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Ich.

Ja doch, ja! Alles wie's Euch gefällt.

Er.

Was machtet Ihr damals in der Allee der Seufzer?

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Ohne ein Wort davon zu verstehen. Nicht wahr, dahin wolltet Ihr?

Getroffen!

Er.

Ich.

Ich lernte, indem ich_andre unterrichtete, und ich habe einige gute Schüler gezogen.

Er.

Das ist möglich. Aber es geht nicht mit der Musik, wie mit der Algebra oder Geometrie. Jezt, da Ihr ein stattlicher Herr seyd

Ich.

Nicht so gar stattlich.

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Noch nicht: denn ihre Mutter besorgt die Erziehung. Man mag gern Frieden im Hause haben.

Er.

Frieden im Hause, bei'm Henker! den hat man nur, wenn man Knecht oder Herr ist, und Herr muß man seyn. Ich hatte eine Frau, Gott sey ihrer Seele gnådig! aber wenn sie manchmal stöckisch wurde, seßte ich mich auf meine Klauen, entfaltete meinen Donner und sagte wie Gott: es werde Licht, und es ward Licht. Auch haben wir in vier Jahren nicht zehnmal im Eifer gegen einander unsere Stimmen erhoben. Wie alt ist Euer Kind?

Ich.

Das thut nichts zur Sache.

Er.

Wie alt ist Euer Kind?

Ich.

In's Teufels Namen, laßt mein Kind und sein Alter! Reden wir von den Lehrmeistern, die sie haben

wird.

Er.

Bei Gott! so ist doch nichts störriger, als ein Philosoph. Wenn man Euch nun ganz gehorsamst båte, könnte man von dem Herrn Philosophen nicht erfahren, wie alt ungefähr Mademoiselle seine Tochter ist?

Ich.

Acht Jahre könnt Ihr annehmen.

Ér.

Acht Jahre! Schon vier Jahre sollte sie die Finger auf den Tasten haben.

Ich.

Aber vielleicht ist mir nicht viel daran gelegen, in den Plan ihrer Erziehung ein solches Studium einzuflechten, das so lange beschäftigt und so wenig nåßt.

Er.

Und was soll sie denn lernen, wenn's beliebt?

Ich.

Vernünftig denken, wenn's möglich ist, eine seltne Sache bei Männern und noch seltner bei Weibern.

Er.

Mit Eurer Vernunft! Laßt sie hübsch, unterhaltend, coquett seyn.

Ich.

Keineswegs! Die Natur war stiefmütterlich genug gegen sie und gab ihr einen zarten Körperbau mit einer fühlenden Seele, und ich sollte sie den Mühseligkeiten des Lebens aussehen, eben als wenn sie derb gebildet

und mit einem ehernen Herzen geboren wåre? Nein, wenn es möglich ist, so lehre ich sie das Leben mit Muth ertragen.

Er.

Laßt sie doch weinen, leiden, sich zieren und gereizte Nerven haben, wie die andern, wenn sie nur hübsch, unterhaltend und coquett ist. Wie, keinen Tanz?

Ich.

Nicht mehr als nöthig ist, um sich schicklich zu neigen, sich anständig zu betragen, sich vortheilhaft darzustellen und ungezwungen zu gehen.

Keinen Gesang?

Er.

Ich.

Nicht mehr als nöthig ist, um gut auszusprechen.

Keine Musik?

Er.

Ich.

Gåbe es einen guten Meister der Harmonie, gern würde ich sie ihm zwey Stunden täglich anvertrauen, auf ein oder zwey Jahre, aber nicht länger.

Er.

Und nun an die Stelle so wesentlicher Dinge, die Ihr ablehnt

Ich.

Sehe ich Grammatik, Fabel, Geschichte, Geogra phie, ein wenig Zeichnen und viel Moral.

Er.

Wie leicht wäre es mir Euch zu zeigen, wie unnütz alle diese Kenntnisse in einer Welt, wie die unsrige, sind. Was sage ich unnüß, vielleicht gefährlich. Aber daß ich bei einer einzigen Frage bleibe, muß sie nicht wenigstens ein oder zwey Lehrer haben?

Ganz gwiß.

Ich.

Er.

Ah, da sind wir wieder. Und diese Lehrer, glaubt Ihr denn, daß sie die Grammatik, die Fabel, die Geschichte, die Geographie, die Moral verstehen werden, worin sie Unterricht geben? Possen, lieber Herr, Possen. Besåßen sie diese Kenntnisse hinlänglich um sie zu lehren, so lehrten sie sie nicht.

Und warum?

Ich.

Er.

Sie hatten ihr Leben verwendet sie zu studiren. Man muß tief in eine Kunst oder eine Wissenschaft gedrungen seyn, um die Anfangsgründe wohl zu besißen. Classische Werke können nur durch Männer hervorgebracht werden, die unter dem Harnisch grau geworden sind. Erst Mittel und Ende klåren die Finsternisse des Anfangs auf. Fragt Euern Freund Herrn d'Alembert, den Chorführer mathematischer Wissenschaften, ob er zu gut sey, die Elemente zu lehren. Nach dreyßig oder vierzig Jah

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