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angegeben fey'n, fållt jedem in die Augen; doch ist hier der Ort nicht mit dem Verfasser zu hadern. Genug daß er, im Ganzen, den einschränkenden Pedantismus verbannt, und das bestimmende Studium auempfiehlt. Möchten wir doch von Künstlern unserer Zeit, sowohl an Körpern als Gewändern, keine aufgedunsenen Blasen und keine ausgestopften Wollsäcke wieder sehen!

,,Es gåbe nichts Manierirtes, weder in der Zeich,,nung, noch in der Farbe, wenn man die Natur gewis,,senhaft nachahmte. Die Manier kommt vom Mei,,ster, von der Akademie, von der Schule, ja sogar von ,,der Antike."

Fürwahr, so schlimm du angefangen hast, endigst du, wackrer Diderot, und wir müssen zum Schlusse des Capitels in Unfrieden von dir scheiden. Ist die Jugend, bei einer måßigen Portion Genie, nicht schon aufgebla sen genug, schmeichelt sich nicht jeder so gern: ein unbedingter, dem Individuo gemäßer, selbst ergriffner Weg sey der beste, und führe am weitesten? Und du willst deinen Jünglingen die Schule durchaus verdächtig machen! Vielleicht waren die Professoren der Pariser Akademie vor dreyßig Jahren werth, so gescholten und discreditirt zu werden, das kann ich nicht entscheiden, aber, im allgemeinen genommen, ist in deinen Schlußworten keine wahre Sylbe.

Der Künstler soll nicht so wahr, so gewissenhaft ge= gen die Natur, er soll gewissenhaft gegen die Kunst seyn.

Durch die treuste Nachahmung der Natur entsteht noch kein Kunstwerk, aber in einem Kunstwerke kann fast alle Natur erloschen seyn, und es kann noch immer Lob verdienen. Verzeihe, du abgeschiedner Geist, wenn deine Paradorie mich auch parador macht! Doch das wirst du im Ernste selbst nicht läugnen, von dem Meister, von der Akademie, von der Schule, von der Antike, die du anklagst, daß sie das Manierirte veranlasse, kann eben so gut, durch eine richtige Methode, ein åchter Styl verbreitet werden, ja, man darf wohl sagen: welches Genie der Welt wird, auf einmal, durch das bloße Anschauen der Natur, ohne Ueberlieferung, sich zu Proportionen entscheiden, die ächten Formen ergreifen, den wahren Styl erwählen und sich selbst eine alles umfassende Methode erschaffen? Ein solches Kunstgenie ist ein weit leereres Traumbild, als oben dein Jüngling, der, als ein Geschöpf von zwanzig Jahren, aus einem Erdenkloß entstünde, und vollendete Glieder hätte, ohne fie jemals gebraucht zu haben.

Und so lebe wohl, ehrwürdiger Schatten, habe Dank, " daß du uns veranlaßtest zu streiten, zu schwätzen, uns zu ereifern, und wieder kühl zu werden. Die höchste Wirkung des Geistes ist, den Geist hervorzurufen. Nochmals lebe wohl! Im Farbenreiche sehen wir uns wieder.

Zweytes Capitel.

Meine kleinen Ideen über die Farbe.

Diderot, ein Mann von großem Geist und Verstand, geübt in allen Wendungen des Denkens, zeigt uns hier, daß er sich, bei Behandlung dieser Materie, seiner Stärke und seiner Schwäche bewußt sey. Schon in der Ueberschrift gibt er uns einen Wink, daß wir nicht zu viel von ihm erwarten sollen.

Wenn er in dem ersten Capitel uns mit bizarren Gedanken über die Zeichnung drohte, so war er sich seiner Uebersicht, seiner Kraft und Fertigkeit bewußt, und wirklich fanden wir an ihm einen gewandten und rüftigen Streiter, gegen den wir Ursache hatten alle unsere Kräfte aufzubieten; hier aber kündigt er selbst, mit einer bescheidnen Gebårde, nur kleine Ideen über die Farbe an; jedoch nåher betrachtet thut er sich unrecht, sie sind nicht klein, sondern meistentheils richtig, den Gegenständen angemessen und seine Bemerkungen treffend; aber er steht in einem engen Kreise beschränkt, und diesen kennt er nicht vollkommen, er blickt nicht weit genug und selbst das nahe liegende ist ihm nicht alles deutlich.

Aus dieser Vergleichung der beiden Capitel folgt nun von selbst, daß ich, um auch dieses mit Anmerkungen zu

begleiten, mich einer ganz andern Behandlungsart befleißigen muß. Dort hatte ich nur Sophismen zu ent wickeln, das Scheinbare von dem Wahren zu sondern, ich konnte mich auf etwas anerkannt Geseßliches in der Natur berufen, ich fand manchen wissenschaftlichen Růckenhalt an den ich mich anlehnen konnte; hier aber wåre die Aufgabe: einen engen Kreis zu erweitern, seinen Umfang zu bezeichnen, Lücken auszufüllen und eine Arbeit selbst zu vollenden, deren Bedürfniß von wahren Künstlern, von wahren Freunden der Wissenschaften långst empfunden worden.

Da man aber, gesetzt auch man wåre fähig dazu, eine solche Darstellung bei Gelegenheit eines fremden, unvollståndigen Aufsaßes, wohl schwerlich bequem finden würde, so habe ich einen andern Weg eingeschlagen, um meine Arbeit, bei diesem Capitel, Freunden der Kunst nüßlich zu machen.

Diderot wirft auch hier, nach seiner bekannten sophistischen Tücke, die verschiednen Theile seiner kurzen Abhandlung durch einander, er führt uns, wie in einem Frrgarten, herum, um uns auf einem kleinen Raum eine lange Promenade vorzuspiegeln. Ich habe daher seine Perioden getrennt und sie unter gewisse Rubriken, in eine andre Ordnung, zusammengestellt. Es war dieses um so mehr möglich, da sein ganzes Capitel keinen innern Zusammenhang hat und vielmehr dessen aphoristische

Unzulänglichkeit nur durch eine desultorische Bewegung versteckt wird.

Indem ich nun auch in dieser neuen Ordnung meine Anmerkungen hinzufüge, so mag eine gewisse Uebersicht desjenigen, was geleistet ist, und desjenigen, was zu leisten übrig bleibt, möglich werden.

Einiges Allgemeine.

Die Zeich

Hohe Wirkung des Colorits. ,,nung gibt den Dingen die Gestalt; die Farbe das Le,,ben; sie ist der göttliche Hauch, der alles belebt.”

Die erfreuliche Wirkung, welche die Farbe auf's Auge macht, ist die Folge einer Eigenschaft, die wir an körperlichen und unkörperlichen Erscheinungen, nur durch) das Gesicht, gewahr werden. Man muß die Farbe gesehen haben, ja man muß sie sehen, um sich von der Herrlichkeit dieses kraftvollen Phänomens einen Begriff zu machen.

Wenn es

Seltenheit guter Coloristen. ,,mehrere treffliche Zeichner gibt, so gibt es wenig große ,,Coloristen. Eben so verhält sich's in der Literatur, ,,hundert kalte Logiker gegen Einen großen Redner, zehn

große Redner gegen Einen vortrefflichen Poeten. Ein ,,großes Interesse kann einen beredten Menschen schnell ,,entwickeln und, Helvetius mag sagen was er will, man ,,macht keine zehn gute Verse ohne Stimmung, und ,,wenn der Kopf darauf stünde,"

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