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Hellwald, Naturgeschichte Lieferung 5—6.

"Zeit ist Geld" — diese Lebenswahrheit wird heutzutage doch nach und nach allgemein anerkannt und nicht nur im praktischen Leben, sondern auch auf geistigen Gebieten angewandt. Ein Ausdruck dieser Richtung sind die sogenannten „populären Wissenschaften“. Für den von Früh bis Abend im Geschäft oder Bureau thätigen Mann haben nur die Bücher Werth, welche die Forschungen der Specialisten vereinigen und dem bei Belehrung auch Unterhaltung suchenden Laien in knapper, lesbarer Form die Resultate der Wissenschaft mundgerecht machen. Ein solches Werk, welches den Anforderungen unserer raschlebigen Zeit in dieser Hinsicht völlig entspricht, ist das im Erscheinen begriffene Werk: ,,Naturgeschichte des Menschen" (Verlag von W. Spemann). Der Verfasser, Fr. v. Hellwald, beherrscht wie wenige das weite Gebiet der Völkerkunde, er versteht es daher das Wesentliche herauszugreifen, unwichtige Theile in einigen prägnanten Strichen zu skizziren und so ein klares, anschauliches Bild der Entwicklungsgeschichte der Menschheit zu geben. Die bereits vorliegenden 6 Lieferungen obigen Werkes bestätigen dieses Urtheil in hohem Maße, und können wir unseren geehrten Lesern die Anschaffung des mit vielen charakteristischen Jllustrationen geschmückten Buches auf das wärmste empfehlen.

N.B. Die Fortseßung obigen Werkes kann in Zukunft nur den geehrten Redaktionen zugesandt werden, von welchen uns Recensionsbelege vorliegen. Die Verlagshandlung.

Nr. 17

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zieht man jedoch nicht häufig eine besondere Gattung Schweine (Sus papuensis), Hunde, und im Westen auch Hühner. (Meinicke, Die Inseln des Stillen Oceans, Bd. I, S. 122.)

Die Kriegsführung beschränkt sich, wie bei allen wilden Völkern, auf Raub- und Mordanfälle. Wird jemand aus einem Dorfe durch einen Bewohner eines anderen Dorfes überfallen, verwundet oder getötet, so stehen alle Mitbewohner wie ein Mann auf, um Rache zu nehmen. Achtet man sich dazu nicht stark genug, so wird ein befreundetes Dorf um Hilfe angesprochen, die nur selten verweigert wird. Ist eine An= zahl Streiter beisammen, so rückt man in der Stille nach dem feindlichen Dorfe, legt sich in dessen Nähe in Hinterhalt und wartet nun so lange, bis sich Gelegenheit bietet, die eine oder die andere Person aus dem Dorfe, sei es Mann, Weib oder Kind, meuchlings zu ermorden und deren Kopf zu erbeuten. Bekommt der Feind Wind von dem Hinterhalt, so verläßt niemand das Dorf, und der Ueberfallende, welcher nie das Dorf selbst anzutasten wagt, zieht sich dann unverrichteter Sache zurück, ohne darum eine Rachepläne aufzugeben. Zuweilen kommt es auch zwischen zwei feindlichen Parteien zu einem Gefecht im offenen Felde. Auch geschieht es, daß, wenn Fahrzeuge sich zur See begegnen, das stärker bemannte und ausgerüstete das schwächere zu entern trachtet. Zu einem Raubzuge ausziehend, schwärzt der Papua Gesicht und Oberkörper und sucht sich durch mancherlei Zuthaten ein schreckenerregendes Aussehen zu geben. Dazu gehört u. A. ein Kopfschmuck von Kasuarfedern an einer Binde von rot gefärbtem Baumbast, mit großen, weißen Muscheln verziert. Hat der Träger eines solchen Kopfpuzes einen oder mehrere Menschen gemordet, so ist ihm gestattet, daran so viele weiße Kakadufedern zu befestigen, als er Mordthaten verübt hat. Gleiche Bedeutung haben auch die am spißen Ende des Kammes befestigten Federn. Je größer die Anzahl derselben, welche Jemand trägt, desto höher steht er im Ansehen. Selten sieht man einen älteren Mann, welcher feine aufzuweisen hätte. Man beneidet einander sehr um dieses Ehrenzeichen und achtet genau darauf, daß der Eine oder Andere nicht mehr Federn trägt, als wozu er wirklich berechtigt ist. Gewöhnlich steckt man sie einfach ins Haar und trägt sie bei allen möglichen Anlässen. (Rosenberg, Der malayische Archipel, S. 447-450.) Da die Papua geschworene Kopfjäger („Koppesneller", wie die Holländer sagen) find, so versteht es sich von selbst, daß fie einen Vorrat von Menschenschädeln aufgespeichert haben; ein jeder bewahrt diese Trophäen bei sich zu Hause auf; sie liegen in Matten gewickelt in einer Ece des Wohnraumes, oder werden an Querstangen aufgehängt.

Ein großer Fortschritt des Papua gegenüber dem benachbarten Australier ist der Handel. Ob zwar in Neuguinea auf einige Rohprodukte des Innern beschränkt, die an malayische Kaufleute abgegeben werden, so trägt er doch wesentlich dazu bei, den Papua für gewisse Bedürfnisse des Lebens empfänglich zu machen, also sein Gesittungsniveau zu heben. Selbst die rohen Arfaken be= ziehen auf dem Wege eines freilich sehr unbedeutenden Tauschhandels von den Nachbarstämmen eiserne Geräthschaften, irdene Gefäße, kupferne oder Muschelarmbänder und andere Kleinigkeiten, wofür sie meistens Tabak in Tausch geben.

Sociale Verhältnisse.

Je nach der Gesittungsstufe der einzelnen Stämme sind die socialen Ver= hältnisse natürlich sehr abgestuft, bei den Arfaken z. B. derart, daß von einer Gesellschaft" taum die Rede sein kann. Gewöhnlich thut und handelt jeder Einzelne nach eigenem Gutdünken und gehorcht den Befehlen der Häuptlinge nur insoweit sie ihm passen; natürlich ist unter solchen Umständen die Autorität der Häuptlinge nur eine sehr geringe. Die Arfaken find teils Freie, teils Sklaven. Frei ist ein jeder, der von arfakischen Eltern geboren; Sklaven sind hingegen die anderwärts geraubten oder gekauften Menschen und ihre Kinder. Ihre Anzahl

Hellwald, Naturgeschichte. I.

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