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Beste seiner großen Familie wirklich am Herzen liegt. Begeisterung für eine bestimmte Dynastie und deren Zwecke ist ihm durchaus fremd. Daher denn auch China seine Dynastie so oft wechseln konnte und jede dennoch stets gehorsame Unterthanen gefunden hat. Daher aber gilt auch jeder außerhalb des Staates Stehende, jeder Fremde für rechtlos. Besondere Verehrung genießen Alter und Erfahrung, die höchste aber das Wissen. Der aus allen Volksschichten hervorgehende Gelehrtenadel bildet die einzige Aristokratie, d. h. verleiht persönlichen Adel und ebnet den Weg zu Amt und Auszeich nungen. Die Staatsbürger zerfallen in vier Klassen: Gelehrte, Ackerbauer, Handwerker, Kaufleute. Als unehrlich" gelten Henker, Dienstboten, öffentliche Mädchen, Schauspieler, deren es bei der Beliebtheit, welcher sich das Theater in China erfreut, nicht wenige giebt,

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endlich Bagabunden. In den ersten Stand einzutreten steht jedem Staatsbürger frei; aus ihm werden die Kandidaten für die verschiedenen Aemter gewählt; die Entscheidung erfolgt durch Prüfungen, deren es eine ganze Reihe giebt. Der Kaiser regiert unumschränkt in llebereinstim mung mit den Sabungen der Weisen und vergiebt selbständig die einzelnen Stellen. Unmittelbar unter ihm stehen 13 hohe Körper: schaften, davon 8 Ministerien, und unter diesen eine Reihe von Behörden in fortlaufender Rangstufe. An der Spike jeder Proving steht ein Generalgouverneur oder Vizekönig. Die öffentlichen Zustände und die Handhabung der Geseze sind schlecht. Nirgends existieren so viele geheime Gesellschaften, nirgends find Piraterie und Bettel so entwickelt wie in China. Verwaltung und Justiz find vereinigt; die Strafen mitunter barbarisch. Bambuhiebe entehren nicht. Als Todesstrafen find üblich: Hängen, Köpfen und Spießen. Die relativ unbedentende Militärmacht, welche fich lange in fläglichem Zustande be fand, soll jezt durch europäische Lehrmeister berbessert sein; auch die Bewaffnung ist jetzt meist die europäische, sowohl im Landheere als in der Marine, welche nebst mehreren in Europa erbauten Kriegsschiffen noch viele einheimische Kriegsboote zählt. Handelszwecken dienen fast ausschließlich die bekannten chinesischen Fahrzeuge, die sogenannten Dschunken", doch ist der Handel vorwiegend Binnenhandel; sehr entwickelt ist dagegen die Industrie und die technischen Fertigkeiten wurden von alters her gepflegt. Unter den Krankheiten der Chinesen stehen Hautausschläge, wegen der herrschenden Unreinlichkeit, obenan; die Heilkunde bewegt sich auf tiefer Stufe. Die stets sehr feierlich veranstaltete Totenbestattung geschieht in Holzfärgen, welche in Gräber an unfruchtbaren Orten versenkt werden. Die Trauerzeit dauert 27 Monate; im Frühjahre und Herbst wird dem Ver: storbenen auf den Gräbern geopfert. In Hinsicht der Religion find zu unterscheiden: die als offiziell geltende Volksreligion, welcher die alte, auf bloße Verehrung der Naturkräfte hinauslaufende Religion ohne Tempel, Götterbilder und Priester zu Grunde liegt, und die von Ron-fu-tse reformierte. Seine Lehre ist die eigentliche Religion der Gebildeten, während einzelne Philosophen, sowie das gemeine ungebildete Volt, erstere dem „Tao b. H dem mystischen Niederschlag der alten Volksreligion, lezteres vorwiegend dem Buddhis mus in der Gestalt des Foismus anhängen. Dabei ist das Volk in hohem Grade aber

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Do-Do, musizierende chinesische Schauspielerin.

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gläubisch, hält viel auf Wahrsagerei und läßt sich durch den seltsamen Aberglauben des Feng-shui", den man als Geomantie bezeichnen kann, in allem und jedem beeinflussen. (Eitel, Feng-shui, or the rudiments of natural science in China. London. 1873. 8°.) Im Süden Chinas hat der Islam sich ausgebreitet, und auch im Westen, in der Dsungarei, giebt es chinesische Muhammedaner. Endlich laufen Posten katholischer Glaubensboten, meist Franzosen, in ununterbrochener Kette von der Umgebung Pekings bis zur Westgrenze des Reiches, und zahlreiche blühende Gemeinden eingeborner Christen existieren überall im Innern des ungeheuren Landes.

Die Sprache Chinas, welche aus einfilbigen Stammwörtern besteht, durch deren ganz bestimmte Stellung innerhalb des Sazes der Mangel an Flexion

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Chinesisches Kriegsboot. Mit Luntenflinten auf Bord bewaffnet. (Nach einem Modell.)

erfekt wird, zerfällt in zwei Hauptrichtungen, nämlich in die Volkssprache und in Schriftsprache, neben welchen noch die Umgangssprache der Gebildeten (Mandarindialekt) als dritte Richtung gelten kann. Die Volkssprache, welche gegenwärtig in mehrere Mundarten zerfällt, die in der Aussprache voneinander stark abweichen, ist weniger abgeschliffen, als die Schrift- und gebildete um= gangssprache, insoferne sie noch Konsonanten am Ende des Auslautes der einzelnen Wurzelformen duldet, während die beiden lezteren nur Vokale und Nasale im Auslaute gestatten. Sie steht also dem Ursprunge viel näher als die beiden anderen und es muß daher auf sie bei Erwägung der etwaigen Verwandtschaftsverhältnisse mit anderen Sprachen vor allem Rücksicht genommen werden. Wie viele Menschen chinesisch sprechen, läßt sich nicht angeben, denn genaues über die Bevölkerungsziffer ist nicht zu erfahren. Die Angaben schwanken sogar zwischen Hellwald, Naturgeschichte. II.

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200 und 537 Millionen Köpfen; sicher ist indes, daß China dichter bevölkert ist als die dichtesten Teile Europas und obendrein die Bevölkerung in raschem Wachsen begriffen ist, was zur Uebervölkerung führt. Lettere erzeugt eine ge= wiffe Gleichgültigkeit gegen das Leben, woraus sich wieder einzelne barbarische Sitten erklären. Sie erzeugt aber auch eine großartige Auswanderung, welche die Söhne des himmlischen Reiches nach allen Richtungen der Windrose zer

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streut. (F. Razel. Die chinesische Auswanderung. Breslau 1876. 8°.) Angesiedelt haben sich diese längs der Küste der Insel Hainan, an der Westküste Formosas, in den Königreichen Anam und Siam, in Französisch-Kochinchina, auf der Halbinsel Malakka, namentlich in Singapur, auf Java, der Prinz Walesinsel bis nach Ceylon, in Australien und mehreren Eilanden des Stillen Ozeans, endlich selbst an der Westküste Ameritas, in Kalifornien und Peru, wohin fie fich gleichwie nach Jamaika, nach den Zuckerinseln Mauritius und Reunion als „Kuli", d. h. als Arbeiter verdingen. Fleißiger, thätiger als die Eingeborenen haben die Chinesen fast überall, wo sie einmal festen Fuß faßten, Handel und Gewerbe in ihren Händen und repräsentieren die wohlhabendste Klasse der Be

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völkerung. In Ländern, wo Europäer und deren Nachkommen herrschen, wie in Kalifornien und Australien, haben sie allerdings eine solche glänzende Stellung nicht errungen, immerhin

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machen sie der europäischen Arbeit in sehr vielen Städten eine bedenkliche Kon= kurrenz, welche sogar legislatorische Maßnahmen gegen die chinesische Einwanderung veranlaßt hat. Da in ihrem weiten Vaterlande ohnehin fast alle Klimate vertreten sind, befizen die Chinesen mehr als andere Menschen die Fähigkeit, sich in den verschiedensten Zonen zu afflimatisieren. Ihre Absicht geht aber fast nirgends dahin, sich eine neue Heimat zu gründen, sondern stets streben sie mit ihren Ersparnissen nach dem alten Vaterlande zurückzukehren und lassen, falls der Tod fie in der Fremde überrascht, womöglich wenig= stens ihren Leichnam dahin zurückbringen. Auch wan=

Chinesischer Kuli (mit Esel).

dern fast bloß Männer aus und verbinden sich nicht mit den eingebornen Weibern. Die wenigen weiblichen Auswanderer führen meist ein zügelloses Leben.

Die Koreer.

Ungleich weniger bekannt, denn Chinesen und Japaner sind die Bewohner der gebirgigen Halbinsel Korea, welche durch das Weiße Gebirge von der nördlich liegenden Mandschurei getrennt wird und bis vor Kurzem nächst Tibet zu den verschloffensten Ländern der Erde zählte. Die Koreer find nun gleichfalls, wie die Chinesen, ein Mischvolk, nämlich einerseits Nachkommen der in der Geschichte Hochasiens wiederholt auftretenden Sien-pi, andererseits der im Süden Koreas anfäßigen San-pan. Ihre Nationalität und Sprache erhielten sie von

dem im zweiten Jahrhundert v. Chr. vom Norden her eingedrungenen Eroberervolke der Kao-li, welches die ganze Halbinsel unter seine Herrschaft brachte. Die Sprache Koreas ist eine mehrfilbige Stammsprache und steht zum Japa= nesischen und den uralaltaischen Sprachen in einem entfernten Verwandtschaftsverhältnisse. Die Koreer haben mongolischen Typus, ähneln aber mehr den Japanern, als den Chinesen. Sie sind von mittlerer Größe, ziemlich kräftig und ertragen viele Anstrengung. Die im Norden wohnenden sind die robustesten

und fast wild. Die abgerundeten Jochbeine treten stark hervor, die Nase ist am Steg eingedrückt, die Nasenflügel find breit, die Augen schwarz und schief nach innen geschlitt; der Wuchs ist schlank und kräftig, weit mehr wie bei den Nachbarvölkern.

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Gegenwärtig wird Korea von einer einheimischen Dynastie regiert, deren Oberhaupt den Titel König führt, aber der chinesischen Mand schudynastie tributpflichtig ist, von welcher er die Investitur erhält. Die alljährlich den Tribut nach Peking überbringende foreische Gesandtschaft hat vom Kaiser den Kalender zu empfangen, Bericht über die Familie des Königs und alle Begebenheiten zu erstatten. Der König darf die kaiserliche Farbe nicht tragen, auch keine Krone, die der des Kaisers ähnlich wäre, ist aber in seinem Lande ab soluter Monarch und hat Gewalt über Leben und Tod, auch der Edelsten. Er genießt fast göttliche Ver ehrung: es ist ein schweres Verbrechen, nur seinen Namen auszu sprechen. Er soll sich nur mit dem allgemeinen Wohl beschäftigen, über die Geseze wachen, das Volf dor Bedrückungen der großen Würdenträger schüßen. In der Regel aber ist der König ein Faulenzer, verderbt, ausgemergelt, vor der Zeit gealtert, verdummt und unfähig, schon von seinem 12. Jahre an im Harem lebend. An seiner Stelle regieren ehrgeizige Minister mit fast unumschränkter Gewalt. Stirbt der König, so muß jeder Mann im Lande 27 Monate lang trauern; ebenso lange unterbleiben alle öffentlichen Vergnügungen. Das Volk der Koreer ist nichts und mischt fich in nichts. Durch die Korea eigentümliche, aber nicht auf religiösen, sondern lediglich auf politischen Ursachen beruhende Kasteneinteilung haben nur die Adeligen die Macht in Händen und kümmern sich um das Volk nur insofern, als sie es drücken und aus saugen. Der Adel ist erblich; die Adeligen sind nicht militärpflichtig, unverleklich und tragen als Kennzeichen eine Müze aus Pferdehaar. Sie betragen sich durchweg tyran nisch, erpressen Geld, wenn sie deffen bedürfen, Anleihen und Kaufsummen bezahlen sie nicht. Jeden Mangel an Respekt bestrafen sie graufam. Von dieser Landplage stammen alle Mißbräuche des Landes. Obwohl heutzutage ein großer Teil der Adeligen im größten Elend lebt, so würden sie sich doch nie zu einer Arbeit entschließen. Der höhere Adel zerfällt in die zwei Rangklassen des Zivil- und des Militäradels, von welchen jedoch der

Bewohner von Korea.

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