone vorn, Lakaien bintenauf in ihrer violetten goldbetreßten Livree. Er hat sich im Barbeifahren erkundigt, ob man das leßte Schwein der alten Molly, die sich beharrlich geweigert, in saecula saeculorum, den Zehnten zu bezahlen, in Beschlag genommen und zum Verkauf gestellt. Er hat gehört, daß man die alte Frau selbst, ihm zu Gefallen, festgenommen, und bat einen tiefen Seufzer des Mitleids und der Ergebung ausgestoßen: der arme Mann!

Diese ganze ebrenwerthe Reverenzen - Gesellschaft bat sich zum Frühstück niedergelassen. In diesem Momente tritt Mr. Sackville auf; er reicht seine Hand einem jungen Manne, der von bober Gestalt, breitschultrig, von lebhaftem Auge und muntrer Farbe, katholischer Vikar ist, halb das Kostüm eines Priesters, halb das eines Jägers trägt; die Sporen seiner Stiefel klingen auf dem Estrich; er sigt in der Mitte zwischen der Irländischen und Drangistischen Kirche mit eben so viel Behagen und kaltem Blute, als er Erstaunen und Un willen bei der einen wie bei der anderen verursacht.

So sehen wir Irland in den Häuptern seiner verschiedenen Religionsparteien, die am Tisch eines Philosophen mit ihren Vorur theilen, ihrer Heuchelei, ihrem Unterdrücker Stolz und dem Fanatis mus ihrer Unterdrückten gegen einander gestellt werden. Daß die Masterade der Lady Emily viel Pikantes enthalte und das Komische der Situation sonderlich erböhe, wollen wir gerade nicht behaupten; aber der Dialog ist ungemein lebendig. Die Situation, wir möchten fagen, die ganze Scene, spricht von Leben und Intereffe. Indem man über die Tartüffericen des ehrwürdigen Polypus und die emphas tische Begeisterung des Enoch Grimshaw lacht, fühlt man sich nicht

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