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ebenmäßig; nur ist die Schädelbasis ungebührlich breit und das Hinterhaupt auffallend platt. Diese unnatürliche Plattheit will man daraus erklären, daß die hawaiischen Mütter ihre Kleinen, wenn sie dieselben tragen, am Hinterkopf unterstüßen. Uebrigens legen sie häufig, geradezu in der Abficht, das Hinterhaupt abzuflachen, die Köpfchen der Kinder auf große harte Muscheln. Ferner ist die Sitte aller Hawaiier, auf dem Rücken zu schlafen, geeignet, dem Kopfe die Form zu erhalten, die ihm in der Kindheit gegeben worden ist. Die Männer tragen das Haar hinten kurz geschoren und halten dafür, daß die männliche Schönheit weit mehr in einem recht gerade absteigenden und breiten Hinterkopf, als in einer hochgewölbten und breiten Stirn beruhe. Der Wuchs der Hawaiier ist schlank und ebenmäßig.

Nach ihrer Entdeckung durch Cook blieben die Sandwich-Inseln etwa vierzig Jahre lang fast ganz in ihrer ursprünglichen Unkultur. Die Infulaner hatten wohl Verkehr mit europäischen Schiffen; indeffen erhielten sie von diesen (wie schon erwähnt) mehr Keime zu Lafter und Krankheit, als Keime der Bildung. Erst im Jahre 1820 wurde ein ernster Versuch zur Kultivirung der schönen Eilande gemacht. Er ging aus von amerikanischen Missionären, die sich unter den Bewohnern selbst niederließen. Den ersten folgten andere, diesen wieder andere, und so kam es, daß im Laufe der legten dreißig Jahre die Sandwich-Inseln eine vollständige Umwandlung erfuhren und die Gewohnheiten und Denkweise civilifirter Nationen an die Stelle der früher allgemein gültigen grausamen Sitten und des wilden Sinnes getreten sind. Von dem Vielen, was die amerikanischen Missionäre hier zu Stande gebracht haben, ist das Merkwürdigste die Einführung einer hawaiischen Schriftsprache, und sie wußten derselben so gut Eingang zu verschaffen, daß die Kunst des Lesens und Schreibens gegen wärtig unter den Eingebornen fast allgemein ist. So müssen unter Anderem junge Ehepaare, bevor sie getraut werden, Zeugnisse über den Besuch einer Missionsschule beibringen.

Die hawaiische Sprache ist von einfachem Bau und spricht sich ohne Schwierigkeit. Die Orthographie ist verständigerweise von den Missionären so eingerichtet worden, daß man schreibt, wie gesprochen wird, und keine stummen Buchstaben vorkommen. Die fünf Vokale bezeichnen dieselben Laute, wie im Deutschen. Im Uebrigen genügen zwölf Zeichen, um die hawaiischen Konsonanten wiederzugeben. Diese geringe Abwechselung in den Tönen, zugleich mit dem Umstande, daß jedes Wort in einen Vokal endigt, macht die Sprache für ein fremdes Ohr ziemlich eintönig. Eben so wie kein Wort mit einem Konfonanten schließt, kommen auch niemals zwei Konsonanten neben einander vor, und es lauten z. B. die Worte: London, Boston, Bedford in hawaiischer Schrift, wie Sprache: Lonedona, Bofetona, Bedeforda. Einige andere Eigenthümlichkeiten des Hawaiischen, die merkwürdigerweise zum Theil an die semitischen Sprachen erinnern, find: der Mangel des Hülfszeitworts Seyn", die gleiche Form für Haupt- und Zeitwörter, die Undeklinirbarkeit der ersteren, die sehr genaue und mannigfaltige Abwandlung der legteren mittelst gewiffer Prä- und Suffira, die Ab. ftammung sämmtlicher Worte von zweisylbigen Wurzeln u. A. m.

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Mr. Cheever theilt als Probe hawaiischer Schreibart einen Brief mit, der von einem jungen Insulaner an seine Geliebte geschrieben und in die indiskrete Hand unseres Autors gefallen ist. Er lautet in der Nebersegung:

,,Liebe zu Dir ist es, warum mein Herz nicht Nacht, noch Tag schläft, so lange ich hier wohne, o Du Schönste, für die meine Zärt lichkeit niemals aufhören wird. Vernimm noch dies: Als ich hörte, Du gingest nach Weiluku, ward ich von übergroßer Liebe für Dich umfangen, und als ich hörte, daß Du wirklich gegangen, sehnte ich mich sehr nach Dir. Mein Aussehen war wie eines Kranken, der nicht antworten kann, wenn man zu ihm spricht. Ich mochte nicht wieder zur See hinuntergehen, weil ich meinte, Du seyeft noch nicht zurückgekehrt. Ich fürchtete, die Pläße wiederzusehen, wo wir mit ein ander gesprochen und gelustwandelt, und in den Straßen hinzufallen vor übergroßer Liebe zu Dir. Doch ging ich hinunter in stetem Seh nen nach Dir. Dein Vater sagte zu mir: Willst Du mit uns effen? Ich sagte nein, ich sey satt. Aber die Wahrheit war, ich hatte nichts gegessen. Meine Liebe zu Dir, das ist die Speise, die allein mich sättigen kann. Jest nun ging ich nach K- und hörte, daß Du angekom. men; und diese Nachricht erquickte mich ein wenig. Aber noch sind meine Augen niedergeschlagen. Ich sehnte mich, Dich zu sehen, und konnte Dich nicht finden, obwohl ich bis zum Dunkelwerden wartete Jeßt, während ich schreibe, fallen meine Thränen um Dich herab; doch meine Thränen find meine Freunde, sind meine Liebe zu Dir. Höre noch dies; Willfahre meiner Bitte und schreibe mir, damit ich Deine Liebe kennen lerne. Meine Liebe zu Dir ist groß, Du glänzende Blume von Lanakahula.“

Mannigfaltiges.

- Karl Göbeke's Deutsche Wochenschrift. Von einem Publizisten, dessen Wirksamkeit auf verwandtem Gebiete uns schon seit längerer Zeit vortheilhaft bekannt ist, von Herrn Dr. Karl Gōdeke in Hannover, geht uns die Probenummer einer unter seiner Redaction mit dem 1. Januar 1854 neu erscheinenden „Deutschen Wochenschrift") zu, welcher wir eine sichere und ehrenhafte Stelle unter den deutschen Zeitschriften prognoftiziren zu dürfen glauben. An der Leine hat es von je her Männer gegeben, die ein Herz für deutsches Leben und deutsches Gesammtbewußtseyn hatten. Solchen Männern will die neue Wochenschrift als Organ dienen; sie will Wissenschaft, Literatur und Kunst von nationalem Standpunkt auffaffen; sie will zugleich selbständige dichterische Productionen veröffentlichen, ohne doch die Zahl der belletristischen Zeitschriften zu vermehren, denn der Schmuck des Lebens wird ihr niemals für das Leben felbft gelten."

Ein Schwanengesang. Unter dem Titel,,The Last Fruit off an Old Tree" (,,die leßten Früchte von einem alten Baume") hat der Veteran der englischen Literatur, Walter Savage Landor, eine Sammlung von Auffäßen in Versen und in Prosa herausgegeben, mit der er nach mehr als funfzigjähriger Thätigkeit von dem Publikum Abschied nimmt. In dem Inhalt sind nur wenige Spuren des Alters zu erkennen; der Styl ist so originell, die Gedanken so geistreich und freifinnig, wie es sich von dem Verfaffer der „, Imaginary Conversations" erwarten ließ. Der Ertrag des Buches ist zum Besten der Madiai bestimmt.

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*) Verlag von Karl Rümpler in Hannover. Die Zeitschrift erscheint in wöchentlichen Heften von zwei Bogen. Preis pro Quartal 2 Thlr.

**) Chicago, an dem Punkte gelegen, wo sich der Fluß Michigan in ter See gleiches Namens ergießt, war noch im Jahre 1832, also vor etwa zwan

zig Jahren, ein Dorf mit etwa zweihundertfunfzig Seelen. Gegenwärtig ist es die Hauptstadt von Cook-County und zählt über vierzigtausend Einwohner. Durch den in neuerer Zeit angelegten Illinois- und Michigan. Kanal werden jest dem Hafen von Chicago jährlich über tausend große Fahrzeuge, mit Ginschluß vieler Dampfschiffe, zugeführt. Eben so verbindet die an die Michiganund Erie-Bahn sich anschließende, Illinois-Central-Eisenbahn“ den genannten Ort mit der am Zusammenflusse des Mississippi und Ohio gelegenen Stadt Cairo, so daß Chicago als der Knotenpunkt der Hauptverbindungsstraßen des Westens mit den atlantischen Häfen einerseits und mit den füdlichen Staaten andererseits angesehen werden kann. D. R.

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