Billeder på siden
PDF
ePub

Existenz erhöht, ihn dort gleichsam schwebend erhålt und um das Gefühl seines Daseyns so wie um die verflieBende Zeit betriegt.

Homers Gesänge werden schon seit Jahrtausenden gefaßt, ja mitunter begriffen und wer bringt etwas Aehnliches hervor? Was ist faßlicher, was ist begreiflicher als die Erscheinung eines trefflichen Schauspielers? Er wird von tausenden und aber tausenden gesehen und bewundert und wer vermag ihn nachzuahmen?

Eigenschaften eines åchten Coloristeń.

Wahrheit und Harmonie.

Wer ist denn

,,für mich der wahre, der große Colorist? Derjenige, ,,der den Ton der Natur und wohl erleuchteter Gegen,,stånde gefaßt hat und der zugleich sein Gemåhlde in ,,Harmonie zu bringen wußte."

Ich würde lieber sagen: Derjenige welcher die Farben der Gegenstände am richtigsten und reinsten, unter allen Umstånden der Beleuchtung, der Entfernung u. s. w. lebhaft faßt und darstellt und sie in ein harmonisches Verhältniß zu sehen weiß.

An wenig Gegenständen erscheint die Farbe in ihrer ursprünglichen Reinheit, selbst im vollsten Lichte, fie wird mehr oder minder durch die Natur der Körper, an denen sie erscheint, schon modificirt und überdieß sehen wir sie noch, durch stärkeres oder schwächeres Licht, durch Beschattung, durch Entfernung, ja endlich sogar durch

mancherlei Trug auf tausenderlei Weise, bestimmt und verändert. Alles das zusaminen kann man Wahrheit der Farbe nennen, denn es ist diejenige Wahrheit, die einem gesunden, kräftigen geübten Künstlerauge er scheint. Aber dieses Wahre wird in der Natur selten harmonisch angetroffen, die Harmonie ist in dem Auge des Menschen zu suchen, sie ruht auf einer innern Wirkung und Gegenwirkung des Organs, nach welchem eine gewisse Farbe eine andere fordert und man kann eben so gut sagen, wenn das Auge eine Farbe sieht, so fordert es die harmonische, als man sagen kann die Farbe, welche das Auge neben einer andern fordert, ist die harmonische. Diese Farben, auf welchen alle Harmonie und also der wichtigste Theil des Colorits ruht, wurden bisher von den Physikern zufällige Farben genannt.

Leichte Vergleichung. Nichts in einem ,,Bilde spricht uns mehr an, als die wahre Farbe, sie ist ,,dem Unwissenden wie dem Unterrichteten verständlich.“

Dieses ist in jedem Sinne wahr; doch ist es nöthig zu untersuchen, was denn diese wenigen Worte eigentlich sagen wollen? Bei allem, was nicht menschlicher Körper ist, bedeutet die Farbe fast mehr als die Gestalt, und die Farbe ist es also wodurch wir viele Gegenstånde eigentlich erkennen, oder wodurch sie uns interessiren. Der einfårbige, der unfarbige Stein, will nichts sagen, das Holz wird durch die Mannichfaltigkeit seiner Farbe

nur bedeutend, die Gestalt des Vogels ist uns durch ein Gewand verhüllt, das uns durch einen regelmäßigen Farbenwechsel vorzüglich anlockt. Alle Körper haben gewissermaßen eine individuelle Farbe, wenigstens eine Farbe der Geschlechter und Arten; selbst die Farben künstlicher Stoffe sind nach Verschiedenheit derselben verschieden, anders erscheint Cochenille auf Leinwand, anders auf Wolle, anders auf Seide. Tafft, Atlas, Sammt, obgleich alle von seidnem Ursprung, bezeich= nen sich anders dem Auge, und was kann uns mehr reizen, mehr ergohen, mehr täuschen und bezaubern, als wenn wir auf einem Gemählde das Bestimmte, Lebhafte, Individuelle eines Gegenstandes, wodurch er uns zeitlebens angesprochen, wodurch er uns allein bekannt ist, wieder erblicken? Alle Darstellung der Form ohne Farbe ist symbolisch, die Farbe allein macht das Kunstwerk wahr, nåhert es der Wirklichkeit.

Farben der Gegenstände.

Farbe des Fleisches. Man hat behauptet, ,,die schönste Farbe in der Welt sey die liebenswürdige ,,Rothe, womit Unschuld, Jugend, Gesundheit, Be„scheidenheit und Scham die Wangen eines Mädchens ,,zieren, und man hat nicht nur etwas Feines, Rühren,,des, Zartes, sondern auch etwas Wahres gesagt; denn ,,das Fleisch ist schwer nachzubilden; dieses saftige Weiß, „überein, ohne Blaß, ohne matt zu seyn; diese Mi

,,schung von Roth und Blau, die unmerklich durch (das ‚Gelbliche) dringt, das Blut, das Leben, bringen den ,,Coloristen in Verzweiflung. Wer das Gefühl des

"

"

Fleisches erreicht hat, ist schon weit gekommen, das ,,Uebrige ist nichts dagegen. Tausend Mahler sind ge= ,,storben, ohne das Fleisch gefühlt zu haben, tausend ,,andere werden sterben, ohne es zu fühlen.“

Diderot stellt sich mit Recht hier auf den Gipfel der Farbe die wir an Körpern erblicken. Die Elementarfarben, welche wir bei physiologischen, physischen und chemischen Phänomenen bemerken und abgesondert erblicken, werden, wie alle andern Stoffe der Natur, veredelt, indem sie organisch angewendet werden. Das höchste organisirte Wesen ist der Mensch, und man erlaube uns, die wir für Künstler schreiben, anzunehmen, daß es unter den Menschenracen innerlich und äußerlich vollkommner organisirte gebe, deren Haut, als die Oberfläche der vollkommenen Organisation, die schönste Farbenharmonie zeigt, über die unsere Begriffe nicht hinausgehen. Das Gefühl dieser Farbe des gesunden Fleisches, ein thẳtiges Anschauen derfelben, wodurch der Künstler sich zum Hervorbringen von etwas Aehnlichem geschickt zu machen strebt, erfordert so mannichfaltige und zarte Operatio= nen, des Auges sowohl als des Geistes und der Hand, ein frisches jugendliches Naturgefühl und ein gereiftes Geistesvermögen, daß alles andere dagegen nur Scherz und Spielwerk, wenigstens alles andere in dieser höchsten

Fähigkeit begriffen zu seyn scheint. Eben so ist es mit der Form. Wer sich zu der Idee von der bedeutenden und schönen menschlichen Form empor gehoben hat, wird alles übrige bedeutend und schön hervorbringen. Was für herrliche Werke entstanden nicht, wenn die großen, sogenannten Historienmahler sich herabließen, Landschaften, Thiere und unorganische Beiwerke zu mahlen !

Da wir übrigens mit unserm Autor ganz in Einstimmung sind, so lassen wir ihn selbst reden.

,,Ihr könntet glauben daß, um sich im Colorit zu be„stårken, ein wenig Studium der Vögel und der Blu,,men nicht schaden könnte. Nein, mein Freund, nie,,mals wird euch diese Nachahmung das Gefühl des ,,Fleisches geben. Was wird aus Bachelier, wenn er ,,seine Rose, seine Jonquille, seine Nelke aus den Au,,gen verliert? Laßt Madame Vien ein Portrait mah,,len und tragt es nachher zu Latour. Aber nein, bringt ,,es ihm nicht! Der Verräther ehrt keinen seiner Mit„brüder so sehr, um ihm die Wahrheit zu sagen; aber ,,bewegt ihn, der Fleisch zu mahlen versteht, ein Ge,,wand, einen Himmel, eine Nelke, eine duftige Pflaume, ,,eine zart wollige Pfirsche zu mahlen, ihr werdet sehen ,,wie herrlich er sich herauszieht. Und Chardin! warum „nimmt man seine Nachahmung unbelebter Wesen für ,,die Natur selbst? Eben deßwegen, weil er das Fleisch ,,hervorbringt, wann er will."

Man kann sich nicht muntrer, feiner, artiger aus

« ForrigeFortsæt »