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Delikatessen bietet, wie zahlreiche Sumpfvögel und Lachse. Ueberhaupt liefert ihnen die See einen stattlichen Nahrungsbeitrag. Walfischfett ist auch sehr beliebt, doch erfreuen fich alle Gattungen Schwämme ganz besonderer Vorliebe, und eine Art Kaviar, den sie

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bereiten, gilt ihnen als ganz besonderer Leckerbissen. Die Bereitung von all und jedem ist die allerprimitivste, und Fisch wie Fleisch wird zumeist geräuchert verzehrt.

Die Männer geben sich ganz ausschließlich nur mit Jagd und Fischerei ab. Von frühester Kindheit an üben sie sich schon im Laufen und in gewaltigen Sprüngen. Das

Wild verfolgen sie den größten Strapazen und Hindernissen zum Troze, und niemals entgeht ihnen ihre Beute. Im Sommer, wenn das Meer ruhig ist, greifen sie die Fischotter mit dem Pfeile an, im Winter aber, bei bewegter See, fangen sie dieselbe an der Küste mittelst Schlingen und Fallen, die ihnen zu den verschiedensten Zwecken, d. h. zum Fange von Füchsen und Adlern gleich gut dienen, was sich nur schwer vorstellen lägt. Ihre Waffen bestehen aus Pfeilen mit einer Schilfspiße oder einer Spize aus Obfidian, aus einem im Feuer gehärteten Degen, einer kleinen Hacke und einer Lanze zu kriegerischem Gebrauche, die häufig aber auch gewissermaßen als Pußgegenstand verwendet wird. Sie vergiften ihre Pfeilspißen mit dem Safte des Aconitum japonicum. Doch ist der Giftstoff ein seltsam zubereiteter. Körnchen der Akonitpflanze werden mit HarasiPfeffer und langbeinigen Spinnen gestoßen, diese Mischung wird dann über dem Feuer erwärmt und die Waffe in das Gift getaucht. Eine Wunde, mit derselben beigebracht, ist stets ungemein gefährlich, und selten nur genest ein derart Verwundeter. Arzneien im eigentlichen Sinne des Wortes kennen die Aino nicht; sind sie jedoch krank, so bereiten sie sich verschiedene Pflanzen zum Gebrauche. Bei heftigem Erbrechen und Koliken bedienen fie fich der Schwämme, welche auf dem Stamme der Thuja wachsen: wie es heißt, mit häufig gutem Erfolge.

Die Aino verstehen es nicht, den Walfisch auf hoher See zu fangen, allein fie bemächtigen sich mit vielem Geschicke jener zahlreichen Walfische, die das Meer ans Land wirft, und entnehmen ihnen den Thran, den sie zu wahrhaft spottbilligen Preisen in Matsmaï verkaufen. Mit den Ueberresten des Fisches bereiten die Weiber Dünger, um an günstigen Stellen eine Art gar spärlich bewachsenen Küchengartens anzulegen. Im Sommer wandern sie nach Hakodadi und Matsmaï, um die Tierfelle und Pelze, die fie im Winter erbeutet, hier gegen den geliebten Saki, gegen Farinzucker und Kleidungsstücke aus Baumwollstoff umzutauschen, wie auch gegen Pfefferkörner, deren sie sich sehr stark bedienen, um gegen die Kälte zu reagieren.

Große Höflichkeit zeichnet die Aino in ihrem Verkehre untereinander aus. Wenn fie fich begegnen, reiben sie ihre Hände, erheben dieselben an die Stirne und streichen sich den Bart wiederholt und mit der unverkennbaren Miene der Befriedigung. Freundlichkeit scheint denn überhaupt einen Grundzug ihres Charakters zu bilden. Um jo schlimmer jedoch ist es mit ihrer Intelligenz bestellt. Nicht allein besiyen sie keine Schriftzeichen und Geldstücke, fie haben auch nicht die allergeringste Vorstellung von Musik, die doch sonst, wenn auch in urwüchsiger Weise, selbst von den allerwildesten Völkerschaften betrieben wird. So unendlich niedrig ist die geistige Entwicklungsstufe der Aino, daß fie kaum ihr eigenes Alter anzugeben wissen. Sie bekennen sich zum Kulte der Vorfahren, welcher vielfach mit Zauberei und Herenkünsten verquickt ist. Sein Grundzug ist unbegrenzte Ehrfurcht und Verehrung für die Toten. Nach anderen Beobachtern scheinen Sonne und Mond, sowie der Bär als „Kamui“ göttliche Verehrung zu genießen. Der Bär spielt überhaupt im Leben der Aino eine hervorragende Rolle. Wenn im Frühling ein junger Pez durch Hunde aufgespürt wird, bringt man ihn ins Dörfchen und lägt ihn hier von einer stillenden Frau wie ein Kind mit Milch aufziehen. Ist der Zögling etwas größer geworden, so erhält er Fische zur Nahrung und wächst so bis zum Herbst anfehnlich heran. Nun aber veranstaltet man ein Fest, bei welchem er auf eigentümliche Weise und unter vielen Zeremonien getötet und aufgezehrt wird. Besonders auffallend und schwer verständlich bei diesem ganzen Verfahren erscheint uns nur die Thatsache, daß, während man den jungen Bären mit Sorgfalt aufzieht, seine Anwesenheit im Hause keineswegs lediglich der Erzielung eines guten Bratens gilt, er vielmehr als Fetisch oder gar als eine Art höheres Wesen angesehen und verehrt wird. Eine eigentümliche Sitte ist ferner das Aufstecken der Schädel solcher Bären, welche auf der Jagd getötet wurden, auf Pfählen toter Zäune oder auf Stangen in der Nähe der Wohnungen. (Dr. B. Scheube, Der Bärenfultus und die Bärenfeste der Aino. Yokohama 1880. 4°.)

Die Zahl der Aino auf Jeffo selbst wird sehr verschieden angegeben, zu 17000 bis 80 000, doch kommen 17000 der Wahrheit wohl am nächsten. Man findet sie in kleinen Dörfchen längs der Küste und größeren Flüsse, nicht im gebirgigen Innern. Die reinen Aino haben wohl nur eine kurze Existenzdauer mehr vor sich, und in nicht langer Zeit wird mit ihnen wieder ein Individuum aus der großen Völkerfamilie geschieden sein.

Die asiatischen Arktiker.

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Die afatischen Arktiker.

Die geographische Lage ihrer Wohnsize verbindet zwar die Aino oder Kurilier mit den Japanern, wir haben indes schon erfahren, daß ihre Raffenangehörigkeit strittig ist und sie von Friedrich Müller, sowie von den meisten Völkerkundigen zu den Arktikern gestellt werden. Zu diesen letzteren gehören. ziemlich zweifellos die Giljaken, welche mit den Aino in einem gewissen Ver= wandtschaftsverhältnisse stehen. Die übrigen Völker dieser Gruppe in Asien, zu welchen, wie wir schon sahen, auch die Inuit und die Aleuten in Amerika zählen, find die Tschuttschen mit den Korjaten und Kamtschadalen, die Jukagiren und die Jenissei-Ostjaken mit den Kotten. Ueber die Sitten der wilden, blutdürftigen und dem Schamanismus ergebenen Giljaken werden wir, da sie so sehr jenen der Aino ähneln, uns nicht weiter verbreiten; wir bemerken bloß, daß sie die Landschaften am unteren Amur und die Küste der Tatarischen Meerenge wie auch die Nordhälfte der großen Insel Sachalin bis zu 50° 30′ n. Br. bewohnen. Ihre Kopfzahl wird von 3-8000 geschäßt. Ihre einfilbige Sprache unterscheidet sich von jener der Aino sowohl als von der der benachbarten Tungusen, die überhaupt einer anderen Völkerfamilie angehören. Die Giljaken haben schiefe Augen, vorspringende Wangenbeine und spärliche Bärte, schwarzes dickes Haar, flache Nasen und spißes Kinn. Ihre Gesichtszüge find grob und streng, ja der Blick zeigt Roheit und Verwegenheit Bernard Davis hat einen Giljakenschädel gemessen und dessen Kapazität zu 1638 ccm befunden; Virchow ermittelte für denselben einen Breiteninder von 77,3 und einen Höheninder von 78,3, was ziemlich parallele Verhältnisse mit den Aino und den benachbarten Golden bekundet. Die auf Sachalin wohnenden Giljaken find in mancher Beziehung von denen des Festlandes verschieden und weichen auch in der Sprache von diesen etwas ab. Es herrscht bei ihnen das Gesetz der Blutrache wie im allgemeinen die Lex talionis.

Das Hauptvolk des östlichen Sibiriens find die Tschuktschen. Ihren Namen leitet man von dem Worte Tschauktschu ab, welches in ihrer Sprache Leute“ bedeutet, woraus aber die Ruffen, die politischen Herren Sibiriens, die Benennung Tschuftschen gebildet haben. Dieses Volk, dessen Kopfzahl auf etwa 10 000 veranschlagt wird, bewohnt den äußersten nordöstlichen Winkel des asiatischen Festlandes mit Ausnahme des Küstengebietes von der Koljutschinbai im Norden bis zum Golf von Anadyr im Süden. Ihre füdliche Grenze bildet der Fluß Anadyr, im Westen reichen sie bis zum Kap Schelag; doch finden sich auch Tschuktschen südlich vom Anadyr, wo sie sich mit den Korjaken vermischen, welche freilich beide im Grunde genommen ein Volk find. Denn nicht nur zeigt sich in ihren Sprachen die innigste Verwandtschaft, sondern sie haben auch die nämliche Lebensweise, die nämlichen Sitten und bedienen sich der nämlichen Geräte und Waffen, so daß die Korjaken sich von den Tschuktschen bloß durch ihre größere Unreinlichkeit unterscheiden. Die Tschuftschen selbst teilen sich nach ihrer Lebensweise in nomadisierende, wandernde oder Rentiertschuktschen und in seßhafte oder Küstentschuktschen. Unter den ersteren versteht man solche, die Rentiere besigen, daher als wohlhabend gelten, im Inneren dez Landes leben und die Küste nur selten besuchen. Das rauhe Klima und die äußerste Unfruchtbarkeit ihres Bodens machen aus ihnen ein Nomadenvolk. Ihr ganzer Reichtum

besteht in den Rentieren, deren Erhaltung aber eine wandernde Lebensweise bedingt, da fie gezwungen find, ihren Herden dorthin zu folgen, wo diese Nahrung finden. Die Nahrung des Rentiers besteht ausschließlich aus Moos, da hier keine anderen Pflanzen vorkommen; auch dieses ist aber den größten Teil des Jahres mit Schnee bedeckt. Den Sommer bringen diese Tschuktschen auf den kleinen, in dieser Jahreszeit schneefreien Gebieten zu. Aus diesen Ursachen besißen sie auch keine festen Wohnhäuser, sondern nur leichte, zerlegbare Zelthütten aus Rentierfellen, sogenannte Jaranga“, die sie mit sich führen und an ihren jeweiligen Aufenthaltsorten aufschlagen. Der Befih einer Rentierherde ist das höchste Ziel, welches ein Tschuftsche, der die Bedürfnisse unseres Komfortë nicht kennt, erstrebt. Hat er dieses erreicht, so giebt er sich vollkommen zufrieden. Keine weiteren Wünsche oder ehrgeizigen Pläne stören sein ferneres ruhiges, beschauliches Leben. Das Rentier liefert ihm alles, das Fleisch giebt ihm Nahrung, das Fell Kleidung und Wohnung, der Talg und das Fett Beleuchtung und Feuerungsmaterial, die Sehnen und Därme Stricke und Faden zum Nähen der Kleider und der Segel, die ebenfalls aus Rentierfellen hergestellt werden. Die Knochen gehen gleichfalls nicht verloren, da fie als Material zu verschiedenen Geräten und Werkzeugen dienen. Unter diesen Rentiertschuftschen giebt es reiche Leute, deren Herden zehntausende, ja bis hunderttausend Rentiere zählen, doch unterscheidet sich ein solcher Krösus in seiner Lebensweise gar nicht von seinen übrigen Stammesgenossen.

Ein viel ärmerer Mann ist der seßhafte Küstentschultsche. Er gehört zwar demfelben Volke an, besitzt jedoch keine Rentiere, entbehrt daher der Mittel, im Inneren zu leben, und ist auf den Aufenthalt an der Küste angewiesen, wo er sich von der Jagd auf Füchse und dem Fange von Seetieren und Fischen ernährt; die zum Bau seiner Hütte und zur Herstellung seiner Kleidung benötigten Rentierselle tauscht er von den be günstigteren Rentiertschuttschen gegen die Ergebnisse seiner Jagd aus. Bei ihnen hat man auch noch heutigentages verschiedene Steingeräte im Gebrauche gefunden. von der Not zur Seßhaftigkeit gezwungenen Tschuftschen wohnen am Ufer des Eismeeres vom Kap Schelag bis zum Ostkap (Eismeertschuktschen) und weiter von hier am Ufer des Beringsmeeres bis zum Anadyrbusen (Beringstschuftschen), sie sind übrigens nicht ohne weiteres als „seßhaft“ zu bezeichnen. Wenn an irgend einem Orte Mangel an Lebensmitteln eintritt, so geschieht es auch im Winter nicht selten, daß ein anderer Aufenthalt gewählt wird. Es leben übrigens die Tschuftschenfamilien selten einzeln, meist in Ansiedelungen gemeinsam, wenngleich oft nur ein Zelt mehreren Familien Obdach_gewährt, daher auch das Innere des Jarang durch herabhängende Felle in mehrere Abteilungen geteilt ist. Diese Wohnungen find wahre Kunstbauten; sie bestehen aus einem Gerüst von großen Walfisch- und Walroßknochen, die äußerst zweckmäßig ineinander gefügt find; man bedeckt sie mit großen und kleinen Stücken von Fellen und Häuten des Walrosses, Seehundes und Rentieres, wohl auch mit Segeltuch, welches von irgend einem Walfischfahrer eingetauscht worden ist. Diese Wohnstätten gewähren dem mit Fellen warm bekleideten Tschuktschen hinlänglichen Schuß gegen Nässe und Kälte troß der Strenge des Winters an jenen Küsten. Als Brennstoff dient Walfischthran, der in Lampen gebrannt wird. Holz und Kohlen find nicht vorhanden. Früher scheinen sie auch unter irdische Wohnungen, wie heute noch die Eskimo und andere Völker des nordwestlichsten Amerika, besessen zu haben; wenigstens sind Ueberreste derselben noch hier und da beob= achtet worden; bei dem gegenwärtigen Geschlecht sind aber dergleichen Behausungen nicht mehr in Gebrauch. Die Beziehungen der Eismeertschuftschen zu den Beringstschultschen sind sehr gering, auch existieren zwischen beiden mancherlei kleine Unterschiede. So find 3. B. die Beringstschuftschen weniger abergläubisch als die Eismeertschuftschen, legtere wollen aber erstere nicht als Stammesgenossen anerkennen. Es scheint nämlich, daß die vom Ostkap bis zum Kap Tschukotskij wohnenden Tschuktschen Mischlinge find, welche von Tschuftschen und von Estimo des benachbarten Amerika entstammen und Sprache und Sitte der Tschuftschen angenommen haben.

Alle Küstentschuktschen sind treffliche Seefahrer. Ihre Kähne, Baidaren genannt. find etwa 8 m lang, aus Treibholz mit einem Ueberzuge starker Walroßfelle hergestellt, deren man zu einem solchen Boote je nach ihrer Größe zwei bis drei Stücke braucht Die Häute werden mit Riemenstreifen aus Walroß- oder Seehundsfellen zusammengenäht, gleiche Riemen dienen auch zum Befestigen des Sihbänke und der übrigen Baustüde. Ein solches Boot ist ungemein leicht, flachbodig, sigt leer bloß 1,25 cm tief im Waffer, besißt daher eine große Tragfähigkeit und bietet Raum für 28 Personen. Um das Gleichgewicht zu erhalten und die Schwimmkraft zu verstärken, befestigt man zu

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beiden Seiten des Bootes eine mit Luft gefüllte Seehundshaut, welche vortreffliche Dienste leistet. Die Tschuftschen wagen auf derlei Booten die Fahrt nach Amerika, zu den Eskimo an der Ostküste der Beringstraße, mit denen sie Handelsbeziehungen unterhalten. Dabei sollen sie eine eigentümliche Art von Seeaffekuranz haben. Wenn sie die Beringstraße kreuzen, wirft der Besizer des Bootes, in praktischer Verwirklichung des Sprichwortes: Selbst ist der Mann!" sobald ein Sturm losbricht, seine Mannschaft einen nach dem anderen über Bord und zulezt erst seine Ladung. Seine Leute laffen dieses Schicksal mit dem größten Wohlgefallen" über sich ergehen, ohne jemals auch nur die Miene einer Opposition zu machen. Aber auch in Verfolgung der Wale begeben sich die Tschuktschen weit hinaus in die offene See. Die Walrosse werden vorzüglich im Winter gejagt, wenn fie auf das Eis herauskommen, um sich zu sonnen. Die Waffen zur Walroß- und Walfischjagd find sehr einfach: sie bestehen aus einem kurzen Wurfspieß. Dieser wird aus einem turzen Holzschaft gebildet, an welchen ein geschliffener Walroßzahn als Spitze derart befestigt ist, daß er beim Eindringen in das Fleisch des Jagdtieres sich von dem Schaft loslöst und mit diesem nur durch einen Riemenstreifen in Verbindung bleibt. Die Spike senkt sich in die Wunde, welche infolge des Riemens sich nicht schließen kann, und das Tier verendet an Verblutung, worauf es ans Land gebracht und abgehäutet wird. Das Fleisch dient zur Nahrung, allerdings nicht zu der beneidenswertesten. Unter den narkotischen Genußmitteln stehen Branntwein und Labak obenan. Auf beide sind die Tschuktschen Leidenschaftlich erpicht und werden damit, besonders mit Feuerwaffer, durch amerikanische Fahrzeuge versorgt, welche eigens jene Küsten besuchen, um mit den Eingeborenen Handel

Sibirisches Rindenboot.

zu treiben. Im Winter giebt es oft trunkene Tschuktschen. Von Tabak in jeder Form find sie gleichfalls leidenschaftliche Liebhaber; den Kautabak kauen sie nicht nur, sondern verspeisen ihn auch gänzlich. Beim Rauchen aber schluckt der Tschuktsche den Rauch seiner einem Horn ähnlichen langen Tabakspfeife hinunter, so daß er manchmal schon nach sechs bis acht Zügen vollkommen berauscht umfinkt. Der Kopf der eigentümlichen Pfeifen ist übrigens außerordentlich klein, so daß er nur ein geringes Tabaksquantum faßt. Die Beischaffung dieses edlen Krautes ist fast der einzige Beweggrund zu ihren Besuchen des Jahrmarktes zu Nischni-Kolymsk; dort kann man von ihnen die kostbarsten schwarzen Fuchsfelle gegen geringe Mengen Tabak eintauschen. Arme, welche sich den Lurus, echten Tabak zu rauchen, nicht gönnen können, nehmen zum Rauchen mitunter Walroßhaare, die sie aus den Fellen ihrer Kleidung herausreißen.

In betreff der Kleidung haben die Tschuktschen in neuester Zeit viel Ruffisches angenommen. Sonst ist dieselbe bei beiden Geschlechtern gleich, nämlich eine Jacke aus Rentierfellen mit den Haaren nach auswärts, Beinkleider, die am Knie mit Riemen aus Seehundshaut festgebunden sind, und hohe Pelzstiefel aus Rentierfell. Männer und Weiber unterscheiden sich bloß durch den Schnitt der Haare. Die Männer scheren sich ganz kurz und lassen nur einen Haarkranz stehen, die Weiber hingegen scheren sich gar nicht und flechten die Haare in zwei Zöpfe, wobei die unvermeidlichen Riemen aus Seehundshaut statt der Bänder in Verwendung kommen. Kopfbedeckung ist im allgemeinen nicht üblich, doch tragen mitunter ältere angesehene Leute Müßen aus Seehundsfellen, dem Schnitte nach den bei uns üblichen Nachthauben ähnlich. Öhren, Hals und Gürtel find durch auf Riemen aufgefädelte Glasperlen geschmückt. Nebst diesem Zierat ist die Lättowierung allgemein beliebt, namentlich am Arm und auf der Brust, aber auch auf Wangen, Stirn und Nase der Weiber. Sie besteht meist aus parallelen Streifen.

Das Verhältnis in der Familie beruht auf dem Recht des Stärkeren, was natürlich gar nicht hindert, daß die Männer auch hier gar oft unter den Pantoffel, will sagen: unter den Pelzstiefel, geraten. Der Charakter der Frauen scheint kein überaus sanfter zu sein, wenigstens sind nicht selten die Spuren ihrer Nägel im Gesichte ihrer Männer zu sehen. Dagegen fallen alle häuslichen Arbeiten, das Kochen, das Nähen der Jaranga, deren Aufstellen, Zerlegen und Verladen auf die Tragtiere sowie die Herstellung der Kleider für die ganze Familie ausschließlich dem Weibe zu, während der Mann sich bloß mit der Wartung und Pflege der Herde, bei den Küstentschuktschen mit Jagd und FischHellwald, Naturgeschichte. II.

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