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seologie der Zeit, wird mich einem Streite, der kürzlich noch auf's
beftigste entflammt worden und gegenwärtig schon vergessen seyn müßte,
wenn die geistreichen Menschen vernünftig wären, so nahe führen, daß
man ohne Zweifel erwarten wird, mich in die große Debatte zwischen
Klassikern und Romantikern über das unfagbare Nichts, welches ste
in der Theorie trennt, mit eingreifen zu sehen. Dies ist aber meine
Absicht keinesweges, denn ich sehe eben nicht, was ein Rath zu güt
licher Vergleichung zwischen zwei Parteien, die ihn mit gleicher Erbit-
terung von sich weisen, Vortheilhaftes wirken soll. Alles, was ich
übrigens davon zu sagen weiß, ist, daß die Partei des klassischen Geure
böchlich Recht hat, und die des romantischen ebenfalls: die erste in so
fern, als sie Kunstformen vertheidigt, die durch eine alte und gerechte
Bewunderung gebeiligt sind: die andere, in so fern sie dieselben in ihrer
angestammten Würde respektirt und sie in fortschreitender Entwickelung
neuen Anwendungen unterwirft, zufolge der neuen Bedürfnisse, die sich
für Phantasie und Gedanken gebildet. Aber ich werde nie deu unbarm
berzigen Wuth haben, das zu verspotten und als schlecht zu schelten,
was ich bewundert habe, als ich jung und tausend Eindrücken und
Empfindungen zugänglich war, die ich nicht das Unglück gehabt, alle mit
einem Male zu verlieren, noch jenen anderen Muth des eigensinnigen
Alters, der das tadelt, was mir noch immer schmeichelt, was mich noch
immer rührt und bewegt. Zwischen Klassikern und Romantikern giebt
es vortreffliche mittlere Ansichten, und die Zeit wird sie schon gewinnen,
wenn unsere literarische Bildung noch ein wenig mehr Zeit vor sich
baben wird. Doch das geht mich nichts au.

Die junge Schule in ja unter meinen Augen geboren, hat mich zur
fäßesten und lebhaftesten Theilnahme für sich angeregt und gestimmt, sich mir
in Entwickelung der bedeutendsten Talente offenbart, in der erhabenen Poesie
der Dden Victor Hugos, in den feierlichen leidenschaftlichen Dichtungen
Alfreds de Vigny, in den ungeregelten, etwas wilden Werken von
Alexander Dumas, wo aber Würf auf Warf folgt von Keckbeit und
Großartigkeit, in den ernsten rührenden Träumen, dem barmonischen
neuen Worte Saint-Beuve's, in der beseelten, fernigen Eleganz von
Emil Deschamps, Resseguier und Beauchêne dies Siebengestirn,
das ich bei seiner Geburt mit allem Enthusiasmus eines Geistes und
eines Herzens, die sich am Erfolge Anderer erfreuen, zu begrüßen mich
gedrungen gefübit. Aber ich glaube nicht, diesen Zoll der Bewunderung
allen den Nachahmern, die nach ihnen aufgetreten sind, schuldig zu seyn.
Wenn Einzelne unter diesen segar das unfelige Beispiel gegeben haben.
das Wahre dem Bizarren und Grotesken in opfern, das Publikum ohne
Erbarmen für das Chr und ohne Intereffe und Gewinn für Sinn und
Gemüth zu martern, die Müsen vom Theater zu verbannen und es
wüthenden Mänsten einzuräumen, so stehe ich mit Schrecken still ver
ibren gefährlichen Fortschritten und bitte sie auf's flebentlichste, still zu
stehen mit mir. Ich finde den Dichter nicht mehr wieder, wo ibm ter
Geschmack nicht mehr folgen oder die Scham ihn nicht mehr bören
kann. Die Beispiele von Berirrungen des Talents sind unglücklicher-
weise nur zu allgemein. Möge sie der Dichter nicht von neuem in's
Leben rufen! er jev, was ihm vergönnt ist zu seyn, was ihm noch ge
genwärtig in der kaum männlichen Reise und Kraft seines Genius frei
hebt zu seyn nachdem er der wilden wisten Neuerungssucht schon
einen zu heben Tribut gezahlt, kehre er zurück auf die sicheren Pfade,
auf die ewigen der Kunst, die ihm immer offen stehen und ihm vielleicht
einen noch böheren Rubii versprechen, als er errungen hätte, wenn er
nie von ihnen gewichhen wäre. Ich sage übrigens nicht, daß irgend Eiz
ner in diese beklagenswertbe Verirrung gerathen wäre, deren Geschichte
mir durchaus völlig unbekannt ist, troß des Lärme, den sie erregt hat.
Ich sebe nur den Fall.

In lehter Instanz reduzirf sich die Streitige Frage zwischen Klassi-
fern und Romantikern auf ein paar völlig flare Principien; und die
Art und Weise, mit der ste bicher von dem einen and dem anderen
Theile behandelt worden, versprach eben nicht dies Resultat. Ebre,
Achtung, Dank allen denen, die das Schöne, das Gute und das Wahre
gefunden haben; Theilnahme und förderndes Wohlwollen allen denen,
die es suchen; Schweigen und Mitleid für die, die es verkennen!
Ueber die Linie des Schönen, des Guten, des Wabren hinaus hat noch
kein Schriftsteller die Launen seiner Generationen überlebt und die Eri-
stenz derer, deren Ruf zu ihrer Schande und ihrem Unglück bis auf
uns gekommen ist, beruht auf knabenhafter Erbitterung. Was würden
wir heut zu Tage von Bavine und Maevius wiffen, wenn ihre Namen
nicht in zwei Versen, die Virgil in übler Laune gemacht, wurzelten?
und waren ein Bavius und ein Maevius der Viübe werth, daß Virgil
ibretwegen in üble Lanne gerieth und noch dazu in einer Eklege? Streis
tet nicht mehr! Schaffet und laffet die Zeit temmen, die böchste Rich-
terin der Bavius und der Virgile. Ich habe meine Stellung ganz
außerhalb dieser Streitigkeiten genommen, bei denen ich nichts nug bin,
wie Jedermann weiß; und was ich mir in Folgendem vorseße, ist:
schlicht und einfach die minder bekannte Episodě unserer Literatur-Ge-
schichte zu erzählen, ohne die Prätensionen eines kritischen Urtheils über
ibren Werth. Ich werde auf naive Weise die Eindrücke mittheilen, die
ich erfahren und empfunden, aus denen ich niemals babe Urtheile mas
chen wollen, und die Jeder nach Gefallen uun annehmen mag oder
verschmäben nach seinen Meinungen oder Principien. Ich beiße nicht
die Gabe, weder ein Talent, welches dem Tode und der Bergessenheit
verfallen, aufzuwecken und es mit Ruhm zu befrönen, eder einca
anerkannten in dem allgemeinen Andenken lebendigen Nubat zu erschüt
tern und ihm die Ebre des Talents, ja die Gabe desselben abzusprechen
- und wenn ich auch dies wunderbare Geschick befäße, so würde ich
mih doch wohl büten, davon Gebrauch zu machen. Ich liebe zu sehr
die Rube, um mich in so gefährliche Streitigkeiten zu begeben, denen
mich die mätterliche Sorgfält der Natur zu rechter Zeit entrückt hat,
mich ein für alle Mal auf eine unberübinte und friedliche Mittelmäßig-
feit beschränkend und nie hab ich den engen Breie, in den He mich
eingescheen. aus nashtiomieit oder ingeicht berichritten, obue bag

ich es nicht auch im nächsten Moment bereuen gemüßt. Es sind noch
nicht vierzehn Tage, ach! daß ich alle Gelehrten unter den Armen hatte
und Alle mußte auf die Erde fallen lassen. Wie soll ich's verantwor-
ten, wenn ich dabei so unglücklich war, Klassiker und Romantiker unter
einander zu bringen, stolze, übermüthige, unbezähmbare Nationen, die.
ihrem Haffe getreu und von Rache entflammt, sich sogar jede für sich
unter einander schlecht vertragen, in dem respektiven Bezirk ihrer Feld-
läger und Mauern? Jch, für mein Theil, bedarf so wenig von allen
Literaturen der Welt, um gegen die Schlacht und ihre Entscheidung
interesselos zu bleiben, daß ich bereit bin, auf die erste Aufforderung
des Siegers, der einen oder der anderen Partei, in Allem, was sie ver
langen mag, zu genügen, wenn sie mir nur vergönnt, als reiche Beute
die Courierstiefeln des Herrn Marquis von Caravas oder die Troddels des
Rothkäppchens, mit mir nehmen zu dürfen, die Lust meiner Kindheit, die
auch für meine alten Tage biureichen kann, und ich werde von dieser
Erlaubniß so viel Rühmens machen, daß die hoben, kriegführenden
Mächte früher oder später mir dieselben gern überlassen werden, um
meiner Neutralität versichert zu seyn.

Was bab' ich mich übrigens zwischen Pergamus und Argos einzus
mischen, zwischen Mittelalter und Miterthum, Romantiker und Klassiker?
be! meine Schwester, wenn Du nicht schläfft, gieb uns eine von Dei-
nen schönen Geschichten zum Besten!
Cb. Nodier.")

West indien.

Die Bahama-Inseln.

Der unbedeutende commercielle Werth dieser Eilande in Verbältniß,
zu ihrer Zahl und Ausdehnung mag wohl viele Schuld daran haben,
caß sie weniger genau bekannt geworden sind, als andere Bestungen
der Briten in Westindien.

Bekanntlich war Guanabani (San Salvador) die erste Babama-
Insel, auf welcher Columbus landete.. Zeht beißt sie gewöhnlich Cat -
Island (Kasen-Zuset), welcher Name, so unbedeutend die Zusel auch
an sich ist, wenigstens aus Respekt für den berühmten Entdecker nicht
beibehalten werden sollte. Bon Guanabani segelte Columbus nach Con-
ception, don da nach Yuma (Long-Jsland), besuchte dann die Muca-
ras, und verließ endlich an die em Punkte die Bahama - Inseln, um
Euba aufzusuchen. Die Spanier nannten diese Znsel - Gruppe zuerst
Los Caves oder die Sandbänke, welches Wort, in Lucavos verstümmelt,
noch jezt auf vielen ausländischen Karten sich findet. Bahama scheint ihr
ursprünglicher Name gewesen zu seyn. Die übrigen Zuselu dieser Gruppe,
außer den genannten, wurden wahrscheinlich zu verschiedenen Zeiten ent-
dect; allein man bat nicht erfahren, ob sie bewohnt gewesen sind, ob-
gleich dies von den meisten vorausgesezt werden darf, da Columbus die-
jenigen, die er selbst entdeckte, als sehr volkreich beschreibt. New-Pro-
vidence wurde vermuthlich erst im Jahre 1667 entdeckt, als ein Sturm
den Capitain William Seyle, nachmals Statthalter von Carolina, dahin
verschlug.

Die Lage dieser Eilande zwischen den windwärts liegenden Meer-
strichen und der Mecrenge von Florida - den großen Heerstraßen der
See, über welche die meisten Schäße aus Westen nach Europa abgin=
gen, und der Umstand, daß sie jenen Quellen so nabe waren: Beiz
des machte sie zu einer Reibe Festungen, welche dem Handel Frank-
reichs und Spaniens den Todesstoß geben konnten. Die erste Britis
sche Kolenie wurde durch die Spanier zerstört, die sich mit diesem Ne-
fultate wohl begnügen mochten; denn im Jahre 1688 wurden New-
Providence und Harbour- Zeland, die wohl fünfzig Meilen aus einander
liegen, berüchtigte Schlupfwinkel von Buccanier's (Flibustier), die vers
muthlich ihre meisten Schändlichkeiten unter Britischer Flagge ausführe
ten; denn die Mehrzahl der Rädelsführer waren Briten.

Erst im Jahre 1718 schickte die Britische Regierung, in Felge einer
Petition des Oberbaufes, den Copitain Bootes als Statthalter nach
den Baboma's, damit er die Piraten vertreibe, und zu Nuß und From-
men der Handlung und Schiffahrt auf jenen Meeren Kolonieen und
Fortificationen errichte.“ Seine Unternehmung wurde von dem glück
lichsten Erfolge gekrönt, und schon im folgenden Jahre existirten nur
noch böchstens drei oder vier Piraten-Schiffe, die ihr Gewerbe fortsetten.
Von diesen Wenigen wurden zwei gekapert und das Schiffsvolk hinge-
richtet; die übrigen zerstreuten sich aus Furcht. Diese entschiedene Mäß-
regel gab der Kolonie einen Ebarakter von Stabilität, den sie seitdem
bewahrt hat. Nur 1782 wurde sie durch eine Spanische Flotte von
Euba aus eingenommen, aber im nächsten Jahre wieder geräumt.

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Die folgenden Notizen über die Babama-Jusein sind das Ergebnik
einer Reise, die der Berfaffer neuerlich in diesem Archipel gemacht bat.
New Providence bat gegen 23 Meilen in der Länge bei 10
Meilen Breite. Obgleich weniger groß und fruchtbar als mehrere andere
von den Babama's, ist es doch die volkreichste dieser Inseln.
der Sis der Regierung, und die ersten Pflanzer haben ihr vermuthlich
wegen ihrer centralen Lage und weil sie den besten Hafen hat, den Vor
zug gegeben. Sie in bügeliger als die meisten übrigen; denu ibre Obrz
fläche besteht aus Felsen und Sand, mit Muscheln vermengt. Es giebt
bier jedoch einige Striche fruchtbaren Landes, weiche mancherlei gute
Früchte und Vegetabilien, vor Allem Ananas hervorbringen. Die Anas
nas bildet bier einen bedeutenden Handels- Artikel; allein die regiebia-
ften Annas - Felder befinden sich auf Harbour - Jeland. Bedeutende
Quantitäten Ananas werden nach dem Britischen Nord Amerika und
nach den Bereinigten Staaten versendet, und einige Schiffe von bun-
deri Tonnen sind ganz mit dieser Frucht beladen. Die Ananas ist der
einzige Ausfahr-Artikel von New-Providence; deur.och blüht bier der
Handel, weil die Produkte der meisten von New Providence abhängigen
Eilande nach dieser Insel gebracht und daselbst umgefrachtet werden.

Dissem ¿rien Artikel will Hr. Rodier hald einen weiten folgen :: THE

Diese Artikel bestehen aus Schwämmen, Baumwolle, Indige, Schildkröteuschalen, Ambra, Mahagony, Campeche-Holz, Gelbholz, und anderen zum Färben oder zu Verzierungen dienenden Holzarten, die für die Märkte Englands und Amerikas nach der Insel Nassau transportirt werden. Es ereignet sich jedoch selten, daß mehr als vier Schiffe jährlich direkt aus England kommen; dagegen schifft ein Paketboot monatlich nach Jamaika, und ein anderes nach Erocked-Island, und der Verkehr mit den Bereinigten Staaten ist sehr lebhaft.

Im Jahre 1832 belief sich der offizielle Werth der Ausfuhr von den Bahama's nach England auf 17,915 Pfd. Sterl., und der Einfuhr von dort auf 51,524 Pfd. Die Tonnen-Ladung von England und den Kolonieen, betrug 1360 Tonnen; ́nach England und den Kolonicen aber 1338. Die vornehmsten Kolonial-Artikel gedeihen auf diesen Inseln nicht in solcher Quantität, daß sie Gegenstände der Ausfuhr werden könnten, ausgenommen Baumwolle, von welcher (i. J. 1831) 31,036 Pft. gearudtet wurden. Die dortigen Sklaven bauen daher vornehmlich eßbare Wurzeln, oder sind Holzhauer, Hirten und Matrosen. Die meisten Schiffe der Bahama- Jnseln bestehen aus Schaluppen und Schooner's, und fassen nicht über hundert Tonnen Gewicht. Im Jahre 1831 war die Bevölkerung der Babama's folgende: Weiße, 4240, freie farbige Leute, 2991; Sklaven, männliche, 4608, weibliche, 4668; Totalsumme, 16,307. Die Emancipation der Sklaven wird hier, sowohl auf die un mittelbaren pecuniairen Interessen als auf die bestehende Form der Gesellschaft, weniger Einfluß haben, als in den Zucker- Kolonicen, weil in den festeren die Gebäude, die Maschinen und das Vich große Kapitas lien erfordern. Da die Neger überdies auf den Babama- Inseln dünn gefäet sind, und der Boden im Allgemeinen unfruchtbar ist, so werden fie dort lieber für Tagelohn arbeiten, als in den Zucker-Kolonicen, de ren sehr fruchtbarer Boden nur maßigen Anbau erbeischt.

Eine bedeutende, obgleich ihrer Natur nach unsichere Erwerbsquelle für New - Providence sind beschädigte Fahrzeuge und Wracks; denn in den Gewässern der Babama's verunglücken selbst die erfahrensten Schiffer nicht selten, weil sie es dort außer den häufigen Orkanen auch mit` starken und unsicheren Strömungen zu thun haben. Die sogenannten Wreckers von New-Providence find beständig auf der Lauer und bes obachten die vorbeifahrenden Schiffe. Man macht diesen Leuten allgemein den Vorwurf, daß sie fremde Schiffer erst in die Gefahren locken, um ihnen dann herauszuhelfen, oder wenigstens eine Menge böjer Dmina mit den Haaren herbeiziehen, damit das bestürzte Schiffs volk sein Fahrzeug verlasse. Während des Krieges schöpfte die Kolonie großen Gewinn aus der Freibeuterei und dem Verkaufe von Prisen.

Man findet auf den Bahama's verschiedene Gattungen schöner Meer- Muscheln; aus den kleineren Muscheln dieser Art machen Frauen auf der Insel Nassau Arbeiten, die wie Stickerei aussehen. Die ärmeren Bewohner dieser Inseln haben schon oft wegen großer Dürre und anderer Ursachen Hunger leiden müssen. Fische sinë der vornehmste Consumtions - Artikel.

Die bedeutendste Stadt auf den Bahama's, oder vielmehr der einjige Drt, welcher diesen Namen verdient, ist Nassau. Wer an den niedrig bewaldeten grotesken Gestaden der Babama-Infelgruppe mit ihren vereinzelten Sandbügeln und weißen Klippen sich müde gesehen hat, der wird durch den Anblick von Nassau angenehm überrascht werden. Die Stadt ist an der Nordküste von New-Providence an einem Hügel erbaut, der sich in sanfter Abdachung vom Hafen aus erhebt. Die vornehmste Straße (eigentlich eine einfache Steihe von Häufern) lauft mit dem Hafen parallel, und ist ungefähr eine halbe Meile lang. Die meisten Häuser stehen isolirt, wie dies in Westindien gewöhnlich der Fall ist. Nassau enthält vergleichungsweise so viele schöne und massive Häuser, wie man sie nur irgend seben kann, obgleich die Stadt nicht zu den wohlhabendsten gehört, und obgleich ihre Bewohner offenherzig gestehen, daß es der Kolonie sehr an natürlichen Hülfsquellen gebricht.

Auf der Abdachung des Hügels hinter der Stadt steht das Gouvernements-Haus, ein massives, von einem eisernen Gitter umgebenes Gebäude, mit sehr weiter Aussicht. Vor diesem Gebäude erhebt sich eine koloffale Statue tes Columbus aus blaßgelbem Stein, die auf Kosten des vorigen Statthalters der Bahama's, Carmichael Smyth, in England gearbeitet worden ist. Zu meinem Leidwesen habe ich erfah ren, daß einige Individuen aus blinder Parteiwuth die Statue zu ents stellen versuchten, als sie noch nicht lange aufgerichtet war. Diesen Akt von Bandalismus können wir nur mit der Rücksicht entschuldigen, daß Werke der schönen Kunst in Amerika selten sind, und daß also ihr sonstiger wohlthätiger Einfluß auf Milderung der Sitten dort weit schwächer seyn muß.

Ungefähr im Mittelpunkt der Stadt erhebt sich ein großes Gebäude, in welchem die öffentlichen Geschäfte der Kolonie verhandelt werden. Hinter diesem Gebäude steht ein herrlicher Seiden-Baumwollen-Baum, der, seiner Größe und seinem anscheinend hohen Alter nach zu urtheilen, vermuthlich eine Reliquie eines Urwaldes ist. Etwa eine Meile ven Nassau führt die Hauptstraße, welche quer über die Insel geht, durch eine Kolonie freier Neger, von denen jede Familie ein Haus und ein kleines Grundstück besißt. Die lange und schmale Insel Hog-Island liegt der Stadt in der Entfernung einer halben Engl. Meile gegenüber; der solchergestalt eingeschlossene Räum bildet den Häfen. Die vornehm ften übrigen Eilande find folgende:

Groß-Abaco, die größte Insel der ganzen Gruppe. Sie liefert gutes Bauholz für Masten von mäßiger Höhe, auch vorzüglichen Mais. An der Südost - Spize befindet sich ein merkwürdiger Felsen, das ,,Mauerloch genannt, der entweder durch Erdbeben oder Brandungen durchbohrt worden ist. Im Jahre 1832 strandete hier ein Schiff, das von Virginien nach Neu- Orleans wollte und 165 Sklaven für den füdlichen Markt der par excellence freien und aufgeklärten Republik

an Bord hatte. Die Neger wurden befreit und haben sich hier nieders gelaffen. Groß-Bahama, mit vielen Schafen, Ziegen, Schweinen und Hühnern. Pferde und Rindvich sollen aber auf dieser Insel nicht for:kommen. Andros. Hier findet man die beste Gattung Schwamm, welche die Bahama's liefern, den sogenannten Sammi-SchwaHI M. Dies Zoophyt wächst in großen Büschen auf dem Meeresgrund; MOR erkennt es leicht an seiner schwarzen Farbe auf dem weißen Sande; denn das Meerwaffer ist hier so außerordentlich durchsichtig, daß man gewöhnlich in einer Tiefe von zehn Faden den Grund sehen kann. Die Schwämme werden mit Hülfe eiserner Hafen vom Grunde abgelöst, und dann am Strande aufgeschichtet, bis das belebende Prinzip ertödtet ist, worauf sie sich bequemer reinigen lassen. Zu Nassau kosten diese Schwämme von 18 Pence bis 1 Shilling das Pfund; in England werden sie unverhältnißmäßig theurer wieder verkauft. Freilich lastet auch da eine schwere Abgabe auf diesem Artikel.

Die Inseln Eleuthera, Yuma, Exuma, San Salvader, Watlings, Samana, Inagua und Rum Cay find alle unbewohut, ausgenommen Inagua, obschon dieses Eiland noch weniger über die See hervorragt, als seine niedrigen Nachbarn. Deftlich von diesen liegt eine andere dichte Insel Gruppe, die Krummen Eilande" genannt. Die eine ist

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die Haupt- Poststation der Bahama's; dieser Umstand sowohl, ais der Salzhandel, welchen die Jusel treibt, hat einem kleinen Neste von Häusern und einer Batterie so viel Bedeutung gegeben, daß man es Pittstown (Pitt's Stadt) getauft hat. Die östlichsten Babama's find kleine dicht gruppirte Eilande, die Turk's Zeland, Salt_und GrantCay's heißen. Die erstgenannte ist die bedeutendste; sie bat weder Holz noch Wasser. Neger- Sklaven bereiten hier Salz; auch liegt bier ein kleines Detaschement des zweiten Westindischen Regiments. Due Einwohner der beiden Cay's haben gleiche Beschäftigung. Auf allen vier Inseln wird eine beträchtliche Quantität Salz gewonnen, wie man aus der Thatsache abnehmen kann, daß die Drkane im Jahr 1813 auf Grand-Cav allein 2500 Tonnen dieses Artikels zerstörten. Das Salz wird nach den Kolonieen und nach den Bereinigten Staaten ausgeführt. Die ganze Bahama - Gruppe besteht aus beiläufig 500 Eilanden, tie ungefähr 312 (Engl.) Quadrat - Meilen Areal enthalten.

Auf unserer Fahrt nach Bahama brachten wir fast eine Woche damit zu, uns durch den nordwestlichen ́Kanal von Providence zu ar: beiten, indem eine starke Strömung uns sehr im Wege war. Eines Vormittags passirte das Schiff dicht bei Great-Stirrup-Kay, einem der Berry Eilande. = Da ich hier eine Union Flagge an einem Hause be merkte, und ein verführerisches sandiges Ufer darunter, so landete ich in der Hoffnung, einen Lootsen zu bekommen. Der Herr der Insel“, ein Mulatte Namens Ellis, empfing_mich und führte mich durch den Busch nach seiner komfortablen, aus Treibholz erbauten Wohnung. & sagte mir, er habe sich vor etwa zehn Jahren bier niedergelassen, und die Regierung habe ihm den Besiß der Jnsel zuerkannt. Jbr Umfang beträgt beinahe sieben (Engl.) Meilen; die Oberfläche ist fast ganz mit guter Erde bedeckt; sie ist waldig, ausgenommen zwölf Morgen Landes, die der Mulatte für seine Familie anbaut. Es waren auch Kübe, Schweine, Ziegen und Federvich vorhanden. Ellis und sein Weib ver sicherten mir, sie seven hier glücklicher, als sie in Nassau sich gefühlt hätten. Dies ist sehr natürlich; denn auf ihrem abgelegenen Eiland sind sie vor den gehässigen Unterscheidungen sicher, die man zwischen Weißen und farbigen Leuten macht. Sie befizen noch mehr als zum Leben nothwendig ist, und den Ueberschuß transportirt Ellis auf ein paar eigenen Böten noch Nassau. (U. S. J.)

Mannigfaltiges.

Ein Winter in Sicilien. Das auf dem „Antenna Marc“ zu Sicilien, in der Nähe von Messina, im Winter des Jahres 1811 ftationirte Britische Detaschement wurde gewöhnlich, wenn nur tas Wetter es erlaubte, alle Monat von einem der Regimenter abgelöst, die in Messina in Garnison standen, wobei man immer nur auf jen oder zwölf Tage Mundvorrath mitzunehmen pflegte, indem man, sobald es nöthig war, frische Lebensmittel aus der Stadt holen ließ. Im Dezember desselben Jahres ward ein Sergeant und ein Korporal nebst acht Gemeinen von dem 31sten Regiment nach jenem Posten beordert; sie hatten, wie gewöhnlich, ihre Rationen für mehrere Tage mitgenom men; allein bald trat eine strenge Kälte ein; der Schnee siel selbst in den Straßen von Messina und lag besonders im Gebirge sehr hoch. Als die Vorräthe beinahe zu Ende waren und man sich genöthigt sab, neue einzuholen, schickte der Sergeant vier Männer zu dem Zwecke ab. Diese erreichten glücklich die Stadt, versahen sich daselbst mit den nës thigen Artikeln und begaben sich wieder auf den Weg nach ihrem Pcsten zurück. Allein drei Tage nachher_fand_man_ihre Leichname an verschiedenen Stellen des Gebirges. Einer von ihnen ward in einer fißenden Stellung auf einem Steine mit gefaltenen Armen, den Kopf auf die Brust herabhängend, gefunden. Zwei Andere waren im Schnee in den Bergschluchten begraben, in die sie hinabgefallen waren. Bierte hatte beinahe den Gipfel erreicht und lag nur mehrere Fuß von der Straße ab, die zu demselben hinaufführte. Wie sich vermuthen läßt, waren sie alle durch den beschwerlichen Weg und die Last auf ihren Schultern zu sehr ermüdet, so daß sie, der Eine früher, der Andere später, der Versuchung nicht widerstehen konnten, sich ein wenig auszu ruhen und so blieben sie alle erstarrt und erfroren von der Kälte. Der Leichnam des Leßteren sah besonders fürchterlich aus; die Raube vögel des Gebirges hatten ihm nämlich nicht nur die Augen ausgericht und sein Gesicht so zerfleischt, daß es ihn völlig unkenntlich machte, sondern auch die Haut zum Theil und die Eingeweide verzehrt. (Metropolitan.)

Der

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Ma ga z in

für die

Beiblatt der Allg. Pr. StaatsZeitung in Berlin in dec Expedition (Mohren - Straße No. 34); in der Provinz so wie im Auslande bei den Wohllöbl. Post - Aemtern.

Literatur des Ausland e s.

Berlin, Mittwoch den 17. Dezember

Arabien.

Zohairs Lod.

Episode aus dem Arabischen Roman „Antar“ °) König Zohair, Oberhaupt des volkreichen Arabischen Stammes der Benu Abs, war lebhaft besorgt um das Schicksal seines ältesten Soh nes Schas, den er nach Hira gesandt hatte, und dessen Abwesenheit auf unerklärliche Weise sich verlängerte. Als er eines Abends schweigend and von traurigen Vermuthungen belastet in seinem Zelte allein war, stehe, da kam ein schwarzer Sklav herein, welcher seinen Sohn auf der Reise begleitet hatte. Weinend erzählte der Neger, daß Schjas bei seiner Rückkehr aus Hira, als er ein Kameel, mit wohlriechenden Gewürz sen, einem Geschenk seines Schwagers, des Königs Nomar, beladen, bei sich geführt, während der Nacht durch einen von unbekannter Hand abgedrückten Pfeil getödtet worden sey. In welchem Lande," schrie Zohair, „hat man sein Blut vergossen ?“ In dem Lande der Benu Amer", antwortete der Sklav. Schmerz und Zorn verdunkelten Zohair's Augen. Die Kunde des Unglücks kam bald zu den Ohren der anderen Kinder und seiner Gattin Temadur, die sich das Gesicht zerschlug. Ihre Diener folgten diesem Beispiele, und schnell wiederhalten die Wohnun gen von Klage und Schluchzen; Männer und Weiber entblößten sich das Haupt und überließen sich den Ausbrüchen der Verzweiflung.

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Den folgenden Tag erschien Rabie den Ziad vor Zohair. sezte sich neben ihn auf den Teppich des Beileids und sprach: Kein Feind, o König, ist uns furchtbar, denn unsere Schwerter sind schnei dend, unsere Lanzen lang, unsere Krieger tapfer. Möge die Vorstellung der gewissen Rache Deine Betrübniß mildern." „Man rüste sich zum Kriege, rief Bohair, in drei Tagen werden wir fechten." Die Benu Abs breiferten sich, zu gehorchen. Zwei Tausend Reiter versammelten fich und begleiteten ihren König Zohair und die Brüder von Schat, die zu flagen fortfuhren. Da sie schnell ritten, so sahen sie bald das Land der Benu Amer vor sich. Diese Gegend bewohnten drei Stämme: Amer, Kelab und Gani. Ihre Gewässer und ihre Weidepläge waren dicht beisammen, und durch zahlreiche Verbindungen, die sie unter eins ander geschlossen, wurden sie zu einer großen Familie, gemeinschaftlich Benu Amer genannt, deren Oberhaupt Kaled ben Dschafar war. Die fer Fürst aber war damals mit einem Theil seiner Krieger aus dem Las ger abwesend, er hatte seine Nichte Eoad, die an den Bruder des Königs Nomar verheirathet war, auf einige Zeit besucht. In seiner Abwesenheit war der Oberbefehl dem Gaschem ben Malik anvertraut, ges nannt der Lanzenspieler, welcher der Tapferste unter den Benu Amer war.

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Als er in der Ferne die Staubwolken sah, stieg Gaschem, von einer kleinen Zahl der Seinigen begleitet, zu Pferde, ritt dem Zohair entgegen, und sprach, indem er ihn begrüßte: Herr, welch ein außers ordentlicher Grund führt Dich zu uns? Kommst Du, uns den Krieg zu bringen oder als Freund uns zu besuchen?" ,,Nein, Gaschem, nein, ich tomme nicht, als Freund Euch zu besuchen, ich komme, um Euch mit der Schärfe des Schwertes zu vertilgen." Und aus welcher Ursache wären die Bande der Freundschaft zwischen uns zerriffen? Ich will Euch bis auf den leßten Mann erschlagen, weil mein Sohn Schas im Dunkel der Nacht ermordet wurde neben den Brunnen, die Euch gehören." Wer hat Dir das gesagt?" ,,Der Sklav, der ibn begleitete." Also, o Herr, auf die Aussage eines niedrigen Sklaven hin, willst Du Tausende von Unschuldigen umbringen, um einen angeblich Schuldigen zu bestrasen? Selbst wenn der Bericht des Sklaven die Wahrheit selber wäre, könnte es nicht seyn, daß Deinen Sohn auf unserem Gebiet ein umherstreifender Räuber, oder ein un ferm Stamme fremder Reisender getroffen, der in der Dunkelheit, er schreckt von der Annäherung eines unbekannten Kriegers, einen Pfeil nach ihm geschoffen und unglücklicher Weise ihn getroffen hat? Willst Du denn Blut zwischen uns haben? Nein, Gott wolle nicht, daß wir aufhörten, in Frieden zu leben. Nimmst Du keine Rücksicht auf meine Bitte, vergißt Du die Rechte einer alten Freundschaft, so rede das Mitleiden zu Dir für schwache Frauen, Kinder und Greise, die durch meinen Mund zu Dir flehen.“

Als Zohair dies hörte, ging er in sich und gab sein feindseliges Vorhaben auf, weil er fürchtete, ungerecht zu handeln und dafür in der Folge die unausbleibliche Strafe zu erleiden. Er fehrte eben so rasch, als er gekommen war, wieder nach seiner Heimat zurück. Kais aber, fein zweiter Sohn, gab sich ohne Aufhören dem Kummer und dem *Vgl. Magazin 1833 Nr. 129 Diere Evirode ift faft gant geschichtlich, ihr hauptsächlichßer Inhalt findet sich im Kitab el Aghani Band 2. Sol 365, 308 and €.

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1834.

Schmerze hin.,,Nein“, rief er endlich,,,ich werde das Blut meines Bruders nicht ungerächt lassen!" In jenem Jahre war die Erde sparsam mit ihren Erzeugnissen, und in Arabien herrschte Mangel. Kais belud zwei Kameele mit Datteln, Butter und Mehl; hierauf ließ er eine Frau holen, welche die Amme des Schas gewesen und deren Klugheit ihm bekannt war. Das Alter hatte ihr Haar gebleicht, aber ihrem Geiste nichts von seiner Klarheit und Kraft genommen. Du", sprach Kais,,,begiebst Dich in das Land der Benu Amer; durchziehe die drei verbündeten Stämme der Gani, Amer und Kelab, und tausche für die Ladung dieser Kameele ausgesuchte Spezereien ein. Wenn man Dir dergleichen von solcher Beschaffenheit gegeben haben wird, wie diejenige ist, deren sich die Könige bedienen, so erkundige Dich auf gewandte Art, wo und wie man solche bekommen habe." Die Alte begriff seine Absicht und schritt sogleich zum Werke. Mit einem Muthe, den keine Gefahr schreckte, reiste sie ab, von einem Führer begleitet, den Kais ihr gab, um sie zu den Benu Amer zu bringen.

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Sie hatte das Ziel ihrer Reise erreicht, und machte nun die Runde bei allen Zelten, bot ihre Borräthe gegen die besten Spezereien an, mit dem Bemerken, daß sie nur um diesen Preis feil seyen. So besuchte ste vergebens die Wohnungen der Benu Amer und der Benu Kelab; hierauf fam fie an die der Benu Gani, ging von Thüre zu Thüre und hatte die Hoffnung auf Erfolg fast aufgegeben, als sie an das Zelt des Jägers Talebe ben Aradsch kam. Talebe war nicht zu Hause, und seine Frau, die sich allein befand, hatte Mehl nöthig. Sobald sie die Alte mit ihren beladenen Kameelen gewahrte, rief sie sie in das Zelt. Hier holte sie aus einer Kiste Aloe, Moschus, Ambra und verschiedene Effenjen, deren Wohlgeruch augenblicklich die Luft erfüllte. Die Alte war voll Freude. Ach“, rief ste, „nicht bloß mit Mehl will ich Dir zahlen, meine ganze Ladung gehört Dir; aber sage mir, liebes Kind, woher hast Du diese Gewürze, deren Geruch so lieblich ist? Sie sind gerade, was ich fuche und wünsche, aber kein Kaufmann befißt derglei= chen.' Meine Gute", entgegnete des Jägers Frau, der Borfall, dem ich sie verdanke, ist merkwürdig; aber mein Mann hat mir verboten, ihn irgend Jemanden zu erzählen. Aber Dir will ich ihn mittheilen, wenn Du mir eidlich Stillschweigen gelobst." Gern ging die Alte diese Bedingung ein und leistete den verlangten Eid. Hierauf nahm Talebe's Weib das Wort und sprach: „Mein Mann ist der Jäger Las lebe, Sohn des Aradsch; er war arm, hatte aber ein Glück, um das ibn alle Jäger beneiden dürfen. Als er eine Nacht neben unserem Teiche auf der Lauer stand, schritt in der Dunkelheit ein Reiter dicht neben ihm her, und das Geräusch, das er machte, verscheuchte die Thiere, auf die mein Mann gezielt hatte. Boll Verdruß redete Talebe den Unbekannten hart an, und dieser antwortete in gleichem Tone; im Aerger schoß mein Mann seinen Pfeil ab und tödtete ihn. Dieser Rei= ter hatte einen Sklaven bei sich und ein Kameel, beffen ganze Ladung ans Spezereiex bestand. Als der Sklav feinen Herrn leblos im Sandë liegen fah, ergriff er sogleich die Flucht. Mein Mann beerdigte die Leiche im Sande und kam schnell mit dem Kameele, dem Pferde und den Kleidern des Reisenden herbei. Dieser Tage hat er mich verlassen, um Alles bei einem entfernten Stamme zu verkaufen und dafür Gold und Silber heimzubringen." Die Frau des Jägers empfahl, als sie geendigt hatte, ihrer Vertrauten nochmals Vorsicht, und diese wiederholte ihr Versprechen eines unverleglichen Geheimnisses, gab ihr ihre Vorräthe und nahm die Spezereien. Hierauf entfernte sie sich, voll Ungeduld nach dem Lager der Benu Abs eilend.

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Sie kommt an, läuft nach Zohair's Zelt und spricht: „D, König, Deines Sohnes Mörder ist entdeckt!" Wer ist es?" fragt Zohair. Er nennt sich", antwortete Jene, den Jäger Talebe, Sohn des Aradsch aus dem Stamme der Benu Gani.“ Sodann erzählt sie ihnr die von Rais gebrauchte List, giebt ihm Auskunft über die einzelnen Umstände ihrer Nachforschungen und zeigt ihm das Rauchwerk, das Schas von Nomar erhalten hatte. Zohair läßt ihr kaum Zeit, ihre Geschichte zu beendigen, und ruft den umstehenden Kriegern zu: Rache, Räche, zu den Waffen, Vettern!" Noch denselben Tag steigt er zu Pferde und begiebt sich mit allen Reitern von Abs auf den Weg; er ritt voran, und der Schmerz machte seinen Kopf_wirr. Hm ibn waren seine neun Söhne; zu seiner Rechten Rabie, Häuptling der Fas milie Biad, gleich geschickt im Rathe, als wacker in der Ausführung. Alle von gleicher Rachsucht erhißt, verfolgten sie ihren Weg und gestats teten sich keine Ruhe, weder Tag noch Nacht.

Zohair bemerkte, als er sich den Wohnungen der Benu Amer näherte, daß ein Theil ihrer Vertheidiger fehlte. Kaled ben Dschafar war noch nicht wieder zurück, und das Lager wurde nur von einer kleinen Kriegerschaar unter Gaschem's Anführung bewacht. Als diese den König

Zohair ansichtig wurden, gingen sie ihm entgegen und baten, um die Ursache, die ihr wieder hergeführt. Bohair benachrichtigte ste, wie er die Gewißheit erlangt babe, daß der Jäger Talebe ben Aradsch der Mörder seines Sohnes sey. Die Benu Amer ließen Talebe aufsuchen, der sich jedoch nirgends fand. Nun ließ man seine Frau holen, und drohete ihr mit dem Tode, wenn sie nicht die Wahrheit sagte. Sie gestand, was ihr Mann verübt, und schwur, daß sie nicht wisse, wohin er gegangen sev. Zohair gerieth in Wuth, als er den Mörder entwischt sah, warf wüthende Blicke auf die Benu Amer und rief: Kinder Amer, ich gebe Euch von drei Dingen die Wahl; nehmt Jhr feines davon an, so lasse ich Euch mit dem Schwerte erschlagen und stürze Eure Frauen und Töchter in die Sklaverei. Entweder rufer meinen Sohn Schas ins Leben zurück, oder füllet meinen Mantel mit den Sternen des Himmels, oder endlich liefert mir alle Benu Gaui aus, daß ich sie erwürge bis auf den Leßten, denn ihrem Stamme gehört Talebe ben Aradsch.“ ,,Herr", erwiederten die Benu Amer,,,Deine Forderungen sind nicht vernünftig. Fordern, was über menschliches Vermögen ist, ist eine tyrannische Handlung. Der allein kann den Todten das Leben wiedergeben, der unter unseren Füßen die Erde, die wir betreten, ausgebreitet und über unseren Köpfen den Himmel gewölbt bat. Liefert mir aus, sprichst Du, die Benu Gani, daß ich sie Alle, Kinder wie Greise, erschlage. Herr, Du wirst diese Drohung nicht ausführen, Deine Weisheit verbietet es Dir. Du bist ein gerechter, großmüthiger König, bestrafe also nicht den Unschuldigen für den Verbrecher. Soll der bittere Verlust, den Du gehabt, einen Bruch zwischen uns veranlassen? Behüte der Himmel, daß wir Freundschaft gegen Haß, den Frieden gegen die Schreckniffe des Krieges austauschen! Wir wollen Dir als Blüifchuld zehn Mal mehr als für einen gewöhnlichen Todtschlag zahlen; aber wir beschwören Dich, erbarme Dich unserer Töchter und Frauen. Deine Großmuth wird Jeden von uns zu einem ergebenen Knecht machen. Ja, wir verpflichten uns, Talebe überall zu suchen, wo er verborgen seyn kann, und ihn Dir auszuliefern, damit Du ihm den verdienten Tod gebest.“

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Durch solche Vorstellungen ließ König Zohair sich bewegen; doch schwankte er und fragte Rabie ben Ziad, ob er sich zur Gnade ents schließen solle. Was ist das für eine Sprache, Herr!" rief Rabie; ,,vor welchem Araber dürften wir hinfort die Stirn zu erheben wagen, wenn wie Schas ohne Rache ließen? Wie, Du kennst den Mörder Deines Sohnes und läßt Dich durch trügerische Worte von Unterwürfigkeit besänftigen!" Dies gesagt, zicht Rabie feinen Säbel, und mit den Worten: Rache für Schas!" haut er zuerst auf die Benu Amer. Zohair's Söhne antworten durch gleiches Geschrei, wovon weithin das Echo erschallt. In demselben Augenblick legen die Krieger ihre Lanzen ein, die Schwerter schlagen zusammen, die Stimmen verwirren sich und wüthend gerathen die Kämpfenden an einander; von allen Seiten fließt das Blut, Todte und Verwundete bedecken den Boden, das StaubGewöik Serdunkelt Aller Augen und die Köpfe rollen weit von den Rümpfen. Mit verzweiflungsvollem Muthe vertheidigten die Benu Amer ibre Frauen und Kinder; aber sie konnten der Ueberlegenheit ihrer Feinde nicht widerstehen, die Tapfersten fielen, und nur Gaschem, einer der Helden Arabiens, vermochte auf einige Zeit, die Benu Abs aufzu halten. Da er aber sah, daß die Seinigen zusammengehauen und ihre Anzahl merklich abgenommen hatte, während die der Gegner stets zu wachsen schien, besorgte er den gänzlichen Untergang seiner Schaar und die Schande seines Stammes. Er nahm nun die chrwürdigsten Greise der Benu Amier und schritt nach dem Orte, von welchem aus Zohair das Gefecht beobachtete. Dieser Fürst stand auf einem Hügel, von feinen Kindern und Fahnenträgern umringt; über seinem Haupte ents faltete sich, als Zeichen seiner Würde, das Bild eines Adlers.

Als Gaschem dem Hügel sich näherte, stieg er vom Pferde, trat demüthig vor den König hin, ergriff Zohair's Steigbügel und füßte ihm den Fuß. Herr," sprach er,,,verfahre nicht wie hochmüthige, schlechte Menschen, das geziemt Deinem hohen edlen Charakter nicht. Thuc dem Morden Einhält, und wir werden den Stamm, welcher den Mord an Deinem Sohne begangen hat, aus unserer Mitte ausstoßen; wir wollen mit ihm jede Gemeinschaft abbrechen und ihn Deiner Rache überlassen. Es ist nicht recht, daß Du uns wegen fremder Fehler um kommen läsfest, daß Du von uns Rechenschaft sorderst für eine That, der wir fremd geblieben. Wir bitten Dich, bewillige uns Waffenstillstand bis zum Ablauf dieses Tages und morgen mit Tagesanbruch magst Du Deine Schlächtopfer nehmen." Die Greise vereinigten ihre Bitten mit denen Gaschem's, und Zohair gab endlich nach. ,,Aus Rücksicht für Eure grauen Haare," sagte er, und wegen des großen Rufes von Maliks Sohne, bewillige ich Euch das Uebrige dieses La ges." Sofort ließ er durch seine Sklaven den Kriegern befehlen, mit Bem Gemehel einzuhalten. Doch gelang es nicht, die Streitenden vom Schlachtfelde zu entfernen, bis die Dämmerung des Abends eingetreten war. Gaschem kehrte zu den Seinigen zurück und sagte: Bringet eiligst Eure Frauen und Kinder auf die Spisen der Berge; ich habe dem Könige Zohair ein falsches Versprechen gemacht, um Zeit zu gewinnen, und für die Erhaltung unserer Familien und unserer Habe ju sorgen. Wir müssen suchen, uns an unzugänglichen Orten zu halten, bis dieser Monat zu Ende geht, und der Neumond des heiligen Monats eintritt und den Gefechten ein Ende macht. Dann wird unser Feind sich entfernen müssen. Bringen wir nicht schnell diesen Plan zur Ausführung, so sind wir verloren."

Augenblicklich schlagen die Benu Amer ihre Zelte ab, laden ihr Gepäck auf die Kameele, und bringen unter dem Schuße der Nacht, die den Benu Abs ihre Bewegungen verhüllt, die Ihrigen auf schroffe Berge. Als der Tag anbrach, war die Fläche, auf der sie Tages vorber lagerten, nichts als eine Einöde, und die drei Stämme bewegten sich auf den hohen Gipfeln gleich dem Meere, dessen Wellen der Nordwind peitscht. Köuig Zohair war bei Sonnen-Airfgang zu Pferde gestiegen; er kam an der Spike seiner Streiter näher und fah von Ferne

die Zelte der Bent Amer, auf den Höhen des Gebirges. Nun merkte er, daß Gaschen ihn überlistet und seine Wuth fannte keine Gränzen. Er griff die Benu Amer in ihrem Zufluchtsorte an, belagerte sie fünf Lage, und ließ alle Gefangene, die er machte, töbten. Am sechsten Tage zeigte sich der Vollmond des heiligen Monats am Gesichtstreife, Es war dies der Monat Redscheb, für den die Araber vor dem Jelan eine. hohe Berehrung bezeigten. So lange er dauert, bekriegten sie sich nicht, und begegnete Jemand dem Mörder seines Vaters oder seines Bruders, so that er ihm kein Leid, so heftig auch seine Nachbegierhe seyn mochte. Damals reiste Jedermann frei und ohne Waffen, und da das Geflire des Stahls die Ohren nicht belästigte, so nannte man diesen Monat el asam, den Tauben. Um diese Zeit pflegten die Araber aus allen Gegenden sich auf die Wallfahrt nach Mekka zu begeben, um die Berzeihung ihrer Sünden vom Himmel zu erstehen. Als nun König Zohair den Mond sah und sich überzeugte, daß der Redscheb begonnen hatte, empfand er einen tödlichen Verdruß, so im Laufheiner Rache gehemmt zu seyn. Nichtsdestoweniger stellte er den Kampf ein, um durch sein Beispiel nicht einen schädlichen Gebrauch einzuführen; aber er schwur, nicht eher zu seinem Stamme zurückzukehren, als bis er die Benu Amer mit der Wurzel ausgerottet.

Er entlich die Meitet von Abs zu den Ihrigen und sagte zu seinem Sohne Kais: „Reise mit ihnen, mein Sohn und geleite Deine Muts ter nach Mekka, wohin ich mich selbst begebe, damit wir zusammen den heiligen Tempel besuchen. Wenn die Friedenstage verflossen seyn wers den, wollen wir wieder kommen und unsere Feinde vertilgen. Stas Tod durch ihren gänzlichen Ruin zu rächen, ist die einzige Befriedigung für mein in verzehrender Glut brennendes Herz." Kais machte sic mit den Benu Abs auf den Weg nach dem Lande Schurbe. Zebait kam in Begleitung seiner übrigen Kinder und einer geringen Anzahl Krieger in Mekka an, und erwartete seine Gattin Temadur, die auch unter Kais Geleit bald bei ihm dort eintraf. Sie hatte ein Gefolge von Frauen, die sämmtlich in Trauer gekleidet waren. Sie nahmen ihre Wohnung in dem Thale Haram, das von Alters her für die Benu Abs bestimmat war, denn in der Umgegend des Tempels hatte jede angesehene. Arabische Familie einen besonderen, ihr angewiesenen Plaß.

Der Zufall wollte, daß Kaled ben Dschafar, der sich um even diese Zeit von seiner Nichte beurlaubt hatte, auch den Einfall bekam, vor der Rückkehr in die Heimat, mit seinen Gefährten Mekka zu besus chen. Gaschen, der Sohn Maliks, hatte ebenfalls mit mehreren Benu Amer die Pilgerschaft angetreten. Sie trafen Kaled in Mekka und benachrichtigten ihn von dem, was zwischen ihnen und dem Könige Zes hair vorgefallen, wie dieser sie für die Ermordung des Schas verant wortlich gemacht und einen großen Theil ihrer Krieger getödtet babe. Diese Mittheilung verfeßte Käled in großen Born, seine Augen rötheten sich und die Wuth wollte ihn ersticken. Zohair,“ schrie er, wars um war ich nicht da, als Du meinen Stamm so behandelt haft? Du hast meine Abwesenheit benußt, um nach Lust Deine Rache an den Meinigen auszulassen. Aber wenn ich Deine Niederträchtigkeit nicht strafe, so will ich nicht Dschafar's Sohn seyn!" Ben unerträglicher Länge schien Kaled die Nacht. Den folgenden Tag ganz früh machte er, nach religiösem Brauch, den Umzug um den Tempel und faud sich hierbei dem Zohair gegenüber von Angesicht zu Angesicht. Als a ihn erblickte, entbrannte sein Herz: Bobair," sagte er zu ihm,,Du hast Deinen Rachedurft gegen die Benu Amer gestillt, und erfreut, den. Augenblick getroffen zu haben, in welchem unsere Stämme ihren Be schüßer entbehrten, hast Du unsere trostlosen Frauen aus ihren bescheidenen Wohnungen verjagt.“ ,,Wie", entgegnete Jeuer, glaubst Du, ich halte mich für gerächt? Bei dem Gotte des Himmels, hätte ich nicht den heiligen Monat geachtet, ich würde in Deinem Stamme weder Kinder noch Greise übrig gelaffen haben. Aber ist dieser Monet vers über, so will ich Zerstörung in Dein Land beingen und keine Spur sell von den Bewohnern zurückbleiben.“ Fürchtest Du nicht, Zebair“, sprach Kaled, „daß die Hand Gottes sich auf Dich legen und Dich v tilgen werde, wie sie die Mächtigen ver Dir vertilgt hat? Bei de heiligen Kaaba, wäre ich bei Deinem Angriff auf die Meinigen zugegen gewesen, ich hätte Deine Keckheit bestrast. Aber weil zwischen unseren. Stämmen Blut geflossen ist, so sollst Du bald sehen, wer von uns Bei den vor Reue und Berzweiflung sich die Hände blutig ringen wird." Da näherte sich, Kais dem Kaled und sagte: Hättest Du diese Sprache anderswo als an diesem Drte geführt, so würde ich nur mis dem Schwerte antworten; aber Du wirst die Früchte Deiner Vorte ärndten, sobald der Krieg wieder anfangen wird." „Für Euch", as wiederte Kaled,,,wird er nur zu früh anfangen; und mein beißeßter Wunsch ist, Deinen Vater in dem Handgemenge zu treffen und nicht eher von ihm getrennt zu werden, als bis der Tod des Einen von uns Beiden dem Haffe des Gegners ein Genüge gethan." Zohair lächelte verächtlich. „Kaled", fagte er,,,wäre ich eingeschlafen, Du solltest nicht wagen, mich aufzuwecken, und wenn ich mein Schwert zieht, wirst Du vor Furcht nicht den Speichel herunterschlucken können." Aber anstatt zu antworten, wandte Kaled sich gegen die Kaaba und hielt fols gendes Gebet:,,Du, o mein Gott, der Du dieses Gebände auf unas schütterlichem Grunde aufgerichtet und aus diesem Heiligthum ein Afpl der Gnade für die Kinder Arabiens gemacht hast, gieb nicht zu, das dieses Jahr verfließe, ohne daß Du mir Gelegenheit gewährst, Zehair zu bekämpfen, ohne daß Du seinen Nacken in meine Hände lieferst und daß ich mit Deiner Hülfe über ihn obsiege!"

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Blind vor Hochmuth und vor Wuth außer sich, richtete nun Zos hair folgendes Gebet an das Heiligthum: Herr. leide nicht, daß dieses Jahr ablaufe, ohne daß Du mir meine Bitte erfüllest. Gieb mir Ges legenheit, mich allein mit Kaled zu messen, um ihn zu bekämpfen: ich habe Kraft genug, ihm das Leben zu nehmen und verlange von Dir feinen Beistand." Eine große Anzahl Araber stand in diesem Augens blick um den Tempel. Als sie Robair's Werte börten, warfen sie sich vor den Gögen auf die Erde, flisten die Ecksteine des Gebäudes und

fagten: Bohair, Du stirbst vor Ablauf dieses Jahres, weil Du Dein Bertrauen auf Dich allein geseßt und den Ewigen beleidigt hast." Ims mer noch seiner nicht mächtig, antwortete Zohair: Weg mit den Ers mahnungen; verlanget nicht von mir, daß ich ruhig wie ein Chrloser bleibe. Unbefriedigter Zorn verursacht einem edlen Herzen dieselben Dualen, wie ein Schwertstoß. Ja, ich schwöre bei Late, Dzja und allen Göttern, deren Bilder auf diesem Tempel stehen, ohne die Heiligkeit des Redscheb, würde ich Kaled in diesem Augenblicke tödten und sein Blut wie Wein auf dem Gastmahle trinken.“ Kaled wollte antworten, aber die umstehenden trennten die beiden Feinde und nöthigten sie, ihren Streit einzustellen. (Schluß folgt.)

Rußland.
Russische Skizzen.

Das Weib mit den Rechten des Mannes.

(Schluß.)

In Petersburg, wie in einen großen Bienenstock, fliegen von allen Theilen der Welt Bienen und Hummeln herein. Der arbeitsliebende Handwerker, der Commissionair eines Handlungshauses oder der Künftler kommt zu uns nach Brod, von den malerischen Ufern des Rheins, von den Rebenhügeln Frankreichs oder aus den Nebelwolken Englands. Die ersten, auf rechtliche Weise verdienten tausend Rubel - die ersten werden fast immer ehrlich erworben gebraucht man dazu, eine Wohnung zu miethen und eine kleine Haushaltung einzurichten, wobei das erste Erforderniß eine Köchin ist. Nach dem natürlichen Laufe der Dinge wird sie bald die Hauptperson im Hause des sich ansiedelnden Fremdlings. Unsere Werkstätten sind mit Finnischen und Russischen Arbeitern angefüllt; der Deutsche und Franzose glänzt nur auf den Auss hängeschildern. Dhne den Beistand seiner Köchin würde der Herr und Meister taub und stumm seyn, und was noch schlimmer 1st, er würde zehn Mal des Tages von unseren schlauen Kleinhändlern, Fleischern, Gemüse- und Mehlhändlern betrogen werden, die schon bei Herberstein's Anwesenheit in Moskau die klugen Deutschen zu überlisten wußten. So` muß der Hausherr unwillkürlich von seiner Köchin abhängig werden, die, ihre Stellung benußend, sich der Klauen des Herrn bemächtigt und sie bald mit, bald gegen die Haare streicht. Endlich wird die Abhängigkeit eine Gewohnheit, die Gewohnheit zur anderen Natur, und wenn der Herr und Meister, oder der Halb-Kaufmann nicht Gelegenheit findet, sich durch eine Heirath mit der Wittwe eines Zunft-Genossen oder mit der Tochter eines Kaufmanis der Abhängigkeit von der Köchin zu entreißen, so endigt die Sache damit, daß die Köchin eine Frau Schlosses rin oder Tischlerin, oder gar eine Kaufmannsfran wird, sich in Seide und Batist fleidet, Bälle besucht und den Bürger-Klubb, wo man höchst gründliche Kritiken hören kann über verbrannte Butter und über HaselHühner, die nach dem Kirchhofe riechen.

Bisweilen hängt auch ein adeliger Mantel von den Schultern berab, erwärmt von den Flammen des Feuerheerdes. Ein armer arbeit famer Staatsdiener, ohne Familie und Berwandte, ohne Verbindungen und Bekanntschaften, richtet sich en garçon einen kleinen Haushalt ein. Er hat viel zu thun, liebt es, im Schlafrock zu Hause zu sißen und feine Lieblings-Schliffet auf der Tafel zu haben. Das Restaurations Leben ist theuer, die Wäscherin noch theurer; er nimmt sich eine Finnische Köchin, die ihn ernährt, für ihn wäscht und näht, ihn pflegt und tröstet, ihm schmeichelt und ermuthigt, und endlich... nimmt die Sache ein Ende, wie mit dem Schloffer und Tischler. Die Köchin wird Ihre Wohlgeboren, Ihre Hochwohlgeboren u. f. w.

Dies sind jedoch nur immer Ausnahmen von der Regel. Der ehrwärtige Vater Enfantin, der Père suprême der St. Simonisten, muß nicht in dieser Klaffe die Mère suprême, die Frau mit männlichen Rechten, une vraie femme émancipée, fuchen. Er findet sie in der Zahl jener Köchinnen, die schon durch Feuer und Wasser gingen, bei Meisterleuten dienten, bei Kaufleuten und Staats- Beamten, bei Hagestolzen, Wittwen und Verheiratheten, und die ihrem Berufe treu blieben, bis das Haupthaar grau und die Nasenspiße kupfrig ward. Jede dieser Kandidatinnen zur Mère suprême einzeln zu schildern, ist eben so unmöglich), als es in einer Ethnographie und Statistik unmöglich ist, jeden einzelnen Staats- Bewohner zu bezeichnen. Bater Enfantin ist der Kern des ganzen repräsentirenden Systems; wir haben daher die Ehre, ihm die Repräsentantin aller Kandidatimmen jur Mère suprême vorzuführen, die wir auf gut Glück aus Tausenden herausholen..

Schoer nur wird es dem Père suprême werben, sich mit seiner künftigen Gefährtin und Mitarbeiterin an dem Riesenwerk der Umwandlung des menschlichen Geschlechtes in einen philosophischen Staat, ver: ständlich zu machen. Die würdigen Köchinnen reden eine Sprache, zu deren Verständniß man die Wörterbücher der Finnischen, Ehstnischen, Deutschen und Russischen Sprache beständig zur Hand haben muß; ihre Phrasen sind mit Wörtern aller genannten Sprachen gespickt, und erscheinen dem Dhr wie ein aus den gestrigen Ueberresten von allerlei Fleischforten zusammengefeßtes Fricassé. Außerdem muß man es noch gewohnt seyn, sie sprechen zu hören; sie bauen mit der Zunge die vers bundenen Bokale von einander, wie man die Klauen von gebratenem Geflügel abbaut. Um diese Sprache zu verstehen, bedarf man indessen feiner Grammatik, weil die Petersburger Köchinnen, wie alle geborene Genies, diese schwere Nahrung nicht nöthig haben. Und daß unsere Petersburger Köchinnen genial sind, unterliegt nicht dem mindesten Zweifel. Sie lernen ihr Gewerbe eigentlich nicht; sie kommen nach der Residenz aus Neval oder aus Wiburg, wo nur sehr wohlhabende Leute Köche halten, und eine Familie, sich mit einer Köchin begnügend, nie mehr, felbst an Festtagen, als drei Schliffeln auf der Tafel bat. Diese Schiffer bestehen aus unschuldigen Kartoffeln, frommem Kohl und bescheidenen Erbfen und Bohnen, mit sehr wenig Fleisch und einer

ganzen Fluth von Milch. Jest fragt es sicht auf welche Weise, wenns nicht durch Inspiration des Genies, diese Köchinnen bei Engländern: einen vortrefflichen Pudding und Rostbeef, bei Italiänern Maccaroni, bei Deutschen füße Saucen, bei Ruffen herrliche Kohlsuppen und Fisch Pasteten, und bei Franzosen schmackhafte Ragouts mit Trüffeln lieferu da ste doch in ihrem Leben alle diese Wunderwerke nicht fahen? Die Köchin gleicht großen Dichtern und ausgezeichneten genialen Menschen, hält sich nicht an Schriften, sondern an Traditionen. In ihrer Sede, diesem unsterblichen Feuerbeerd, brennt die Liebe zur Kunst, und mur die Liebe zu ihrer Beschäftigung bringt Wunder hervor; ihr Haupt durchkocht wie eine Kafferolle alle auf die Kochkunst sich beziehendene Ideen. Deshalb aber auch genießt die Köchin in und außer dem Haufer die größte Hochachtung. Der Hausknecht, der Holz und Wasser trägt, der Stutscher, der in die Küche kommt, um sich zu wärmen; das Dienstmädchen, das seinen Kaffee am herrschaftlichen Heerde wärmt; der Die ner, der die Ueberreste des herrschaftlichen Mahles verzehrt, und sogar die jungen Damen vom Hause, die in der Küche die Bolzen und die Papillotten-Eisen glühend machen Alle schmeicheln der Küchen-Mo--narchin, Alle erkennen ihre Herrschaft in dem wichtigsten Theil des Hauswesens an. Das Zeichen ihrer Macht, gleichsam der diktatorische Scepter, ist eine ungeheure kupferne Kaffeekanne in der vom Morgen bis in die Nacht ein delikates Getränk aus Zichorien mit einem Zufa von Kaffee kocht. Diese Kaffeekanne ist ein unentbehrliches Attribut der Köchin, so wie eine große weiße Haube, eine Stußnase, rothe oder grau- blonde Haare und Kaßen- Augen. Wie ein Gebirgs - Echo ertönt ihre Stimme in der Küche, und erschreckt sogar die Personen, die auf der Hintertreppe auf und absteigen. Wehe dem Dienstboten, der bei einer von der Herrschaft geliebten Köchin in Ungnade fällt! Nicht eins mal lecken darf er die herrschaftlichen Teller, und nicht nähern darf er sich den gesegneten Heerd, um den balsamischen Duft der Kasserollen einzuziehen! Dech, wer wagt es, der zu widersprechen, die vom Gemüses händler, vom Fleischer, vom Mehlhändler Tribut empfängt, ja fogar von der verschmißten Ochtaschen Milchfrau, dię, mit der Köchin Erlaubniß,anstatt dicker Sahne, der Herrschaft einen aus Waizenmehl und Kreide oder Kalk fabrizirten Milchbrei liefert! Alle Lieferanten von Lebensmits teln müssen ihren Gewinn mit ihr theilen, wie einst die friedlichen Städte-Bewohner es thun mußten mit den feudalen Baronen, und jest die Lieferanten en gros mit...... mit wem? Dies ausführlich zue erzählen, ist meine Sache nicht; es versteht sich aber von selbst, daß esmit denen geschieht, die theilen können und wollen.

Wenn Männer ein Frauenzimmer, das nicht schön ist, auszeichnen. und sie beschenken, so geschieht es gewiß, weil ihr Vater, ihr Mann1hr Bruder oder ihr Schwager bedeutende Leute sind. Nur die Köchin läßt sich in Folge ihres Amites Tribut zahlen, folglich genießt nur fies allein des Mannes Rechte.

Man muß sie in Catharinenhoff oder bei den Schaufeln seher, wenn sie, nach gestilltem Hunger ihrer Herrschaft, einen Spaziergang macht, angethan mit einer Muffelinhaube, einem Anzuge von Kattun oder gar von Seide, ohne Korset und einem großen baumwollenen Um schlag- Tuch, am Arm feierlich geführt von ihrem Landsmann, DERF Schloffer oder dem Schuster, und die eine Hand voll Pfefferkuchen undNässe. Stolz sieht sie auf das ganze weibliche Geschlecht hinab, dränge sich kühn durch die Haufen hübscher schüchtener Stuben- und Mäther Mädchen und geht nicht ein Mal den Frauen des Grob- und Kupfers schmidts, ihrer ehemaligen Freunde, aus dem Wege. Während ihres 25jährigen Aufenthaltes in Petersburg diente sie wenigstens in 15. Häusern und kennt viele Menschen. Eine Menge Diener, Hausknechte und Victualienhändler kennen und grüßen sie, dem Schicksal nicht trauend,. das sie aufs Neue in einer und derselben Küche vereinigen könnte. Sia fühlt ihre Wichtigkeit und nimmt diese Grüße gleichgültig entgegen... Wozu sollte sie sich auch erniedrigen? Eine reise Jungfrau oder viels jährige Wittwe, eine von ihrem Manne geschiedene Frau, oder eine Frau,die ihrem Manne den Abschied gab, weil er in Neval oder in Wiburge zu sehr dem Trunke ergeben war, fucht unsere Köchin schon keinen Ge mahl mehr in dem Volkshaufen, braucht also nicht die Anspruchslose i spielen, wie es die jungen Mädchen öffentlich thun, um später zu Haufe: die Maske abzuwerfen. Die Köchin bleibt stets in ihrem Charakter, wie es einem selbstständigen Manne geziemt: fie verstellt sich vor fremden Leuten nicht, wie alle solche, die Männer suchen; sie ist immer gleies zänkisch, eigensinnig und laut, bei den Schaukeln wie in der Küche, auf dem Markt wie im Laden. Und ist das nicht ein Vorrecht des Mannes 3o Obgleich die Köchin gewöhnlich aus Ehstland oder aus Finnlandnach St. Petersburg kommt, so ist ihr Vaterland dennoch terra incognita ein unbekanntes Land. Sie sagt immer, sie sey eine Wea din. In der Geographie aber giebt es kein Land, das Weden heiße und kein Volk mit Namen Weden. Dem Syftein aller Sprachforscher folgend, versuchte ich dieser Benennung einzelne Buchstaben hinzuzufi gen und fand, daß zu dem Worte Wedin am besten das Sch pasta Sollte meine Kandidatin zur Femme suprême am Ende wohl gar eine Landsmännin von Gustav Wafa und der Königin Christine seyn? Es giebt Schwedische Worte in der Sprache der Köchin, aber auch Dersiche und Russische. Ich habe ihren Paß, ich habe Traditionen zu Rathe gezogen, ich habe Alles mit ihren eigenen Aussagen verglichen, aber in dem ganzen Geschlechtsregister weder einen Schweden noch eine Schwes din gefunden, wohl aber eine ganze Reihefolge von Ehsten und Finnen, deren Herkunft sich im Dunkel der Geschichte der Sardellen verliert Gleichergestalt leiten einige Stämme Afrika's und Amerika's ihre Gesschlechter von Löwen und Tigern ab, stehen aber deswegen nicht höher als meine Köchin, weil Löwen und Tiger den Menschen verschlingen der Mensch aber die Sardellen verzehrt.

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Dh! père suprême, Herr Enfantin! Komme aus Aegyptens zu uns, wirf die Aegyptische Gelehrsamkeit von Dir und falle zu den Füßen der Petersburg'schen Finnischen Köchin. Rufe aus, wie Archi medes, als er zufällig eine mathematische Aufgabe löste: Gefunden.

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