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Befunden!" Begrüße, o père suprême, Deine Gefährtin, die mère suprême! Dieses Mütterchen wird Dich waschen, Deinen St. Simonis tischen Bart kämmen, Dir zuhören, Kaffee vorseßen und Dich mit Ainer guten Suppe erquicken, die vielleicht Deinen Magen verbeffert und in Folge dessen auch Deinen Kopf, was Dir sehr noth thut. Ich habe Dir alle erhabenen Eigenschaften, alle Borzüge meiner Kandidatin auseinandergefeßt, und danach kann bei Dir tein Zweifel mehr obwal: ten, daß sie die femme émancipée,,das Weib mit allen Rechten des Mannes" sey. Nicht nur, daß sie, selbstständig lebend und waltend, unabhängig von Männern ist und sie beherrscht, ste nimmt auch Sporteln entgegen, was bei allen Völkern das unbestreitbare Privilegium »der Männer ist, die, bestehenden Gefeßen zufolge, nur allein die Erlaub rig haben, mit Sporteln verbundene Aemter zu bekleiden. Freuen wir une Alle, die wir uns Menschen nennen. Die Zeit der Umgestaltung *k für uns gekommen. Der père suprême, Herr Enfantin, hat seine smère suprême gefunden, und von diesem Augenblicke an beginnt die Emancipation oder die Befreiung des weiblichen Geschlechts aus der Gewalt des Mannes und dessen Zulassung zum gleichen Genuß der männlichen Rechte. Welcher Meisterstreich! Nur darum bitte ich, daß man Richtern und Protokollführern hübsche, freundliche und geschmeidige Daz men wähle. Ich habe einen höchst ärgerlichen, langweiligen Prozeß, aber auch 4 schöne und muntere Bettern unter den Husaren. Ihnen erde ich die Führung meines Prozesses übergeben. Und Sie, meine achtbaren Besißer und meine behenden Besißerinnen von Mode- Magainen, nicht wahr, auch Sie wünschen es, daß Damen die Kaffen führen, Tarife abfaffen und Zoll-Aemter verwalten? Dann würde es gewiß keinen Schleichhandel und kein langes Schulden-Register in Ihren Büchern geben. Eines nur fürchte ich: den Damen nämlich die Brief-Posten anuvertrauen. Sollte wohl die Eifersucht es sich versagen können, den Brief eines Liebhabers nicht zu erbrechen? Schwer möchte es doch wohl werden, einer solchen Versuchung zu widerstehen. Was würden wir dagegen für köstliche Bälle, welche vortreffliche Sänger würden wir in der Oper haben, wie lustig würden wir leben! Ich danke Dir schönstens Monsieur Enfantin, für Deine Erfindung,, wiewohl ich nicht gefonnen bin, mein kleines Vermögen mit Dir zu theilen; Du aber mußt mir doppelt dankbar seyn, weil ich Dir eine mère suprême gab und ichts dafür von Dir verlange, weder Deinen Bart, noch Deinen Kopf, zoch Deinen Esel, ja nicht einmal Dich selbst!

En

Thaddeus Bulgarin.

ng l a n d.

Die Deutschen Weinströme.

So oft auch schon der Rhein Gegenstand der poetischen und der ättoresken Darstellung bei den Engländern gewesen ist, glauben wir doch, die nachstehende Schilderung, die dem Reisebericht eines Englän ders entlehnt ist, der, um die vorjährigen Musik- Aufführungen unter Felix Mendelssohn's Leitung in Düsseldorf zu hören, nach Deutschland tam, als ein besonders charakteristisches Bild hervorheben zu dürfen.

Der bloße Name des Rheins belebt unsere Phantasie mit liebs Lichen Bildern. Das Wort hat einen zauberischen Klang: es reimt mit Wein (Rhine and Wine).

Ein Rebenbügel foll weniger pittoresk seyn, als ein Hopfengarten; ich habe nichts dawider. Der Hopfen ist ein recht ergößliches Gewächs für das Auge, wenn er seine reich beladenen Stengel in die Luft senet, und über einen hohen Gitterzaun hinauswuchert, wenn die erquickende Kühle feines Schattens zum feftlichen Gelage einladet. Die Rebe empfiehlt sich nicht durch ihre Höhe, durch ihr Kolorit oder an bere, dem Hopfen eigenthümliche Vorzüge. Aber auch sie hat ihre Reize. Sie wächst anmuthig empor, fle neigt sich der mütterlichen Erde wieder zu, die ihre zarten Fasern mit edlem Safte tränkt; die. Rebe paßt nicht für den Maler, aber desto mehr für den Dichter. Schaut, wie sie an den rauhesten Orten hervorkeimt, als wollte sie uns zurufen, daß sie auch Felsenherzen durchdringen kann! Längs den Ulfern des Rheins wuchern die Reben wie Unkraut. Bo nur ein Fleckchen Erde ich hin verloren hat, und wär' es auf dem schroffsten unwirthbarsten Felsen, da gedeiht eine Rebe und läßt ihre purpurne Frucht in die Wellen des Stromes_fallen, wofern fein verwegener Fuß die Felsmand hinantlimmt, um fie zu retten.

Die Weingärten an Fluß-Ufern sind keine gewöhnlichen Weingärten. Sie ziehen an Abhängen und schlängelnden Ufern hin; sie Preben zum Gipfel der Felsen empor, und blicken freundlich aus tiefen Furchen und Spalten. Man sieht nicht das feine Gewebe ihrer Fibern; wohl aber ein zartes, gleichsam verschwimmendes Grün, dem die Schatten der reichen Früchte Relief geben. Der Weingarten auf einer Fläche ist ein armseliges Ding, ein wahres Kartoffelfeld. Ganz anders neh men sich die Weinberge aus. Und welche Reize hat die Lese der Erauben? Seht jene Gruppen von Mädchen, welche die steilen Pfade Hinanklimmen feht, wie sie fast ehrfurchtsvoll vor den Weinstöcken sich niederbücken, wie sie auf dem wellenförmigen Boden sich zerstreuen, gleich einem Bögelschwarm wie sie, wenn die Arbeit vollendet ist, nter heiterem Gesang nach Hause kehren! Ein Tag am Rheine ist mehr werth, als eine Woche in den Luft-Parken von Kent.

Von der Mosel weiß ich weniger zu rühmen. Sie fließt durch ebenere Gegenden, und an ihren Krümmungen ist nicht viel Schönes. Aber sie hat einen herrlichen Fleck, der jedes anderen würdig es ist die Gegend, wo sie mit dem Rhein sich vereinigt, wo sie unter der vielbogigen Brücke durchströmt, welche die alte Römerstadt Koblenz mit bem Weidengrunde am jenseitigen Ufer verbindet. An der einen Seite lächelt das freundliche, jest mit Bällen und Bastionen stark bewehrte

Koblenz gegenüber schlummert das kleine Dörfchen (1) Thal (Thal-Ehrenbreitstein) am Fuße der lothrechten Felsenmasse des Ehrenbreitsteins, und eine fliegende Brücke führt uns so schnell, als ging es mit der Fluth, aber so sicher, wie ein auferndes Schiff, von Ufer ja User. Die niedlichen zerstreuten Hüttchen, die Kapellen und Gärten, welche die Ufer des Strome beleben, bilden ein Ganzes, das der Mosel viel Ehre macht. Man braucht nur so viel von diesem Fluffe zu sehen, als der Standpunkt auf der Koblenzer Brücke zuläßt, um dem strohgelben Moseler Wein immer einen Ehrenplag auf seiner Tafel zu gönnen.

Wie Schade ist es doch, daß die Maas keine Reben hat! Das herrliche Schweizerthal in Miniatur, welches dieser Fluß durcheilt, vers diente wohl solchen Besit. Auf der ganzen Strecke von Lüttich be Namur reibt sich eine prächtige Natur-Scene an die andere. De Wein der Maas (Meuse) würde uns, wenn wir nur einen Buchsta ben auslöschten (Muse), auf den Helikon verseßen, und Anatreen würde ihm manche Dde geweiht haben.

Die Wein Pflanzungen auf den Höhen oberhalb Mainz, die auj den Main herabschauen, sind zahlreich) und ergiebig; allein es fehlt ihnen das Malerische. Sie ziehen über wellenförmiges Land, das fast unmerklich in die niedrigeren Distrikte sich verliert, die man unpassend das Main-Thal nennt. Ein Thal ist da nicht vorhanden; die Landstrecke ist zwar niedrig genug für ein Thal, allein es fehlt ihr die schroffe Begränzung. Der rubig dabingleitende Fluß bat feine Reize; er zieht sich wie ein Silberfaden durch die grüne Fläche; aber man vermißt hier eine Landschaft, die des unsterblichen Weines würdig wire, der auf einem Hügel an seiner Seite wächst. Es ist der weltberühmte Hochheimer (Hock), der edelste aller Rheinweine, nächst dem Königlichen Johannisberger. Das kleine Dorf Hochbeim liegt etwas erhöht mitten unter Weingärten, die es wie eine Schildwache_beschlikt. Dies Dorf ist weiter nichts, als eine Wein Niederlage; allein man sicht von da bis nach Heidelberg, das auf den fernen Bergen wie ein Nebelbild zu ruhen scheint.

Sehr mit Unrecht haben wir Engländer den Namen Hochheimer in Hock verstümmelt, unter welcher fatalen Benennung wir sogar alle Rheinweine ohne Unterschied zu begreifen pflegen. Wär es nicht besser, wenn man die vaterländischen Namen der Weine unverändert beibebielte, um bei dem jedesmaligen Genufse recht lebhaft an ihre respektive Heimat erinnert zu werden? Könnten wir uns nur durch die Wahrs heit in die Poesie hinein raisonniren, wir würden den Wein mit größe: rem Enthusiasmus trinken. Die Rheinweine haben auf der weiten Erde ihres Gleichen nicht; Madeira, xeres und Porter müssen ihnen den Ehrenplat räumen. Das Leichte, Feurige und doch Harmlose des Rheinischen Rebensaftes macht ihn jedem Klima angemessen, unser dumpfiges England ausgenommen, wo man denselben erst mit Etwas versehen muß, bevor er in der nebligen Atmosphäre getrunken werden kann. Trinkt ihn doch lieber rein und unentweiht in seiner lachenden Heimat!" (Atlas.)

Bibliographie.

Memoirs of the life and writings of the Rev. Reginald Heber. (Ueber das Leben und die Schriften Heber's.) Von Thomas Tayler. An inquiry into the nature aud properties of the blood. (Ueber das Blut.) Bon C. T. Tackrah. Nebst einem Lebens- Abrisse des Berf. von Dr. Bright. 7 Sh.

The United States and Canada. (Die Bereinigten Staaten und Kanada in den Jahren 1832, 33 und 34.) Bon C. D. Arfwedson. 2 Bde. 28 Sh.

A manual of aphorisms in chemistry. (Aphorismen über Chemie, Pharmacie, Torifologie u. f. w.) Bon Robert Benables. Observations on the Genus Unio, together with descriptions of new genera and species in the families Naiades, Conchae, Colemaceae, Lymneanae, Melanianae and Peristomianae. Bon Isaac Lea. Mit kolorirten Abbildungen.

Mannigfaltiges.

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Confumtion verschiedener Artikel in Europa. Jahre 1760 wurden 600,000 Ctr. Kaffee in Europa eingeführt, 1788 war die Einfuhr auf 1,500,000 Ctr. gestiegen. Im Norden überwog der Verbrauch des Thee's den des Kaffee. 1730 wurden 3,000,000 Pfd. Thee in sämmtlichen Europäischen Häfen eingeführt, und im Jahre 1780 hatte sich die Einfuhr dieses Lurus-Artikels in dem Verhältnisse von 12 ju 1 gesteigert und von jener Zeit bis 1809 wuchs die Consumtion in dem Berhältnisse von 11 ju 5. 1730 betrug die Einfuhr des Zackers in Europa 1,450,000 Ctr. oder 240,000 Tons, im Jahre 1815 aber 3,941,000 Ctr. oder 297,050 Tons und im folgenden Jahre 386,000 Ctr. oder 29,300 Tons mehr. Der Verbrauch des Tabacks ist gleichfalls sehr bedeutend in Europa und variirt in den verschiedenen Ländern folgendermaßen: in Frankreich kommt jährlich auf eine Million Einwohner ungefähr die Quantität von 273,000 Pfd. und in England 845,000 Vfd. In England werden von einer Million Einwohner 63,000 Hektoliter Branntwein und 135,000 Hektoliter Bier consumirt. Der Werth des verbrauchten Biers betrug im Jahre 1831 2,500,000 Pfd. Sterl. — 1827 wurden in Preußen 125,000,000 Quart Branntwein gebrannt. Zu Schweden war die Bereitung jeder Art geistigen Getränks zu einer solchen Ausdehnung gelangt, daß für das ganze Jahr 1832 die Brannt Destillation untersagt wurde. In Dänemark giebt es nicht weniger als 3000 Branntweinbrenner, so daß Einer auf je 600 Einwohner fommt. Ueberdies werden jährlich noch 80,000 Fässer Branntwein eingeführt. (Le Réformateur.)

vierteljährlich, 3 Thlr. für das ganze Jahr, ohne Er. höhung, in allen Theilen der Preußischen Monarchie.

No 152.

für die

Expedition (Mohren - Straße No. 34); in der Provinz so wie im Auslande bei dem Wohllöbl. Poft - Aemtern.

Literatur des Auslandes.

Berlin, Freitag den 19. Dezember

1834.

Portugal.

Bourmont's Kommando in Portugal und die Belagerung Lissabon's durch die Miguelisten.

Aus dem Tagebuche eines Französischen Offiziers. °)

Das ganze von Porto aufgebrochene Heer Dom Miguel's befand sich den 4. September, um die Mittagszeit, vor Lissabon, Es waren 15-16,000 Mann, alle voll Kampfluft und Begeisterung und ihres Sieges in solchem Grade gewiß, daß schon an alle Corps Chef's der Befehl ergangen war, beim Einzuge in Lissabon die strengste Diszi plin zu handhaben.

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Seit dem 24. Juli hatte man Zeit genug gehabt, um Lissabon furchtbar zu befestigen. Auf allen erhöhten Punkten, welche die Stadt an der Nordseite schüßen, waren Gräben gezogen und Verschanzungen angelegt. Diese Linien hatten eine Ausdehnung von zwei Lieues und waren mit dreihundert Kanonen von schwerem Kaliber theils aus dem Zeughaus, theils aus Schiffen - bedeckt. Bedeutende Verstärfungen, die man zur See von Porto erhalten hatte, und neu organiz firte Bataillone verstärkten das von Dom Pedro und seinen Generalen Villaflor und Saldanha kommandirte Heer bis auf 12,000 Mann. Die Kühnheit der Pedroisten wuchs bei der Ankunft jener ausländischen Bataillone, die Perto so tapfer vertheidigt hatten.

Marschall Bourmont verlegte sein Haupt-Quartier nach Lumiar, der Ober General, Baron Elönet, das seinige näher an das Campo Grande; vor dieser Promenade befand sich das Centrum des Heeres, hinter welchem eine Reserve ven 4000 Männ und 18 Kanonen unter den Befehlen Lonis v. Bourmont's aufgestellt war. Der linke Flügel beseßte das Dorf Portella und seine Umgebungen; die Reiterei war größtentheils in Luz, unter dem Kommando des Grafen de la RocheJacquelin vereinigt, und der rechte Flügel dehnte sich von Bemfica bis zu den Höhen aus, die Alcantara und Belem beherrschen. Als diese Stellungen eingenommen und die Vorposten ausgestellt waren, wastete die Armee in Erwartung eines heißen Kampfes.

Der König (Dom Miguel) ritt durch die Linien; der Enthusiasmus, den sein Anblick einflößte, war für Jeden ein Bürge des Sieges. Den 3. September, Morgens 5 Uhr, stand das Heer unter den Waffen; das Wetter war herrlich. Die Infanterie-Brigade des Obersten Du breuil griff zuerst an, indem sie aus dem Dorfe Palma debouchirte; fre warf sich auf das Centrum der feindlichen Linie und begann ein lebhaftes Feuer mit den Tirailleuren, welche an den Abhängen vertheilt waren, liber denen man die Redouten errichtet hatte. Von allen diesen befestigten Punkten feuerte die feindliche Artillerie auf unsere Brigade, deren Bewegung fie vergebens zu hemmen suchte.

General Lemos zog mit seiner Division auf Umwegen längs der Wasserleitung, die Wasser nach Lissabon führt, und zwar rechts von Dubreuil's Brigade. Er embuskirte sich hinter Mauern auf Pistolen schuß-Weite von den Forts vor dem Campo d'Ourique, wo er den ganz jen Tag in vollkommener Unthätigkeit blieb.

Die Brigade Dubreuil mußte also jenen Angriff gegen das Centrum von Lissabon (welchen Stadtthçil man mit Recht für den unbeschüßte. ften hielt) ganz allein ausführen, und sie that dies mit großer Unerfchrockenheit. Ein großes, von vier Kanonen und einigen Werken vertheidigtes Haus stand am Eingang der Stadt; lange Zeit waren die Operationen der Brigade gegen dasselbe gerichtet und der Kampf verlängerte sich bei wohlunterhaltenem Tirailleurfeuer ohne entschiede nen Vortheil. Da befahl der General de la Rochejacquelin seinem Adjutanten und Neffen Louis, zu rekognoziren, ob vielleicht am Ende einer Mauer ein Weg sey, der zu einer Redoute führte. Dieser brave, junge Offizier begicbt sich alsbald auf den Marsch, begleitet von einigen Reitern, die sich von einer Eskadron ablösen, der er 'begegnet. Statt nun rechts von der Mauer sich zu halten, wo er vor dem feind lichen Feuer geschüßt gewesen wäre, wandte er sich links, marschirte gerade auf die Redoute los und fand in ihrer Nähe den Heldentod: alle feine Begleiter hatten ein gleiches Schicksal.

Es war ein Uhr. Die kleine Schaar, welche bis dahin gegen einen dreifach überlegenen Feind gestritten hatte, der noch obendrein hinter Verschanzungen steckte, war äußerst ermüdet, der Märschall_war bei der Action zugegen, die er von den Anhöhen von Palma aus beob achtete, wo es feindliche Kugeln regnete. So verlängerte sich der Kampf unter seinen Augen bis vier Uhr des Abends, als er dem General Clouet den Befehl gab, weue Truppen vorrücken zu laffen. Der Genes

*) Journal d'un officier français an service de Don Miguel, Paris, 1834,

ral bemerkte ihm, es dürfte wohl für einen zweiten Angriff zu spät am Tage seyn, die Stellung könne nur mit den Bajonett erobert wer den nnd nicht durch Tirailleurfeuer, und endlich seyen auch die Truppen schon zu sehr ermüdet.

Diese verständigen Reflexionen bestimmten den Marschall, von dem Könige selbst Befehle einzuholen. Er ritt zu Dom Miguel, und stellte ihm vor, daß fast die ganze Armee den Befehl zum Vorrücken erwärte, um das von der Brigade Dubreuil so gut eingeleitete Gefecht zu unterhalten. Nach kurzem Ueberlegen war Dom Miguel nicht dieser Meinung. Jeht erhielt General Clouet den Befehl, das Gefecht allMit Eintreten der Dämmerung hörte das Feuern mälig zu beenden. auf. Der Feind wagte es nicht, unsere Brigade in ihrer rückgängigen Bewegung zu folgen. Man campirte auf dem Schlachtfelde und in den Stellungen, deren man sich bemeistert hatte.

Wir hatten an Todten und Verwundeten einen Verlust von 300 Mann, und die Französischen Offiziere beweinten den Tod eines ihrer bravsten Kameraden; der Feind verlor was beinahe unglaublich doppelt so viele Soldaten, als wir. Mann könnte dieses Faktum daraus erklären, daß ihre Artillerie, die auf Redouten von ziemlich locke= rem Terrain gepflanzt war, nie richtig zielte, und daß mehrere Mauern und Quinta's unsere Soldaten beschüßten.

könnten.

Dom Pedro zeigte an jenem Lage große Thätigkeit. Man sagt, er sey von einer Flintenkugel gestreift worden. Mehrere Offiziere von feinem Generalstabe fielen an seiner Seite, und ein Adjutant des Generals Saldanha wurde in dem Augenblick, als er aus dem Fenster eines großen Hauses am Eingang der Stadt unsere Bewegungen beob achtete, durch eine Kanonenkugel getödtet. Dieses erfolglose Gefecht brachte unsere Armee in wahre Verzweiflung; denn wir hatten uns geschmeichelt, daß wir noch an demselben Tage in Lissabon einziehen Ich will über die Motive nichts entscheiben, die an jenem Tage unsere beiden Generale in abweichenden Meinungen stimmten: es sey ferne von mir, so edlen und vortrefflichen Männern zu nahe zu treten. Nur ein Faktum will ich anführen, das nachmals die be denklichsten Folgen hatte. Das Corps, zu welchem ich gehörte, bildete einen Theil der Reserve, die auf dem Campo Grande den ganzen Tag verge= bens einem Befehl zum Vorrücken entgegenfah. Aus den Fenstern des Hauses, wo Louis v. Bourmont logirte, war ich Zuschauer des Kam= pfes und kann bezeugen, daß alle feindlichen Kanonen auf die Brigade Dubreuil feuerten, und sogar viele Granaten gegen uns schickten, die jedoch wenig Unheil anrichteten.

Das Benehmen des Generals Lemos schien unerklärlich. Man beschuldigte ihn der Verrätherei: diesen Verdacht kann ich nicht theilen, und Niemand zweifelt jeßt an seiner Treue. Man glaubt allgemein, er habe hinter seiner Mauer und zur Rechten der Brigade Dubreuil's, die er unterstützen sollte, einen entschiedeneren Erfolg dieser Brigade erwartet, um dann ein Mannöver auszuführen, das die Situation des Tref= fens nothwendig machte. *)

Der Oberst Dubreuil zeigte bei dieser Affaire großes militairisches Talent und die größte Tapferkeit; sein Ordonnanz-Offizier Rubichon war ungemein thätig und voll Geistesgegenwart. Der Oberstlieutenant des Infanterie Regiements Braganza, Herr Leduy, war beständig mitten im Feuer, und verlor viele Soldaten feines braven Regiments. Auch das schöne Bataillon Königlicher Freiwilligen von Lamego, unter seinen braven Chefs, dem Obersten da Varsea und dessen Bruder, verdiente sich großes Lob.

Am folgenden Tage trat man, gegen die Erwartung des Heeres, nicht aus den Linien heraus. Bei dem Marschall war Kriegsrath ge= halten worden, der zu keinem einstimmigen Beschluß führte, und die Attake wurde auf unbestimmte Zeit verschoben. Der Feind bemußte die Ruhe, die wir ihm ließen, um die Plattformen seiner durch das gestrige Feuer beschädigten Forts wieder herzustellen, die Gräben breiter und tiefer zu machen, und neue Gräben zu ziehen. Wir fahen dentlich, wie die Einwohner Lissabon's mit dieser Arbeit beschäftigt waren, und versuchten es nicht, sie zu stören. Dom Pedre, der einen naheu Angriff besorgte, ließ, um uns die Zugänge zur Stadt noch mehr zu erschweren, brei Nächte hintereinander an drei verschiedenen Orten Feuer anlegen, wodurch die Häuser und allerliebsten Quinta's zwischen Lissabon und unseren Linien eingeäschert wurden. Drei Nächte hindurch

In einer aus Genf datirten, und an die Gazette de France adreffir ten Reclamation sucht General Lemos sich zu entschuldigen, indem er sagt, er habe nur wegen unübersteiglicher Hindernisse und mit Gutheifung des Ge nerals Clouet das weitere Borrücken unterfaen. Wie dem nun sei, diese Unthatigkeit war ein Fehler, der alle glücklichen Erfolge dieses Tages com promittirte. Anm. des Berf.)

erhellten diese drei Feuersäulen die Anhöhen der Stadt und un fer Lager.

Während dieser Zeit warf man unaufhörlich Bomben und Grena ten gegen unsere Vorposten und sogar auf das Campo Grande und nach Lumiar. Ein hervorragendes, ungefähr in der Mitte des Campo Grande belegenes Haus, das, in welchem Graf Louis von Bourmont wohnte, diente der feindlichen Artillerie als Zielscheibe, wodurch der Eintritt in dieses Haus, vor welchem ich mit meinem Regiment bivouakirte, sehr gefährlich wurde.

Bis zum 13. September blieben wir völlig unthätig; wir beobachteten bloß den Feind und schüßten uns gegen seine Angriffe. Die Armee glaubte damals, man werde wieder jenem traurigen Systeme folgen, in Folge dessen sie so lange vor Porto liegen mußte, ohne der Stadt sich bemeistern zu können. Die Soldaten murrten, die Chefs hatten Mühe, eine Disziplin aufrecht zu halten, die mehr als jemals nothwendig war, und die Mitizen fingen an zu desertiren. Diese Leute gingen aber nicht etwa zum Feinde über: fie kehrten an ihren heimatlichen Heerd zurück und bewahrten für Dom Miguel und feine Sache dieselben Gesinnungen; allein sie glaubten, dieser Krieg, den sie nun schon so lange führten, nähme kein Ende: sie fühlten weder Kraft noch Muth genug, um neuen Gefahren entgegen zu gehen. (Schluß folgt.)

Arabi

bien.

Zohairs Tod. (Schluß.)

Nach diesem Auftritte blieb Kaled nur drei Tage in Mekka. Er trat die Rückkehr nach seiner Heimath an und machte mit seinen Kriegern große Tagereisen. Sie kamen endlich bei ihrem Stamme an. Ihre Familien hatten die Berghöhen verlassen und ihre Zelte in der Ebene neben Quellen und Seen aufgeschlagen. Der heilige Monat Redscheb verlieb ihnen Sicherheit; aber fast jede Hütte erscholl von Seufzern und Schluchzen über den Verlust der gefallenen tapferen Krie ger. Sobald Kaled abgestiegen war, sprach er den Angehörigen der Todten Muth zu und ließ die drei verbündeten Stämme zusammenkommen. Nachdem er sein Begegniß zu Mekka mit Zohair erzählt, füate er hinzu: Ich habe die Absicht, unsern Feind, wenn er das Gebiet von Mekka verläßt, aufzusuchen, auf daß er das vergossene Blut bez zable. Sind wir Zohair los, so greifen wir seinen Stamm an und vertilgen ihn gänzlich. Antar ist in diesem Augenblicke, von den Seinen entfernt, mit einem Kriege in Jemen beschäftigt; bennßen wir diese Gelegenheit nicht, so werden die Benu Abs uns neue Kränkungen zu fügen. Die Benu Amer nahmen diese Worte mit begeistertem Beifall auf. Wir billigen Dein Vorhaben“, sagten sie,,,nimm alle erforder= lichen Maßregeln, daß es auch gelinge. Wir sind unser fünf tausend Mann und können Zohair's schwäche Begleitung leicht vernichten. Wie viel von uns verlangst Du, um Dich zu begleiten?",,Alle", sagte Kaled, ,,ich werde Euch in mehrere Schaaren theilen und auf verschiedenen Wegen schicken, damit unsere Beute uns nicht entwische."

Alle bereiteten sich nun zu dieser wichtigen Unternehmung vor. Es waren noch zehn Tage des heiligen Monats übrig. In sieben wurden die Zurüstungen zur Reise beendigt und drei Tage vor Ablauf des Redscheb machten sie sich auf den Weg. Als sie eine gewisse Strecke von ihren Wohnungen entfernt waren, theilte Kaled sie in mehrere Trupps und gab cinem jeden einen besonderen Weg an. „Geht“, sprach er,,,seyd voll Muth und Eifer, unser gemeinschaftliches Ziel ist das Land Hauazen.“ Die Abtheilungen begaben sich, jede nach einer besonderen Richtung, in die Wüsten und verfehlten nicht, ihre Renner bald zu stacheln, bald zu zügeln. Mittlerweile hatte Zohair, nach beendigter Wallfahrt, Mekka mit den Seinigen verlassen, tiefen Haß im Herzen gegen Kaled. begab sich nach dem Markte von Dkkaz, wo er Freunde hatte, die ihn gastfrei aufnahmen. Er verweilte dort eine Zeit und seßte alsdanu feine Reise fort. Das Schicksal wollte, daß er wenige Tage nach dem Ablaufe des Monats Redscheb in dem Lande Hauazen ankam. Er schlug seine Zelte neben dem See auf, nicht ahnend, was für ein Loos ihm der Herr des Himmels aufbewahrte, jener Gebieter, dessen Willen geschiehet, ohne daß Etwas seine Wirkung verzögern kann, der, welcher die Starken und Mächtigen vertilgt und Tausend Geschlechter aus dem Buche des Lebens gestrichen hat.

Er

Es war gegen Abend, als Zohair sich am Ufer des Sees gelagert hatte. Er nahm ein leichtes Mahl und als die Nacht herangebrochen war, schickte er sich zur Ruhe an. „Laß uns reisen, Bater“, sagte Kais zu ihm, daß wir schnell die Wüsten zurücklegen, die vor uns sind, da= mit wir im Dunkel der Nacht das Land der Benu Amer durchziehen: Sie brennen vor Verlangen, sich an Dir zu rächen und ich fürchte die Hinterlist, deren die Seele Kaleds ben Öschafar voll ist; ich fürchte, er überrascht uns an diesem Drte und übt an uns schreckliche Widervergeltung." ,,Was sagst Du Kais?" rief Zohair lachend,,,was sind in meinen Augen solche Schufte, wie die Benu Amer? wer ist Kaled ben Dichafar? was gelten mir alle Krieger in den weiten Ebenen von Arabien? bei dem ewigen Gotte schwöre ich, daß ich vor drei Tagen und drei Nächten diesen Ort nicht verlassen werde und kämen von allen Weltgegenden her die Feinde auf mich losgestürzt. Man soll nicht sa= gen, daß ich unter dem Schuße der Nacht die Gegend der Benu Amer durchzogen habe. Man könnte sonst glauben, sie hätten mir Furcht eingejagt und es vergessen, daß noch vor kurzem meine Mäßigung und meine Großmuth allein sie verschont hat." Als Kais diese Worte vernahm, sah er ein, daß das Leben seines Vaters das Ziel erreicht habe. Genöthigt jedoch, diesem unklugen Entschlusse nachzugeben, empfiehlt er feinen Gefährten, sich auf jedes Ereigniß gefaßt zu halten und während Zohair schliefe, zu wachen.

Unterbessen war Kaled ben Dschafar im Lande Hauazen angelangt. Er hatte eine Gegend gewählt, wo er sich in Hinterhalt legte, seinen

Feind erwartend. Da Zohair zu erscheinen zögerte, so sagte er zu feis nen Kriegern:,,Wer von Euch Wackern, will Erkundigungen über den Weg, den Zohair genommen, und über den Ort, wo er sich be: findet, einziehen, damit unsere Maßregeln nicht durch den Zufall ver eitelt werden? Er muß bei den Gewässern von Hauazen angekommen seyn und die Strecken der Wüste öffnen sich nun vor ihm. Wenn er uns nur nicht entwischt und wir die Frucht unserer Mühe einbüßen.“ — „Niemand“, erwiederten Jene,,,kann, o Kaled, Dein Verlangen besser erfüllen, als Amru ben Scherid, weil er mit den Benu Abs vawandt ist und einen Vorwand hat, vor ihnen zu erscheinen. Er kann ihnen sagen, er sey gekommen, feiner Schwester, der Königin Temadur, auf Anlaß ihrer Pilgerreise, Glück zu wünschen. Er wird den Drt, we sie lagern, erforschen und uns Nachricht bringen. Wer aber von uns unternehmen würde, Feinde, die auf ihrer Hut sind, auszukundschaften, würde ihnen wahrscheinlich in die Hände fallen und von seinen Gefähr ten nicht wieder gesehen werden. „Aber“, sprach Kalek, „ich fürchte, Amru verräth uns." Sey unbesorgt", sagten die Benu Amer, „ein tiefer Haß erfüllt Amru gegen Zohair, der ihn aus dem Lande Schurbe verwiesen bat und ihn getödtet hätte, wenn nicht seine Schwester Te maður für ihn eingeschritten wäre. Wir bürgen für seine Treue." Kaled rief Amru herbei und machte ihn mit der Sendung, die ihm anvertraut werden sollte, bekannt. Ich nehme sie an“, sagte Amra, aber ich fordere von Euch eine Bedingung, feierlich müsset Zor mir deren Vollzug versprechen." Was ist das für eine?" fragte Kalet. Wenn ihr Zohair getödtet habet, führet meine Schwester nicht gefangen fort; ihre Kinder sollen keine schlechte Behandlung erleiden und wie sie frei bleiben.“ Kaled schwur, Temadur und ihre Kinder zu be schüßen. Durch diese Zusicherung zufrieden gestellt, reiste Amru ab und die Benu Amer, voll von Hoffnung, erwarteten ungeduldig seine Rückkehr.

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Es war Mitternacht, als Amru sich von ihnen getrennt hatte Beim Anbruch des Tages war er bei den Gewässern von Hauazen. Kait war der erste, der seiner ansichtig wurde. Troß der Entfernung erkannte er ihn an der Art, wie er zu Pferde saß, und auf der Stelle die treu lose Absicht des Ankommenden durchschauend, sagte er zu Zohair:hier, Vater, ist mein Dheim, der mit aller Schnelligkeit seines Pferdes fich uns nähert. Ich bin überzeugt, er kommt als Spion der Benu Amer.“ Er hatte diese Worte kaum ausgesprochen, so war Amru bei ihnen, et grüßte den König Zohair und trat in seiner Schwester Zelt. Zohar und Kais folgten, man sezte sich und die Unterhaltung nahm ihren Anfang. „Mein Dheim“, sprach Kais, „welch ein Grund hat Dich zu der mühevollen Reise bewogen und zu uns geführt?“ Amru antwor tete: Ich bin gekommen, Euch zu Eurer Wallfahrt zu begrüßen und zugleich Euch eine Nachricht zu bringen. Kaled, der Sohn Dichafar, hat alle Benu Amer versammelt und sich vorgenommen, eine glänzende Rache an Euch zu üben. 3000 an Zahl, haben sie sich vor zwölf Tagen aufgemacht, um Euch auf dem Rückwege von Metka aufzusuchen. Ich rufe den Schöpfer der Welt zum Zeugen, seit dem Augenblick ibrer Abreise, habe ich vor Sorgen um Euch keine Ruhe gebabt; ich bin ibrer Spur gefolgt, um ihre Bewegungen zu erforschen und Euch ta, von in Kenntniß zu seßen. Zuerst haben sie sich bis nahe an Mekka begeben; von dort sind sie zurückgekehrt, baben sich in die Wüsten ver tieft, die Richtung nach ihrer Heimat einschlagend. Als ich fab, daß sie überzeugt, Euch nicht mehr zu erreichen, ihr Unternehmen aufgegeben hatten, wurde meine Besorgniß gestillt. Ich habe diese Straße einge schlagen, um Euch zu treffen, wohl wissend, daß Ihr keinen Umweg nehmet, sollten auch Feinde, zahlreich wie der Sand der Wüste, Euch anfallen. Jest bin ich hoch erfreut, daß ich Euch bier gefunden und versichert seyn darf, daß Ihr nichts mehr zu befürchten habet.”

Bei diesen lesteren Worten lächelte der König Zohair. Bine Scherids Sohn", sagte er, „daß Männer meines gleichen nichts beser gen. Bei Late und Dzza! mein heißester Wunsch ist, den Benu Amer zu begegnen. Ich erwarte sie; haben sie Dich als Kundschafter geschäckt, so febre zu ihnen zurück und sage ihnen, daß ich vor drei vollen Tagen diese Stelle nicht verlassen werde." König“, erwiederte Amru, ,,hat Deine Seele den Haß gegen mich noch nicht vergessen? Dem Gu ten, das ich gethan, leibest Du böse Absichten und bast mich im Berdacht der Verrätherei! Die Gefahr meiner Schwester und ihrer Kinder allein hat mich hierher gezogen. Ich fürchtete, daß Temadur gefangen abgeführt und die Schmach davon auf mich zurückfallen werde. Da ich sie aber einen Augenblick gesehen und wegen ihrer sicher bin, so reije ich ab., Lebe wobl, komme ich Dir noch ein Mal vor die Augen, fo verschone meiner nicht." So sprechend, stand Ainru auf; er wollte zu Pferde steigen und abreisen. Über Kais ließ es nicht zu, er wars sich über ihn und band ibn fest. “Dheim“, sagte er, „ich lasse Dich so nicht von uns; ich werde Dich gefangen halten, bis wir diese Gegend passirt und die unsrige vor uns haben. Mein Herz sagt mir, wir sind ren Gefahren umringt und meine Ahnungen dürften nur zu bald in Erfül lung geben. „Was hast Du, Kais?“ rief Temadur. ,,Wie faunft Du an Deinen Dheim Hand anlegen und ihn so unwürdig behandeln? Ist das Deine Dankbarkeit für die Mähe, der er sich unterzogen hat. uns diesen Besuch abzustatten?“ Höre auf, Mutter", entgegnete Kais, nußlose Vorwürfe an mich zu richten und widerseße Dich weis nem Thun nicht, da ich besser als irgend einer auf der Welt die Gedanken meines Oheims errathe. Ich werde ihn nicht eher seiner Bande entledigen, als bis wir diese gefährliche Gegend binter uns haben.“ „Laß ihn los, Kais“, schrie Zohair,,,ich befehl es Dir.“ Kait ge horchie, wiewohl ungern. Wenigstens", sprach er, sollte Auru versprechen, von uns mit keinem menschlichen Geschöpfe zu reden, bis wir Zeit gehabt, unser Land zu erreichen." Nun wohl, Nauru“, sagte Temadur zu ihrem Bruter, stelle Kais zufrieden und gieb ihm dieses Versprechen".

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Amru befann sich nicht. Er schwur bei Gott bem Schöpfer des Weltalls und bei allen Gößen, die auf der Kaaba stehen, daß er von des

Benu Abs mit keinem menschlichen Wesen vor Ablauf von sieben Ta
gen reden werde. Nun band ihn Kais los und gab ihm seine Freiheit.
Amru bat seine Schwester um einige Lebensmittel als Borrath auf die
Reise. Temadur gab ihm Brod und einen Schlauch voll Milch. Amru
stieg auf sein Pferd und ritt davon, und konnte seine Befreiung kaum
glauben. Als er sich dem Drte, wo die Benu Amer waren, näherte,
bemerkten ihn diese von fern und liefen ihm entgegen. Kaled, der eine
Beit lang befürchtet hatte, daß er ihn nicht wieder sehen werde, fragte
ihn sehr eifrig aus. Amru gab keine Antwort; er ging zu einem
Baum hin, stieg unter dessen Blättern vom Pferde, und indem er den
Schlauch mit Milch, deu er von Temadur erhalten hatte, auf die Erde
warf, sprach er: „Gefühlloser und stummer Baum, Du, der Du Nichts
bast von menschlicher Natur, und den Menschen nicht von dem Thiere
Wisse, daß ich
unterscheiden kannst, an Dich wende ich mich jeßt.
Ich
diese Milch von den Söhnen Bagid und Adnan erhalten habe.
wage nicht, sie zu trinken, und ich will, daß Du sie schmeckest, um mich
zu beruhigen und damit ich meinen Versprechungen getreu bleibe."

,,Bei dem Gotte des Himmels," sagte Kaled zu den Umstchenden,
„Amru hat unser Vertrauen nicht getäuscht! Ohne Zweifel hat er die
Benu Abs gesehen, aber ste werden ihn gezwungen haben, irgend einen
Eid zu leisten, der ihn sich deutlich auszulassen verhindert. Schmecket
doch diese Milch; ist sie süß und in natürlichem Zustande, so ist das
ein Zeichen, daß die Benu Abs uns nahe sind; ist sie sauer und ver-
dorben, so haben unsere Feinde über die Wüste sich davon gemacht.“
Einige Krieger traten hinzu und kosteten von der Mitch; sie hatte
ganz ihren Wohlgeschmack und schien jüngst gemolken.,,Kaled,“ schrieen
sie, „freue Dich, die Benu Abs sind in der Nähe. Der Zwischenraum,
der uns von ihnen trennt, kann höchstens die Tagereise eines Kameeles
betragen." Ja,“ entgegnete Kaled, „gewiß hat sic Amru irgendwo
im Lande Hauazen zurückgelassen, vielleicht haben sie sich seitdem auf
Die Reise gemacht, und wir begegnen ihnen in dem Gebirge; wo nicht,
so gehen wir nach dem großen See und treffen sie in der Ebene.“
Gieb uns Deine Befehle," sagten seine Gefährten, wir sind Alle ih-
nen zu folgen bereit."

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Augenblicklich befahl Kaled den Abmarsch. Er durchzog mit seinen Alsdann betrat Streitern die Anhöhen und Berge bis in die Nacht. er die große Straße in der Ebene und ritt geradesweges auf die Gewäffer von Häuazen zu. Er war außer sich und schien seinen Verstand verlos ren zu haben, so sehr beschäftigte ihn die Furcht, die günstige Gelegenheit verfehlt zu haben. Endlich als die Morgenröthe die Dunkelheit zu verKais stand Schildwache. scheuchen angefangen, entdeckte er den See. Er sah aus der Ferne den Staub unter den Hufen der Pferde der Benu Amer empersteigen. Sogleich eilte er nach Zohair's Zelt. Bater," ,,Was rief er, siehe Dich vor, was Du wünschtest, wird eintreffen." giebt's?" fragte Zohair.“ „Ich bemerke," antwortete Kais, „eine Staubwolke, das ist sicherlich Kaled_ben Dschafar, der mit seinen Reitern ankommt." Als Kais diese Worte gesprochen, konnte er seine Thränen nicht zurückhalten. Zohair legte seine Rüstung an, warf sich auf seinen Remmer und flog dem Feind entgegen.,,Sey willkommen,“ rief er, Kaled ben Dschafar, Du, dessen Erwartung in meinem JuBei Late und Djja! nern ein verzehrendes Feuer angezündet hat.

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heut erkenne ich, daß der Himmel meine Bitte angenommen und meine ́Wünsche erfüllt hat.“ Zugleich spornte er sein Thier, Kaasa genannt, das ihn mit der Schnelligkeit des Pfeiles oder des Wolken durchzuckenden Strahles davenführtë. Hinter ihm her galoppirten seine Söhne und seine Krieger.

Bei ihrem Anblicke erhob Kaled ein großes Geschrei, um die Benu Amer zum Kampfe aufzumuntern; sie zogen sofort ihre Säbel und hielten die Lanzen wurfgerecht. Bald stürzten beide Schaaren auf einander, und die Erde bebte unter dem Tritt der Pferde; man geräth unter einander, drängt sich, die Wuth macht das Blut in den Adern sieden; weder Drohung noch Klage wird gehört, aber man öffnet die Schädel und zerschmettert die Knochen; Schläge des Todes freisen unter den Tapferen und Staubwolken hüllen sie ein. Da, wo das Handgemenge am stärksten ist, hört man Zobair's Stimme, ähnlich schrecklichem Gebrülle. Den Ausbrüchen der Wuth hingegeben, kämpft er mit beispielLofer Hibe; seine Lanze durchbohrt die Panzer, sein Schwert zerschneidet die Helme, er läßt Köpfe wie Kugeln dahinrollen und Blättern der Bäume gleich Hände fallen. Ungefähr gegen die Mittagszeit konnten die Benu Amer den Stoß der Benu Abs und die Angriffe ihres Kö Kaled allein nigs nicht mehr aushalten und fingen zu weichen an. teistete noch hartnäckigen Widerstand. Da er lieber umkommen, als mit Schaude sein Leben fristen wollte, griff er Zohair an und unternahm einen Kampf mit ihn, in welchem er nahe daran war, zu unterliegen, als die anderen Schaaren der Benu Amer, die verschiedene Wege eingeschlagen hatten, alle zu gleicher Zeit ankamen und an dem Gefechte Antheil zu nehmen sich beeilten. Sie hatten die Wüste, jede nach einer anderen Richtung, durchzegen, und da sie die Benu Abs nicht trafen, Fich nach dem Lande Hauazen begeben. Am See fanden sie Kaled mit Zohair kämpfend. Von tapferen Häuptern geführt, namentlich von Dschenda ben Beka, hieben sie auf die Benu Abs ein und ließen die Luft von schrecklichem Geschrei erbeben.

Durch diese gewaltige Verstärkung wurde Zohair's schwache Schaar zu Boden getreten. Ein Theil der Benu Abs wurde erschlagen; die Anderen, blutbedeckt, faßte Muthlosigkeit und Schrecken, denn es kam ihnen vor, als sev die ganzr Ebene mit Schwertern und Lanzen besezt, Die von allen Seiten auf sie losschlügen. Da Zohair sah, daß die ToDesstunde herangekommen, bot er seine Brust den gegen ihn gezückten Lanzen dar; er stürzte mit der Unerschrockenheit der Berzweiflung auf Die Feinde, die ihn umringten. Bald waren alle seine Glieder nur eine einzige Wunde, und nur die Kraft seiner Seele hielt ihn noch, als Kaled sich über ihn warf und zum zweiten Male ibn im einzelnen Kampfe

angriff. Kaled sah ein, daß er, tros Zohair's Wunden, ihn nicht tödten würde, ohne sogleich nach ihm umzukommen. Sie hieben auf einander los, vor Wuth stöhnend; ihre Augen füllten sich mit Blut, und vor ihren Blicken schwanden Himmel und Erde. Möge Gott uns vor jenen wüthenden Feindschaften bewahren, welche zur Zeit der Unwissenheit die Herzen der Araber verzehrten, wie Feuer das Holz! Ihre Lanzen brathen bald in Trümmer; sie jogen die Schwerter, und Beide, mit dem Entschlusse, zu sterben, schlugen sie auf einander, bis die Arme erműdeten. Jest schleudern sie ihre Waffen von sich und packen sich zu Pferde sisend am Leibe an, und Jeder sucht den Gegner aus dem Sattel zu heben. Vor Mattigkeit erschlaffen ihre Muskeln und Beide fallen in den Saud. Kaled lag auf Zohair; er will den Säbel aufnehmen, um feinen Gegner zu durchbohren, doch Zobair hindert ihn daran, da er ihn fest umschlungen hält. ,,Zu Hülfe, Bettern!" schreiet Kaled; ,,tödtet Bohair, und könnt Ihr ihn nicht allein schlagen, so tödtet uns Beide zusammen!"

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Jest kam Warka, der Sohn Zohair's, an den Schauplah dieses Kampjes. Er hörte Kaled's Worte und sah Zohair in höchster Gefahr. Er vermochte nichts als die Worte hervorzubringen: D, mein Bater!" und die Benu Amer, die ihm im Wege waren, umrennend, drang er bis Kaled vor und verseßte ihm einen Säbelhieb auf die Schulter. Die Klinge aber brach an dem Harnisch entzwei, und Warka rettete seinen Vater nicht von der Gefahr. Einen Augenblick nach Warka war ein eisenbedeckter Krieger angekommen: Dschenda ben Beka. Er hob seinen Arm auf und gab Zohair einen schrecklichen Schlag auf die Stirn; der Helm des Königs flog weit weg, und Dschenda's Sa bel zerhieb die Stirn, und es gab einen dumpfen Klang, als das Schwert an die Schädelknochen stieß. Als Dschenda sah, daß der Hieb_tödtlich sey, sagte er zu Kaled: „Erhebe Dich von der Brust Deines Feindes; er ist todt und Dein Wunsch erfüllt.“ Sogleich stand Kaled auf, bes Bieg sein Pferd und rief seinen Gefährten zu: Vettern, verschont die Besiegten! Late und Dzza haben meine Wünsche erhört, mein Unternehmen ist beendigt." „Was“, rief Dschenda, „Du befiehlst uns, den Benu Abs Guade zu bewilligen? Glaubst Du denn, daß je zwischen ihnen und uns Frieden werden könne, oder hoffst Du, eine Gelegenheit, wie diese, wieder zu finden?" ,,Oschenda“, entgegnete Kaled,,,ich fürchte, den Züchtigungen mich auszusehen, die der Himmel den Unge= rechten vorbehält und die König Zohair erlitten hat. Als ich Amiru Sohn Scherid's abschickte, um die Stellung der Benu Abs zu erforschen, habe ich ihn beim Namen des Weltenschöpfers versprochen, daß ich in dieser Expedition seinen Neffen kein Leides anthun und seine Schwester nicht gefangen abführen werde. Zudem wir Zohair getödtet, haben wir unseren Feinden den Stamm ausgerissen; jezt bleibt uns nur noch übrig, unsere Eide zu erfüllen, um dem Höchsten unsere Erkenntlichkeit für diesen Sieg zu beweisen.“ Zugleich fandte Kaled nach allen Richtungen Reiter ab, um die Krieger der drei Stämme um sich zu versammeln sodann schlug er den Weg nach seinem Lande ein, Gott für die gewährte Rache dankend. In einiger Entfernung vom Schlachtfelde sagte er zu Dschenda: Mein Better, wenn der Schlag, den Du gegen Zohair geführt, nicht tödtlich gewesen? Ich habe in dem Tempel zir Metka geschworen, daß, wenn ich ihm begegne, ich mich nicht von ihm trenne, ohne daß Einer von uns Beiden sterbe." -,,Vetter", sagte Dschenda,,,und wenn ein Gnadenbrief des Lebens in diesem Augenblick vom Himmel käme, würde er Zohair den Athem nicht wiedergeben. Du weißt, mein Arm ist kräftig und mein Schwert geschliffen; ich habe die Klinge an Zohair's Schädel dröhnen hören, und als ich sie aus der Wunde zog, sah ich an der Schneide etwas Fettartiges; ich kostete mit der Zungenspiße und fand es salzig, und erfah daraus, daß es Zohair's Gehirn war. Nun hielt ich mich überzeugt, daß er nicht wieder zu sich kommen könne, vielmehr, daß seine Seele zu seinem Vater Dschedime gegangen sey." Kaled lächelte und dankte Dschenda für das, was er für ihn gethan.

Unterdessen hatten die Söhne von Zohair und eine kleine Anzahl von Reitern, die nebst ihnen dem Gemezel entgangen waren, die Flücht ergriffen, sobald sie wußten, daß ihr König tödlich verwundet sey. Als sie sahen, daß die Feinde vom Verfolgen nachließen, sprach Kais zu seinen Brüdern: Lasset uns zu unserm Vater zurückkehren, und ihn mit uns nehmen, wenn noch ein Lebensbauch in ihm ist. Gewiß beschäf= tigt ein unerwartetes Begebniß die Benu Amer, und hat uns von ih nen befreit. Sie kehrten daher um und fanden Zohair in schrecklichen Schmerzen sich auf dem Boden umber rollen. Kais stieg vom Pferde und redete mit ihm. Was willst Du mein Sohn?" sprach Zohair, gehe fort. Dich sollen mein Stamm und meine Krieger als meinen Nachfolger anerkennen. Denke daran, mich an den Benu Amer zu rächen, und verbinde Dtch mit Antar ben Scheddad; Antar wird Kaled bestrafen." Er empfahl ihm noch die andern Brüder, denen er jenem zu Seine Kinder und gehorchen gebot. Hierauf sank er bewußtlos hin. ihre Gefährten weinten und schluchten, sie rissen sich die Turbane ab. „Vater,“ sagte Kais, sollen wir Dich nicht nach dem Lande Schurbe bringen?" Die Augen aufschlagend, antwortete Zohair: „Lasset mich Die Wunde in meinem sterben, ohne mich länger zu quälen. Kopse schmerzt mich bis in die Rückenwirbel... Die Todten bedürfen nur Erde, um vor Raben und Wölfen geschüßt zu seyn....“ Stimme erlosch und er trank aus der Schaale des Todes.

Seine

Die Benu Abs warfen Sand auf seinen Körper und zerriffen ihre Kleider; hierauf gingen sie in tiefer Traurigkeit den Weg zu ihrem Stamm. Am größten war Warka's Schmerz, der vergebens Kaled einen Schlag versezt hatte. Den ganzen Weg rannen die Thränen über sein Gesicht. In schrecklicher Verzweiflung war Temadur, sie war nahe daran, sich das Leben zu nehmen. Nur ihre Liebe zu ihren Kindern verhinderte sie, diesem Verlangen nachzugeben; aber mit beiden Händen schlug sie sich das Gesicht und mit den Zähnen zerfleischte sie sich die Arme.

China.

Description of China. (Beschreibung des Chinesischen Reiches.) Von Hrn. Keating. Canton, 1834.

Ein kleiner Band von ungefähr hundert Seiten, dessen Verfasser ein in Canton lebender Engländer seyn soll. Der Titel darf aber unsere Erwartungen nicht zu hoch spannen: Herr Keating (deffen Name, beiläufig gesagt, noch mehr Chinesisch als Englisch klingt) verfährt un gefähr wie Jener, der eine Sammlung orientalischer Alphabete unter dem hochtönenden Titel Grammaire générale herausgab — er liefert uns feine Beschreibung von China, sondern von Canton und zwar nicht etwa von der ganzen Provinz Canton (Kuang tung), sondern von der Hauptstadt (Kuang dschen fu) allein. Das ganze übrige China wird in einem Anhang abgefertigt. Beigefügt ist ein Plan der Stadt Canton, das Facsimile eines Chinesischen Plans.

Der Süden des heutigen China ist dem himmlischen Reiche am spätesten einverleibt worden. Nach Chinesischen Urkunden hätten die Bewohner der Gegend um Canton schon etwa 12 Jahrhunderte vor Christi Geburt an die Kaiser Tribut entrichtet, was aber dahingestellt bleiben muß, da die völlig beglaubigte Geschichte der Chinesen weit später anfängt.

Im November des Jahres 1650 nahmen die Mandschu (die jetzigen. Beherrscher) Canten mit stürmender Hand: fie plünderten die Stadt und meşelten Alles nieder, was ihnen in die Hände fiel. Eine neue Stadt erhob sich über Trümmern und viele Mandschu ließen sich in der Altstadt nieder, wo noch jezt ihre Nachkommen wohnen.

Der Verfasser schägt den Umfang der eigentlichen Stadt (Alt- und Neustadt zusammen) nur auf sechs (Engl.) Meilen. Er will die ganze Mauer in weniger als zwei Stunden umgangen haben, sezt jedoch hinzu, daß er geschwind gegangen sey. Die Mauern bestehen theils aus Steinen und theils aus Ziegeln, aber die Wuth der Elemente hat ge waltige Breschen erzeugt, so daß ein neuerer Feind hier leichtes Spiel haben würde. Die Höhe der ziemlich senkrechten Mauern beträgt 25 bis 35 oder 40 Fuß ; ihre Dicke 20 bis 2. Sie ist in ihrem ganzen Umfang mit Zinnen und mit Brustwehren versehen, die nur wenige Fuß von einander entfernt sind. Die Stadt hat 16 There, von denen aber nur zwölf unmittelbar nach Außen führen. An jedem Thor befindet sich ein kleiner Wachtposten. Die Vorstädte sind beinahe eben so volkreich, als die Stadt selbst. Die ausländischen Faktoreien liegen in geringer Ents fernung von der südwestlichen Ecke der Mauer.

Canton enthält ungefähr 600 Straßen, von denen einige lang, die meisten aber kurz und krumm sind. Die Breite wechselt von zwei (?) bis sechzehn Fuß. Sie sind mit großen Steinen, hauptsächlich Granit, gepflastert. Wer Canton besucht, der wird gewöhnlich auf einem Wassergraben oder Kaual in die Stadt geschifft; denn eine Menge Kanäle (von den Chinesen die Adern der Stadt genannt) laufen hier in die Kreuz und Quere. Mehrere Brücken führen über diese Kanäle; darunter einige aus Stein.

Canton hat nur wenige ansehnliche Gebäude; das ärmere Volk wohnt in erbärmlichen Lehmhütten, die nur ein Gemach für die ganze Haushal tung darbieten. Die Häuser der Beamten stehen dicht an der Gaffe und haben gewöhnlich nur Einen Eingang, vor welchem ein Flechtwerk aus Bambusrohr hängt. Sie enthalten nur zwei Schlafgemächer für beide Geschlechter und ein gemeinschaftliches Speisezimmer. Jedes dieser Häuser zahlt monatlich eine Abgabe von vier oder fünf Dollars. Vor den Häusern wohlhabender Personen erhebt sich eine 12 bis 14 Fuß Hohe Mauer, die das Haus den Vorübergehenden versteckt. Nur wenige von den reichsten Bürgern bewohnen wahre Paläste (versteht sich im Chinesischen Sinn des Wortes), die vielleicht nur an räumlicher Ausdehnung den Kaiserlichen Palästen nachstehen. Sehr wenige Häuser sind mehr als einstöckig, und die meisten haben Terraffen fauf den Dächern.

In jeder Provinzial-Hauptstadt des Reiches, und so auch in Canton, befindet sich ein großer, zu Ehren des Kaisers erbauter Saal oder Halle; die Wände solcher Gebäude sind Kaiserlich, d. h. gelb, ange strichen. Hier versammeln sich alle Jahr, drei Tage vor und drei Tage nach dem Geburtstage des Kaisers, die Beamten vom Bürger und Krieger-Stande, sammt den wohlhabendsten Einwohnern, und huldigen dem Kaiser eben so feierlich, als wär' er zugegen. Stühle find an diefem beiligen Orte nicht erlaubt; Jeder, der in die Halle tritt, nimmt fein Polster mit sich, auf das er mit gekreuzten Beinen niederfauert.

Es giebt in Cauten 124 öffentliche Tempel. Einer derselben heißt ,,Tempel des Rühmes und der Kindespflicht". Dieser ist einer der größten, und dazu gehören 3500 Morgen Land, von deren Ertrag die Infaffen de 1 des Tempels (etwa 200 Individuen) leben. Er wurde 250 nach Chriftus erbaut und ist oftmals ausgebessert und mit neuen Jdolen verziert worden. In den Vorhöfen der Tempel treiben sich Gauner und Vägabunden herum; in den inneren Gemächern faulienzen aufgedunsene BuddhaPriester. Auch mehrere Buddhistische Nonnen-Klöster giebt es hier.

Der berühmteste Tempel ist der Hi nan miao (im Dialekt von Canton Hei nam men), weiland ein Privat-Garten. Er deckt ungefähr acht Englische Morgen Landes, in dem großem Saale befinden sich drei unförmlich kostbare Zdole, die den vormaligen, den beutigen und den tünftigen Buddha darstellen. Hier werden die verstorbenen Priester verbrannt, und die Asche einmal jährlich in einem besondern Mansoleum beigesegt. Bis dahin verwahrt man sie in kleinen Interims Töpfen. Jm März des laufenden Jahres (1834) zählte dieser Tempel allein 175 Bonzen. Außer den öffentlichen Tempeln giebt es noch eine große Menge Altäre.

Die Polizei von Canton ist im Ganzen sehr gut; es giebt hier eine Menge Büttel, Häscher und Nachtwächter. Im Winter, wo man

das Feuer nicht weniger als kie Diebe zu fürchten bat, werden nech besondere Wachtthürmchen gebaut, die auf einer Art Pfählen aus Ban busstäben steben und hoch über die Dächer der Häuser ragen. Canten hat vier öffentliche Gefängnisse; alle Verbrecher, die das Leben verwirkt has ben, werden vor dem südlichen Thore in der Nähe des Flusses hingerichtet. Auf dem Richtplat müssen sie niederknicen, und ihr Haupt, eh' es vom Rumpfe fliegt, mit einem dankbaren Büækling dem Gentishof zukehren.

Von der Bevölkerung Cantons kann nur ungefähr die Hälfte Ge schriebenes lesen. Nur wenige Knaben bleiben ganz ohne Unterweisung; desto schlechter ist aber für die Mädchen gesorgt. Es giebt wenig milte Stiftungen, und alle sind erst seit kurzem entstanden. Die vorneha ften derselben sind: ein Findelhaus für 200 bis 300 Kinder; ein Hot pital für alte gebrechliche oder blinde Judividuen, und eines desglas chen für Auffägige.

Mannigfaltiges.

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Ueber einige Schriftsteller in der Macaroni-Spreche.) Daß Theophilus Folengio nicht der erste Erfinder des Macaroni sey, wußte man schon zur Zeit des Naudé; vielmehr führt dieser fast unfehlbare Bibliograph ein anderes Macaronisches Werk als alter, bas unter dem Namen eines Typhis Leonicus an. Judeß ist dieser unte fireitbar derselbe, und ihm verdanken wir noch die Mittheilung, tag Tyohis Odarius von Padua, der Verfasser einer sehr beißenden und selten gewordenen Satire gegen einige Paduaner, die sich von tem Blendwerke der Magie hatten berücken laffen, der Urheber des Maca roni sev. Ich gestehe, daß es keiner geringeren Autorität, als der des Ecardeone bedurfte, um die Vermuthung, daß der Name Ddarius nar ein angenommener sey (von dem Griechischen das mit den abs nen, um den Satiriker als solchen zu bezeichnen, in mir nicht aufkommen zu lassen. Gewiß ist das Zusammentreffen ein sonderbarts. Uebrigens ist wohl Alione, oder vielmehr Arione d'Asti (denn lesteres scheint der wahrhafte Name), älter noch), als jener £tarius; und wenn er gemeinhein näher zu unserer Zeit gerückt wird, so ift wohl die Ursache davon, daß es noch einen gleiches Namens in seiner Familie gegeben, der ebenfalls in dieser Gattung geschrieben hat. Das ist gewiß, daß Beide von Folengio verdunkelt worden, den man den Homer der Macaronischen Poesie nennen kann, so wie Cäsar Ursīnus, der hundert Jahre später lebte und unter dem Namen des Meister Stopini schrieb, der Virgil derselben ist. Ursinus war gewiß einer der glänzendsten und originellsten Geister des siebzehnten Jahrs hunderts. Nach diesen vier Erwähnten können wir es une ers svaren, auch der Uebrigen, minder Bedeutenden, Erwähnung zu thun. Der älteste und zugleich interessanteste Französische Macaronische Dichter ist der alte Arena oder de la Sable, von dem, außer manchen anderen geistreichen und scherzhaften Schriften, noch eine burleske Chre nik von der unglücklichen Expedition Karl's V. oder, um seine eigene Benennung zu gebrauchen, de la meygra entreprisa gegen die Provence. Diese sehr leicht geschriebene Erzählung verbindet mit dem Borzuge echten Humors noch das Verdienst, mehrere höchst interessante Partikularitäten und einzelne, für seine Zeit bedeutsame and charakteris fische Züge aufbewahrt zu haben, wie sonst kein Schriftsteller aus jener Zeit. Zwischen diesem Gedichte und der ergößlichen Leichenrede des Michel Morin an das College, die Jedermann kennt, fud manche Werke erschienen, welche in einem der Erschöpfung des Gegenstandes_abzweckenden Werke ausführlich erwähnt werden müßten. Der erste Plag gebührt jedoch gewiß dem recituo veritabilis super terribilies meuta païsanorum de Ruellio von Jean Cécile Frey. Das Glück, welches die Macaronische Poesie machte, mußte natürlich bald zu gleichen Versuchen in Profa veranlaffen. Und auch hier traten ausgezeichnete Leistungen hervor. Denn außer bem Anti-Chopinus des Antonius Hotman und anderen Productionen, denen ein ge schickter Gebrauch des Macaronischen Stiles ein bedeutendes Interesse sicheru, verdanken wir der glücklichen Anwendung der kuriosen Sprache des Ddarius und Arione die epistolae obscurorum virorum, und diesen wieder Rabelais und Pascal. Verzeih's mir der Himmel, daß ich auf einen Augenblick zwei so ähnliche und doch wieder so verschiedene Genien zusammengestellt! Nirgends ist die heillose Logik und die barbarische geschraubte Latinität der Scholaftifer mit mehr Feinheit und Laune parodirt worden, nirgends hat eine Alles aufspärende und vernichtende Ironie sich in drolligere und populairere Formen zu kleiden gewußt, als in der Epistola Passavantii ad Petrum Lizetum, die in reinem Macaroni geschrieben ist, und die gewiß gar Mancher lieber verfaßt haben möchte, als alle Briefe des Balzac. Allerdings beschränkt sich dieser Brief nur auf so wenige Blätter, als wir ein Pamphlet nennen: aber es ist ein Diamant von Pamphlet; und wie sehr fremd uns auch die Gegenstände, die er in seiner wunderlichen Art behandelt, geworden sind, denn sie haben anderen Plaß gemacht, die jenen alten an Abgeschmacktheit nichts nachgeben, so müssen wir tech sagen, daß uns das sechzehnte Jahrhundert feine ergöhlichere Lektüre bintgr laffen hat. Dafür ist aber auch Theodorus Beza, dieser ausgezeichnete Meister, der Verfasser. (Ch. Nodier.)

*) Vergl. den Artikel in Nr. 126 des „Magazins.”

Neue Bestellungen auf diese Zeitschrift für das Jahr 1835 werden zeitig erbeten, da die Auflage nur nach Verhältniß der bereits vorhandenen Anmeldungen eingerichtet wird.

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