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Der König von Neapel ernannte den General Pepe zum MinisterPräsidenten nebft Salicetti, Dragonetti, Conforti, Poerio, Uberti, Sanorese, Cariati und Lieto. Der König beklagte sich über die Unterfügung der Sicilianer durch die Engländer, worauf ihm Pepe erwiederte, daß die englische Regierung ihm auf sein früheres Ersuchen, in Sicilien mitzuwirken, dies rund abgeschlagen hätte; was aber der englische Kaufmann thue, sey Privatsache.

Pepe ward an die Spiße des Heeres gestellt, welches die Defter reicher aus Italien vertreiben sollte, und der König sagte zu Pepe: „Ich haffe die Oesterreicher.“ Am 10. März erließ Pepe einen Tages befehl zu Ancona an sein Heer, wo auch der Italien sehr ergebene Admiral Cosa mit der neapolitanischen Flotte angekommen war; am 20. März war Pepe in Bologna. Unterdeß war die Revolution der Utopisten in Neapel am 15. Mai ausgebrochen, und am 18ten ward Pepe mit seinem Heere zurückgerufen. Auch hier hatten die Eraltirten Alles verdorben; statt das Erlangte festzuhalten und den Eid auf die Constitution zu leisten, wollten die meisten Deputirten deren Erweiterung; darüber kam es zum Zwiespalt, zum Mißtrauen gegen das Ministerium des braven Troja und endlich zu dem bekannten Straßenkampf, zu welchem der König die Lazzaroni aufrief. Pepe, von Rom, von Venedig und von dem König Karl Albert aufgefordert, verließ das neapolitanische Heer, nur Wenige folgten ihm freiwillig; er ging über den Po, eben als Vicenza, am 11. Juni, fiel; am 13. Juni traf Pepe in Venedig ein, wo er, zum kommandirenden General ernannt, am 18. Juni seinen ersten Tagesbefehl erließ.

Mit einem auf die merkwürdigste Weise zusammengewürfelten Heere unternahm Pepe die Vertheidigung Venedigs, wo ebenfalls über das, was zu thun sey, die größte Unordnung der Pläne herrschte. Die Regierung ward allerdings unter dem Namen des Königs von Sardinien geführt; aber dies mußte aufgegeben werden, nachdem am 12. August Karl Albert den mit Desterreich geschloffenen Waffenstillstand bekannt machte. Volkshaufen riefen Pepe zum Diktator aus; allein er schlug Manin dazu vor, und so hatte Venedig durch diesen am 13. August ein Triumvirat, bestehend aus Manin, dem Admiral Graziani und dem Inge nieur Cavadoli. Pepe verzichtete auf sein Gehalt, im Gegensah von dem, was Mieroslawski in Sicilien und Baden that. Am 27. Oktober hatte Pepe seine Schaaren schon dergestalt geordnet, daß er den glücklichen Angriff auf Mestre machen konnte, der alten Soldaten Ehre gemacht haben würde, und so nahm er es allein mit Defterreich auf. Die adeligen Venezianer, ihres Geizes wegen verleumdet, opferten ihr Vermögen, um Venedig zu halten, bis der König von Sardinien den Krieg wieder anfing, was Pepe benußte, um seine Operationen bis jenseits der Lagunen auszudehnen; da traf am 27. März 1849 die Nachricht von der verlornen Schlacht der Sarden ein, und Pepe mußte sich auf die Defensive beschränken.

Nun blieb den Venezianern und Pepe keine andere Hoffnung, als der ungarische Aufstand: man rechnete auf dieselbe ungetheilte VaterLandsliebe, wie sie die Italiäner zeigten. Kossuth versprach am 19. Mai den Venezianern eine Unterstüßung an Geld; allein bereits trat der größte Mangel an Lebensmitteln und Pulver ein, die Cholera brach aus, und so endete Venedig ehrenvoll durch einen Beschluß der Nationalversammlung am 6. August, nach achtzehnmonatlicher Vertheidigung. Pepe läßt den Venezianern alle Gerechtigkeit widerfahren; die Frauen ertrugen muthig alles Ungemach, die jungen Männer schlugen sich brav, und die Alten opferten willig ihr Vermögen. Gewöhnlich fehlt es nicht an gegenseitigen Anklagen, wenn ein mit bedeutendem Enthusiasmus angefangenes Unternehmen nicht glücklich endet. Diese Erscheinung hat hier nicht stattgefunden. Die Vertheidigungsmannschaft war aus allerlei Volk zusammengesezt, und dennoch kamen keine solche Unordnungen vor, wie man sie sonst in ähnlichen Fällen gefunden hat. Unter den Vertheidigern am Malghera verdient ein piemontesischer Offizier, Namens Pautrier, genannt zu werden, der sich in der schönen Zeit Roms, als Pius IX. noch hochverehrt ward, mit der militairischen Ausbildung der römischen Jugend beschäftigte. Alle Knaben, die ein gutes Zeugniß von ihren Lehrern brachten, wurden von ihm ererzirt und so ein Bataillon, la Speranza, die Hoffnung, gebildet, welches alle Evolutionen ausführte, obwohl keiner der Knaben über funfzehn Jahre alt war; der zehnjährige Sohn von Karl Lucian Bonaparte war Hauptmann, er glich seinem Großonkel, und seine Mutter sagte einst dem Verfaffer, noch nie habe sie diesen Knaben lachen sehen. In Malghera hatte Pautrier ein Regiment.

Ein Werk, das sich als Archiv der Angelegenheiten Italiens in den drei lezten Jahren ankündigt (,,Archivio delle Cose d'Italia dall' Avvenimento di Pio IX. all' abbandono di Venezia"), deffen erster dessen Band 1850 zu Capolago gedruckt ward, geht ganz von dem republikanischen Standpunkte der Mazzinischen Partei aus und giebt dreihunderteinundsechzig sogenannte Aktenstücke, welche aber eigentlich meist Zeitungsartikel sind, so daß man aus diesen Urkunden nicht viel Neues lernt. Wir lassen hier nun einen Auszug aus wirklich amtlichen Berichten folgen. Die merkwürdigste Urkunde ist ein Bericht des Lord Pon

sonby, des englischen Gesandten in Wien, an das auswärtige Amt in London, vom 14. Juli 1847, worin er meldet, daß Metternich zwar nicht ausdrücklich gesagt habe, der Papst verlange die Hülfe österreichischer Truppen, daß er aber auf alle Fälle gefaßt seyn müsse, indem der Kaiser besorgt sey, seine italiänischen Staaten zu verlieren. Nach einem Bericht von Venedig som 17. Juli zeigte der Konful Dawkins dem Lord Palmerston an, daß die Garnison von Ferrara verstärkt werde; am 18ten deffelben Monats zeigte der Vice-Konsul Mac Alister an, daß nicht nur österreichische Verstärkung in Ferrara angekommen, sondern daß diefelbe auch mit brennender Lunte durch die Hauptstraßen marschirt sey.

Der Gesandte Englands in Toskana, Sir G. Hamilton, berichtete am 23. Juli 1847, daß man reactionairen Umtrieben in Rom auf der Spur sey, welche zum Zweck hätten, sich des Papstes zu bemächtigen, um eine Regierung zu stürzen, welche den Weg der Reform einschlage. Diesen Bericht bestätigte derselbe Gesandte am 25ften mit dem Bemerken, daß der Gouverneur von Rom, Graffelini, bei diesem contrerevolutionairen Plane betheiligt gewesen, daß ihm aber erlaubt worden, sofort nach Neapel abzureisen, daß auch die Desterreicher nicht nur ihre Garnison in Ferrara verstärkt, sondern auch von dem Papst die Erlaubniß erhalten hätten, in die Romagna einzurücken.

Am 2. August 1847 befahl Metternich dem österreichischen Gesandten, Grafen Dietrichstein, zu London, das dortige auswärtige Amt darauf aufmerksam zu machen, daß Italien, ein geographischer Name, aus verschiedenen unabhängigen Staaten bestehe, deren Eristenz durch Staatsverträge gesichert, und daß der Kaiser diesen Besißstand festzuhalten gesonnen sey, er daher wünsche, daß das englische Kabinet damit übereinstimmen möge. Es wurde beigefügt, daß Italien in einer revolutionairen Bewegung begriffen sey, an deren Spiße dieselben Häupter ständen, welche seit Jahren Italien unterwühlt hätten; diese wollten eine Verbindung von ganz Italien. Eine italiänische Monarchie sey nicht ihr Plan, auch gäbe es weder diesseits, noch jenseits der Alpen einen für diesen Plan möglichen Monarchen. Der Kaiser will seine Staaten in Italien behalten und verlangt nichts weiter; wünscht daher zu erfahren, ob die ersten Garanten des allgemeinen Friedens derselben Meinung sind. Desterreich wolle sich auf keine Streitigkeiten über Regierungsverfassungen und die gesellschaftliche Ordnung einlassen, sondern spreche nur von dem, was Gemeingut für die Könige wie für die Völker sey. (Fortsegung folgt.)

Rußland.

Materialien zur Archäologie von Transkaukasien.*)

1. Das Kloster Mormaschen.

In einem von Felsen umgebenen Thale bei dem Dorfe Hantidscha befindet sich ein durch seine Bauart wie durch sein Alter bemerkenswerthes Kloster, Marmaschen oder Marmaroschen, erbaut von dem christlichen Zaren Wachram Palawuani im Jahre 478 der armenischen Zeitrechnung. Die Wände bestehen aus behauenen Steinen; die Kuppel der Kirche zeigt von innen aus bedeutende Risse; die Länge und die Breite betragen 22 Klafter; in der Nähe find die Trümmer einer Vorhalle und eines Glockenthurms. Die noch erhaltenen Inschriften an dem Kloster besagen Folgendes:

An der südlichen Wand:,,Unter Gottes Hülfe gründete ich, Wachram, Großfürst Patrick, Sohn des Gregorius, des Fürsten von GroßArmenien, von dem Geschlechte Palawuani und des heiligen Apostels von Armenien, Gregorius, das heilige Kloster Marmaroschen. Der Bau begann im Jahre 437 der armenischen Zeitrechnung, unter der Regierung des Sumbat, des Sohns des armenischen Zaren Aschot, und ward beendet im Jahre 478 unter der Regierung Zwan's, des Sohnes des armenischen Zaren Kakik, eines weisen und friedliebenden Mannes, wozu er viel ihm eigenen Geldes verwandte, unter Beihülfe meiner Mutter Schuschin, der armenischen Fürstin, und meines Bruders, des Großfürsten Wassan, der in einer Schlacht gegen die Türken fiel, des armenischen Gesandten Apulchart und des Jünglings Hamle, welche, ftets nebst ihren Familien und Anverwandten unserem Zaren treu, weder ihr Blut, noch Vermögen schonten, um mit allen Mitteln den Frieden dem Lande zu erhalten, Kirchen und Klöster zu erbauen, und unter diesen zeichnet sich dieses Kloster durch Reichthum und ihm dotirte Besizungen aus, welche folgende sind: Pakarapi, Hodi, Partang, Sarohedm, Asadadarman, Jesnun, die Gärten in Uschkon, Häuser und Läden in Ani, überdies ist das Kloster mit allem Nöthigen reichlich ausgestattet. Zum Lohn für unsere Bemühungen trugen wir dem Prior des Klosters, dem Archimandrit Jeremei und seinem Stellvertreter Softhenius auf, jährlich vierzig auf einander folgende Meffen für die

*) Nach Perewalenfo, im Kaskaзb, 1852 Nr. 11 und 12.

Ruhe unserer Seelen zu lesen. Wer demnach sich unterfängt, von dem Dotirten etwas zu kürzen und von dem Anbefohlenen etwas aus zulafsen, der entäußert sich des Ruhmes vor Gott, wer aber diese Be stimmungen heilig erhält, dem wird ewiges Andenken zu Theil."

An der südwestlichen Ecke: „Mit Gottes Segen schenkte ich, Maria, Zarin der Abchasen und Armenier, Tochter des großen Sfenechirin, des Enkels des armenischen Zaren Kakik, das Dorf Doruß dem heiligen und weltberühmten Kloster Marmaschen, während des Prior-Amtes des Paters Softhen, zur Vergebung der Sünden meines Großvaters Kakik und Anderer, und erfuhr ich wohlgefällige Aufnahme, d. h. die Mönche des Klosters verpflichteten sich, in der Kirche des heiligen Peter alljährlich bis zur künftigen Welt eine Messe zu lesen. Wer also von den alten oder jungen Leuten, von Armeniern oder Grusinen, es wagt, diesem Briefe zuwiderzuhandeln, mein Dorf Doruß dem Kloster zu entziehen, der wird selbst des himmlischen Neiches untheilhaftig werden, wird vor der chriftlichen Kirche schuldig seyn und die Herrlichkeit Gottes nicht schauen; wer aber diesen Auftrag hochhält, der wird gesegnet werden."

An der nördlichen Wand: Zur Zeit unserer christlichen Herr scher Atabeg Iwan und Mantadur Tichuschtscheß wurde auf deren höchsten Befehl die Renovation des wunderthätigen göttlichen Tempels, des Klosters Marmaschen, unternommen, unter Leitung der Söhne des Apulamer, des Magister Gregorius und des Ischucharib, der Enkel des Großfürsten Sohram, der von dem heiligen Gregorius abftammt; zum Besten des Klosters wurden mehrere Dörfer und Gärten, nebst Mühlen, welche in den bezüglichen Instrumenten genau verzeichnet find, dotirt, ingleichen ist das Kloster mit anderem Besigthum zu litur gischen Zwecken und zum Nußen der Besucher des Klosters beschenkt worden, da es seit langer Zeit, in Folge von Plünderungen durch die Heiden, dessen entbehrte. Im Jahre 473 (nach armenischer Zeitrech nung) kehrte der tapfere Kreuzritter, mein lieber Bruder Charib, mit meiner Beistimmung das Kloster durch Entfernung der in ihm wohnenden Laien aus und machte es wieder zu einem Hause von Geistlichen und Mönchen, es zugleich ausstattend mit alten und neuen Testamenten und allem kirchlichen Zubehör, silbernen, goldenen und anderen Geräthen; außerdem schenkte er ihm die uns eigenthümliche auf dem Boden des Klosters erbaute Mühle diesseits des Flusses und alles In ventarium unserer in der Stadt ausgerüsteten Kirche des heiligen Stephanus mit allen Appertinentien und acht Gärten, die uns durch Erblaß zugekommen, mit diesem Kloster ein anderes höher belegenes mit allem ihm Zugehörigen unter der Leitung eines Priors verbindend. Danach fand mein tapferer Bruder Charib in einer Schlacht gegen die Heiden seinen Tod, ich aber, der unglückliche Gregorius, blieb allein nach, sein Leichnam ward an der Thür des Tempels zur Erde bestattet, neben unserem Großvater, dem Fürsten Sahram. Zum Lohn für solche unsere Opfer hat sich die Geistlichkeit verpflichtet, vom Anfang bis zum Schluß des Jahres eine Liturgie zu verrichten für die Ruhe der Seele des Märtyrers Charib; wer Solches nicht vollzieht oder das Gut der Kirche schmälert, der wird des zukünftigen Lebens entbehren, wer aber Solches erfüllt, den wird Gott geistig und leiblich segnen."

2. Das Kloster des heiligen Thaddäue.

In dem Lande Arzacha (Harapacha), unweit des Flusses Tartar, liegt in einem felsenumgürteten Thale das alte und schöne Kloster des heiligen Thaddäus des Apostels; dasselbe ist erbaut von der Fürstin Arguchatuna im Jahre 663 nach Chr. armenischer Zeitrechnung. Die malerische Lage des Klosters, umgeben von Fruchtbäumen, geschmückt durch Springbrunnen, verleiht ihm einen ausgezeichneten Anblick. Die Kuppel läuft spißig aus, innerhalb der Mauern find die Zellen der Mönche angebracht; rund herum ruhen, den fast verwischten Aufschrif ten und der Tradition zufolge, berühmte Männer des alten ArmeEin Theil des Klosters stürzte vor kurzem ein, wobei, wie versichert wird, viele alte Handschriften ans Tageslicht kamen, die dem Kloster Kanzaffar zugesandt wurden.

3. Das Kloster Amaras oder Mars.

Dieser Ort war in alten Zeiten der Siz der Katholiken des Landes der Aguanen, von wo sie in der Folge nach Barda und darauf nach Kanzaffar übersiedelten. Hier befindet sich eine Kirche, gegründet von dem armenischen Apostel, dem heiligen Gregorius, beendet von seinem ältesten Enkel Gregorius, die Reliquien deffelben ruhen in seiner Kirche, wie die armenischen Historiker Moses von Chorene im V., Oganes Katholikos und Byzantius im VI. Kapitel ihrer Werke behaupten. Die Kirche ist recht alt, wie auch ihre Bauart anzeigt, denn sie ist nicht halbrund, sondern hat eine kleine Kuppel, alle ihre Gewölbe, so fest fie auch gewesen seyn mochten, haben sich gesenkt. In neuefter Zeit hat Melick Iffachnasar eine Mauer herumgezogen und einige Zellen eingerichtet. Der tatarische Chan Ssapatun plünderte diesen Gottestempel und raubte, wie Einige versichern, unter anderen heili

gen Gefäßen und Seltenheiten den merkwürdigen Stab des heiligen Gregorius, ein Kreuz mit goldenem Knopfe, mit kostbaren Steinen verziert; es ging in der Folge in die Hände der Gemahlin des Abassachan, der Tochter eines griechischen Kaisers, über, welche es nach Konstantinopel sandte, wie Stephanus Orbeli berichtet.

4. Das Kloster Chaschlabak oder Chatschabar. In dem gleichnamigen Dorfe befindet sich ein Klofter, erbaut von dem heiligen Messrab, welcher, da er in Albanien umherreißte, um die grufinische und albanische Schrift kennen zu lernen, durch die Entdeckung einer Quelle mit köstlichem Wasser in diesem Dorfe, ein Wunder that. In dem Kloster zu Chatschabar sind die aufbewahrten alten Handschriften von Bedeutung, namentlich die Werke des Thomas Medoretion, des griechischen Philosophen Sokrates (?), des Michaïl von Affyrien, des Mönches Magack; ein anderer Band enthält eine Kopie des Dionysius Arispar und ein dritter die geistlichen Fragen unter dem Namen der Briefe des Patriarchen Akakios, des Petrus und des Athanasius, und einige Ordensregeln, so wie andere kirchliche Auffäße.

5. Das Kloster Gabtschach.

In einer reizenden, frucht- und quellenreichen Gegend unweit des Flusses Karkatschaffag, an dem nördlichen Abhange des Berges Arakaz, liegt ein Kloster, genannt Gabtschach, nach armenischer Zeitrechnung erbaut im Jahre 672 nach Christo, zu Ehren des heiligen Gregorius durch Ssarkis Tschon. Ueber der Klosterpforte hat sich folgende Inschrift erhalten: Ewiges Andenken und Friede dem Beter Jeremias." Nahe bei dem Kloster erblickt man die in öftlichem Stile von dem berühmten Feldherrn Zacharias errichtete Kirche der heiligen Mutter Gottes, die Zeit ihrer Erbauung wird in die der Regierung der Tamar verseßt, wie auch die befindliche Aufschrift besagt; fie mißt in der Länge und der Breite etwa vierundzwanzig Klafter; an ihrer öftlichen Wand sind dargestellt die Heerführer Zacharias und Johann in kriegerischer Rüftung; rund um der Kirche ruhen bedeutende Männer Armeniens; hier ist auch bemerkenswerth das Bild der heiligen Jungfrau, welches nach der Tradition von dem Evangelisten Lukas gemalt und von dem Mönche Pogos Dschalalow aus dem Kloster zu Hassantschal hergebracht worden ist.

6. Die Einsiedelei zu scharect.

An dem Ufer des Fluffes Schamkara befindet sich in einer malerischen Umgebung das Kloster der Heiligen Gregorius und Michaël nebst einem kleinen Glockenthurme. Die Erbauung des Klosters wird den Mönchen zugeschrieben, welche den Bischof David begleiteten. Wie die Einsiedelei, so ist auch das Kloster von einer 86 Klafter langen, 9 Klafter hohen Mauer umgeben. Die Trümmer werden gebildet von einigen Zimmern, welche, wie erzählt wird, die Wohnungen der Einsiedler gewesen find, und wo noch jest die Gebeine der Heiligen Sergius, Isaak und Kirineus ruhen.

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Auf dem Glockenthurme, einem Werke des heiligen Sergius und seiner Brüder, steht ein merkwürdiges Kreuz mit der Inschrift: „Zur Rettung der Welt." Die übrigen Inschriften eröffnen Folgendes: An dem Glockenthurme:,,Mit Gottes Willen ist dieser Glockenthurm erbaut worden im Namen der Erzengel Michaël und Gabriel, zur Zeit des heiligen Petros Katholikos aus dem Hause der Aguanen und mit Hülfe heiliger Männer aus der Einsiedelei Tschareck, unter Gottes Beistand und den Gebeten von 70 Mönchen; ich, Knecht Gottes, Mönch Sergius, errichtete diesen Glockenthurm zur Errettung von meiner und allen christlichen Seelen."

Auf dem Kreuze: Dieses heilige Kreuz ist aufgerichtet von TerMoses Iffraelow zum Andenkeu an Barchudar, das gottgefällige Werk erforderte nicht wenig Mühe."

An den Säulen: Auf Gottes Befehl ist dieser Tempel nebst dem Glockenthurme im Namen des Heilandes und der Erzengel Michaël und Gabriel erbaut von Nerses und dem heiligen Sergius mit dessen 70 Begleitern."

An den Thüren: Ich, Mönch Mirkitsch, erbaute die Mauer. Hier ruht der Bischof David."

"

An der Wand: Zur Zeit des Petros Katholikos erbaute ich, Knecht Christi, Mönch Sergius, den Glockenthurm und das Kloster zum Ruhme meiner Seele und meiner Aeltern, Ter-Oganes und der Elisabeth, und aller Menschen. Christus, unser Gott, erhalte unsere Seele, daß wir das himmlische Reich empfahen.“

Central: Afrika.

Barth und Overweg in Central-Afrika.

Wieder ist ein Packet Briefe von den Herren Barth und Overweg im Innern Afrika's angekommen, aus welchen Herr Petermann dem Athenaeum folgenden Auszug giebt;

„Aus meiner leßten Mittheilung wird es in Erinnerung seyn, daß die beiden Reisenden am Ende des März v. J. von Kuka aus zwei besondere Reisen antraten, indem sich Dr. Barth füdöstlich nach dem Nil und Dr. Overweg füdwestlich nach dem Kawara wandte. Der Leßtere kehrte nach zwei Monaten zurück, nachdem er mit Erfolg eine wichtige Reise zurückgelegt hatte.

Die Rückkehr des Dr. Barth geschah dagegen erst am 20. August. Es war ihm gelungen, einen Theil von Baghirmi zu erforschen, einem mächtigen Königreiche zwischen dem Tschadsee und dem oberen Nil, welches vorher niemals von einem Europäer besucht worden war. Aus diesem Grunde stieß Dr. Barth auf einige Schwierigkeiten, zumal da der Sultan auf einem Feldzuge nach dem fernen Süden abwesend war. Er hatte indeß ohne viele Hindernisse Másena, die Hauptstadt des Landes, am 28. April erreicht, und dieser Ort bildete während der drei folgenden Monate sein Hauptquartier. Er liegt am Shary oder Asu, welcher dort eine ganz füdnördliche Richtung hat und in der Folge in den Tschadsee mündet.

Der Fluß, welcher das Land Loggene (Denham's Logun), westlich von Baghirmi, durchströmt, ist nicht der Shary, wie man bisher annahm, sondern einer seiner Nebenflüsse. Der wirkliche Name des Flusses von Loggene ist Loggeme und Sarbenel in seinem oberen Laufe, und es ist derselbe Fluß, welcher von den Reisenden früher bis zu dem Lande der Tuburis, über Musgow hinaus, verfolgt wurde. Der Loggeme verbindet sich mit dem Shary etwas unterhalb Kufferi, einem schon durch Denham bekannten Orte. Der lettere ift 600 Yards breit bei Másena, hat eine Strömung von drei englischen Meilen in der Stunde und ist durchaus ein herrlicher Fluß, der sich bis zum Becken des Nils ausdehnt.

Dr. Barth sammelte eine große Menge werthvoller Nachrichten über die Geschichte, Geographie und Ethnographie von Baghirmi und Waday, welche er einem an das auswärtige Amt adressirten Berichte einverleibt hat.

Während seines Aufenhaltes in Baghirmi machte der Doktor die Regen-Saison durch, welche dort in der ersten Hälfte des April beginnt. Als er im August nach Kuka zurückkehrte, hatten die von ihm durchreiften Länder ein überaus fruchtbares Aussehen, während die Flüsse bedeutend angeschwollen waren und seine Reise noch beschwerlicher machten. Er langte jedoch wohlbehalten in Kuka an und vereinigte sich mit seinem Gefährten in bester Gesundheit und frischestem Muth. Die beiden Reisenden gedachten noch einen Versuch zur Erforschung der Länder an der Ostseite des Tschadsees direkt von Kuka aus zu unternehmen. Dann werden sich ihre energischen Anstrengungen nach Süden richten, in der Hoffnung, den Indischen Ocean zu erreichen.

Die Freunde dieser Expedition haben Ursache, mit ihrem Erfolge zufrieden zu seyn und sich namentlich zu der vortrefflichen Gesundheit und dem ungeschwächten Muth der Reisenden Glück zu wünschen. Sie haben sich es zur Regel gemacht, die gefährliche Zeit nach dem Regen überall, nur nicht an den Ufern des Tschadsees, - jenes großen Behälters der ungeheuren, von den entferntesten Winkeln des inneren Afrika angesammelten Wassermassen - zuzubringen. Daraus ergiebt fich, daß, durch eine sorgfältige Beobachtung des Klimas und der Jahreszeiten, die Gefahren selbst einer solchen Gegend, wie das tropische Afrika, großentheils vermieden werden können."

Ferneren Mittheilungen von dieser wichtigen Expedition darf nun täglich entgegengesehen werden.

Mannigfaltiges.

- Die Ereignisse in Frankreich und die zuschauende Intelligenz. Herr St. Marc Girardin, dessen lichtvolle Betrachtungen über Zustände der Gegenwart, wie der Vergangenheit, die Leser des Magazins zu würdigen oft schon Gelegenheit hatten, hat kürzlich, unter dem einfachen Titel:,,Souvenirs de voyages et d'études", ein Buch herausgegeben, das nicht in die gewöhnliche Touristen-Literatur gehört, sondern das Angenehme mit dem Nüglichen, die leichte Skizze mit der ernsten Studie auf das sinnreichste verbindet. Es sind Reisen, die der Verfaffer bereits vor mehreren Jahren nach England, Italien und Deutschland, namentlich aber auch nach Griechenland und der Levante gemacht, welche ihm hier zu kurzen literarischen und wissenschaftlichen Auffäßen den Stoff geliefert. Jeder Freund des klassischen Alterthums wird das, was Herr St. Marc Girardin bei seiner Anschauung der durch die Geschichte berühmten Orte über ihre gegenwärtige Bedeutung sagt, mit wahrem Vergnügen lesen. Wir können es uns jedoch nicht versagen, eine Stelle der Vorrede hier zu übersehen, welche höchst bezeichnend

für das Verhältniß der Männer, die man als Repräsentanten der Intelligenz in Frankreich ansehen kann, zu den gegenwärtigen Zuständen dieses Landes ist. Herr St. Marc Girardin beantwortet nämlich die Frage, ob er sich denn ganz und gar von der politischen Betrachtung der Gegenwart zu den wissenschaftlichen Studien der Vergangenheit zurückgezogen, in nachstehender Weise:

"Ich gehöre einer Generation an, die um das Jahr 1814 in die Welt eingetreten ist und länger als dreißig Jahre die Praxis der politischen Erörterung der Dinge geübt, sich also an gewisse Betrachtungen und Studien gewöhnt hat, die sie nur mit Anstrengung ganz aufzugeben vermag. Das Alter und die Veränderung der politischen Inftitutionen können es ihr als rathsam erscheinen lassen, sich zurückzuziehen, und was mich betrifft, so gratulire ich mir seit der traurigen Revolution von 1848 täglich dazu, daß ich nichts weiter mehr als Zuschauer der Dinge da unten bin. Die Zurückgezogenheit ist jedoch nicht mit Abgestumpftheit zu verwechseln, und wenn uns auch das Mithandeln nicht mehr gefällt und kleidsam ist, so bleibt uns doch das Beobachten unverwehrt. Ich finde mich sehr wohl darein, die Anderen handeln zu sehen, und ich empöre mich nicht über die häufigen Veränderungen der Gestalt der Welt. Alte Seeleute und selbst diejenigen, die bloße Matrosen gewesen sind, sehen immer noch gern die zum Abgange bestimmten Fahrzeuge ausrüsten und lieben es, den Manövern der jungen Seeleute mit dem Auge zu folgen, wobei sie ihnen aufrichtig wünschen, daß sie mehr Glück haben mögen, als sie selbst gehabt. Das sind auch meine Empfindungen, wenn ich die wechselvollen Ereignisse unserer politischen Welt beobachte. Ich hege weder Groll, noch Verdruß, aber ich fühle mich auch nicht gedemüthigt in meinen Erinnerungen, und ich gebe keinesweges zu, daß dreißig Jahre des Friedens und der Freiheit ein bloßer Traum gewesen seyen. Ein Traum, der so lange gedauert, wie das Leben einer Menschen-Generation, hat auf die Achtung aller Zeiten Anspruch."

Europäischer Landkarten-Katalog. Der um die geographische Wissenschaft viel verdiente, auch in weiteren Kreisen durch Herausgabe der Reymannschen Karte von Deutschland bekannte preußische Oberst und Chef des großen trigonometrischen Büreaus, von Desfeld, hat bei seinem Ableben eine Arbeit im Manuskript hinterlassen, die wohl einzig in ihrer Art zu nennen ist und darum verdiente, entweder durch den Druck vervielfältigt zu werden, oder doch in den Besiß einer öffentlichen Lucher- und Handschriften-Sammlung überzugehen. Herr v. Desfeld hat an diesem Werke, einem vollständigen europäischen Landkarten - Katalog, von den Anfängen der modernen Kartographie bis zum neunzehnten Jahrhundert, während einer Reihe von Jahren gearbeitet, und nur der Tod hat ihn an der Vollendung des Werkes bis auf die neueste Zeit gehindert. Das Ganze ist nach einem sehr übersichtlichen Plane in französischer Sprache abgefaßt und würde dadurch auch für jede Bibliothek des Auslandes eine geeignete Erwerbung seyn. Der Katalog zerfällt in zwei Abtheilungen: 1) Landkarten und 2) Grundriffe und umfaßt 593 Manuskriptbogen, von de= nen 244 auf die Landkarten und 349 auf die Grundrisse kommen. Bei jeder einzelnen Karte sind nic. blos Titel, Name des Verfassers, Ort und Jahr der Erscheinung, Proportion und Dimensionen ange= geben, sondern auch genaue Beschreibungen der darauf befindlichen Zeichnungen, verbunden mit einer kurzen Kritik, hinzugefügt. Von den einzelnen Ländern nimmt Deutschland mit seinen verschiedenen Staaten, Provinzen und Kreisen allerdings die größte Bogenzahl ein, doch find auch alle übrigen europäischen Länder in reichem Maße bedacht; so kommen namentlich auf die Karten von Italien 20, von Frankreich 13, von der Schweiz 11, von der Türkei und Griechenland 8, auf die Grundriffe von Großbritannien 20 und auf die von Frankreich 96 Manuskript-Bogen. Es würde uns freuen, wenn wir durch diese Notiz etwas dazu beitrügen, daß das mit unendlicher Sorgfa't zusammengetragene Werk eine seiner und der kartographischen Wissenschaft würdige Stelle in einer Bibliothek Deutschlands oder auch des Auslandes fände.")

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M. v. Desfeld in Berlin, wird auf an ihn zu richtende Anfragen gern noch *) Der Sohn des verstorbenen Verfassers, Herr Kammergerichts- Assessor speziellere Auskunft über den Gegenstand ertheilen.

Böchentlich erscheinen 8 Nummern. Breis jährlich 8 Thlr. 10 Sgr., halbjährlich 1 Thlr. 20 Sgr. und vierteljährlich 25 Sgr., wofür das Blatt im Julande portofrei, und in Berlin frei ins Haus geliefert wird.

No 7.

für die

Beftellungen werden von jeder deutschen Buchhandlung (in Berlin bei Beit u. Comp., Jägerfir. Nr. 25, und beim Spediteur Reumann, Niederwallfir. Nr.21), so wie von allen königl. Poft-Nemtéru, angenommen.

Literatur des Auslandes.

Rußland.

Skizzen aus dem Kaukasus.

Berlin, Sonnabend den 15. Januar

1. Ein russischer Offizier als Gefangener bei den
Bergvölkern.*)

Im Jahre 1836 (so erzählt der russische Major, Baron Tornau,) erhielt ich von dem derzeitigen kaukasischen Corps-Commandeur, General - Adjutanten Baron Rosen, den Auftrag, die Küste des Schwarzen Meeres zwischen dem Fluffe Ssaki und der Festung Gelendjik zu rekognosziren; der Befehlshaber des Kordon am Kuban, Generalmajor Saß, übernahm es, zu solchem Zwecke Führer unter den ihm bekannten Eingebornen auszuwählen. Im Auguft dieses Jahres stellte er mir in der Festung Protschni-Okop als solche die kabardinischen Abreken, den Fürsten Aßlan-Hirei-Beßlanov und die Usdene Lambiew und Tschanaida- Chadschi, mit dem Bemerken vor, daß er sie nicht allein als kühne und dem gefährlichen Unternehmen, einen russischen Offizier durch die feindlichen Völkerstämme zu geleiten, vollkommen gewachsene Männer kenne, sondern auch in AbatBeslinei einen Bürgen für sie besige. Ich gab dem Generalmajor Saß Gehör, hüllte mich in ein tscherkeffisches Gewand und fuhr zuerst mit dem Abasen - Fürsten, Mamat-Hirei-lëw, meinem Dolmetsch, vom Kuban nach Wosnessenst. Der Fürst hatte unter den Abasen viele Feinde und unterwarf sich, gleich mir, einer Gefahr auf dem Wege. Zwei Tage darauf reiste ich mit Tambiew und Chadschi Dschanaid zu dem Hause des Leßteren, am Fluffe Wentuchwa, zehn Werft jenseits des Flüßchens Ssagsascha, mitten unter den NiederLaffungen der freien Abasen. Vom 3. bis zum 8. September erwartete ich daselbst den Fürsten Aßlan-Hirei; endlich kam er, entschuldigte sein Zögern, bat, man möge seine Besigung am Fluffe Kudschips, noch funfzehn Werft weiter, besuchen, und eröffnete endlich, er wage es nicht selbst, von hier aus bis zur Küste des Schwarzen Mee res zu dringen, weil die Schapfugen ihn noch nie gesehen, sondern er überlasse seine Verpflichtung dem Lambiew und dem Dschanaid und gebe noch zwei Abreken aus der Kabarda, Margussew und Schaugen, hinzu. Die wohl erkünftelte Treuherzigkeit in dem Benehmen Aßlan-Hirei's und seiner Genoffen nahm mich vollständig für sie ein, ich traute ihnen.

In der Nacht vom 9. auf den 10. September verließ ich mit der angegebenen Begleitung den Fürsten Aßlan-Hirei. Der Weg führte an dem Kudschips hinauf. Wir begegneten zweien Männern, der eine von ihnen, Tuma Tembot Chamursin, der Bruder des Für Ken Aßlan-Hirei und Freund des Lew, redete diesen an und hielt ihn dadurch auf wie ich später erfuhr, um den Fürften Lew von Lëw mir zu trennen. Bald aber baten die übrigen Begleiter, Halt machen zu dürfen, damit Lew fie einholen könne; sie sprangen von ihren PferDen, umringten mich, fielen über mich her, und in einem Augenblicke war ich entwaffnet und gefeffelt, da ich kaum eben ihre Absichten erkannte. Meine nunmehrigen Gebieter gaben den Leuten, welche Löw aufgehalten, ein Zeichen; er kam herangeritten, und seine erste Frage war - solle er mit mir sein Leben verlieren? Da ich sein Verhält niß zu den Eingebornen kannte, befahl ich ihm, zum Kuban zurückzukehren und mein (Unheil zu melden; acht Tage mußte er jedoch noch bei Tuma Tembot Chamursin verweilen, damit General Saß nicht zu früh von dem Verrathe meiner Begleiter Nachricht erhalte. Ich ward zu Tambiew geführt, in dessen Hause ich zwei Jahre und zwei Monate als Gefangener verbringen sollte.

Vom ersten Tage bis zum leßten meiner Gefangenschaft erklärte ich auf die Anfrage wegen eines Lösegeldes, daß der Freikauf jeßt den Ruffen verboten und nur ein Austausch von Gefangenen gestattet sey, jedenfalls jedoch für mich nicht mehr als ein oder zwei Mann geboten werden, da es in Rußland an Offizieren nicht mangele und ein verLorner sofort durch zwei neue erseßt werde. Am zweiten Tage meines Aufenthalts bei Tambiew wurden mir Fesseln angelegt und dieselben nur zuweilen für höchftens einige Tage abgenommen, wenn meine *) Kaвказb, 1852 Nr. 1 und 2.

1853.

schwindenden Kräfte den gänzlichen Verlust meiner Person in Ausficht brachten. Geld, Uhr, Waffen und Pferd verlor ich sofort. Kleidungsstücke und Wäsche blieben mir, bis Tambiew, selbst der ärmste unter den kabardinischen Abreken, sie mir allmälig entzog und ich endlich nur einen schlechten Oberrock und eine Kapuze auf dem nackten Körper besaß, am Ende meiner Gefangenschaft gar nur einen Pelz ohne Ueberzug. Von der kaukasischen Linie her schickte man mir bisweilen Wäsche, doch nur ein Theil derselben erreichte mich, und auch diese mußte ich mit meinem Wirthe oder dessen Kindern theilen, und nicht selten war ein von mir fortgeworfenes durchlöchertes Hemd der Kopfpuß der zehnjährigen Tochter. Die Armuth und der Mangel an Bekleidung sind bei den Abasen so groß, daß nur die Hälfte der Männer ein Hemd besißt, die anderen tragen Tscherkeßken, der größte Theil der Kinder läuft bis zum zehnten Jahre und länger nackt oder in Lumpen umher; der Pelze und Burken giebt es so wenige, daß, als die Abasen einft zu Zwei- oder Dreitausend einen Ausfall auf die Linie unternahmen, nur ein Tausend an der Laba ankam, die übrigen durch Kälte, Regen und Sturm zur Rückkehr genöthigt wurden. Ihre Waaren, namentlich ein grobes Baumwollen-Zeug (Bos), tauschen sie bei den Türken gegen Weiber und Kinder ein, bisweilen auch Leinwand bei den Armeniern von der Linie, gegen russische Gefangene. Meine Speise bestand im Sommer aus Hirse und Milch, im Winter aus Hirse und Käse oder gesalzenem Schöpfenfleisch; mangelte es an Hirse, so mußte man sich mit Kürbiffen begnügen. - Der Winter machte meinen Zustand gar unerträglich, aus Mangel an Kleidern litt ich in der schlechten Behausung sehr durch die Kälte, ich und meine Bewachung lagerten uns dann um ein Feuer, das inmitten der Hütte angezündet ward.

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Förmliche Beleidigungen wurden mir nicht zu Theil, im Gegentheil begegneten mir die kabardinischen Abreken und die Abafen selbst, die geschworenen Feinde der Ruffen, mit aller Artigkeit; wenn Tambiew mit mir bisweilen ein fremdes Haus besuchte, wurde ich nach Möglichkeit gut bewirthet und mir alle Ehre eines angesehenen Gastes erwiesen; der Fürst Aßlan-Hirei, welchen ich einigemal antraf, empfing mich nur stehend und seßte sich nicht früher, als ich. Die Weiber, besonders die Mädchen, welche bei den Tscherkessen frei umhergehen, brachten mir bisweilen Speise und bemühten sich, meine Zeit durch Gesang und Tanz zu kürzen.

Lambiew errichtete ein Bretterhaus, deckte es mit Schindeln und verschmierte es mit Erde; in dieses steckte er mich hinein, damit Niemand heimlich zu mir heranschleichen könne. Ich verfiel einem nervösen Gallenfieber, war während zwei Wochen besinnungslos und erinnere mich nur deffen, daß die Tscherkessen meine Krankheit für eine fimulirte ansahen und mich während derselben defto enger banden und desto schärfer bewachten; ich genas ohne ärztliche Hülfe, gerade zu der Zeit, als General Saß im Jahre 1836, nachdem er den ganzen Herbst hindurch die Abasen mit Ueberfällen beunruhigt hatte, seine Urlaubsreise antrat.

Die Abasen und die Kabardiner, welche sich bei diesen aufhalten, pflegen nach der Aerndte ihre Wohnungen an dem Weißen Bache und dem Kudschips zu verlassen und in die Wälder zu ziehen, aus welchen sie im Frühling der Waffermangel wieder an die freieren Stellen und an die Ufer der Flüsse zu kommen nöthigt, während Ueberschwemmungen und dichte Waldungen sie vor den Streifzügen der Ruffen schüßen. Auch Tambiew zog in den dunklen Wald, fünf Werft von dem Flusse Kudschips, er fürchtete die Ruffen aber so sehr, daß er bei der ersten Nachricht von ihrer Ankunft an der Laba mit mir und seiner Familie in die Gebirgsschluchten flüchtete.

Im Laufe der ersten Monate meiner Gefangenschaft versuchte General Saß einigemal mich zu befreien, aber vergebens; die Kabardiner hatten fast stets frühzeitig von seinen Absichten Kunde erhalten und verschärften alsdann meine ohnehin schon sorgfältige Bewachung. Auch der Nogaizen-Fürst, Tembulat-Karamursin, welcher von dem Jahre 1835 her, da ich ihm die Wiedererlangung seiner Befizungen und seine Rückkehr an den Kuban vermittelte, mir verpflichtet war, bestrebte sich umsonst, meine Fesseln zu lösen. Als General Saß den Kuban verlassen, redete Karamurfin dem Abreken ein, meine Freiheit sey das einzige Mittel zum Frieden mit den Ruffen: er kam selbst im

Januar 1837 zu den Abasen und nahm von mir einen Brief an den Baron Rosen mit, in welchem ich nur die Worte des Fürsten AslanHirei und seiner Genoffen wiederholte, daß sie bereit seyen, alles von Karamursin Vorgeschlagene zu erfüllen, wenn der Corps-Commandeur dafür ihnen volle Amnestie zugestehe und ihnen die bei der Flucht aus der Kabardei gefangenen Bauern zurückgebe. Der Fürst Karamursin, welcher zu dem Corps-Commandeur nach Tiflis beschieden wurde, kehrte von dort im März zurück, von dem dem Aßlan-Hirei ertheilten Bescheide konnte ich aber nichts erfahren, weil ich kara mursin nicht mehr wiedersah. Tambiew behauptete, Aßlan-Hirei gehe nicht auf die ihm gestellten Bedingungen ein, er selbst aber sey zu Allem bereit, um bei der russischen Regierung Begnadigung zu erlangen. In der Folge hörte ich jedoch, der Fürst Aßlan-Hirei habe für die Unterwerfung gestimmt, Tambiew dagegen vorher den Austausch meiner Person gegen seine Bauern verlangt. Tambiew verließ wegen dieser Mißverständnisse den Aul des Aklan-Hirei und ließ sich bei dem Abasen-Aeltesten, Daur-Amisch-Hirei, nieder, dem er gemeingemein schaftliche Blutrache zuschwor: dadurch schnitt er dem Aßlan-Hirei sowohl, als dem Chadschi-Dschanaid, jede Möglichkeit ab, etwas ohne Zu ftimmung seines Beschüßers für meine Befreiung zu thun. Der Aul des Daur-Amisch-Hirei liegt im Walde zwischen den Flüssen Pschacha und Kudschips, zehn Werst von dem ersteren entfernt, in diesem verlebte ich die übrigen zwei Jahre meiner Sklaverei.

General Weljaminov schickte zum Fürsten Aßlan-Hirei die Offiziere Abat Schachhirei und Tambiew Tlekeß, um ihn und seine Freunde zu meiner Befreiung zu bewegen. Tambiew leugnete in meiner Gegenwart die ihm gemachten Anträge und verlangte ein Lösegeld, mich mit dem Tode bedrohend, falls ich nicht selbst den General darum anginge. Ungeduldig und aufgebracht, schrieb ich dem General Weljaminow und bat unr Bestrafung der Verräther.

Der

der, ihrer Aufmerksamkeit entgehend, die Küfte des Meeres entlang von dem Fluffe Ssascha nach Abchasien zu ziehen vermocht hatte; fie verkehrten freundlich mit mir, und einige boten mir ihre Dienste bei Beförderung von Briefen in eine der Strandfestungen an. Schapfuge Schmitripsch-Islam, welcher bemerkte, daß es mir an Taback fehle, ritt in vier Tagen von dem Aul zum Strand und brachte mir einen Okol (drei Pfund) türkischen Tabacks. Molla-Abdullah, ein Tátar aus Kasan, welcher aus Stambul zurückkehrte, steckte mir heimlich eine englische Feile mit der Beschwörung zu, zum dritten male mein Glück in der Flucht zu suchen, ich konnte aber nicht daran denken, diesem Rathe Folge zu leisten.

In den ersten Tagen des November kam ganz unerwartet der Fürst Tembulat-Karamursin an; es ward ihm gestattet, mich zu besuchen. Er eröffnete mir, daß der Fürst Aßlan-Hirei von seinem Vetter AdelHirei getödtet sey, und daß Tambiew, von meinem Krankseyn überzeugt, jest ein geringes Lösegeld zu nehmen erbötig sey, daß er, Karamursin, aber mit Hülfe seines Bekannten Chadschi Ojanseid ein Mittel gefunden habe, mich zu befreien, indem ich nämlich, unter dem Vorwande meiner schwachen Gesundheit und der Armuth des Tambiew, gegen eine Bürgschaft von 1500 Rubel Silber in das Haus des Ojanseid übergeführt werde. Solches geschah in der That sechs Tage nach diesem Besuche. In meinem neuen Aufenthaltsorte verblieb ich nur einen Tag. In der Nacht des 9. November kam der Fürst Karamursin mit zwei Freunden und meinem Führer aus dem Stamme der unterworfenen Abasen herangeritten, befreite mich, und wir eilten dem Weißen Bache zu. In der Frühe seßten wir über diesen Fluß, den Vormittag verbrachten wir im Walde, dann ritten wir die ganze Nacht hindurch, endlich am 11 ten Morgens langte ich in der Festung Wosnessenst an. Meine Gefangenschaft hatte demnach gedauert vom 9. September 1836 bis zum 9. November 1838.

Italien.

(Fortseßung.)

Nachdem ich den harten Winter von 1837 durchlitten, beruhte im Frühjahr meine einzige Hoffnung auf der Flucht. Ich entschloß mich, sie zu versuchen. Von seinen Streifereien brachte Tambiew im Frühjahr 1838 einen Nogaizen aus Tochmanysch und bald darauf einen Kosaken vom donischen Epiphan-Regiment, den er in der Nähe Literatur über die Unabhängigkeits-Bestrebungen der Italianer. Der Festung Wosneffenst ergriffen, heim; außer diesen befand sich im Aul noch eine vor acht Jahren bei der Plünderung des Dorfes NesJobny gefangene Russin. Auch in den anderen Abasendörfern sah ich gefangene Russen, doch meist Weiber und Kinder. Der Nogaize, welcher einigemal die Flucht versucht hatte, befand sich in Ketten, der Kosak und ich gingen frei umher, übernachteten aber in verschiedenen Häusern. - Nachdem ich mit dem Kosaken ein Stelldichein verab redet, verließ ich in einer der lezten Nächte des April den Aul. Der Kosak war zu derselben Zeit davon geschlichen, hatte sich aber im Walde verirrt, und so trafen wir nicht zusammen; ich hatte ihm Proviant und Fußbekleidung, ein beimliches Geschenk der Ruffin, abge geben, und er erreichte glücklich Wosnessenst. Ohne Speise, ohne Echuhe, ohne Begleiter versuchte ich mein Heil und schritt auf den Weißen Bach zu. Vier Tage lang wanderte ich über Berge, durch Wälder und Schluchten, gegen einen heftigen Regen fand ich keinen Schuß. Am fünften Tage verließen mich die Kräfte, und von Hun ger, Kälte und Anstrengungen ermattet, sank ich im Walde nieder, meine Füße waren von Wunden bedeckt, ich konnte nicht weiter. Zwei fremde Abasen fanden mich in solchem Zustande und lieferten mich dem Aul aus, dem ich entwichen. Tambiew empfing mich ohne Aergerniß, im Gegentheil ließ er meine Speise verbessern, ich ward je doch gefeffelt und mit dem Nogaizen in dasselbe Haus einquartiert.

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Als meine Füße genesen waren, überredete ich den Nogaizen aber mals zur Flucht. Durch achtzehntägige Arbeit mit einem harten Steine löfte ich meine Kette, zerbrach das Schloß an den Fesseln des Nogaizen, - und in einer der ersten Julinächte kehrten wir dem Aul den Rücken zu. Am sechsten Tage erreichten wir den Weißen Bach, unseren Hunger mit Roggen- und Weizenköruern, die eben gereift waren, stillend. Des Tages verbargen wir uns in den Wäldern, in der Nacht schritten wir fürbaß, bald über Stock und Stein, bald auf gebahnten Wegen. Durch den Weißen Bach versuchten wir zu waten, geriethen aber in eine tiefe Stelle, und ohne bis dahin' schwimmen zu können, half ich mir zum jenseitigen Ufer hinüber, dem Nogaizen erging es eben so. An demselben Tage aber erreichten uns die Verfol ger, und ich mußte wieder in Tambiew's Haus zurückkehren.

Er veränderte nicht sein Benehmen gegen mich, ich wurde nur für den Neft des Sommers in einem von Brettern erbauten Thurm ohne Fenster eingeschlossen. Der frischen Luft und des Lichtes ent behrend, war ich einigemal der Verzweiflung nahe, zog es jedoch endlich vor, mit Geduld das Ende meiner Leiden zu erwarten. Gestörte Gesundheit und Schwäche des Körpers führen den Geist zur Hoffnung. Meine Lage war eine so üble, daß sie selbst die Aufmerksamkeit der Abasen auf sich zog, die offenbar dem Tambiew ihre Unzufriedenheit zu erkennen gaben und ihm häufig riethen, mein Loos zu erleichtern, worauf er nicht einging. Während dieser Zeit besuchten mich einige Nbychen und Schapfugen, wie sie sagten, um einen Ruffen zu sehen,

Am 11. August 1847 berichtet der Konsul Dawkins von Mailand, daß die österreichischen Truppen in Ober-Italien sich ansehnlich vermehren, und besonders die Kroaten, gegen welche man in diesem Lande einen besonderen Abscheu habe. An demselben Lage berichtete der Konsul More aus Ancona, daß die österreichische Besaßung in Ferrara die dortige Bevölkerung vielfach zu beleidigen und besonders die Nationalgarde zu reizen suche, daß aber die Haltung der Italiäner sehr besonnen sey. Am 19. August wies Lord Palmerston den Gesandten in Wien an, dem Fürsten Metternich die Versicherung zu geben, daß man nicht an eine Aenderung des Status quo in Italien ohne die Uebereinstimmung aller Mächte denke, welche an dem Wiener Kongreß theilgenommen hätten. Was aber den gegenwärtigen Zustand Italiens betreffe, so gäbe es noch ein anderes Recht, welches eben so der Souverainetät anklebe, als das der Selbsterhaltung und Vertheidigung, nämlich das Recht, solche Reformen und solche Neuerungen in der inneren Verwaltung vorzunehmen, welche zum Wohlseyn der regierten Völker nothwendig sind. Da nun einige der italiänischen Monarchen jezt bereit wären, dieses ihnen zustehende Recht auszuüben, so hoffe das englische Kabinet, daß die österreichische Regierung ihren Einfluß in Italien dazu benügen werde, fene Souveraine in einem so empfehlenswerthen Streben zu unterstüßen, um so mehr da das italiänische Volk wohlbegründete Ursache zu vielfacher Unzufriedenheit habe, und es sey nicht zu verwundern, daß in Neapel und Rom Leute, welche seit so vielen Jahren gerechte Beschwerden umsonst angebracht hätten, bei der Hoffnungslosigkeit eines Erfolges bei ihren Fürsten, auf außerordentliche Pläne eingegangen; doch da der Papst jest selbst sich geneigt zeige, Konzessionen zu machen, so müffe man höffen, daß Oesterreich, welches am meisten bei der Aufrechthaltung der Ruhe in Italien betheiligt sey, bemüht seyn werde, dort die nothwendigen Reformen zur Ausführung bringen zu lassen.

Diese Erklärung, würdig einer großen freien Nation, blieb kein Geheimniß; allein darauf beschränkt sich auch die so viel besprochene Einmischung der Engländer, denen man förmliche Aufreizung der ItaTiäner Schuld gegeben hat.

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Der Verfaffer dieses Archivs theilt sodann eine Depesche des englischen Gesandten in Turin, Sir R. Abercromby, an sein Ministerium vom 9. August mit, nach welcher Metternich den fleineren Staaten Italiens angekündigt habe, daß sie von österreichischen Truppen würden besezt werden, wenn die bisherige Bewegung nicht aufhöre, daß aber der König von Sardinien geäußert habe: wie dies eine unver antwortliche Einmischung der österreichischen Regierung in die inneren Angelegenheiten dieser Staaten sey. Am 9. September zeigte ber General-Konsul Dawkins seinem Ministerium an, daß der Widerwillen gegen die öfterreichische Regierung in ftetem Zunehmen, ohne daß jedoch eine förmliche Organisation daraus hervorgegangen sey;

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