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vielfach erschienen seyn, wie aus des Abbé Morellet Vision de Charles Palissot und andern erhellet. Sie find nicht alle gedruckt worden, und auch das bedeutende Diderot'sche Werk ist lange im Verborgenen geblieben.

Wir sind weit entfernt, Palissot für den Bösewicht zu halten, als der er im Dialog aufgestellt wird. Er hat sich als ein ganz wackrer Mann, selbst durch die Revolution durch, erhalten, lebt wahrscheinlich noch und scherzt in seinen kritischen Schriften, in denen fich der gute, durch eine lange Reihe von Jahren ausgebildete Kopf nicht verkennen läßt, selbst über das schreckliche Fraßenbild, das seine Widersacher von ihm aufzustellen bemüht gewesen.

Leucin (Madame de).

Bei der geselligen Natur der Franzosen mußten die Frauen bald ein großes Uebergewicht in der Societát erhalten, indem sie doch immer als Präsidentinnen anzusehen sind, die, bei der Leidenschaftlichkeit und Einfeitigkeit der Männer, durch einen gewissen, allgemei uen Ton des Austandes und der Duldung einer Zusam= menkunft von bedeutenden Menschen Haltung und Dauer zu geben wissen.

Madame de Tencin ist eigentlich die Stifterin der neuern Pariser Gesellschaften, welche sich unter den Augen merkwürdiger Frauen versammelten.

Im geselligen und thätigen Leben entwickelte sie die größten Vorzüge; fie verbarg unter der äußern, unscheinbaren Hülle einer gutmüthigen Gevatterin die tiefste Menschenkenntniß und das größte Geschick in weltlichen Dingen zu wirken.

Diderot legt kein geringes Zeugniß ihrer Verdienste ab, indem er sie unter den größten Geistern mit aufzählt.

Eine genauere Schilderung ihrer und ihrer Nachfolgerinnen, Madame Geoffrin, Dessessarts, du Deffant, Mademoiselle l'Espinasse, würde einen schönen Beitrag zur Menschen und besonders zur Franzosen - Kenntniß geben. Marmontel hat in seinen Mémoires hierzu fehr viel geleistet.

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Zencin (Cardinal).

Geb. 1679. Starb im 80sten Jahr.

Er stand mit Law in Verbindung, ward Minister, wie man behauptet, durch die Geschicklichkeit feiner Schwester, und ließ seine Geistesfähigkeiten in zwey= deutigem Rufe, als er sich zurückzog. Diderot scheint unter die zu gehören, die günstig von ihm urtheilen.

Trublet (Abbé).

Geb. St. Malo 1697. Geft. 1770.

Fontenelle und la Motte, zwey Männer von Talent und Geist, jedoch mehr zur Prosa als zur Poesie geneigt,

gedachten die erstere auf Kosten der leßtern zu erheben, und konnten doch immer eine Zeit lang den Theil des Publicums, der sich selbst äußerst prosaisch fühlt, so wenig er auch die Poesie entbehren kann, für ihre Meinung gewinnen.

Der Abbé Trublet, ein Mann von einigen literarischen Verdiensten, schlug sich auf ihre Seite, und brachte überhaupt sein Leben in Beschauung und Anbetung dieser beiden Månner zu. Er hatte viel von Voltaire's feindseligem Muthwillen zu leiden, gelangte aber doch, nach fünf und zwanzigjährigem Harren, obgleich anerkannt mittelmäßig, zu dem Glück, durch Begünstigung des Hofes in die Akademie aufgenommen zu werden.

Voltaire.

Geb. 1694. Gest. 1778.

Wenn Familien sich lange erhalten, so kann man be merken, daß die Natur endlich ein Individuum hervorbringt, das die Eigenschaften seiner såmmtlichen Ahnherren in sich begreift, und alle bisher vereinzelten und angedeuteten Anlagen vereinigt und vollkommen ausspricht. Eben so geht es mit Nationen, deren såmmtliche Verdienste sich wohl einmal, wenn es glückt, in einem Individuum aussprechen. So entstand in Ludwig dem XIV ein Französischer König im höchsten Sinne,

und eben so in Voltairen der höchste unter den Franzosen denkbare, der Nation gemäßeste Schriftsteller.

Die Eigenschaften find mannichfaltig, die man von einem geistvollen Manne fordert, die man an ihm bewundert, und die Forderungen der Franzosen sind hierin, wo nicht größer, doch mannichfaltiger als die andrer Nationen.

Wir sehen den bezeichneten Maßstab, vielleicht nicht ganz vollständig und freilich nicht methodisch genug ge= reiht, zu heiterer Uebersicht hieher.

Tiefe, Genie, Anschauung, Erhabenheit, Naturell, Talent, Verdienst, Adel, Geist, schöner Geist, guter Geist, Gefühl, Sensibilitåt, Geschmack, guter Geschmack, Verstand, Richtigkeit, Schickliches, Ton, guter Ton, Hofton, Mannichfaltigkeit, Fülle, Reichthum, Fruchtbarkeit, Wärme, Magie, Anmuth, Grazie, Gefälligkeit, Leichtigkeit, Lebhaftigkeit, Feinheit, Brillantes, Saillantes, Petillantes, Pikantes, Delicates, Ingenioses, Styl, Versification, Harmonie, Reinheit, Correction, Eleganz, Vollendung.

Von allen diesen Eigenschaften und Geistesäußerungen kann man vielleicht Voltairen nur die erste und die lehte, die Tiefe in der Anlage, und die Vollendung in der Ausführung, streitig machen. Alles was übrigens von Fähigkeiten und Fertigkeiten auf eine glänzende Weise die Breite der Welt ausfüllt, hat er besessen und dadurch seinen Ruhm über die Erde ausgedehnt.

den.

Es ist sehr merkwürdig zu beobachten, bei welcher Gelegenheit die Franzosen in ihrer Sprache, statt jener von uns verzeichneten Worte, ähnliche oder gleich bedeutende gebrauchen und in diesem oder jenem Falle anwenEine historische Darstellung der Französischen Aesthetik von einem Deutschen wäre daher höchst interessant, und wir würden auf diesem Wege vielleicht einige Standpuncte gewinnen, um gewisse Regionen Deutscher Art und Kunst, in welchen noch viel Verwirrung herrscht, zu übersehen und zu beurtheilen, und eine allgemeine Deutsche Aesthetik, die jetzt noch so sehr an Einseitigkeiten leidet, vorzubereiten.

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