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Fruchtbarer, angenehmer Dichter, besonders in kleinen Stücken, nicht so glücklich in größern, ernsteren, besonders dramatischen.

Der große Reiz, den das Theater für jeden Zu= schauer hat, zeigt sich auch darin, daß es so manchen productiv zu machen scheint, der eigentlich dafür gar kein Talent hat. In jeder Nation strebt eine unverhåltnißmäßige Anzahl Menschen nach dem Glück sich selbst von dem Theater herunter wiederzuhören, und es ist niemanden zu verargen, wenn man zu dieser innern Behaglichkeit noch die äußeren Vortheile eines schnellen, allge: meinen, günstigen Bekanntwerdens hinzurechnet.

Ist diese Begierde für's Theater zu arbeiten bei dem stillen, mehr in sich gekehrten Deutschen fast zur Seuche geworden, so begreift man leicht, wie der Franzose, der sich es selbst gar nicht zum Vorwurfe rechnet, unmåßig eitel zu scheinen, unwiderstehlich gendthigt seyn muß, sich auf ein Theater zu drången, das bei einem hundertjåhrigen Glanze so große Namen zählt, die den lebhaftesten Wunsch erregen müssen, wenn gleich auch hinter ihnen, doch mit und neben ihnen an derselben Stelle ges nannt zu werden.

Dorat konnte diesen Lockungen nicht entgehen, um so mehr, da er anfangs sehr beliebt und vorgeschoben ward; allein sein Glück war nicht von Dauer, er ward herabge=

setzt und befand sich in dem traurigen Zustand des Mißbehagens mit so vielen andern, mit deren Zahl man wo nicht einen Platz in Dante's Hölle, doch wenigstens in seinem Fegfeuer besetzen könnte. (Siehe Mariveaux.)

D u ni.

Geb. im Neapolitanischen den 9 Februar 1709. Gest, den 11 Juni 1775.

Die Franzosen scheinen, bei aller ihrer Lebhaftigkeit, mehr als andre Nationen au hergebrachten Formen zu hangen und selbst in ihren Vergnügungen eine gewisse Eintönigkeit nicht gewahr zu werden. So hatten sie sich an die Musik Lulli's und Rameau's gewöhnt, die fie, wenn man es recht genau untersuchte, vielleicht noch nicht ganz losgeworden sind.

Zur Zeit nun, als diese Musik noch herrschend war, in der Hälfte des vorigen Jahrhunderts, mußte es eine große Bewegung geben, als eine andere, gerade entge gengesetzte Art das Publicum zu unterhalten, sich darneben stellte. Indessen die große Französische Oper mit einem ungeheuern Apparat ihre Gåste kaum zu befriedigen im Stande war, hatten die Italiåner die glückliche Entdeckung gemacht, daß wenige Personen, fast ohne irgend eine Art von Umgebung, durch melodischen Gefang, heitern und bequemen Vortrag, eine viel lebhaftere Wirkung hervorzubringen im Stande seyen. Diese

eigentlichen Intermezzisten machten, unter dem Namen der Bouffons, in Paris ein großes Aufsehen und erregten Parteyen für und wider sich.

Duni, der sich in Italien an der buona figliola schon geübt hatte, schrieb für Paris den Peintre amoureux de son modèle, und später das Milchmå dchen, das auch auf dem Deutschen Theater die komische Oper beinahe zuerst einführte. Jene ersten Stücke des Duni waren in Paris völlig im Gange, zur Zeit als Diderot den gegenwärtigen Dialog schrieb. Er hatte sich, nebst seinen Freunden, schon früher zur Partey der heitern Productionen geschlagen und so weissagte er auch Rameau's Untergang durch den gefälligen Duni.

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Geb. zu Quimper 1719. Gest. zu Paris 1776.

Ein Mann von Kopf und Geist, von schönen Studien and mancherlei Kenntnissen, der aber, weil er manches einsah, alles zu übersehen glaubte und als Journa list sich zu einem allgemeinen Richter aufwarf. suchte sich besonders durch seine Opposition gegen Voltaire bedeutend zu machen, und seine Kühnheit sich die sem außerordentlichen, hochberühmten Manne zu widersehen, behagte einem Publicum, das einer heimlichen Schadenfreude sich nicht erwehren kann, wenn vorzügliche Männer, denen es gar manches Gute schuldig ist,

herabgesetzt werden, da es sich, von der andern Seite, einer strenge behandelten Mittelmäßigkeit gar zu gern liebreich und mitleidsvoll annimmt.

Fréron's Blåtter hatten Glück und Gunst und verdienten sie zum Theil. Unglücklicherweise hielt er sich nun für den ganz wichtigen und bedeutenden Mann und fing an, aus eigener Macht und Gewalt, geringe Lalente zu erheben und als Nebenbuhler der größern aufzustellen. Denn derjenige, der aus Mangel von Sinn oder Gewissen das Vortreffliche herunterzieht, ist nur allzugeneigt das Gemeine, das ihm selbst am nächsten liegt, heraufzuheben und sich dadurch ein schönes mittleres Element zu bereiten, auf welchem er als Herrscher behaglich walten könne. Dergleichen Niveleurs befinden sich besonders in Literaturen, die in Gährung sind, und bei gutmüthigen, auf Måßigkeit und Billigkeit durchaus mehr als auf das Vortreffliche in Künsten und Wissenschaften gerichteten Nationen haben sie starken Einfluß.

Die geistreiche Französische Nation war dagegen dem Fréron bald auf der Spur, wozu Voltaire selbst nicht wenig beitrug, der seinen Widersacher mit gerech= ten und ungerechten, aber immer geistreichen Waffen unausgesetzt bekämpfte. Keine Schwäche des Journa= listen blieb unbemerkt, keine Form der Rede- und Dichtkunst unbenußt, so daß er ihn sogar als Frélon in der Schottländerin auf's Theater brachte und erhielt.

Wie Voltaire in so manchem, was er leistete, die

Erwartung der Welt übertraf, so unterhielt er auch in diesem Falle das Publicum mit immer neuen und überraschenden Späßen, griff den Journalisten zugleich und alle dessen Günstlinge an, und warf ihr Lächerliches gehåuft auf den Gönner zurück.

So ward jene Anmaßung aller Welt klar, Fréron verlor seinen Credit, auch den verdienten, weil sich denn doch das Publicum, wie die Götter, zuleht auf die Seite der Sieger zu schlagen behaglich findet.

Und so ist das Bild Frérons dergestalt verschoben und verdunkelt worden, daß der spätere Nachkömmling Mühe hat, sich von dem was der Mann leistete, und was ihm ermangelte, einen richtigen Begriff zu machen.

Geschma ď.

,,Der Geschmack, sagt er ... der Geschmack ist ein Ding ... bei Gott ich weiß nicht zu was für einem Ding er den Geschmack machte, wußte er es doch selbst nicht."

In dieser Stelle will Diderot seine Landsleute låcherlich darstellen, die, mit und ohne Begriff, das Wort Geschmack immer im Munde führen und manche bedeutende Production, indem sie ihr den Mangel an Geschmack vorwerfen, herunterseßen.

Die Franzosen gebrauchten zu Ende des 17ten Jahrhunderts das Wort Geschmack noch nicht allein, sie

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